Rock im Park
Der große Festivalbericht vom Rock im Park 2014 in Nürnberg

Konzertbericht

Billing: Alter Bridge, Anthrax, Avenged Sevenfold, Heaven Shall Burn, Iron Maiden, Linkin Park, Mastodon, Metallica, Nine Inch Nails, Opeth, Pennywise, Queens Of The Stone Age, Rob Zombie, Slayer, The Offspring und Trivium
Konzert vom 2014-06-06 | Zeppelinfeld, Nürnberg

Montag, 09. Juni

The same procedure as every day: Sonne satt, leichtbekleidete betrunkene Menschen, und dazu reichlich Leckerlis auf den Bühnen, die für ekstatische Tanzeinlagen der etwas anderen Art sorgen. Das erste davon für uns ist an diesem finalen Festivaltag TRIVIUM um kurz vor vier auf der Centerstage. Eröffnet wird der lustige Reigen aus Mosh- und Circlepits mit „Brave This Storm“, einem Lied vom aktuellen Album „Vengeance Falls“.  Dem schließt sich mit „Built To Fall“ eine erfolgreichen Single von „In Waves“ an. Anschließend fragt Sänger Matthew Heafy in gut verständlichem Deutsch: „Wie geht es euch“? Die Antwort ist ihm nicht eindeutig genug, also sagt er „Nein!“ und schreit die Frage erneut, woraufhin er ein ohrenbetäubendes Geschrei als Antwort erhält. Die üblichen Spielchen, so auch das: Da Trivium tags zuvor bei Rock am Ring gespielt haben, stellt die Band nun einen direkten Vergleich der Leistungen der Zuschauer an: Wer geht besser ab? Und trotz der brennenden Sonne wird natürlich alles gegeben um den kleinen Wettstreit zu gewinnen. Mit der Thrash-Kanone „Anthem (We Are The Fire)“ und „Down From The Sky“ liefern sie noch ein paar besondere Schmankerl ab, und mit „In Waves“ ist dieser TRIVIUM-Gig Geschichte.

Weiter gehts auf der Centerstage mit FALLING IN REVERSE aus der Gambler-Metropole Las Vegas. Man mische eine ordentliche Portion Metalcore inklusive der üblichen Screams und Growls mit poppigem Gesang, füge dem eine Prise Post-Hardcore hinzu und hat in etwa den Musikstil getroffen. Zelebriert wird ein munteres Potpourri aus den beiden Alben „The Drug In Me Is You“ und „Fashionably Late“.

Centerstage die nächste: Die Melodic-Punks von PENNYWISE aus Kalifornien, benannt nach dem Clown aus Stephen Kings „Es“ und mittlerweile auch schon 26 Jahre am Start, geben sich die Ehre. Und noch immer sind sie gut aufgelegt wie junge Hüpfer. „Pennywise“ heißt auch der flotte musikalische Opener, und die Menge geht so mit, dass sich Sänger Jim Lindberg erstmal eine Kamera von einem Fotografen im Graben schnappt und kurzerhand einige Fotos von der Bühne schießt. „Is it a little hot out there? Free beer is what you need“ meint er dann, und recht hat der Mann. Trotz des zuckersüßen, eingängigen Skater-Sounds verstecken sich auch einige ernste Themen im Repertoire: „My Own Country“ handelt etwa von den miserablen Zuständen in der Regierung, die man sich nicht gefallen lassen sollte. Fünfzehn Jahre alt, aber wohl auf ewig aktuell. Mitten im Set schlägt Lindberg spontan vor, ein Cover einer Band zu spielen, deren Shirt jemand aus dem Publikum trägt. Selbiges  darf sich aus verschiedenen Vorschlägen eine Band aussuchen und entscheidet sich für Nirvana, was zu einer netten Version von deren „Territorial Pissings“ führt. Nach einer Stunde geht der Spaß mit „Bro Hymn“ zu Ende.

Rock im Park

Danach schnappen wir kurz ein paar Songs der BABYSHAMBLES auf der Alternastage auf, wo „Skandalrocker“ Pete Doherty wie üblich nicht allzu gesund aussieht (Musiker und Drogen, das alte Thema): graue Haare und aschfahle Haut, ausdruckslose Mimik, Kippe im Mundwinkel und irgendwie völlig teilnahmslos wirkend. Ojemine. Er zieht zwar durchaus gekonnt sein Set durch, scheint aber bisweilen Mühe zu haben, die Zeilen irgendwie herauszupressen. Da ist ein Künstler, der dringend Hilfe braucht! Nach „Delivery“, „Nothing Comes To Nothing“, „Seven Shades“ und „Beg, Steal Or Borrow“ haben wir genug gesehen und trollen uns wieder zur Centerstage.

Rock im Park

Das kalifornische Punk-Quartett THE OFFSPRING hatte vor zwanzig Jahren seinen internationalen Durchbruch mit dem Album „Smash“, das nur so gespickt ist mit prägnanten schnellen Schrammelgitarren-Hits samt Ohrwurm-Refrains. Und wenn schon mal Jubiläum ist: warum nicht gleich das ganze Album nochmal live spielen? Gute Idee, finden auch zehntausende Fans, die zu Songperlen wie „Nitro“, „Come Out And Play“, „Bad Habit“ oder „Self Esteem“ abgehen wie Schmidts Katze. Die beiden Protagonisten im Fokus sind klar Bryan „Dexter“ Holland mit seinem durchdringenden, leicht quengeligen und unverwechselbaren Organ, und Kevin „Noodles“ Wasserman, der die klassischen Punk-Riffs in Serie und hier und da mal einen Ska-Offbeater rausschleudert und auch optisch mit seiner schwarz-weiß gescheckten „Stinktier-Lookalike“-Frisur heraussticht.

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Labertaschen sind sie nicht gerade, ein „Okay“ oder „Alright“ zwischen den Songs muss genügen. Was aber wieder angenehm auffällt, wenn man im Lauf eines Wochenendes 50 mal die üblichen Lobhudeleien vernommen hat à la „We love you“ und „You are fucking awesome“. Irgendwann ist die komplette „Smash“-Scheibe durch, aber es gibt ja noch andere (aktuellere) Smash-Hits a la „All I Want“, „Why Don’t You Get A Job“ oder „Pretty Fly (For A White Guy)“, die abgefeuert und abgefeiert werden.

Eine andere Punk-Perle namens AGAINST ME! geht aufgrund der ganzen parallelen Action leider etwas unter, aber wir erhaschen noch einen kleinen Eindruck von Ihnen auf der Clubstage, der Lust auf mehr gemacht hätte.

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Dann ist es soweit: IRON MAIDEN, die Ikonen der New Wave Of British Heavy Metal und Inbegriff einer legendären Stadionband, schicken sich an, ein wie üblich spektakuläres Konzert zu spielen. Allein für die zweistöckige Deko wird die gesamte Fläche der 51 Meter breiten Hauptbühne in Beschlag genommen. Und wer MAIDEN jemals live gesehen hat, weiß, dass die Musiker diesen Raum auch ausnutzen. Los geht’s mit „Moonchild“, „Can I Play With Madness“ und „The Prisoner“, wobei vor allem Bruce Dickinson und Basser Steve Harris, der nach wie vor zu den besten seiner Zunft weltweit zählt, reichlich Kilometer auf den beiden Bühnen-Ebenen absolvieren. Es wird das letzte Konzert in Deutschland für mehrere Jahre sein, verkündet Dickinson, bevor es mit „2 Minutes To Midnight“, „Revelations“ und „The Trooper“ weitergeht. Stimmung und Show sind superb, besonders bei dem folgenden Hit „The Number Of The Beast“.

Die drei Gitarristen Dave Murray, Adrian Smith und Janick Gers duellieren sich scheinbar mühelos mit komplexen Soli in Hochgeschwindigkeit, zig Lichtstrahlen streuen in die Menge, Feuersäulen schießen in die Höhe; und einige Stücke später zu dem Klassiker „Run To The Hills“ gesellt sich schließlich auch das überdimensionale Maskottchen Eddie auf die Bühne. Er wird noch öfter in allen möglichen Farben und Formen erscheinen. Dazu immer wieder, fast schon inflationär, Dickinson Forderung „Scream for me Nuremberg“ mit dem entsprechenden Echo in Orkanstärke. Intensiv gerät die Hymne „Fear Of The Dark“, bei der das Publikum Dickinson trotz dessen paarhundertausend Watt Ton überstimmt, und mit „Iron Maiden“ aus längst vergangenen Anfangstagen endet das reguläre Set.

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Der Zugabenteil beginnt mit Luftkampfbildern aus dem Zweiten Weltkrieg auf den LED-Screens, Churchill’s Speech ertönt, und es geht weiter mit „Aces High“, zu dem Dickinson in Fliegerledermütze die englische Fahne schwenkt. Mit „The Evil That Men Do“ und „Sanctuary“ endet die Show, Nicko McBrain, der großartig getrommelt hat, latscht in Flip-Flops vor die schweißgebadete Menge und beliefert sie mit Souvenirs in Form von Drumsticks, es hagelt Plektren, und zu Monthy Pythons „Always Look On The Bright Side Of Life“ verlassen die Gladiatoren die Arena. Erholt Euch gut in Eurer Tourpause, schreibt ein paar neue Klassiker, und dann auf bald mal wieder live!

Zum Ausklang lauschen wir noch ein wenig den Hardcore-Ikonen von BOYSETSFIRE in der Clubstage, aber die Hitze und das proppenvolle Programm fordern schließlich ihren Tribut.

Zum Schluss ein kleines Fazit: Das Line-Up von Rock im Park 2014 war natürlich ein amtlicher Burner, der schwerlich zu toppen ist, und wirklich enttäuscht hat uns keine der Bands, stattdessen gab es reihenweise Highlights zu erleben. Trotz der Hitze war die Stimmung entsprechend aufgeladen, aber stets friedlich. Außer ein paar kleineren Keilereien und Diebstählen, die nicht ausbleiben bei einem solchen Mammutevent, hatte die Polizei nicht viel zu beanstanden, und auch die Feuerwehr konnte außer ein paar kleinen Grill-Unfällen und dem Retten einer Entenfamilie ein recht sorgenfreies Pfingsten erleben. Auf den Zeltplätzen und den diversen DJ-Spots ging es gewohnt turbulent zu, sprich: alle Elemente eines Top-Festivals waren vorhanden. Im Gegensatz zum Zwillings-Festival „Rock am Ring“, das sich künftig eine neue Bleibe suchen muss, findet Rock im Park auch nächstes Jahr in Nürnberg statt. Wir freuen uns darauf!

Text und Fotos: Heiko Weigelt
Gastautor: Uwe Breidenbach

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16.06.2014

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