Rock Hard Open Air 2006

Konzertbericht

Konzert vom 2006-06-02 | Amphitheater, Gelsenkirchen

LEGION OF THE DAMNED
So langsam wurde es vor der Bühne deutlich voller: Gegen 13.20 Uhr legten LEGION OF THE DAMNED los und feuerten ihre mehr als nur ordentlichen Thrash/Death-Salven in die Menge. Obwohl die Band vielfach als Newcomer präsentiert wurde, spielten die Niederländer unglaublich tight und professionell. Kein Wunder, handelt es sich doch hierbei um die Nachfolgetruppe von OCCULT. Wie schon beim Vorgänger sind die Songs sehr SLAYER-lastig, aber Hand aufs Herz, welchem Metaller gefallen solche Abrissbirnen nicht? Und mit Songs wie „Malevolent Rapture“, das stark umjubelte „Bleed For Me“ sowie dem deutlich schneller als auf dem Album vorgetragenen „Legion Of The Damned“, hatten die Tulpenschlächter die Menge im Amphitheater fest im Griff. Leider war der Auftritt nach gut 40 Minuten auch schon wieder vorbei. (Endres + Kiki)

PRIMORDIAL
Nach LEGION OF THE DAMNED war totales Kontrastprogramm angesagt: Die Iren von PRIMORDIAL enterten die Bretter des Rock Hard Festivals und boten nun deutlich melodischeres Material zum Besten. Leider war etwas weniger los, die Thrasher scheinen doch massenkompatibler zu sein. Am Anfang waren die Gitarren ein wenig zu leise, was sich allerdings im Laufe des Sets jedoch verbesserte. Auf der Bühne war viel Platz, was der wieder einmal in Kriegsbemalung auftretende, emotionsgeladene Sänger Alan Nemtheanga, welcher abwechselnd in den Songs litt oder Siegesposen zeigte, nur zu gerne ausnutzte und wie ein Derwisch von einem Ende zum anderen hin wirbelte und von keltischen Geschichten erzählte. Was für ein Entertainer! Er erinnerte auch daran, dass es im Jahr 2006 auch noch Bands gibt, die für etwas stehen. So langsam konnten aber auch PRIMORDIAL die Leute begeistern, und so versammelten sich immer mehr vor der Bühne und lauschten dem heidnischen Liedgut. Unter anderem spielte die Band „Sons Of The Morrigan“ und „The Coffin Ships“. Mit einer schönen langen Einleitung von Alan, dass es noch Musik gibt, welche von Herzen kommt, wurde das stark an BATHORY erinnernde Stück „The Song Of The Tomb“ Quorthon gewidmet. (Endres)

CALIBAN
Die Flagge des momentan so angesagten Metalcore durften CALIBAN hoch halten. Nachdem letztes Jahr an gleicher Stelle HEAVEN SHALL BURN alles in Schutt und Asche legten, konnten auch die Essener Lokalmatadoren mit einem an allen Ecken und Enden drückenden Sound überzeugen. Vergessen waren die durchwachsenen Auftritte der letzten Zeit, denn auch Dennis Schmidt, der sich neben den sechs Saiten noch für die cleanen Vocals verantwortlich zeichnet, wächst immer mehr in diese Rolle hinein. So kamen auf Platte noch von jemand anders eingesungenen, klaren Parts von „The Opposite From Within“ immer noch recht wacklig, während jedoch die auf ihn zugeschnittenen Gesangslinien von „The Undying Darkness“ wesentlich sicherer an den Mann gebracht wurden. Kein Wunder also, daß bei einem gesunden Querschnitt aus diesen letzten beiden Alben ein ordentlicher Circle Pit vor der Bühne entstand. Selbigen betrachteten die meisten Kuttenträger älteren Semesters zwar argwöhnisch von den Stufen des Amphitheaters aus, was jedoch nichts daran änderte, daß CALIBAN gerechtfertigt abräumten. Warum sie allerdings zehn Minuten vor dem regulären Ende ihrer Spielzeit schon aufhörten, bleibt wohl ihr Geheimnis. (metalgreg)

BRAINSTORM
Normalerweise sehen die Typen, die das musikalische Rahmenprogramm für eine Hochzeitsgesellschaft gestalten ein wenig anders aus. Auch ist es so, dass sie zumeist nicht als Rudel auftreten. Doch BRAINSTORM machen da heute mal ne Ausnahme.
Naja, heute sollte ja auch erst mal nur der Antrag gemacht werden, als ein unter einem gewaltigen Hopfengeschwür leidender BRAINSTORM-Fan die Anwesenheit der Band und einer nicht unerheblichen Anzahl anderer Fans geschickt dazu missbrauchen konnte, um seine Holde zum „Ja“ zu zwingen.
Eigentlich fein eingefädelt, auch wenn mancherorts zu bedenken gegeben wurde, dass die ganze Aktion zumindest einen Song kosten könne (dafür gab’s doch süße Herzchenballons der Brautleute in spe!!!).
In Anbetracht des hohen Energielevels und der wunderprächtigen Songauswahl wie z.B. „Blind Suffering“ und „Shadowland“ war letzten Endes aber genug BRAINSTORM in Hochform im Gig, zudem hatten die Schwaben die Meute schon mit dem Opener „Worlds are comin’ through“ fest im Griff. Und einen schlechten Auftritt der Band habe ich auch noch nicht erlebt. Die Jungs wissen halt immer zu überzeugen. Stopp! Jungs streichen und durch Einzahl ersetzen. Denn seien wir mal ehrlich … Todde und Loncaric waren wohl schon als Kinder zu Besuch auf den Osterinseln und ahmen seitdem die Steinmoas nach, Mailänder probt meist auch nur die intensive Darstellung einer Ölgötze und Didä, tja … der Didä spielt da eben Schlagzeug zu.
Die Ganze Last der Performance lag auch beim Rock Hard Festival auf den Schultern von Andy Franck, dem die anderen lediglich im Weg standen, wenn er zu Klängen von „The Leading“, „Shivas Tears“ und dem von mir oft geforderten „Invisible Enemy“ seine markante Stimme von einer Seite der Bühne zur anderen turnend zum Besten gab.
Mal auf die PA kletternd, mal crowdsurfend (obwohl es ihm bei seinem „Ersten Mal“ nicht ganz so zusagte, dass irgendjemand besonders kraft- oder vielleicht auch besonders liebevoll zugedrückt hatte) versprühte der quirlige Frontmann einmal mehr eine Riesenmenge Charme und inszenierte mit den anderen vor allem die Nackenbrecher „Highs Without Lows“ und „Doorway To Survive“ in allerbester Manier. Nebenbei hatte er sogar noch Zeit, mit einem Roadie „Fang die Wasserflasche“ zu spielen.
Als BRAINSTORM ihren kurz-knackigen Gig mit „All Those Words“ beendeten, hörte man noch minutenlang nachdem die Band die Bühne verlassen hatte, die Die Hard Fans den Chorus des Rausschmeißers johlen.
Die Schwaben waren auch auf dem Rock Hard Festival ein Garant für jede Menge Spaß!
Und um Andy zu zitieren : SCHEISSE GEIL! (Audaron)

NEVERMORE
Der Auftritt stand wohl ganz im Zeichen von Steve Smyth. Der zweite Gitarrist leidet unter Nierenversagen und war daher genötigt die Europa-Festivalsaison auszuschlagen. So fehlte natürlich an allen Ecken und Enden der zweite Mann, jedoch gaben die übrigen drei Mann um Frontmann Warrel Dane alles und katapultierten Nevermore einmal mehr an die Spitze der Qualitäts-Liveacts. Warrel Dane, sichtlich abgespeckt und bei Laune, zeigte sich auch stimmlich von seiner allerbesten Seite. Auch hier war im Übrigen ein Bombensound zu verzeichnen, der sowohl die geniale Gitarrenarbeit und das ausgefeilte Songwriting, als auch die wunderbare Gesangslinien bestens zur Geltung brachte.
Nevermore, die Ränge in der Arena waren voll besetzt, direkt vor der Bühne tanzte der Bär, das Bier war kalt, das Wetter gut – was will man mehr?

Klasse Leistung und von dieser Stelle aus nochmal vielen Dank, dass die Tour aufgrund genannter Schwierigkeiten nicht abgesagt wurde. Aufgrund der plötzlichen, krankheitsbedingten Absage von Celtic Frost sprangen die Jungs sogar Abends nochmal ein um dem Publikum die Zeit trotz fehlenden Headliners mit drei weiteren Songs zu versüssen. Respekt! (Shub)

SODOM
Heimvorteil für die Ruhrpott-Legende SODOM: Tom Angelripper und seine Mannschaft betraten die Bühne und hatten gleich eine riesige Menge an Fans vor sich stehen, welche das Thrash Metal Urgestein mit Jubel begrüßte. Gleich zu Anfang wurde ein Fan mit seiner stummen Ursel gesehen, welche noch zusätzlich mit einer aufblasbaren Gitarre bewaffnet war. Fette Pyros sorgten zusammen mit „Blood On Your Lips“ für einen wahrhaft explosiven Anfang, welchem der Klassiker „Outbreak Of Evil“ folgte, welcher allerdings etwas untight und damit verdammt Nahe am Original gespielt wurde. Leider war der Sound ein wenig undifferenziert und matschig. Danach knallten SODOM „Napalm In The Morning“ vom „M-16“ Album in die Menge, in dessen Verlauf einige Male Feuersäulen nicht nur die Bühne erhellten, sondern auch den Fans in den vorderen Reihen ordentlich einheizten. Die Männer der Security hatten alle Hände voll zu tun, ein wilder Moshpit hatte sich gebildet und die SODOM-Anhänger divten und bangten, was das Zeug hielt. „Axis Of Evil“ wurde dem Präsidenten der USA gewidmet, danach folgten „The Saw Is The Law“, das mit Sprühfunken optisch veredelte „Sodomized“, die deutsche Version von „Ausgebombt“, „Remember The Fallen“ und „Bombenhagel“. SODOM sind und bleiben einfach eine Konstante in dieser sich ständig wechselnden Metalwelt. Plötzlich stand direkt im Anschluss die Rock Hard Redaktionsband RANDALICA auf der Bühne und zockte noch „Tote auffe Tanzfläche“, „Nach uns die Sinftflut“ und „Potent, willig & solo“, was für ordentlich Stimmung sorgte. (Endres)

BOLT THROWER
BOLT THROWER sind Krieg! Wie auch SODOM sind BOLT THROWER einfach eine Konstante, wenn auch eine deutlich Brachialere und Massivere. Nach der siegreichen Europatournee Anfang des Jahres, welche überall für ausverkaufte Venues sorgte, war es nun erneut an der Zeit, der Death Metal Meute ein amtliches Brett vor den Latz zu knallen, und dies wie immer donnernd und intensiv. Den genialen Auftakt zur Schlacht bildete „IVth Crusade“, was für eine Keule! Zu dieser Zeit war das Amphitheater bis auf die letzten Reihen massenhaft gefüllt. Die Menge fraß regelrecht einen Narren an dem stetig grinsenden und mit einem kultigen „Realm Of Chaos“-Shirt bekleideten alten/neuen Sänger Karl Willets. Nur einer kann einfach so herzhaft und charmant bei BOLT THROWER ins Mikro grunzen. Die britische Kriegsmaschine feuerte ihre zwar simplen, aber dennoch mächtigen und unverwechselbaren Killerriffs ohne Gnade ins Auditorium, als ob sie alles vernichten wollten. Und solche Donnersalven wie „The Killchain“, „Those Once Loyal“, „Warmaster“, „Mercenary“ und natürlich „Cenotaph“, wobei hierbei vorab „World Eater“ kurz angespielt wurde, zeigen immer ihre Wirkung! Der Moshpit regierte, in den vorderen Rängen gab es kein Halten mehr. Neben dem wirklich fetten Sound konnte auch die geniale Lightshow voll überzeugen. „For Victory“ beendete dann den Auftritt von BOLT THROWER, welcher stark umjubelt wurde. Sieger des Tages! (Endres)

Eigentlich hätten nun CELTIC FROST ihre Rückkehr feiern sollen. Jedoch standen plötzlich Götz Kühnemund und Bassist Martin Eric Ain auf der Bühne um zu verkünden, dass eben dies nicht geschehen sollte. Kurz vor dem Auftritt erlitt Thomas Gabriel Fischer eine Nierenkolik und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Martin entschuldigte sich tausendmal und man merkte ihm deutlich an, dass ihm dies ernst war. Die Fans erkannten dies und reagierten mit einigen „Frost, Frost“-Rufen. Um dem Publikum dennoch etwas zu bieten, kamen NEVERMORE, SOILWORK, SODOM und BRAINSTORM noch für jeweils 3 Songs auf die Bühne. Der Verfasser dieser Zeilen zollte aber diesen Auftritten keine Beachtung, zu groß war die Enttäuschung, die Jugendhelden nicht livehaftig erleben zu dürfen. (Endres)

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21.06.2006

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