Rock am Ring
Der Festivalbericht vom Rock Am Ring 2014
Konzertbericht
AVENGED SEVENFOLD habe ich nach ihren ersten Platten aus Augen und Ohren verloren und die sehr durchwachsenen Kritiken zum neuen Album hielten mich davon ab, mich damit beschäftigen zu wollen. Scheinbar ein Fehler, denn die Band kommt, spielt und gewinnt! AVENGEND SEVENFOLD räumen komplett ab und werden von den Fans enorm gefeiert. Absolut berechtigt, denn es gibt einen Setlist quer durch die Platten der Amerikaner und einen ebenso talentierten, wie bemühten Sänger. Auch AVENGED SEVENFOLD betreten den Snakepit sehr ausgiebig und nehmen Kontakt zu den Fans auf, die schon mit selbstgestalteten Schildern ihrer Vorfreude Ausdruck verliehen hatten. Die neuen Songs können so schlecht nicht sein, denn das Konzert bleibt ausnahmslos auf sehr hohem Niveau. Die Fans zaubern ein paar beachtliche Pits und auch die Band ist sichtlich erfreut über den Zuspruch, sodass man sie kaum von der Bühne bekommt. Bei „So Far Away“ wird es kurz traurig, aber auch diese Stimmung tragen die Fans mit und gehen ebenso nahtlos wieder mit „Afterlife“ in den Pogo-Modus. Nach diversen beeindruckenden Feuerwerken, lässt sich die Band noch zu „Unholy Confessions“ erweichen, was den Platz nochmals zum Ausrasten bringt. Die Gitarren zaubern Gänsehaut und die Energie auf dem Platz ist sehr ansteckend. AVENGED SEVENFOLD haben sich richtig gemausert und sicherlich ist da sogar noch mehr Luft nach oben. Großartiger Auftritt!
Galerie mit 11 Bildern: Avenged Sevenfold - Rock Am Ring 2014Statt um 22 Uhr kommen die Herren von METALLICA erst etwa 22:25 Uhr auf die Bühne. Ich wette, dass diese Verspätung spannungstechnisch einkalkuliert ist. Es gibt erst ein kurzes, sehr peinliches Werbefilmchen mit METALLICA in der Hauptrolle. METALLICA teilen uns nochmals „persönlich“ mit, dass nun die Setlist kommt, die die Fans selbst gewählt haben. Ja, ist ja gut jetzt, wir haben es kapiert. Die Fans durften die Songs wählen, was seid ihr großartig nah an euren Leuten dran. Mit „Ecstasy Of Gold“ kündigt sich wie üblich der Auftritt an und ohne Umschweife haut uns das Quartett „Battery“ und „Master Of Puppets“ auf die Ohren. Der Platz brüllt wie bekloppt und alle Fans kriegen große Augen, bei dem, was METALLICA optisch auffahren. Ein guter Song ist ein guter Song und bleibt auch ein guter Song, sodass tatsächlich 90 Prozent der Anwesenden – der Platz vor der Centerstage war voller als voll – kollektiv bangt, springt und durchdreht. METALLICA spielen fast fehlerfrei, aber was dem Auftritt wirklich fehlt, ist Seele.
Jeder Griff ist einstudiert, jede Regung abgesprochen und es passiert nichts ad hoc oder zufällig. Dass Amerikaner ein anderes Verständnis von Show haben als Europäer ist nicht schlimm – aber METALLICA übertreiben es. Ständig führt uns „Moderator“ James durch die Show und erinnert, dass wir noch zwischen drei Stücken wählen dürfen. „He, du hast eben gebuht? Dann ruf an und wähle für deinen Song, so einfach ist das…“ Passenderweise werden dann die nötigen Nummern für die SMS eingebildet. Nicht nur ich fühlt mich sehr an Homeshopping erinnert. Wobei man nicht leugnen darf, dass der optische Faktor überwältigend ist.
Galerie mit 7 Bildern: Metallica - Rock Am Ring 2014Zwischendurch werden „Fans“, die sehr gekünstelt und trainiert wirken, vom Bühnenrand auf die Bühne gebeten, um den nächsten Song anzusagen. Bei „One“ wird natürlich nicht mehr schnöde in die Luft geballert, sondern mit Lasern geschossen, was die Elektronik und der Platz hergeben. Die beste Stimmung ist bei „Whiskey In The Jar“, damit können wohl auch die METALLICA-Laien etwas anfangen. METALLICA sind sicherlich keine schlechte, verlorene Band – aber das ist deutlich zu viel des Guten und hat mit Metal nun wirklich gar nichts mehr zu tun. Wer sich allerdings auf die Show einlässt und für knappe zwei Stunden das Denken abstellt, der hat Spaß. Aber wer ehrlich in sich geht und reflektiert, der kann das nicht wirklich gut finden. Zumindest nicht, wenn man als Metalhead mit METALLICA aufgewachsen ist.
Als Kontrastprogramm gibt es einen Pete Doherty, der sich auf der Alternastage so dermaßen die Kante gibt, dass einige Dinge zu Bruch gehen und wohl auch das Singen nicht mehr so ganz geklappt hat. Wäre sicherlich auch sehenswert gewesen… Außerdem werden noch BOYSETSFIRE „bestraft“, die zeitgleich auf der Clubstage spielen, die meisten dürften sich schon für METALLICA entschieden haben. Irgendwann ist es dann ganz plötzlich vorbei und Rock Am Ring am Nürburgring ist damit Geschichte.
Letztendlich werden sich viele Leute wohl 2015 für das bessere Line-up entscheiden. Für Marek Lieberberg und seine Crew ist es sicher ein derber Schlag. Zumindest war 2014 eine sehr würdige Verabschiedung vom Nürburgring, mit einem hochkarätigen Line-up und es bleibt spannend was 2015 in Mönchengladbach geboten wird. James Hetfield fasste es so zusammen: „Lasst uns nicht traurig sein, sondern über schöne Zeit freuen, die wir hier am Nürburgring zusammen hatten. Wir suchen uns eine neue Location!“
In diesem Sinne, Danke für die vergangenen Jahre Rock Am Ring am Nürburgring und „Wir rocken weiter!“
Fazit: Per SMS zwischen drei Songs wählen und dafür 50 Cent zahlen ist definitiv NICHT Metal.
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