Rock Hard Festival 2019
Die etwas anderen Pfingstferien
Konzertbericht
Rock Hard Festival Freitag – 07.06.
Für Metalheads ist das Amphitheater Gelsenkirchen über Pfingsten the place to be. Schließlich steigt hier alljährlich das Rock Hard Festival. Auch in diesem Jahr haben die Veranstalter wieder ein sehr abwechslungsreiches Line-up an den Start gebracht. Zudem lässt sich so manche Band aus dem diesjährigen Billing eher selten in deutschen Landen blicken. Umso mehr Grund also, eine metal.de-Delegation auf das Festival zu schicken, um das Treiben genauer unter die Lupe zu nehmen. Diese bestand aus unserem milzbrandinfizierten Dominik Rothe (DR), Fortschrittsverweigerer Philipp Gravenhorst (PG) und den Quoten-Anarchisten Marek Protzak (MP).
Galerie mit 21 Bildern: Impressionen - Rock Hard Festival 201915.00 VULTURE
Traditionsgemäß eröffnet ein wahrer Arschtritt-Act den ersten Festivaltag. Für die Speed Metaller VULTURE ist die heutige Show auch gleich eine ganz besondere. Schließlich erscheint an diesem Freitag die neue Platte „Ghastly Waves & Battered Graves„. Dementsprechend motiviert gibt sich das Quintett.
Die Gitarristen rasen von einer Bühnenseite zur anderen und wieder zurück. Auf einer großen Festivalbühne fühlen sich VULTURE sichtlich wohl. Musikalisch gibt es über die kompletten 40 Minuten auf die Zwölf. Nur eine Midtempo-Nummer hat sich in die Setlist eingeschlichen.
Zwischen fiesen Metal-Riffs und ihrem Nieten-und-Leder-Image haben VULTURE trotzdem Zeit für eine paar Nettigkeiten. Am Ende des Gigs bedanken sie sich ausführlich bei der Crew und dem Publikum für ein gelungenes Release-Konzert.
Einzig der bis zum letzten Ton nicht optimale Sound trübt den Eindruck der Performance ein wenig. Insbesondere das Schlagzeug übertönt heute so manche Sound-Nuance im Spiel der Saitenhexer. (DR)
Galerie mit 14 Bildern: Vulture - Rock Hard Festival 201916.00 CHAPEL OF DISEASE
Während VULTURE erst an jenem Freitag ihr Album veröffentlicht haben, haben CHAPEL OF DISEASE mit ihrem jüngsten Werk vor einem halben Jahr in der Szene für Aufsehen gesorgt. So ist das Rund auch gut gefüllt, als die Kölner antreten. Vier der fünf Songs stammen natürlich von der neusten Scheibe, die von den Hörern der Band abgefeiert wird.
Und das ist das Problem an diesem Auftritt: Das Material ist zu komplex, um sich in der Kürze ein Publikum zu erspielen. Dazu kommt noch das Tageslicht, welches das Aufkommen der Stimmung erschwert. So hinterlassen sie ein zwiegespaltenes Publikum: Den Hörern des Albums gefällt der Auftritt und die anderen sind eher abgeturnt. (PG)
Galerie mit 9 Bildern: Chapel Of Disease - Rock Hard Festival 201917.05 THE IDIOTS
Das Gegenstück in puncto Komplexität sollte mit den Dortmunder Punk-Helden THE IDIOTS folgen. Angesichts der doch nicht wenigen Shirtträger der Band scheint sie einen Unterschied beim Absatz der Tageskarten gemacht zu haben. Das Quintett schrubbt seinen beliebigen Rotz-Punk runter und verwirrt durch eine Bilingualität sowohl in den Songs als auch bei den Ansagen.
Frontmann Sir Hannes kann sich gut in die Rolle des jugendlichen hyperaktiven Punk-Frontmanns hineinversetzen, so wie er die ganze Zeit über die Bühne jagt und nicht nur einmal in den Fotograben hüpft. Während die Punks, wie etwa unser Quoten-Anarchist Marek, sich angetan zeigten, konnten viele Metalheads eher nichts mit dieser idiotischen Musik anfangen. (PG)
Galerie mit 11 Bildern: The Idiots - Rock Hard Festival 201918.15 TYGERS OF PAN TANG
Das Rock Hard Festival ohne mindestens eine Legende der New Wave Of British Heavy Metal? Unvorstellbar! Dieses Jahr vertreten TYGERS OF PAN TANG die wohl wichtigste Bewegung der Metal-Geschichte. Von der aktuellen Platte „Tygers Of Pan Tang“ haben die Veteranen gleich drei Songs im Gepäck. Davon abgesehen bestimmt aber das kultige Frühwerk der Truppe die heutige Setlist.
Dass bereits im ersten Drittel Klassiker wie „Gangland“ zum Zuge kommen, sorgt augenblicklich für Stimmung. Der erste Regenschauer des Festivals, der passend zum Auftritt der TYGERS einsetzt, fällt da kaum noch jemandem auf.
Wie es sich für ein Konzert im Geiste der 80er gehört, bekommen sowohl Gitarrist Micky Crystal als auch Schlagzeuger Craig Ellis eigene Solospots. Ihr Motto ist dabei „In der Kürze liegt die Würze“, anstatt es mit ewig langem Gedudel zu übertreiben. Somit lockern ihre Soli das Geschehen angenehm auf. Der Rest der TYGERS OF PAN TANG gibt sich ebenso souverän. Angesichts solcher Klasse lässt sich die Sonne schnell wieder blicken. (DR)
19.45 LIZZY BORDEN
„Lizzie Borden took an axe and gave her mother forty whacks. When she saw what she had done, she gave her father forty-one.“ Die „Murderess Metal Roadshow“ ist in der Stadt. Und LIZZY BORDEN sind heute tatsächlich tödlich. Beruhigend ist: Der stets maskierte Chef am Mikro wechselt die Garderobe passend zum jeweiligen Stück, bis er modisch in einer Kreuzung aus Badeanzug und Disco-Kugel ankommt.
Dass dies allerdings kaum ins Gewicht fällt, liegt an LIZZY BORDENs großartigem Gesang und der tollen Performance der restlichen Band. Besonders scharf saust natürlich das immer noch gänzlich rostfreie Klassiker-Doppel „There Will Be Blood Tonight“ und „American Metal“ auf die Nacken im Rund hernieder.
Langeweile kommt aber während des gesamten Sets nicht auf. Und mögen die funkelnden Jahre der Band weit im letzten Jahrtausend liegen – auch die späteren Alben der bunten Truppe bieten amerikanischen Metal der guten Art. Der relativ hohe Platz im Billing, er ist weise gewählt. (MP)
Galerie mit 14 Bildern: Lizzy Borden - Rock Hard Festival 201921.30 WATAIN
WATAIN traut man ohne Weiteres zu, Nächte vor Gigs DiCaprio-mäßig im Pferd oder so zu verbringen. Werwolf ist auch das Stichwort. Eric Danielsson und seine Gang kommen nicht in Jeans und Lavendel auf die Bühne. Insgesamt macht die Show optisch wie immer einiges her – Licht, Nebel und Feuer umspielen einander stimmig und gemahnen durchaus etwas an eine handelsübliche Katholiken-Hölle.
So richtig böse wird das Ganze allerdings insgesamt nicht. Bei allem Respekt für den gewissermaßen ganzheitlichen Ansatz WATAINs – POSSESSED werden zwei Tage später ein anderes Kaliber sein. Vielleicht liegt es am eher idyllischen Ambiente, vielleicht an den einen Tick zu routiniert dargebotenen Stücken, aber der letzte satanische Funke fehlt einigen heute zur endgültigen Entflammung.
Das Theater ist natürlich dennoch gut gefüllt und die Band wird manierlich gefeiert. Und nicht nur der „Malfeitor“ ist ja auch ein ziemlicher Brecher. (MP)
Galerie mit 30 Bildern: Watain - Rock Hard Festival 2019Interessante Alben finden
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Den Bericht kann ich weitgehend bestätigen.
Ein paar Dinge hab ich allerdings anders wahrgenommen und wurden zum Teil auch anders nach den Konzerten vom Publikum kommuniziert.
Da wären zum einen Chapel Of Disease, über die man in den folgenden Tagen verdammt viele Huldigungen vernehmen konnte.
Watain fand ich großartig. Was mich allerdings mächtig angekotzt hat ist, dass sie aus Bockigkeit keinen vollen Set gespielt haben. Das ging ja schon los, dass der WDR nicht übertragen durfte, weil die Ausleuchtung der Bühne nicht stimmte. Danielsson halt …
Bei Symphony X war der Sound besch…eiden, was sicherlich auch an den Windböen lag, die jedem Soundmann die Haare ergrauen lassen.
Tja, Cannibal Corpse…
Die mussten mal eben vorher 2/3 ihrer Setlist umstellen, weil ein Mitarbeiter der Stadt ganz im Stile der ollen Jenal eine Liste mit verbotenen Songs zugestellt hat, die blöderweise einen Großteil des aktuellen Toursets ausmacht. Daher auch „Hammer Smashed Face“ nur instrumental. Denk mal daran lag es, dass kein richtiger Fluss aufkam.
Dann kam Gamma Ray und das war eine Frechheit.
Unpassende Setlist und überhaupt nicht eingespielt.
Ich bin keiner, der auf einem Open Air nur korrekte Töne erwartet, aber die Herren hätten sich vielleicht vorher doch mal zu einer Probe mehr treffen sollen. Chaos bei der Abstimmung und oftmals echt neben der Spur führten dann ab ca. der Hälfte zu Publikumsschwund. Headlinerposition? Unwürdig! Und ich hatte mich echt drauf gefreut…
Fifth Angel waren … ok. Auch sie hatten mit dem Sound zu kämpfen. Das Schlagzeug übersteuerte und öfter drohte alles im Soundmatsch zu versinken.
Anthrax haben geliefert. Wenn man sich nach dem Auftritt im proppevollen Rund umgehört hat, bekam man 95% begeisterte Aussagen. Die 5% waren Berufsnörgler und Leute, die Anthrax eh komplett scheisse finden.
Die Gewinner an diesem Wochenende waren:
Chapel Of Disease
Lizzy Borden
Tyler Leads
Carnivore AD
Skid Row (mächtige Party und voller als bei Gamma Ray)
The Spirit
Zodiac (obwohl ich gerne den ollen Wino gesehen hätte)
Possessed (Alter Verwalter, was ein Abriss)
Anthrax