Rock In Concert
Bericht vom Rock In Concert Open Air 2011 in Weismain
Konzertbericht
MISFITS
Nach dem Punk ‚N‘ Roll von THE BONES ziehen nun (thematisch) dunkle Wolken am Himmel auf, es ist Zeit für eine Fahrt auf der Geisterbahn. Eric „Goat“ Arces‘ Bassdrums würden vollkommen reichen, die nächste Band anzukündigen denn es gibt wohl niemanden, der das Logo der Horrorpunk-Legende nicht kennt. Da vielleicht nicht jeder das Drumset sehen kann, gibt es aber noch ein riesiges giftgrünes Backdrop, das in blutroten Lettern den Namen der nächsten Band verkündet: Es ist Zeit für die MISFITS.
Es betreten die Bühne ein himmelblau geschminkter Dez Cadena, Goat mit fiesen überdimensierten Zähnen und Jerry Only mit einem halben Kajalstift im Gesicht. So gehört sich das, so machen Songs wie „Halloween“ und „Six Pack“ Spaß. Entsprechend geht es vor der Bühne zu, aber auch von der Tribüne wird das Spektakel interessiert beobachtet. (Andrea)
DANKO JONES
Nachdem die alte Horrorfilmkiste wieder zugeklappt wurde, ist es Zeit für den Actionfilm-Blockbuster. DANKO JONES sind zwar auch nur drei Musiker auf einer viel zu großen Bühne, füllen diese aber durch mehr Bewegung deutlich besser aus als die MISFITS. John Calabrese wie üblich mit breitem Grinsen das Publikum anfeuernd – singt bei „First Date“ und „I Think Bad Thoughts“ eigentlich irgendwer nicht mit? Abgesehen von jenen natürlich, die die Attitüde von Mr. Danko Jones nicht ausstehen können. Es soll ja Leute geben, die mit den ausgiebigen Grimassen „er kann nicht nur Zunge sondern auch Lippe“ nicht warm werden und sich genauso ungerne von der Bühne anpöbeln lassen. Danko Jones findet aber immer etwas, das für seine rüpelhaften Ansagen herhalten muss und wenn es nur – wie heute – der Dreck auf seinem Mikrofon ist.
Was er sich natürlich auch nicht nehmen lässt, ist, das Publikum für MOTÖRHEAD jubeln zu lassen. Feuern die meisten Bands das Publikum für vier oder fünf Bands an, scheint es für den Kanadier nur ein Highlight zu geben, das auch auf den meisten T-Shirts vor der Bühne zu lesen ist. Es wird einfach immer wieder klar, dass dieser Tag ganz im Zeichen von Mr. Kilmister steht. Vorher gibt es aber noch die BROILERS und ALICE COOPER. (Andrea)
BROILERS
Die BROILERS begrüßen die Festivalbesucher mit einem riesigen Backdrop in den Farben des neuen Albums „Santa Muerte“ (dt.: „Heiliger Tod“), das eine Woche zuvor erschienen ist. Die acht Musiker heizen dem Publikum, das plötzlich einen höheren Frauenanteil und nur noch ein Durchschnittalter von 20 Jahren aufzuweisen scheint, vom ersten Song an mächtig ein. Im Pit brodelt es, es schwappt das Bier aus den Bechern, und man knipst die schönsten facebook-Bilder mit der Band im Hintergrund.
Auf der Bühne ist die Stimmung ähnlich gut: „Auch wir gehen nun ins Wochenende und was heißt das? Saufen!“ Nur die Tribüne lässt sich nicht so recht zum Mitmachen ermuntern, auch wenn Sammy es oft genug probiert, sie zum Tanzen oder zumindest zum Mitklatschen zu bewegen. Trotzdem ist der Auftritt ein voller Erfolg, wenn auch weniger in Punk- doch mehr in Ballermann-Manier? (Katherina)
ALICE COOPER
Langsam beginnt es zu dunkeln, und bereits die „Dosenmusik“ bereitet die Zuschauer auf den nächsten Act vor. Der Vorhang fällt, und Alice Cooper begrüßt die tobende Menge von einem hohen Podest aus mit „The Black Widow“. Dann begibt er sich nach unten, entledigt sich seines Mantels und liefert das perfekte Hitfeuerwerk zur Horrorshow: „I’m Eighteen“, „No More Mr. Nice Guy“, „Billion Dollar Babies“, wobei er Dollarnoten mit eigenem Antlitz ins Publikum flattern lässt. Ruhigere Töne schlägt er mit „Is It My Body“ und „Only Women Bleed“ an. Den brutalen Text untermalt er mit einer Schändungsperformance an einer aufblasbaren Gummipuppe. Es beginnt zu regnen. Doch ein kurzer Tonausfall bei „Feed My Frankenstein“ soll die einzige Panne in diesem perfekten Auftritt bleiben.
Der Höhepunkt an Publikumsbegeisterung ist wohl bei „Poison“ erreicht. Zwar sind die theatralischen Einlagen etwas eingeschränkt worden, die Leute können allerdings der Köpfung des Schockrockers mittels Guillotine bei „Wicked Young Man“ beiwohnen. Zu „School’s Out“ lässt man die riesigen bunten Ballons zerplatzen und den Refrain aus Pink Floyds „Another Brick In The Wall“ in den Song einfließen. Alle 6 000 Besucher scheinen mitzusingen. Eine schöne Verbeugung eines großen Mannes vor einer großen Band. Zur Zugabe „Elected“ rauscht Alice im glitzernden Silberfrack mit einer Deutschland-Flagge über die Bühne, es regnet nun auch noch Konfetti. Dann wird es dunkel, das Theater ist vorüber, die Menge bleibt begeistert zurück, denn es geht ja noch weiter.
MOTÖRHEAD
Nun wartet man auf MOTÖRHEAD. Der Headliner des ersten Tages lässt sich ein wenig bitten, doch dann erschallt endlich Lemmy Kilmisters kratzige Stimme in der Stille „Guten Abend. Sorry for the weather. We are Motörhead and we play Rock’n’Roll.“ Und das machen sie dann auch. Eben jenes Wetter ist beinahe vergessen, wenn diese Legende einem Song um Song, Klassiker wie neues Material, um die Ohren haut. Vor der Bühne ist die Hölle los, regelmäßig fluten die Scheinwerfer das dortige Brodeln und die vom Bühnendach herabströmenden Wassermassen. Die Fotografen im Graben sind nicht zu beneiden. Es heißt sogar, einer hätte sich über seinen leeren Akku gefreut. Doch die Fans sind nicht kleinzukriegen. Lemmys Befehl „Hands up!“ sorgt für eine wunderbare Impression aus Tausenden erhobenen Armen. „In The Name Of Tragedy“ wird mit einem Drumsolo aufgepeppt, und Mr. Kilmister macht immer wieder gerne seine punktgenauen Ansagen: „This is a song about politicians: „Just ‚Cos You Got The Power“, that don’t mean you got the right.“ Die Leute kreisen komplett aus, springen und brüllen ihre Polit-Frustration heraus.
Der Höhepunkt ist natürlich das legendäre „Ace Of Spades“, das allerdings etwas früh dargeboten wird. Der verwirrte Blick auf die Uhr bestätigt, dass erst rund eineinviertel Stunden vorüber sind. Doch die Band geht von der Bühne, kommt allerdings für den endgültigen „Overkill“ noch mal heraus. Lemmy bedankt sich, dass das Publikum trotz des Regens dasteht und sie sehen will, proklamiert nochmals „We are MOTÖRHEAD and we play…“ Jaja. Es gibt noch Pleks und eine nette Verbeugung in Begleitung des Outros, doch ist bei aller Manie auch eine gewisse Verwunderung zu spüren. Weit vor 01:00 Uhr ist die Show beendet, manch ein Fan mag angesichts des geplanten Zwei-Stunden-Auftritts enttäuscht sein, was aber nicht MOTÖRHEAD vorzuwerfen ist, denn die spielen bekanntlich selten länger als 90 Minuten. (Katherina)
Mehr Fotos vom Freitag findet Ihr auf www.deceitful-tranquillity.de.
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