Rock im Park
Der Festivalbericht mit Bildergalerie
Konzertbericht
1. Tag Rock im Park – FREITAG, 2. JUNI
Bei sommerlichen 28 Grad Celsius sorgt der texanische Rapper MACHINE GUN KELLY kurz nach Mittag auf der Park Stage für einen stimmungsvollen Auftakt; parallel dazu liefern die DONOTS auf der Zeppelin Stage ein mitreißendes Punk-Set inklusive ihres Smash-Hits „Stop The Clocks“, den Krachern „Dann ohne mich“ und „Keiner kommt hier lebend raus“, diversen inbrünstigen Statements gegen Nazis (Sänger Ingo Knollmann: „Damit wäre die wichtigste Message des heutigen Tages abgefrühstückt“) und einem Cover von TWISTED SISTER zum Abschluss in Form von „We’re Not Gonna Take It“.
Mit Punkrock geht’s auf der Zeppelin Stage weiter in Form von SUM 41, die vor ein paar Jahren noch einen Headliner-Slot bei Rock im Park innehatten. Die Kanadier zelebrieren ihren schwungvollen Mix aus rotzigen Gitarren, eingängigen Hooks und zuckersüßen, melodischen Refrains und liefern einen bunten Reigen ihrer bekanntesten Hits, beginnend mit „The Hell Song“. Stets begleitet von Circle Pits und Crowdsurfern folgen unter anderem „Makes No Difference“, „We’re All To Blame“ (das auch vom „Godzilla“-Soundtrack bekannt ist) oder „Pieces“. Dazwischen eingestreut werden mehrere kurz angespielte Covers wie „Paranoid“ (BLACK SABBATH) oder „Master Of Puppets“ (METALLICA), um schließlich mit einem fetten Ausrufezeichen in Form von „Fat Lip“ den Gig zu beenden.
Zurück vor der Park Stage können noch ein paar Songs des HipHop-Trios DAT ADAM erhascht werden, die für ihren Mix aus drückenden, organischen Beats, eingängigen Flows und markanten Raps von der Menge abgefeiert werden, um dann zur Alternarena zu wechseln. Dort kombiniert das britische Trio RAVENEYE um Mastermind Oli Brown seinen mehrstimmigen, blues-angehauchten Powerrock mit treibenden Gitarrenriffs, donnernden Drums und einer energiegeladenen Show, die von einem mächtigen Circle Pit und reichlich Headbanging seitens der Crowd gewürdigt wird – ein starker Auftritt, der nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Nach diesem „Raben“ folgt am selben Ort ein weiterer: THE RAVEN AGE erklimmen die Bühne der Alternarena, und mit dabei ist der Sprössling eines Metal-Promis – George Harris am Sechssaiter ist der Sohn eines gewissen Steve Harris‘, seines Zeichens Bassist von IRON MAIDEN. Die Engländer legen mit „Darkness Will Rise“ los, dem Opener vom gleichnamigen Album, von dem sie insgesamt sieben Songs spielen. Wie ihre „Raben“-Vorgänger sorgen auch sie mit ihrem schnickschnackfreien Modern Melodic Metal, der dezent an BULLET FOR MY VALENTINE erinnert, für grandiose Stimmung im mit mehreren tausend Besuchern gefluteten Saal, die Sänger Michael Burrough zurecht als „un-fucking-believable“ würdigt.
Vor der riesigen Zeppelin Stage ist der Gig von WIRTZ beim Eintreffen bereits beendet, aber zwei weitere Acts der Marke „Rockmucke made in Germany“ folgen noch. Zunächst sind die sympathischen Berliner Recken der BEATSTEAKS an der Reihe, die ihr erstes Festival seit zwei Jahren spielen und sichtlich Bock darauf haben. „Wie kannst du bei den Beatsteaks ruhig sitzen bleiben?“ fragen DIE ÄRZTE in ihrem Hit „Unrockbar“, aber die Parkrocker in Nürnberg müssen sich davon nicht angesprochen fühlen – unter den Zehntausenden, die sich vor der Bühne drängen, ist kaum einer, der auch nur still stehen bleibt. Der prägnante Mix aus Punk, Ska und einer Prise Hardcore sowie das kräftige Reibeisenorgan von Frontmann Arnim Teutoburg-Weiß fließen anderthalb Stunden punktgenau zusammen zu insgesamt zwanzig Stimmungskrachern à la „Hello Joe“, „Let Me In“ oder „Automatic“, und die Crowdsurfer rollen dazu im Sekundentakt vorne am Bühnengraben an.
Dazu gesellen sich charmante Ansagen, ein brandneuer Song, Tuchfühlung mit den Fans und eine mitreißende Hommage an den verstorbenen Lemmy Kilmister: „Jedesmal wenn wir in den letzten fünfzehn Jahren hier waren, waren Lemmy und Motörhead auch da“ brüllt Arnim, und Sekunden später wird „Ace Of Spades“ in voller Länge und Pracht zelebriert – knackig und druckvoll. Auch die Überleitung zum folgenden Headliner aus Düsseldorf gelingt überragend: Als Arnim die ersten Zeilen von „Wünsch Dir was“ von den TOTEN HOSEN ansingt, stimmt das Publikum mit ein und intoniert aus tausenden Kehlen den Rest des Liedes a-Capella. Wow, das ist allemal eine kleine Piloerektion wert (für alle, die damit andere Assoziationen hegen: das ist der medizinische Fachterminus für Gänsehaut). Der Schlussakkord des Auftritts erfolgt schließlich mit einem weiteren BEATSTEAKS-Klassiker in Form von „I Don’t Care As Long As You Sing“.
Es bleiben noch vierzig Minuten Zeit bis zu den HOSEN, die genutzt werden, um zumindest noch einen kleinen Eindruck von SUICIDE SILENCE in der Alternarena zu ergattern. Das Hingehetze hat sich gelohnt, der kalifornische Deathcore-Fünfer bollert düster grollende Granaten wie „No Pity For A Coward“, „Fuck Everything“ und „Slaves To Substance“ von der Bühne, und davor mosht ein schweißgebadetes Menschenknäuel mächtig ab. Schade, hier einen Cut machen zu müssen, aber die Zeppelin Stage ruft, um den Headliner des ersten Abends nicht zu verpassen.
Dort folgt aber erstmal eine Hiobsbotschaft, die von einem sogenannten „Schutzengel“ verkündet wird (das sind ausgebildete Leute, die Ansagen übernehmen): Das Zwillingsfestival Rock am Ring wurde – zunächst vorläufig – abgebrochen, weil man eine terroristische Bedrohung vermutet! Für Nürnberg bestehe allerdings keine Gefahr. Als DIE TOTEN HOSEN die Bühne betreten, findet Campino die passenden Worte: „Wir lassen uns von diesen Arschlöchern nicht unser Leben nehmen! Wir zeigen allen den Mittelfinger, die uns irritieren wollen! Das Ziel dieser Wichser ist dann erreicht, wenn sie uns den Spaß nehmen. Doch das schaffen sie nicht.“.
DIE TOTEN HOSEN
Los geht’s mit „Urknall“ vom neuen Album „Laune Der Natur“, gefolgt vom Oldie but Goldie „Liebesspieler“ und die Stimmung ist von den ersten Takten an überragend wie auf jedem HOSEN-Konzert: Die Band gibt alles was nur geht, vor allem Campino verausgabt sich total, flitzt und springt agil über die Bühne wie ein Zwanzigjähriger. Die Fans, von denen viele in den vorderen Reihen HOSEN-Fahnen schwenken, gehen ab wie Zäpfchen und singen jeden Song lauthals mit, es ist ein Meer aus Pogo, und Crowdsurfern kreisen pausenlos irgendwo über irgendwelche Köpfe. Herrlich! Gefeiert wird schlicht und ergreifend alles was da von oben herunter schallt, ob das nun ein Hannes-Wader-Tribut ist („Heute hier, morgen dort“), Stücke vom neuen Album wie etwa „Wannsee“ (mit einem Gruß an DIE ÄRZTE in Berlin und der gebrüllten Frage: „Aber was ist der Scheiß-Wannsee gegen den Rhein?“), alte Sauflieder („Zehn kleine Jägermeister“, „Eisgekühlter Bommerlunder“) oder Cover wie „Hang On Sloopy“ von den MCCOYS und „Halbstark“ von THE YANKEES. Wenn man überhaupt auf diesem Stimmungslevel noch Höhepunkte herauspicken kann, dann wohl bei „Hier kommt Alex“, „Bonny & Clyde“ oder „Wünsch Dir Was“. Dazu kommen Konfettiregen, fetter Sound, eine beeindruckende Lichtshow sowie Campinos verbindende und kämpferische Ansagen, mit denen er die Menge packt.
Nach „Schönen Gruß, auf Wiedersehn“ folgt der Zugabenteil und damit ein Zuschlag von elf (!) weiteren Songs, mit denen das offizielle Konzertende von 23 Uhr mal eben um eine halbe Stunde überzogen wird. Sarah aus Oberfranken darf auf die Bühne und mit Campino „Paradies“ singen, der obligatorische Fußballknaller „You’ll Never Walk Alone“ ertönt lauter als an der Liverpooler Anfield Road, phontechnisch fast noch getoppt von „Tage wie diese“, und ganz am Ende wird dann noch „Azurro“ geschmettert. Respekt an die TOTEN HOSEN, sie haben es mal wieder geschafft, eine gigantische Crowd komplett durchzurocken!
Im Anschluss geht’s mit kleinem Schlenker noch zu KRAFTKLUB, die samt zig Tänzerinnen auf der Bühne den zum Bersten gefüllten Platz vor der Park Stage zum kollektiven Toben bringen, ehe die letzten zehn Minuten von SLEEPING WITH SIRENS begutachtet werden. In diesen feuert der Fünfer aus Orlando, Florida, noch drei intensive Post-Hardcore-Nummern in die Menge, namentlich „If I’m James Dean, You’re Audrey Hepburn“, „Do It Now Remember It Later“ und „Kick Me“. Auch hier geht nochmal massiv die Post ab – volles Haus, euphorisiertes und überaus feierwilliges Publikum, eine top Live-Band mit energetischer Performance und Songs, die Arsch treten sind einfach unschlagbare Zutaten.
Apropos feierwillig: Wer nach SLEEPING WITH SIRENS noch Körner übrig hat kann sich nun noch PIERCE THE VEIL als letzte Band in der Alternarena anschauen oder ins Club Tent pilgern, wo PILOCKA KRACH erst um drei Uhr nachts den Live-Part beschließen. Danach gibt es an allen Ecken und Enden weitere Gelegenheiten, dem Partymodus exzessiv zu frönen, sei es vor den DJ-Spots oder auf dem Campinggelände.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37294 Reviews und lass Dich inspirieren!
Rammstein, Die Toten Hosen, Gojira, Code Orange, Airbourne, Alter Bridge, Donots, The Raven Age, Beatsteaks und Suicide Silence auf Tour
30.01.25 | Airbourne - Deutschlandtour 2024AirbourneRoxy Ulm, Ulm |
07.03.25 | The Raven Age Tour 2025The Raven Age und DisconnectedHeadcrash, Hamburg |
16.03.25 | The Raven Age Tour 2025The Raven Age und DisconnectedHellraiser, Leipzig |
Alle Konzerte von Rammstein, Die Toten Hosen, Gojira, Code Orange, Airbourne, Alter Bridge, Donots, The Raven Age, Beatsteaks und Suicide Silence anzeigen » |
Kommentare
Sag Deine Meinung!