Rock im Park
Der große Festivalbericht vom 20. Rock im Park 2015
Konzertbericht
Zweiter Tag: Samstag, 06. Juni
Wir lassen den Tag mit alten Punkrock-Heroen beginnen: BAD RELIGION, 1980 in Los Angeles gegründet, waren und sind nach wie vor Meister darin, Gesellschaftskritik in schrammelige Ohrwurm-Hymnen zu gießen. Sie begrüßen ihre Fans ausgerechnet mit dem kurzen Song „Fuck You“, dann folgen Schlag auf Schlag Klassiker wie „I Want to Conquer the World“, „21st Century Digital Boy“ oder „Generator“. Sänger Greg Graffin ist sicherlich keine Frontsau, der promovierte Evolutionsbiologe ist ein eher stiller Vertreter der Punkrockzunft. „Sophisticated“ eben. Es braucht aber auch gar keinen Hampelmann auf der Bühne, wenn man über eine unverwechselbare Stimme, großartige Hits und intelligente Texte verfügt – das zündet auch ohne Posen. Zum Abschluss wird mit „American Jesus“ noch ein letzter bissiger Text in einen prägnanten Smashhit verpackt und der Sechser erntet seinen verdienten Applaus.
Nach dem Monty-Python-Motto „And now to something completely different“ switchen wir kurz rüber zur Zeppelin Stage, wo die BROILERS mächtig Dampf machen: „Nur nach vorne gehen“ heißt ein Song auf ihrem aktuellen Album, und das ist auch die passende Losung für das Konzert. „Noir“ heißt die Scheibe, und in Anspielung darauf prangt am hinteren Teil der Bühne der Schriftzug „BROILERS Noir Beach Club“ aus roten und weißen Neonröhren. Die Düsseldorfer frönen einem flotten und äußerst partykompatiblen Mischmasch aus Oi-Punk, Ska und Rockabilly mit deutschen Texten, der geradezu geschaffen ist für wüsten Pogo und lautes Mitgrölen, und genau das passiert auch während der ersten fünf Stücke, die wir miterleben: „Zurück zum Beton“, „In 80 Tagen um die Welt“, „Wo es hingeht“, „Ist da jemand?“ und „Harter Weg (Go!)“. Aber das Leben stellt einen ständig vor Entscheidungen, und unsere fällt dergestalt aus, auf ein anderes Konzert zur Alternarena zu wechseln, das mindestens ebenso stimmungsvoll ausfallen dürfte, aber eher unserem Geschmack entspricht.
Dort angekommen platzt die Hütte mit über 10.000 Besuchern fast aus allen Nähten, doch obwohl alle drei Ränge der Arena freigegeben und dicht gefüllt sind, stehen trotzdem noch mehrere Hundert vor dem abgesperrten Zugang. Auslöser des enormen Andrangs sind die Waliser SKINDRED, deren Musik sich aus zahlreichen Genre-Zitaten speist, darunter Metal, Rock, Rap, Punk und Reggae, um nur einige zu nennen. Durch die Überschneidung mit den BROILERS und den Anmarsch durchs Gedrängel haben wir leider den Anfang verpasst, aber was wir noch mitbekommen darf getrost als eines der Highlights auf dem Festival gelten. Die Luftfeuchtigkeit gleicht einer Sauna, weil der Fünfer um Sänger Benji Webbe die zigtausend Leute schier zum Ausrasten bringt. Eine Wahnsinns-Atmosphäre! Sie kredenzen unter anderem „Rat Race“, „Pressure“ oder „Ninja“ und überbrücken die Übergänge mit kurzen Ausschnitten bekannter Klassiker wie „Sad But True“ von Metallica oder „Smack My Bitch Up“ von THE PRODIGY. Dann folgt mit „Warning“ auch schon der letzte Song, der aber immerhin standesgemäß nochmal ein Ausrufezeichen setzt: fast alle nassgeschwitzten Fans unten auf der Ebene ziehen sich ihr T-Shirt aus und knien sich hin, Frontmann Webbe zählt an und auf Drei springen alle auf und machen mit ihren T-Shirts bis zum letzten Takt den „Helikopter“ und springen dazu umher. Ein beeindruckender Anblick und ein Konzert, das definitiv Lust auf einen Nachschlag zu einer späteren Zeit an einem anderen Ort gemacht hat.
Zurück zur Zeppelin Stage: der Schrittzähler auf dem Handy geht auf die 30.000 zu, kein Wunder, dass wir trotz reichlich Gerstensaft kein bisschen betrunken sind bei den zurückgelegten Distanzen. Dort angekommen erwartet uns eine große Hymnen-Dichte, denn die vier Musiker von RISE AGAINST haben mehr als genug davon im Repertoire. Auf der Bühne stehen um das Schlagzeug herum vier riesige Buchstaben: „RISE“. Den Hintergrund ziert ein weißes Banner, auf dem viermal nebeneinander das Logo der Band prangt. Kurz vor sieben kann die Party beginnen: Tim McIlrath (Gesang, Gitarre), Joe Principe (Bass), Brandon Barnes (Drums) und Zach Blair (Leadgitarre) rennen auf die riesige, 51 Meter breite Stage und starten ihr Set mit „The Great Die-Off“. Vor derselben wimmelt es wie in einem Ameisenhaufen – wie schon gestern die Beatsteaks ist auch der heutige Anheizer für den Tagesheadliner eine perfekte Wahl, denn gut 50.000 drängeln sich dicht zusammen und feiern restlos alles, was sie in den nächsten anderthalb Stunden an prägnanten Punk-/Hardcore-Oden serviert bekommen. Darunter etwa „The Good Left Undone“, „Prayer Of The Refugee“, „Satellite“, „Give It All“ oder „Survive“. Ruhigere Songs wie „Make It Stop“ werden inbrünstig aus tausenden Kehlen mitgeschmettert, schnellere und ungestümere Stücke wie „Collapse“ führen zu gewaltigen Circle Pits. Als gerade die Hit-Single „Help Is On The Way“ angestimmt wird, begeben wir uns wieder auf Wanderschaft zur Alternarena, und erhaschen auf dem Weg die Treppen des Zeppelinfeldes hinauf nochmal einen ziemlich beeindruckenden Ausblick auf das Heer an zappelnden Menschen.
Auch die Arena ist mit dem mengenmäßigen Äquivalent einer Kleinstadt gefüllt, wo ALL THAT REMAINS vor Kurzem ihr Seit begonnen haben. Das Quintett aus Springfield, Massachusetts liefert von einer schlicht in schwarz gehaltenen Bühne aus einen energiegeladenen Querschnitt der letzten fünf Alben mit Songs, die zwischen Melodic Deathmetal und Metalcore changieren, schnörkellos und ohne große Ansagen dazwischen. Mehr als die Hälfte davon besteht aus den Single-Auskopplungen wie „What If I Was Nothing“, „The Last Time“ oder zum krönenden Abschluss „Two Weeks“. Wir gönnen uns danach ein halbes Stündchen Pause, dann steht mal wieder eine schwierige Entscheidung an: DIE TOTEN HOSEN und MARILYN MANSON spielen parallel auf der Zeppelin- und Park Stage. Wir teilen uns auf und werden beide jeweils ein spannendes Konzert sowohl erleben als auch verpassen.
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[Dem schließt sich „Everything’s Gone“ an, und es wird das einzige Stück vom aktuellen Album „Siren Charms“ bleiben. Stattdessen kredenzen sie einen gut ausgewählten Mix ihrer älteren Alben, darunter „Where the Dead Ships Dwell“, „Rusted Nail“, „Through Oblivion“ oder „Deliver Us“.]
In diesem Satz ist viel zu viel falsch:
1. Alle genannten Lieder sind von den aktuellsten beiden Alben
2. Rusted Nail und Through Oblivion (beide von Siren Charms) wurden nicht gespielt
Bitte ausbessern!