Rock Hard Festival
Der große Bericht - Rock Hard Festival 2007

Konzertbericht

Billing: Korpiklaani, Vader, Turisas, Thin Lizzy, Tankard, Spock's Beard, Sabaton, Naglfar, Metal Inquisitor, Maroon, Amon Amarth, Heaven Shall Burn, Hammerfall, Grave Digger, Death Angel, Dark Funeral, Cataract, Axel Rudi Pell und Armored Saint
Konzert vom 2007-05-25 | Amphitheater, Gelsenkirchen

Metal Inquisitor
Asche über mein Haupt, dass sich bislang keine Platte von METAL INQUISITOR in meine Sammlung verirrt hat, denn schöner kann man kaum in den Festivalsamstag starten. Die Koblenzer haben ein wahnsinniges Gespür für bärenstarke Riffs und geile Metalsongs und bringen diese auch noch arschtight und energiegeladen rüber. Kein Wunder, dass sich schon am frühen Mittag so viele Headbanger vor der Bühne einfinden und die Jungs nach allen Regeln der Kunst abfeiern, denn die Band spielt in der allerersten Liga. Hier werden mit liebevoller Hingabe alle Größen des altehrwürdigen Heavy Metal zitiert, trotzdem klingen METAL INQUISITOR zu keiner Sekunde altbacken oder wie ein seelenloses Plagiat ihrer Vorbilder. Und mit Sänger El Rojo hat man einen ziemlich geilen Frontmann im Gepäck, der mit einer sicheren und kraftvollen Stimme zu begeistern weiß. Eine großartige Band und für mich die einzige wirkliche Überraschung des ganzen Festivals!

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Maroon
MAROON bitten im Anschluss zum Metalcore-Nachschlag. Warum Fronter Andre in den Ansagen so bemüht wirkt, seine Band als unpassend für das Rock Hard Festival darzustellen, wird wohl sein Geheimnis bleiben, denn die Thüringer sind keinen Deut unpassender als ihre Kollegen von CATARACT und HEAVEN SHALL BURN am vorigen Freitag. So ganz verstehe ich zwar auch nicht, warum man für ein Festival der eher traditionellen Ausrichtung gleich drei Metalcore-Bands verpflichten muss, aber sei es drum. Die Reaktionen auf MAROON sind auf jeden Fall ganz ordentlich, auch wenn ich insgesamt den Eindruck habe, dass die Band wesentlich unspektulärer als ihre Kollegen zu Werke geht. Ich hab mich bei aller Rumballerei, die die Band da von sich gibt, mehr als einmal dabei ertappt, mich ziemlich zu langweilen. Mir wäre eine echte Death-Metal-Band wesentlich lieber gewesen als dieses Straight-Edge-Geholze. Aber ihre Sache haben MAROON schon recht gut gemacht, vor allem das abschließende SODOM-Cover „Ausgebombt“ sorgt nochmal für eine handfeste Überraschung.

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Turisas & Korpiklaani
Den nun folgenden Block mit den finnischen Folk-Metallern TURISAS und KORPIKLAANI klemme ich mir weitgehend. Einerseits aus Regenerationsgründen, andererseits, weil die Mischung aus Folk bzw. Humppa und Metal bei mir eher Ohrenkrebs als Begeisterungsstürme hervorruft. Während TURISAS schon stark die Gemüter spalten und nicht wenige Metaller an die Bierstände oder zum Campingplatz zurück treiben, herrscht bei KORPIKLAANI ausgelassenste Feierlaune, bei der die Band das willige Publikum völlig in der Hand hat. Trotzdem nicht jedermanns Tasse Tee.

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Ross The Boss
Mit ROSS THE BOSS folgt die erste Band mit „speziellem Ex-Brötchengeber-Set“, und der ehemalige MANOWAR-Gitarrist, verstärkt durch Musiker der deutschen Metaller IVORY NIGHT, macht seine Sache durchaus gut. Die Interpretationen alter MANOWAR-Klassiker klingt hier lockerer und frischer als beim Original, Sänger Patrick Fuchs hat zudem nicht viel mit Eric Adams gemein und interpretiert das Material auf seine eigene Art und Weise, was der Band von vielen aber als Schwachpunkt angekreidet wird. Mir gefällts jedenfalls, endlich kann man Songs wie „Hail And Kill“ und „Thor The Powerhead“ ohne stundenlange Laberei und Selbstdarstellung genießen, außerdem ist Ross einfach ein toller Gitarrist, der in seiner Musik völlig aufgeht, was er hier ohne Schnörkel und Poserei unter Beweis stellt. Zwischendurch darf mit Rhino ein weiterer ehemaliger MANOWAR-Haudegen bei „Kill With Power“ die Stöcke schwingen, und der zeigt eindrucksvoll, wie man ein Drumset nach allen Regeln der Kunst zerlegt. Unterm Strich kein Fall für endlosen Enthusiasmus, aber vollkommen in Ordnung und sehr unterhaltsam.

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Vader
So, endlich Death Metal! Mit VADER haben die Rockhardler direkt eine der geilsten Bands der Sparte auf die Bühne gehievt, und die Polen sorgen mit Dauerbangen und ratternden Blastbeats für offene Münder und zufrieden moshende Leiber. VADER können mittlerweile auf eine beachtliche Karriere zurückblicken und schöpfen aus einem riesigen Fundus von im Laufe der Zeit zu Klassikern gewordenen Songs. Mein persönliches Highlight ist wie immer „Silent Empire“, aber auch neuere Songs wie „God Is Dead“ (von Piotr hier im ersten Refrain auf Deutsch gesungen) fügen sich hervorragend in den Set ein. Eine absolut unmenschliche musikalische Leistung, die vom SLAYER-Cover „Raining Blood“ gekrönt wird, das das Amphitheater endgültig in Schutt und Asche legt. Neben METAL INQUISITOR das erste echte Highlight des Festivals!

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Armored Saint
Was es doch für einen Spaß macht, Leuten wie John Bush und Joey Vera beim Abgehen zuzusehen! John hat immer noch eine der geilsten Stimmen im Metal und fegt wie ein Wirbelwind über die Bühne; wie ein Berserker bangt er vor den Verstärkern seiner Mitstreiter und hat das Publikum zu jeder Zeit in seiner Hand. Sein Kollege am Bass, ebenfalls ein menschgewordener Superlativ im Metalbereich, spielt sich derweil wie auch der Rest der Band in einen monumentalen Rausch, der sich ohne große Mühe auf die Banger vor der Bühne überträgt. ARMORED SAINT geben ihren Klassikern hier einen zeitgemäßen Anstrich und verwandeln ihren Auftritt mit kaum in Worte zu fassender Power in einen einzigen Siegeszug, bei dem es müßig ist, einzelne Songs gesondert hervorzuheben. Das hier ist nicht mehr und nicht weniger als Weltklasse!

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Death Angel
DEATH ANGEL waren zwar immer schon eine coole Band, aber was sie an diesem Abend loslassen, ist eindrucksvoller als alles, was sie bislang auf Platte oder auf den Bühnen dieser Welt zum Besten gegeben haben. Die Band spielt derart hammertight, dass sie das Publikum blitzartig in ihren Bann zieht; ein wahrer Soundorkan zieht über die Köpfe der durchdrehenden Meute hinweg. Mark Osegueda gibt einmal mehr den Hochleistungsfronter und Sympathieträger numero uno und ist stimmlich in Höchstform. Die Band beackert ihre klassischen Alben genauso wie das neuere Werk „The Art Of Dying“ (wobei das Hauptaugenmerk auf die schnell thrashenden Songs gelegt wird) und fährt überdies im Vergleich zu den Studioversionen noch einen Haufen Kohle mehr auf. Ich glaube es ist ungefähr zu „Disturbing The Peace“, als sich der verdammte Himmel öffnet und einen infernalischen Guss der höchsten Alarmstufe über die Zuschauermenge herniederprasseln lässt. Für zwei Songs zwängen wir uns noch unter die spärliche Überdachung vor der Bühne, als der Regen aber leicht nachlässt, ist es Zeit für einen geordneten Rückzug, während DEATH ANGEL ihren Gig vor dem sich leerenden Amphitheater unbeeindruckt zu Ende bringen. Fazit: Bestnoten für die Ami-Thrasher, ein dickes „Fuck You!“ an den Schleusenwärter da oben!

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Amon Amarth
Das Regeninferno zieht sich auch in den Soundcheck und den Beginn der Wikinger von AMON AMARTH hinein, darum finden sich auch zunächst nur einige Unentwegte vor der Bühne ein, um gemeinsam mit Frontbart Johan Hegg dem einäugigen Rabengott zu huldigen. Dass nach der ausgiebigen Befeuchtung von außen nun auch die gerstenhaltige Bewässerung des metallernen Innenlebens auf dem Programm steht, stellt Johan zwischen den Songs mehr als einmal prostend klar. Ansonsten gibt es nicht viel neues im Lager AMON AMARTH, die Band spielt ihre mittlerweile zahlreichen Gassenhauer mehr als solide runter und fühlt sich dabei auf der Bühne sichtlich wohl. Dass sich unter potente Überhits wie „Valhall Awaits Me“, „The Pursuit of Vikings“ und dem unvermeidlichen „Death In Fire“ auch mal langweiligere Songs wie „The Fate Of Norns“ mischen, tut der Stimmung insgesamt keinen Abbruch, und so finden die Schweden im Verlauf des Gigs auch trotz des anhaltenden Schauers und des nun einsetzenden frostigen Windes mehr und mehr Zulauf. Trotz beschissener Wetterlage ein tolles Konzert von einem würdigen Headliner.

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05.06.2007

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