Rock am Ring
Der Festivalbericht vom Rock Am Ring 2015
Konzertbericht
Es ist vollbracht, der Flugplatz in Mendig wurde offiziell gerockt! Und Rock am Ring 2015 war besonders eines – eine organisatorische Meisterleistung! 90.000 Menschen entsprechen immerhin einer Kleinstadt, wobei Security, die Betreiber der Buden, Presse und Künstler inklusive Equipment und Anhang noch gar nicht mitgerechnet sind. Noch dazu galt es, sich an ein neues Gelände und veränderte Gegebenheiten heranzutasten. Umso erfreulicher ist, dass Rock am Ring 2015 so entspannt war, wie noch niemals zuvor.
Dabei standen Fans und Veranstalter schon am Donnerstag vor der ersten Herausforderung. Es reisten deutlich mehr Fans als erwartet frühzeitig an, die noch dazu mehr Fläche als berechnet für ihre Zelte in Anspruch nehmen wollten. Ärmel hochkrempeln war angesagt und Veranstalter Marek Lieberberg begab sich umgehend auf die Campingplätze, um sich selbst ein Bild von der Situation zu verschaffen. Dank einiger hilfsbereiter Mendiger wurden dann rasch weitere Flächen frei gemäht, die den Besuchern zur Verfügung gestellt wurden.
Freitag, 05.06.2015
Das neue Gelände ist weitläufig, in eine wunderschöne Landschaft eingebettet und bietet die Möglichkeit die Konzerte entweder direkt vor der Bühne oder entspannt auf der Wiese fläzend zu beobachten. Die Wege zwischen den beiden Bühnen und dem Zelt sind kurz, sodass man von einer Party in die nächste stolpern kann. Einen beeindruckenden Überblick kann man sich für 4,50 € mit dem Riesenrad verschaffen. Ebenfalls Premiere feiert in diesem Jahr der LIDL-Rockshop, der durchweg positiv aufgenommen wird. Mit einem derart reibungslosen Ablauf hatten die meisten Besucher gar nicht gerechnet und sind somit angenehm überrascht, über das 1a-Festivalsortiment zu niedrigen Discounter-Preisen und die LIDL-typische Schnelligkeit.
WHILE SHE SLEEPS, Alternatent
Bands und Fans, die am Eröffnungstag im Alternatent verabredet sind, müssen eine wahre Tortur durchleben. Aufgrund der hochsommerlichen, schon fast tropischen Temperaturen, herrschen im Zelt höllenartige Zustände. Der Schweiß läuft in Strömen, schon alleine vom Zuschauen, und trotzdem lassen die Fans sich nicht lumpen. Es wird inbrünstig mitgeschrien, geklatscht, getanzt und gepogt als WHILE SHE SLEEPS mit „New World Torture“ auf die Bühne kommen. Das liegt nicht zuletzt auch an der Band selbst, denn WHILE SHE SLEEPS ignorieren alle Umstände und liefern eine Show, die es in sich hat. Nachdem schon die Besucher so nackig wie nur möglich sind, ziehen die Briten nach und reißen sich Shirts und Jacken vom Körper. Man merkt der Band an, dass sie seit April mehrere Konzerte gespielt hat – heute sitzt jeder Griff, es gibt keine nennenswerten Verspieler und WHILE SHE SLEEPS zocken richtig tight. Loz kommt dem Publikum zu „Four Walls“ nahe und die verklebte Menge singt sich den Refrain fast im Alleingang vor.
Leider ist der Auftritt viel zu kurz und später erfahren wir, dass das Set gekürzt werden musste und deshalb „Our Courage, Our Cancer“ und „Seven Hills“ nicht gespielt werden konnten.
Setlist WHILE SHE SLEEPS
New World Torture
Brainwashed
This Is The Six
Death Toll
Trophies Of Violence
Four Walls
SKINDRED, Alternatent
SKINDRED sind eine der wenigen Bands, die man zu jeder Zeit auf die Bühne stellen kann und die garantiert immer für Stimmung sorgen. Gitarrist Mikey kühlt sich hinter der Bühne noch schnell mit einem nassen Handtuch den Kopf, bevor die Metal-Hip-Hop-Punk-was-auch-immer-Truppe mit „Kill The Power“ loslegt. Fronter Benji ist ein alter Showhase, lässt sich die Hitze nicht anmerken und wirbelt über die Bühne wie ein angestochener Jungspund. Bei „Ninja“ gibt es einige Kung-Fu-Moves zu sehen und zu „Pressure“ hüpft das komplette Zelt. Für eine kurze Zeit scheinen alle zu vergessen, dass hier gerade mörderische Temperaturen herrschen. Immer mehr Zuschauer lassen immer mehr Kleidungsstücke fallen und feiern SKINDRED halbnackig ab. Kein Wunder, denn Benji lässt auch nichts anderes zu und schreit die ganze Zeit die Meute an, dass sie gefälligst richtig abgehen soll. Für das Alternatentsind SKINDRED eine Bereicherung, allerdings ist mir unklar, warum man eine solche Band nicht auf eine der Hauptbühnen stellt und dafür drittklassigen Rappern und diversen Lahmarsch-Bands den Vortritt lässt. SKINDRED ist es relativ wumpe – die Waliser liefern ab, als ob sie vor 50.000 spielen würden und die Menge dankt es ihnen mit reger Beteiligung.
Galerie mit 9 Bildern: Skindred - Rock Am Ring 2015BROILERS, Volcano Stage
Währendessen dürfen die BROILERS die Volcano Stage beackern und sich über eine riesige Masse von Leuten freuen, die deren Songs beklatschen und sich euphorisch und teilweise im mittlerweile Halbschatten zu „Tanzst Du Noch Einmal Mit Mir“ und „Paul Der Hooligan“ bewegen. Hier macht sich der erste Pluspunkt des neuen Geländes bemerkbar. Wenn man aus dem Alternatent kommt, kann man praktisch sofort vor der nächsten Bühne einsteigen und die Party geht nahtlos weiter. Natürlich fühlt man sich schneller animiert irgendwo zuzuhören, wenn man schon mal da ist und sieht, wie sich andere Menschen freuen. Das neue Gelände lädt also dazu ein, sich treiben zu lassen und kommt damit dem heutigen Trend entgegen. Warum entscheiden, wenn man alles haben kann?
TREMONTI, Alternatent
Dass Mark Tremonti ein guter Kerl ist, drängt sich ja förmlich auf. Tatsächlich gibt er wenige Minuten vor seinem Auftritt im Alternatent Autogramme, lässt sich mit Fans fotografieren und nimmt ganz entspannt Kontakt zu ihnen auf. „I love you and your music“ brüllt ihm ein aufgeregter junger Mann übermütig entgegen. Was soll er darauf antworten, außer einem schüchternen „Thank you“. Leider haben TREMONTI mit einem schwachen Sound zu kämpfen und die Qualität der Songs leidet dementsprechend etwas darunter. Noch dazu ist es nicht gerade zuträglich, dass Mark Tremonti selbst kein Entertainer ist und seine übrigen Bandmitglieder offensichtlich ebenfalls nicht. Der ambitionierte Drummer kann hinter seinem Kit leider auch nicht mehr viel ausrichten und so feiern die Besucher die Songs von „Cauterize“ und „All I Was“ nicht so übermütig ab, wie es eigentlich sein könnte. Die Menge, die hier steht, wartet eigentlich auf eine andere Art von Musik und scheint mit Attacke á la „All That I Got“ und „Brains“ etwas überfordert zu sein.
Galerie mit 9 Bildern: Tremonti - Rock Am Ring 2015Interessante Alben finden
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Plusplunkt Sound?
Alternatent wurde kritisiert, was stimmt. Es kommt nicht oft vor, dass mir Konzerte zu leise sind.
Doch hatten auch die Crater Stage teilweise echte Soundprobleme. Paradebeispiel In Flames, welche sich der Autor wahrscheinlich nicht angesehen hat, da sie im Bericht nicht erwähnt wurden.
Only For The Weak war kaum zu erkennen, hätte Herr Friden es vorher nicht angekündigt. Auch musste das Konzert nach dem zweiten (oder dritten?) Song kurz unterbrochen werden, da es so wirklich kaum auszuhalten war (nein ich bin nicht einer von den ganz pingeligen, es war wirklich schlimm). Jedoch konnte der sympathische Schwede die Zeit gut überbrücken, auch da das Publikum den Circle-Pit zum eigenen Klatschen fortführte.
Auch gefiel mir Slipknot nicht. Corey Taylor war viel zu leise eingestellt, was vielleicht auch daran lag, dass er das Mikro oft sehr weit entfernt hält. Dies fand ich jedoch sehr enttäuschend, da ich mich sehr auf seinen Gesang gefreut hatte. Trotzdem Gutes Festival