Rock am Ring
Der Festivalbericht vom Rock Am Ring 2015
Konzertbericht
LAMB OF GOD, Crater Stage
Auf LAMB OF GOD scheint die Menge besonders heiß zu sein. Neben dem Schlagzeug von Chris Adler ist eine Kamera für die TV-Übertragung installiert, die sich probeweise einmal dreht. Schon das bringt die Menge dazu, laut zu brüllen, denn sie wissen – jetzt ist es soweit! Als die Bassdrum losknattert weiß nicht nur ich, dass man als Fan harter Musik hier jetzt endlich befriedigt wird. Randy rennt wie ein wildes Tier auf die Bühne und klatscht uns „Desolation“ auf die Ohren. Endlich gibt es auf die Zwölf und zwar vom Feinsten. Metal-Gandalf aka John Campbell macht grandiose Moves und schießt mit tiefen Tönen direkt in unsere Magengruben. Zwischen den Songs ertönen ekstatische „Yeahhhhhhhh“-Schreie, die Pits werden immer größer und es geht deutlich wilder zu, als vorher. Randy stellt kurz klar, dass hier aufgeholfen wird, sobald einer hinfällt und es gefälligst kameradschaftlich und fair zugehen soll im Pit. „Walk With Me In Hell“ trifft voll ins Schwarze, die Menge brüllt und reißt die Arme hoch, die Nackenmuskeln haben endlich was zu tun. Mit „Still Echoes“ haben LAMB OF GOD einen sehr starken Vorboten für das kommende Album, der nicht nur die Vorfreude steigert, sondern sich auch live empfiehlt. Richtig feiner Abriss, der mit „Laid To Rest“ und „Redneck“ noch mehr Fahrt aufnimmt. LAMB OF GOD haben erneut untermauert, dass sie live unschlagbar sind und es sich immer lohnt die „motherfucking invitation“ anzunehmen.
Galerie mit 10 Bildern: Lamb Of God - Rock Am Ring 2015PARKWAY DRIVE, Crater Stage
PARKWAY DRIVE lassen sich nicht lumpen, starten mit „Wild Eyes“, schießen eine fette Ladung buntes Konfetti in die Luft und entfachen einen Sturm der Begeisterung, der bis zum letzten Ton anhält. Winston fordert Crowdsurfer, die eigentlich nicht gerne gesehen sind, und Winston kriegt Crowdsurfer. Die Menge lässt sich nicht lumpen und gibt alles. Die Security muss plötzlich mächtig ackern für ihr Geld. PARKWAY DRIVE selbst grinsen breit zwischen jedem Song („Holy Shit“) und können kaum fassen, welche Welle der Sympathie ihnen heute hier in der Vulkaneifel entgegenschwappt. „Das ist sicher das größte Festival, das wir je bespielt haben und ihr seid so nett zu uns. Unglaublich!“ Zu „Karma“ startet die Menge gleich mehrere wilde Pits, was PARKWAY DRIVE dazu bewegt, den Song abzubrechen und statt mehreren kleinen, nach einem großen Pit zu verlangen. Auch dieser Wunsch wird erfüllt und genau jetzt und hier entsteht der größte und wildeste Pit des Festivals. Jeff Ling trägt seinen Teil dazu bei und startet ein kleines ausgelassenes Tänzchen auf der Bühne. Die Fanchöre klingen mächtig, erzeugen meterdicke Gänsehaut. Selbst offensichtliche PARKWAY DRIVE-Neulinge lassen sich ansteckend und grölen die teils simplen, aber effektiven, Passagen mit. Auch bei „Deliver Me“ ist die gewünschte Aktion einfach zu erfüllen, die komplette Menge springt auf Kommando im Takt und bringt den Flugplatz zum Beben. Getoppt wird der Auftritt nur, als die Band „Bulls On Parade“ von RAGE AGAINST THE MACHINE covert – die scheinbar schon längst am Höhepunkt angekommene Stimmung eskaliert noch mehr, denn dieses Lied kennen offensichtlich viele. Vom angekündigten neuen Album „Ire“ gibt es noch nichts zu hören, trotzdem darf man sich dieses Album ganz sicher als Fan der Band schon vormerken. PARKWAY DRIVE haben ihre Chance optimal genutzt und sicherlich einen ihrer besten Auftritte inklusive Feuerfontänen gespielt, der mit „Home Is For The Heartless“ würdig abgeschlossen wird. Wen interessiert es da, dass von der Volcano Stage zwischen den Songs die immer selben Hits der BEATSTEAKS vom Wind herübergetragen werden? Wir waren lauter!
Setlist PARKWAY DRIVE
Wild Eyes
Carrion
Karma
Dark Days
Deliver Me
Sleepwalker
Dead Man’s Chest
Idols and Anchors
Romance Is Dead
Bulls On Parade (RAGE AGAINST THE MACHINE Cover)
Swing
Home Is for the Heartless
FOO FIGHTERS, Volcano Stage
Man muss sich schon früh auf den Weg machen, wenn man bei FOO FIGHTERS noch irgendwie in annehmbarem Abstand zur Bühne stehen will. Es scheint so, als ob Rock am Ring nur auf diesen Act ausgelegt war und viele sogar nur für dieses Konzert gekommen sind. Schon den ganzen Tag ist ein großer Steg aufgebaut, den die anderen Bands natürlich auch teilweise nutzen. Wer die FOO FIGHTERS verfolgt, kann sich ungefähr denken, was hier gleich passieren wird. Dave und Kollegen kommen mit „Everlong“ auf die Bühne und er versichert gleich, so viele Songs wie nur möglich zu spielen. Sollte kein Problem sein mit 150 Minuten Spielzeit und einem derart aufgegeilten Publikum. FOO FIGHTERS haben zwar mit „Sonic Highways“ eine aktuelle Platte, es aber ganz sicher nicht nötig, diese auf Teufel komm‘ raus zu bewerben. Dass Dave im Karohemd angetreten ist, gibt noch den letzten Retro-Kick und befriedigt alle NIRVANA-Fans der ersten Stunde. Die Meute brüllt nach jedem Song ohrenbetäubend laut und geifert nach jedem Ton und jeder Regung, wie eine Horde drogensüchtiger Zombies. Bei „Monkey Wrench“ werden die BEATSTEAKS schon zum zweiten Mal heute geadelt, denn Dave widmet ihnen den Bass-Part. Während Drummer Tayler wie üblich schaut, als ob er kurz vorm Auftritt verdroschen wurde und auch beim Spielen wahnsinnig Schmerzen hat, grinst Pat Smear wie ein Honigkuchenpferd. Nach einer gefühlten Ewigkeit von einer knappen Stunde entert Dave endlich die Zusatzbühne und kommt den Fans somit noch näher. Die Menge rastet noch mehr aus und drängt immer näher an den Steg.
Bei „My Hero“ verliert man sich als Musikfan komplett im Song und vergisst alles. Der emotionsgeladene Chor ist unbeschreiblich und Dave singt erschreckend ehrlich, kommt den Fans wirklich nah. Danach stimmt er noch „Times Like These“ akustisch an, wenig später steht wieder der Rest der Band auf der Zusatzbühne und steigt ein. Fans der FOO FIGHTERS werden vom folgenden Cover-Block nicht überrascht gewesen sein. AC/DC und QUEEN/DAVID BOWIE werden mit „Under Pressure“ gecovert, hier steht Drummer Taylor im Mittelpunkt. Auch Dave Catching von EAGLES OF DEATH METAL darf beim THE FACES-Cover einsteigen und erntet ein noch lauteres Ständchen zu seinem Ehrentag. Die Spielzeit vergeht wie im Flug – „These Days“, „Big Me“ in gemäßigter Form und „Best Of You“ ziehen viel zu schnell vorbei. Die FOO FIGHTERS schreiben hier und heute bei Rock am Ring 2015 definitiv Rockgeschichte. Wer bis jetzt nicht wusste, was Rock ist, der sollte jetzt wissen, wie sich das anfühlt.
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Plusplunkt Sound?
Alternatent wurde kritisiert, was stimmt. Es kommt nicht oft vor, dass mir Konzerte zu leise sind.
Doch hatten auch die Crater Stage teilweise echte Soundprobleme. Paradebeispiel In Flames, welche sich der Autor wahrscheinlich nicht angesehen hat, da sie im Bericht nicht erwähnt wurden.
Only For The Weak war kaum zu erkennen, hätte Herr Friden es vorher nicht angekündigt. Auch musste das Konzert nach dem zweiten (oder dritten?) Song kurz unterbrochen werden, da es so wirklich kaum auszuhalten war (nein ich bin nicht einer von den ganz pingeligen, es war wirklich schlimm). Jedoch konnte der sympathische Schwede die Zeit gut überbrücken, auch da das Publikum den Circle-Pit zum eigenen Klatschen fortführte.
Auch gefiel mir Slipknot nicht. Corey Taylor war viel zu leise eingestellt, was vielleicht auch daran lag, dass er das Mikro oft sehr weit entfernt hält. Dies fand ich jedoch sehr enttäuschend, da ich mich sehr auf seinen Gesang gefreut hatte. Trotzdem Gutes Festival