Rock Hard Festival 2019
Die etwas anderen Pfingstferien
Konzertbericht
Rock Hard Festival Sonntag – 09.06.
12.00 THE SPIRIT
Der Frühsport steht am Sonntag unter der Leitung der Saarbrücker Okkult-Rocker Melodic-Deather THE SPIRIT. Von Blastbeats zu melodischeren Momenten bedienen sie sich an der ganzen Palette des extremen Metals. Dem Publikum gefällt’s, weswegen es schon in der glühenden Mittagssonne die Rübe schüttelt. Zurückzuführen ist das auch darauf, dass das Quartett nicht viel mehr macht, als seine Musik zu spielen. Kaum Pausen zwischen den Songs, kein Rumgehampel. Die ganzen Mainstream-Radiosender würden ihrem Versprechen, dass sie dem Hörer einen „guten Start in den Tag“ bieten, nachkommen, wenn sie allmorgentlich diesen Auftritt senden würden. (PG)
13.00 ZODIAC
ZODIAC sind laut Ansager sofort aufs Fahrrad gestiegen, um für THE OBSESSED einzuspringen. Wino kam entweder nicht raus oder nicht rein. Wie das eben so ist.
Und die Herren aus Münster rocken nach zwei Jahren Pause das Amphitheater zu ziemlich früher Stunde ziemlich souverän. ZODIACs auch mal ausufernder, gern den mäandernden Pfad nah entlang der Wüste beschreitender Rock ergießt sich angenehm heavy über das Publikum und wird allseits positiv aufgenommen.
Besonders cool: Das lange „Coming Home“ als Abschluss und Höhepunkt. Und was macht der Basser? Bedient tatsächlich gleichzeitig die Tasten und eben den Bass. Aber wofür hat man auch zwei Hände? Na? (MP)
Galerie mit 16 Bildern: Zodiac - Rock Hard Festival 201914.10 VISIGOTH
Alle traditionellen Metaller haben sich den Namen VISIGOTH vorgemerkt. Mit ihrem letzten Album „The Conqueror’s Oath“ haben sie einen genreübergreifenden Hit gelandet. Daher war es zu erwarten, dass das Amphitheater bei den Amerikanern ziemlich voll ist. Die sind auch gut drauf und gerade Sänger Jake Rogers gestikuliert wie wild. Allerdings macht sich bei den Ansagen seine Heiserkeit deutlich bemerkbar.
Die Setlist ist paritätisch aus der letzten Scheibe und der restlichen Diskografie zusammengestellt, wobei insbesondere Songs von letzterer besser ankommen. Gerade bei „Steel And Silver“ und „A Traitor’s Gate“ beteiligt sich das Auditorium lautstark.
Nach einem starken Auftritt lässt sich feststellen, dass der Name VISIGOTH fallen muss, wenn es um vielversprechende neue Bands gibt. Sie haben zwar nicht die Möglichkeit, die traditionelle Szene anzuführen, werden in ihr aber eine wichtige Rolle spielen. (PG)
15.25 LONG DISTANCE CALLING
Die Instrumentalrocker LONG DISTANCE CALLING sind dieses Jahr die Exoten im Line-up. Dass die Festivalbesucher eher dem klassischen Metal von VISIGOTH zugewandt sind, zeigt der deutliche Zuschauerschwund. Doch davon lässt sich das Quartett aus Münster nicht beirren.
Mit einer lockeren Attitüde feuert die Band ihre Songs aus der Hüfte. Insbesondere Songs wie „Black Paper Planes“, die harte Riffs in den Vordergrund stellen, kommen beim Publikum gut an. Die verträumten Stücke wiederum nutzt der ein oder andere als wohlige Verschnaufpause zwischen all dem Metal.
Zudem schwingt manch einer das Tanzbein, was für die super tighte Performance von LONG DISTANCE CALLING spricht. Am meisten beeindruckt Schlagzeuger Janosch Rathmer. Der stand schließlich vor wenigen Stunden noch mit seiner Zweitband ZODIAC auf der Bühne. Die Doppelbelastung tut seinem präzisen Spiel aber keinen Abbruch. LONG DISTANCE CALLING treten heute so souverän auf wie eh und je. (DR)
Galerie mit 7 Bildern: Long Distance Calling - Rock Hard Festival 201916.45 FIFTH ANGEL
FIFTH ANGEL bekommt man in den hiesigen Breitengraden nicht allzu oft zu sehen. Umso schöner, dass es die Band zum diesjährigen Rock Hard Festival geschafft hat. Die ersten beiden Kultalben stehen bei der Show im Mittelpunkt. Vom aktuellen, sehr starken Langspieler „The Third Secret“ haben es nur zwei Songs ins Set geschafft.
Damit sorgt die Band freilich für ordentlich Stimmung bei den alteingesessenen Fans. Ein wenig mehr Vertrauen in ihr neues Material hätten FIFTH ANGEL aber ruhig zeigen dürfen. Davon abgesehen gibt es an dem Gig wenig zu meckern. Anders als bei den TYGERS OF PAN TANG fallen die Solospots allerdings etwas zu lang aus.
Kurzeitige Probleme mit dem ausgefallenen Basssound kommentiert Bassist John Macko schnippisch: „Auf der ganzen Tour hatten wir technische Probleme. Doch wir werden das jetzt wieder gut machen.“ Die gewaltige Spielfreude, mit der FIFTH ANGEL zu Gange gehen, lassen keinen Zweifel daran, dass es ihm ernst ist. (DR)
Galerie mit 17 Bildern: Fifth Angel - Rock Hard Festival 201918.10 MAGNUM
Bei MAGNUM wird es im Verlauf des Sets voll. Zurecht. Denn Tony Clarkin ist nicht nur ein begnadeter Songwriter und Gitarrist, zusammen mit seinen Kollegen bringt er die Hits seiner Band aus über vier Jahrzehnten wie immer souverän auf die Bühne. MAGNUM konzentrieren sich dabei nicht nur auf mittel- und ganz alte Stücke (unverzichtbar mindestens: „How Far Jerusalem“ und „Vigilante“), sondern spielen auch einiges an Neuem.
Der Menge gefällt es, grazile Bewegungen sind in großer Zahl auszumachen. Da spielt es auch keine Rolle, ob man im BOLT THROWER-Leibchen reüssiert. Denn wenn der optisch ewig alte und stimmlich ewig junge Sänger Bob „Fingerpointing“ Catley zum Klatschen auffordert, wird geklatscht. Wenn er will, dass gehüpft wird, wird gehüpft. Wenn er will, dass die Arme geschwenkt werden – werden Eis am Stiel geschwenkt, wahlweise mit Mandeln oder nur Schokoladenüberzug. Jedenfalls zu Beginn des Sets von einer Gruppe enthusiastischer Menschen.
Und wer das albern findet, fand auch schon die Plastikschwerter bei VISIGOTH nicht lustig und hat wahrscheinlich Spaß daran, anderen auch noch ihre Frisuren vorzuhalten. (MP)
Galerie mit 24 Bildern: Magnum - Rock Hard Festival 201919.45 POSSESSED
Jeff Becerra wird schon vor dem Konzert, sobald er gesichtet wird, von Fans umlagert. Natürlich wird er das. Und POSSESSED gewinnen später auf ganzer Linie. Der Chef röhrt und schimpft sich gewaltig durch seine unheilige Lyrik und seine Begleitband fräst sich tight und extrem heavy durch die eigenen akustischen Gemeinheiten.
Am meisten gefeiert werden bei POSSESSED selbstredend alle „Seven Churches“-Genre-Definitonen. Mindestens Vorhöllen-Temperatur gibt es aber auch bei den Stücken des starken Comebacks „Revelations Of Oblivion“ – und auch der Titelsong von „Eyes Of Horror“ geht glühend durch.
Wenn dann aber gleichzeitig minütlich durchgereichte CrowdsurferInnen lächelnd mit dem Security-Typen rechts vor der Bühne im Vorbeitanzen abklatschen, gern auch ganz junge Menschen, einmal gar nacheinander Vater und Sohn? Wenn sich all überall Damen und Herren unterschiedlicher Generationen, gewandet in Shirts offensiv dargestellter Gewaltverherrlichung und Gotteslästerung, selig in den Armen liegen? Wenn Oberdämon Becerra selbst mit Worten der Zuneigung kaum zu sparen vermag? Ist dann die Mission DEATH METAL gescheitert? Oder ist das Gegenteil der gottverdammte Fall? (MP)
Galerie mit 14 Bildern: Possessed - Rock Hard Festival 201921.30 ANTHRAX
Ohne die obligatorische Ansage beenden ANTHRAX das Festival. Dabei ist das Amphitheater so voll wie am ganzen Wochenende zuvor nicht, denn die Leute haben Lust darauf, das Festival zu einem würdigen Abschluss zu bringen. Andererseits ist die Band um Scott Ian in puncto Bekanntheit und Kontroversität auch eine ganz andere Nummer als WATAIN oder GAMMA RAY, auch wenn Kollege Rothe das anders sehen würde. Dafür geht die viertbeste Thrash-Metal-Band mit „Caught In A Mosh“ und „Got The Time“ direkt in die Vollen.
ANTHRAX wissen natürlich, dass es relativ egal ist, was sie auf der Bühne machen, solange sie ihre Klassiker spielen. Von den Nicht-Achtziger-Alben haben es gerade mal zwei Songs in das Set geschafft. Ihre Achtziger-Alben sind Allgemeingut, es sorgt also schon für Feierlaune, wenn sie passabel dargeboten werden. Daher setzen ANTHRAX ganz stark auf die Publikumsinteraktion. So hört die Band mehrmals auf, damit die Zuschauer die Songs mitsingen können.
Damit wird aber auch gut davon abgelenkt, dass gerade die hohen Töne dem Herrn Belladonna entgleiten. Die Band wirkt auf dem zweiten Konzert ihrer Tour in ihrer Gesamtheit ohnehin noch nicht ganz warm, was sich in vereinzelten Fehlern äußert. Allerdings ist die Band andererseits auch routiniert genug, um Missgeschicke, eine ausfallende Gitarre in „Indians“ etwa, zu überspielen.
Somit bleibt unter dem Strich eine solide Show, die zeigt, dass es doch viel einfacher ist und man einfach die alten Klassiker nehmen kann, anstatt aufwendig einen Headliner zu etablieren. (PG)
Galerie mit 16 Bildern: Anthrax - Rock Hard Festival 2019Interessante Alben finden
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Den Bericht kann ich weitgehend bestätigen.
Ein paar Dinge hab ich allerdings anders wahrgenommen und wurden zum Teil auch anders nach den Konzerten vom Publikum kommuniziert.
Da wären zum einen Chapel Of Disease, über die man in den folgenden Tagen verdammt viele Huldigungen vernehmen konnte.
Watain fand ich großartig. Was mich allerdings mächtig angekotzt hat ist, dass sie aus Bockigkeit keinen vollen Set gespielt haben. Das ging ja schon los, dass der WDR nicht übertragen durfte, weil die Ausleuchtung der Bühne nicht stimmte. Danielsson halt …
Bei Symphony X war der Sound besch…eiden, was sicherlich auch an den Windböen lag, die jedem Soundmann die Haare ergrauen lassen.
Tja, Cannibal Corpse…
Die mussten mal eben vorher 2/3 ihrer Setlist umstellen, weil ein Mitarbeiter der Stadt ganz im Stile der ollen Jenal eine Liste mit verbotenen Songs zugestellt hat, die blöderweise einen Großteil des aktuellen Toursets ausmacht. Daher auch „Hammer Smashed Face“ nur instrumental. Denk mal daran lag es, dass kein richtiger Fluss aufkam.
Dann kam Gamma Ray und das war eine Frechheit.
Unpassende Setlist und überhaupt nicht eingespielt.
Ich bin keiner, der auf einem Open Air nur korrekte Töne erwartet, aber die Herren hätten sich vielleicht vorher doch mal zu einer Probe mehr treffen sollen. Chaos bei der Abstimmung und oftmals echt neben der Spur führten dann ab ca. der Hälfte zu Publikumsschwund. Headlinerposition? Unwürdig! Und ich hatte mich echt drauf gefreut…
Fifth Angel waren … ok. Auch sie hatten mit dem Sound zu kämpfen. Das Schlagzeug übersteuerte und öfter drohte alles im Soundmatsch zu versinken.
Anthrax haben geliefert. Wenn man sich nach dem Auftritt im proppevollen Rund umgehört hat, bekam man 95% begeisterte Aussagen. Die 5% waren Berufsnörgler und Leute, die Anthrax eh komplett scheisse finden.
Die Gewinner an diesem Wochenende waren:
Chapel Of Disease
Lizzy Borden
Tyler Leads
Carnivore AD
Skid Row (mächtige Party und voller als bei Gamma Ray)
The Spirit
Zodiac (obwohl ich gerne den ollen Wino gesehen hätte)
Possessed (Alter Verwalter, was ein Abriss)
Anthrax