Rock am Ring 2017
Der Festivalbericht mit Bildergalerie
Konzertbericht
ALTER BRIDGE – Volcanostage
ALTER BRIDGE sind die Leidtragenden, denn es regnet heftig während deren Auftritts. Die Show kann man aber sowieso mittlerweile auswendig mitsingen und nachspielen. Es ist wirklich schade, dass die beiden Protagonisten Marc Tremonti und Myles Kennedy sich einerseits alle Freiheiten nehmen, um abseits der Band Erfahrung zu sammeln, und dann doch immer nur die gleiche Show spielen. Man kann es eine gut getaktete Rockshow mit einwandfreien handwerklichen Fähigkeiten nennen, aber wer ALTER BRIDGE schon öfter mal gesehen hat, wird zwangsläufig irgendwann gelangweilt sein.
Die Fans vor der Volcanostage sind aber äußerst dankbar für den leicht zugänglichen Alternative Rock, der nicht zu schnell und dafür sehr eingängig ist, und jubeln ALTER BRIDGE begeistert zu. Klassiker wie „Isolation“, „Blackbird“ und „Ghost Of Days Gone By“ werden genauso bejubelt wie „Farther Than The Sun“ vom neuen Album „The Last Hero“. Ein Blick auf die Leute um uns herum zeigt aber auch, dass wir nicht die Einzigen sind, die von Myles‘ schnakigem Gesang heute genervt sind. Rein handwerklich ist der Band allerdings nichts vorzuwerfen. Lediglich einmal wird kurz aufgemerkt, als Kennedy Tremonti anerkennend auf die Schulter klopft. Er weiß also doch, dass er da ist …
PROPHETS OF RAGE Volcanostage
Man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, welche Überoberaußer-Musiker sich hier gleich versammeln: Tim Commerford (RAGE AGAINST THE MACHINE, AUDIOSLAVE) am Bass. Chuck D, der legendäre Rapper von PUBLIC ENEMY. B-Real von CYPRESS HILL, der Grund warum Kiffen damals auch gut klang. Brad Wilk von RAGE AGAINST THE MACHINE, geadelt durch BLACK SABBATH. Tom Morello von RAGE AGAINST THE MACHINE und AUDIOSLAVE, dessen Art Gitarre zu spielen nicht nur revolutionär, sondern auch noch bis heute einzigartig ist.
Ganz abgesehen von den hervorragenden Referenzen glänzt die Truppe von Beginn an mit einer überzeugenden Präsenz. Nach einem schwungvollen „Make Deutschland rage again!“ verschmelzen die PROPHETS aus Los Angeles mit dem Publikum. Schwingende Hände und springende, euphorisch schreiende Menschen überall. Song für Song schraubt sich die Stimmung noch höher, was auch B-Real bemerkt „“It all gets crazier from here“!
B-Real leitet „Bombtrack“ lässig mit „We’re gonna drop the bomb right on you here …“ ein, was angesichts der Situation vom vergangenen Freitag für einige Grinser sorgt. Und gerade als man denkt, dass es jetzt nicht mehr besser werden kann, kündigt Tom Morello einen Song für den kürzlich verstorbenen Chris Cornell an und holt dafür sogar noch Serj Tankian von SYSTEM OF A DOWN auf die Bühne, um in Gedenken den Song „Like A Stone“ von AUDIOSLAVE zu singen. Einfach brobdingnagisch!
Tom Morello gibt wirklich alles an seinem Brett, gönnt sich ein Battle mit dem DJ, zupft die Saiten mit den Zähnen und wirbelt über die Bühne, als ob sich in den letzten 15 Jahren nichts verändert hätte. Natürlich wird er nicht müde, bei jeder Gelegenheit den Rücken seiner Gitarre mit seiner Botschaft „FUCK TRUMP“ hochzuhalten. PROPHETS OF RAGE mischen weniger als eine Handvoll eigener Songs unter und trotzdem hat man nicht den Eindruck, dass hier die beste Coverband der Welt am Start sein könnte. B-Real und Chuck D sind viel zu erfahren, um Zach de la Rocha einfach zu imitieren, und lassen selbstverständlich ihre ganz eigene Note einfließen. Das Publikum nimmt es da schon etwas ernster, denkt an jeden noch so kleinen Ton und bringt jedes „Uuuh“ im richtigen Moment. PROPHETS OF RAGE werfen einen Strike nach dem anderen und es ist schwer vorstellbar, dass SYSTEM OF A DOWN das hier heute noch toppen können.
Setlist PROPHETS OF RAGE
Prophets Of Rage
Testify
Take The Power Back
Guerilla Radio
How I Could Just Kill A Man
Bombtrack
Fight The Power
Hip-Hop Medley: Hand On The Pump, Can’t Truss It, Insane In The Brain, Bring The Noise, I Ain’t Goin’ Out Like That, Welcome To The Terrordome, Jump Around
Sleep Now In The Fire
Like A Stone (mit Serj Tankian)
Know Your Enemy
Bullet In The Head
Unfuck The World
Bulls On Parade
Killing In The Name
SYSTEM OF A DOWN Volcanostage
Doch genau diese Hoffnung erfüllt sich am letzten Festivaltag mit dem letzten Act. Jetzt gilt es, nochmals alle Kraftreserven zu mobilisieren und den verdammten Ring in Grund und Boden zu feiern. Auf der Bühne ist es eher dunkel, abgesehen von Blitzen im richtigen Moment und vereinzelten roten und blauen Lichtern, die über die feierwütige Menge ragen. Schon bei „Soldier Side“ singen die Fans lauter als Daron, was sich Laufe des Abends noch häufiger wiederholen wird. SYSTEM OF A DOWN sparen sich unnötige Ansagen und liefern einfach nur den hakeligen Soundtrack zum Ausrasten, für die man sie so sehr liebt. Serj Tankian ist stimmlich in Bestform und bringt alle verfügbaren Facetten punktgenau unters Volk. Er hat den Groove fest im Griff und der Rhythmus gehorcht ihm bedingungslos. Auch Malakian hat mehrere Seiten, wirft einerseits ernste und irre Blicke ins Publikum und ist sich auch nicht zu schade, den Animateur und Spaßvogel raushängen zu lassen. Er bittet zum Tanz zu „Radio/Video“ und täuscht das Intro zu „Psycho“ mit „Physical“ von Olivia Newton-John an. SYSTEM OF A DOWN kennen keine Gnade und es wird geballert, was die Songs hergeben.
Setlist SYSTEM OF A DOWN
Soldier Side
Suite-Pee
Prison Song
Violent Pornography
Aerials
Intro von Mind
Mr. Jack
DDevil
Needles
Deer Dance
Radio/Video
Hypnotize
Mittelteil von Dreaming
Pictures
Highway Song
Der Ring bebt und das Publikum verhält sich eines Headliners würdig. Pits, wohin man blickt. Seltsame Zuckungen überall. Grinsende, verschwitzte Menschen, die glücklich sind. Und bei den Klassikern „Chop Suey!“ und der Tanzeinlage von „Radio/Video“ entsteht wieder dieses magische Gefühl, das man nur bei Rock am Ring spüren kann. Und zwar direkt am Ring selbst. Nicht vorm TV daheim, nur dort vor Ort. Es ist ein Gefühl, das süchtig macht und verbindet. Ein Gefühl, das man im Herzen trägt und das dazu führen wird, dass wir uns im nächsten Jahr wieder am Nürburgring treffen und gemeinsam friedlich unsere Musik feiern. Genauso wie die Terroristen und Hetzer ihre Platzform genutzt haben, haben sich auch die Ringrocker positioniert. Überall gab es Schilder mit eindeutigen Botschaften gegen Terror und Angst zu sehen. Wir sind mehr, wir sind lauter, wir sind der Ring und wir sehen uns nächstes Jahr vom 01.-03.Juni bei Rock am Ring.
© alle Fotos, Nadine Schmidt und metal.de
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Ganz netter Bericht über ein Pop-Festival. Ich frag mich allerdings schon was ich da jetzt gelesen habe. Eine Hand voll Bands die man überhaupt oder mit viel gutem Willen zum erweiteren Umfeld des Metals zählen kann und viel Emotionalität des Autors, die anscheinend zu einem nicht unerheblichen Teil auf dessen persönliche Nostalgie zurück zu führen ist. Soll nicht heißen, dass der Bericht schlecht ist, aber ob man sowas auf metal.de veröffentlichen muss?
PS: Die Aktion mit dem Rollstuhlfahrer ist sicher eine tolle Sache aber sowas kann man auf dem Summer Breeze jedes Jahr beobachten. Just Sayin’…
Hi Justus,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich war drei Tage lang auf dem Festival unterwegs und noch dazu geht es um meine große Leidenschaft, die Musik! Da fällt es wirklich schwer, sich von subjektiven Eindrücken komplett zu lösen und selbstverständlich trage auch ich eine gewisse Vergangenheit in Bezug auf Bands und Festival mit mir herum.
Letztendlich bin ich aber auch nicht bei metal.de angetreten, um einen rein faktischen Bericht ohne Herzblut abzuliefern. Persönliche Eindrücke und der daraus resultierende Schreibstil machen letztendlich auch das Profil einer Redakteurin aus.
Die Geschichte mit dem Rollstuhlfahrer ist zum Glück keine Premiere auf Festivals. Im Zusammenhang mit dem Terrorverdacht und der daraus resultierenden Hetze im Netz, war es aber ein besonders schöner Gegenbeweis, dass die Realität glücklicherweise eben doch noch anders aussieht. Ich dachte, dies hätte ich im Text deutlich gemacht.
Falls du auch auf dem Festival warst, interessiert mich, welche Eindrücke du gesammelt hast. Für das nächste Jahr würde ich mir zwar auch wieder deutlich mehr Metalbands wünschen, von einem Pop-Festival ist Rock am Ring aber noch weit entfernt.
Liebe Grüße Nadine
Der hat keine Eindrücke,nur Gemecker..
Festivalbesuche sind immer subjektiv da man ja auch nur bestimmte Sachen sieht und niemals alles was auf einem Festival so abgeht.
Ich bin immer schon froh wenn ich die Erinnerungsfetzen zu einer halbwegs logisch zusammenhängenden Geschichte zusammen puzzeln kann.. 😉
Ausserdem ist das kein Review und hat gar keinen Anspruch objektiv zu sein.
Auch wenn das auf viele Reviews bei metal.de auch nicht zutrifft..
Was willst du Vogel jetzt von mir? Wo liest du da bitte nur Gemecker? Ich habe ja geschrieben, dass ich den Bericht an sich nicht schlecht finde. Ich hab mich auch nirgendwo beschwert, dass mir der Beitrag zu subjektiv ist. Mir ist völlig klar, dass so ein Bericht nur subjektiv ausfallen kann.
Ich frage mich nur ob man auf einer Seite wie Metal.de einen acht-seitigen Bericht über ein Festival bringen muss, in dem dann nur um die fünf Bands auftauchen, die überhaupt was im weitesten Sinne mit dieser Musikrichtung Metal zu tun haben. Jaja, eine leidige Diskussion, aber wenn man sowas schon nicht mehr schreiben darf, kann man die kommtarfunktion auch deaktivieren.
Wenn ich schon der Vogel bin,dann bitte ein paar Körner.
Die Subjektivität hast du indirekt sehr wohl kritisiert.
Und über Rock am Ring wird hier schon seit 20 Jahren berichtet.
Wenn das nicht mehr passieren soll,dann darf hier auch nicht mehr über metallica, ac dc,guns n roses, System of a down usw berichtet werden denn alle genannten sind Pop im eigentlichen Sinn des Wortstamms.pop ist was erfolgreich ist und kalkuliert auf Erfolg getrimmt ist.wenn du das streichst gibt es hier keine Schlagzeilen mehr.
Für die Unterstellung und Provokation du würdest nur meckern und keine eigene Erfahrungen beisteuern entschuldige ich mich,da hab ich unnötig Öl ins Feuer gegossen,sorry!
Dann entschuldige ich mich für Ausdruck Vogel an dieser Stelle ebenfalls, ich reagiere nur etwas allergisch wenn man mir Sachen unterstellt, die ich so gar nicht von mir gegeben habe. Das mit der Subjektivität habe ich nur herausgehoben, weil ich etwas den Eindruck habe, dass der Bericht überhaupt nur deswegen so lange geraten ist. Ich meine mal ehrlich, wären hier nur die Metal-relevanten Bands besprochen worden (wo auch immer man da jetzt die Grenze zieht), wäre nicht mehr viel übrig geblieben.
Ich habe auch grundsätzlich nichts dagegen, wenn hier über’s RaR berichtet wird. Und ja, ich kann tatsächlich keine persönlichen Eindrücke geben, weil ich noch nie dort war. Einfach weil für mich persönlich viel zu wenig musikalisch Interessantes geboten wird. Ich stelle nur die Frage in den Raum wie viel Relevanz das Festival für die Metal-Szene überhaupt noch hat. Mag sein, dass darüber schon 20 Jahre berichtet wird, aber man kann auch nicht von der Hand weisen, dass das Programm dort immer mehr auf den Mainstream (uh, das pöhse Wort) ausgerichtet ist und dadurch eben nach meinem Empfinden an Relevanz für die Metal-Szene verloren hat. Sei’s drum, die Diskussion wird sich doch nur wieder im Kreis drehen. Wollte das nur nochmal geklärt wissen.
Alles gut,geht mir auch so.
Um deine Frage mal aufzugreifen: ich denke dass rar tendenziell an Relevanz zugenommen hat.
Versteh mich nicht falsch, ich kann mit den bands die da spielen auch nix anfangen, ist mir mittlerweile echt auch viel mainstreamig.
Aber was rar macht ist große Massen mobilisieren und sicher den ein oder anderen zu härterer Musik zu bringen.
Vielleicht bekommt man irgendwann wenn man z.b. Metallica sieht das Bedürfnis mal ne richtige metalband zu sehen 😉
Die Intensität, die Qualität und vor allem Authentizität hat aber meiner Meinung nach schon stark gelitten.
Aber wie gesagt, das ist meiner Meinung nach etwas für Einsteiger und casuals 😉