Rock im Park 2019
Strahlender Sonnenschein und eine stilistische Breite sondergleichen
Konzertbericht
Rock im Park 2019 – Samstag, 8. Juni
So richtig in die Vollen geht’s am heutigen Tage erstmals in Form von GODSMACK auf der Zeppelin Stage. Die Bostoner liefern ein druckvolles, treibendes Konzert ab im Spannungsfeld zwischen Hard Rock und Metal, garniert mit ausgedehnten Drumpassagen und prägnanten Riffs. Unter den acht Songs, die sie spielen, sticht vor allem das grandios inszenierte „Whatever“ hervor sowie eine Version von „Batalla De Los Tambores“, das mit eingestreuten Versatzstücken aus „Back In Black“ (AC/DC), „Walk This Way“ (AEROSMITH) und „Enter Sandman“ (METALLICA) aufgepeppt und verlängert wird. „I Stand Alone“ beschert dann den runden Abschluss.
Anschließend geht’s erstmals in diesem Jahr von Open Air zu Indoor in die Alternarena, wo ADAM ANGST Punkrock mit deutschen Texten der intelligenteren Art zelebrieren. Statt flauer Parolen gibt’s hier knackig formulierte Sozialkritik, untermalt von rotzigen Gitarren, galoppierenden Rhythmen und all das mit Verve und Biss dargeboten. Sie haben sich, vor allem mit ihrem ersten von zwei Alben, aus dem Stand heraus eine treue Fanbase erspielt, von denen offensichtlich viele hier vor Ort sind und jeden Song abfeiern, und das konsequent vom Opener „Der Beginn Von Etwas Ganz Großem“ bis hin zum letzten Stück „Frieda Und Die Bomben“.
AMON AMARTH sind bekanntlich live eine Bank, und das beweisen die sympathischen schwedischen Wikinger um Frontgrowler Johan Hegg heute ein weiteres Mal auf der Zeppelin Stage, wo ihr Melodic Death Metal mit einem riesigen begehbaren Schädel, martialischen Backdrops und reichlich Feuerfontänen in Szene gesetzt wird. Sie haben natürlich einige neue Songs vom aktuellen Album „Berserker“ im Gepäck, das hierzulande ad hoc Platz eins der Charts erklomm, etwa „Shield Wall“ oder „Raven’s Flight“, zu denen sich Klassiker wie „Deceiver Of The Gods“, „Guardians Of Asgaard“ oder „Twilight Of The Thunder God“ gesellen. Der Sound ist – selbst aus weiter Entfernung – nahezu perfekt und so wird die Stunde Spielzeit zum Hochgenuss für alle Headbanger vor Ort. All thumbs up, oder besser: „Raise Your Horns“.
Wie man einen knackigen Auftritt hinlegt wissen auch THE STRUTS, von denen noch einige Songs in der Alternarena erhascht werden. Sänger Luke Spiller ist ein Energiebündel vor dem Herrn, er hat die Menge jederzeit voll im Griff und stachelt sie mit Erfolg zum kollektiven Ausrasten an – alleine für seine Performance ist das Konzert sehenswert. Hörenswert ist es obendrein, denn auch der sleazige Glam Rock des Quartetts weiß zu zünden. Zünden ist auch das Stichwort für den Auftritt von THE BOSS HOSS, zu dem zwischenzeitlich gewechselt wird – auch hier springt der Funke über, insbesondere beim Finale Grande der sieben Berliner Country-Rocker mit dem Dolly-Parton-Cover „Jolene“, dem größten eigenen Hit „Don’t Gimme That“ und dem Cameo-Cover „Word Up“. Passend dazu gibt’s eine ausgelassene Masse vor der Bühne zu sehen, zahlreiche Mädels aus dem Publikum auf derselben und Sänger Alec Völkel surfend singend auf den Händen der Crowd.
Wieder Bühnenwechsel retour zur Alternarena, wo die Berliner Proto- / Stoner- / Psychedelic-Rocker von KADAVAR ihren Auftritt mit „Skeleton Blues“ starten. Wie üblich ist das Trio überwiegend in dunkles Licht getaucht, und steht auf einer Linie nebeneinander mit dem dauerheadbangenden Drummer Christoph „Tiger“ Bartelt in der Mitte. Ihr staubtrockener, doomiger Sound irgendwo zwischen BLACK SABBATH und PENTAGRAM tritt kräftig Arsch, wozu ausgiebig in den vorderen Reihen gemosht wird.
Nach einigen Songs geht’s rüber zur Zeppelin Stage, um den Gig von TENACIOUS D mitzunehmen. Die beiden sowohl schauspielernden wie musizierenden Kyle Gass und Jack Black samt Band liefern das, was man von ihnen erwartet: eine Mischung aus coolen Songs wie „Beelzeboss (The Final Showdown)“, „Dude (I Totally Miss You)“ oder „Fuck Her Gently“, kombiniert mit einem hohen Comedy-Faktor inklusive launigen Zoten, bizarren Gesten und Grimassen sowie eingestreuten Filmsequenzen. Wie immer ein audiovisueller Leckerbissen, der einen phasenweise mitrocken und im nächsten Moment breit grinsen lässt.
Um sich die weiten Wege bei der großen Hitze zu sparen, verbleiben viele Besucher im Anschluss direkt on der Zeppeling Stage, wo bald darauf SLIPKNOT als Headliner des zweiten Festivaltags aufspielen. Um es vorwegzunehmen: Auch nachdem die Band bereits zigmal live erlebt wurde, auch schon im Rahmen dieses Festivals (jedoch auf der kleineren Bühne), und sie immer spektakulär waren, lässt sich vorwegnehmend festhalten, dass der diesjährige Autritt großes Kino sondergleichen ist. Warum? Im Prinzip ist es ein Konzert wie jedes andere der Band aus Iowa, mit herausragendem Drumteppich auf zwei Podesten, den üblichen (aber neu gestalteten) Serienmördermasken, Corey Taylors facettenreichem Gesang, beeindruckender Lichtershow, Energie ohne Ende auf und vor der Bühne, usw. Aber es sind eben Details wie der unglaublich druckvolle Sound und diese riesige, völlig ausrastende Menschenmasse, die das Spektakel auf ein gefühlt höheres Level hieven. Die acht Maskenmänner servieren gleich mal „People=Shit“ zum Auftakt, und die Freude der Meute ist deutlich zu spüren. SLIPKNOT liefern alle relevanten Granaten ab wie „Psychosocial“, „Spit It Out“, „Surfacing“ oder „Duality“ und liefern eine bombastische Show ab, die als persönliches Highlight des diesjährigen Festivals gewertet werden darf. Hier passte einfach alles, wie schon erwähnt: ganz großes Kino!
Diesem folgt leider ein kleiner Abturner, denn die eigentlich großartigen EAGLES OF DEATHMETAL in der schier berstenden Alternarena haben mit einem breiigen, halligen Sound zu kämpfen, der fies in den Ohrmuscheln dröhnt. Der amerikanische Stoner-/Garage-Rock-Vierer gibt alles und die Stimmung lässt sich ebenfalls, aber nach den ersten vier Songs „Shasta Beast“, „Don’t Speak (I Came to Make a Bang!)“, „Anything ‚Cept the Truth“ und „Complexity“ reicht es mit dem Sound in der saunaesken Halle. Schade drum!
Vor der Park Stage steht das Tagesprogramm ganz im Zeichen des HipHop. Am Abend gibt’s zwei Großmeister des deutschen HipHop in Gestalt von MARTERIA & CASPER zu sehen, die auch gleich die immense Menschenmenge von der ersten bis zur letzten Reihe in Bewegung halten. Zu sehen gibt’s „Endboss“ (MARTERIA), „Auf Und Davon“ (CASPER) und „Scotty Beam Mich Hoch“ (MARTERIA), die sich zu einer durchaus beeindruckenden Performance beitragen.
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