Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2012
Konzertbericht
RAGE
(22:05 – 23:20)
Unwetterbedingt hat sich der Auftritt von RAGE um etwas zwanzig Minuten nach hinten verschoben. Dafür ist das Zelt nun recht gut gefüllt, es entsteht nur der etwas merkwürdige Eindruck, dass einige Sturmflüchtlinge scheinbar wesentlich weiter vorne stehen, als sie es eigentlich beabsichtigt hätten. Vielleicht ist es aber auch nur die Sorge um die möglicherweise entstandenen Sturmschäden, die auf die Stimmung der Anwesenden drückt. Denn während die ersten Reihen zuverlässig ausflippen, bleibt es dahinter ungewohnt ruhig. Auch wie manche Leute auf die Idee kommen, ausgerechnet bei RAGE mehrfach lautstark eine „Wall Of Death“ zu fordern, bleibt ein Mysterium für mich. Ich bin jedenfalls irgendwie froh, dass sie von Peavy und seinen Mitstreitern konsequent ignoriert werden.
Galerie mit 12 Bildern: Rage - Rock am Härtsfeldsee 2012Mit der Setlist bin ich heute nur bedingt zufrieden. Zu viele neue Stücke sind vertreten, dafür vermisse ich gleich mehrere ganz große Klassiker wie „Down“, „Set The World On Fire“ oder der eigentliche unvermeidliche Rausschmeißer „Higher Than The Sky“. Dafür haben sich Songs wie „Empty Hollow“, „No Regrets“ oder „Soundchaser“ inzwischen als gerne gehörte Standards etabliert. Die Songs vom jüngsten Album „21“ kommen mir dagegen allesamt eine Spur zu nichtssagend daher, auch live ändert sich da heute nichts an meinem eher durchwachsenen Eindruck der Scheibe. Dann doch lieber Klassiker wie „Don’t Fear The Winter“, das heute extrem frenetisch bejubelt wird.
Aber genug gemeckert, RAGE machen auf der Bühne trotzdem immer großen Spaß. Das virtuose Gitarrenspiel von Victor Smolski und Peavys ausdrucksstarker Gesang zählen für mich zum Besten, was der klassische Heavy Metal in Deutschland je hervorgebracht hat. Und Drummer André Hilgers mag dem 2006 ausgestiegenen Drum-Tier Mike Terrana vielleicht nicht ganz das Wasser reichen können, agiert dafür ohne dessen übergroßes Ego wesentlich teamdienlicher. So kann man statt einem Drum-Solo inzwischen auch einfach einen Song mehr spielen. Insgesamt also eine schöne Show des Trios, wenn auch mit leichten Abzügen in der B-Note.
CHILDREN OF BODOM
(23:45 – 01:15)
Ehrlich gesagt hatte ich dem Werdegang der CHILDREN OF BODOM in den letzten Jahren nicht sonderlich viel Beachtung geschenkt. Zu vorhersehbar und eintönig kam mir der keyboardlastige Melo-Death-Sound der Finnen vor. Dieses Urteil muss ich nun zumindest teilweise revidieren, denn ihre Show heute ist nicht von schlechten Eltern und erweist sich als musikalisch überraschend abwechslungsreich. Ich freue mich noch über das recht früh abgefeuerte „Warheart“, muss dann aber feststellen, dass die neueren Songs kompositorisch wesentlich mehr zu bieten haben und die Vielseitigkeit der Band eindrucksvoll unterstreichen.
Frontmann Alexi Laiho überrascht mich auch bei seinen Ansagen mit einer eher moderaten „fuck“-Quote. Gelegentlich kommt nun sogar mal ein kompletter Satz ohne das englische Fluchwort aus – ob der trinkfreudige Finne nun vielleicht doch langsam erwachsen wird? Sei’s drum, viel spannender ist eh die Musik, die er mit seinen Bandkollegen zum Besten gibt. Besonders stark ist hier wieder einmal die Keyboard-Arbeit von Janne Wirman, der gekonnt Akzente zu den Gitarren-Leads von Laiho und Roope Latvala setzt, statt einfach alles mit großflächigen Synthie-Teppichen zuzukleistern.
Galerie mit 19 Bildern: Children Of Bodom - Rock am Härtsfeldsee 2012Beim Bühnenbild fahren die CHILDREN OF BODOM heute wesentlich dickere Geschütze auf als BLIND GUARDIAN am Vortag. Die komplette vordere Hälfte eines amerikanischen Straßenkreuzers dominiert das Zentrum des Bühnenbildes und dient dabei auch als Klettergerüst oder Sitzgelegenheit für die Musiker. Besonders genial ist, dass dabei die Scheinwerfer des Wagens mit der Lichtanlage gekoppelt sind und dadurch ihren Beitrag zur fantastischen Ausleuchtung der Bühne leisten.
Viel zu schnell geht dieser Auftritt zu Ende, was letztlich auch daran liegt, dass die Bodom-Kinder ihre theoretisch zur Verfügung stehende Spielzeit nicht voll auskosten und nach nicht einmal anderthalb Stunden bereits die Bühne verlassen. Immerhin haben sie in dieser Zeit aber eine unterhaltsame und spannende Show abgeliefert, kein Grund zur Klage also. So verlassen die Anwesenden recht zufrieden das Zelt und machen sich auf den Weg zurück zu ihren Zelten, in der stummen Hoffnung, dass diese dem heftigen Sturm getrotzt haben mögen. Eine Hoffnung, die sich leider nicht in allen Fällen bewahrheitet.
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Sorry, aber wer den Auftritt von Children of Bodom am RAH 2012 gut fand, sollte nicht für ein Metal-Magazin schreiben. Der Sound war unterirdisch und Alexi spielte so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Nicht nur die Solos waren daneben, teilweise liefen Gitarrist/Gesang und Band komplett auseinander. Mir persönlich ist es schwer gefallen, manche der Hits überhaupt auf anhieb zu erkennen. Ein bißchen schauen auf YouTube (RAH 2012, Children of Bodom) und man sieht was ich meine. Ich bin langjähriger COB-Fan und habe mich extrem auf das Konzert gefreut. Aber nach 4 Liedern haben die Leute mit denen ich das Konzert angeschaut habe, geschlossen das Zelt verlassen, weil es einfach nur fürchterlich war… vor allem im Vergleich zum Headliner vom Vortag (Blind Guardian) war der Auftritt ein Witz und eigentlich eine Frechheit, wenn man bedenkt was für eine Gage die bekommen.
Naja, Meinungen sind subjektiv. Ich zumindest hatte eben meinen Spaß an der Show, vielleicht auch gerade weil ich keinen Vergleich zu COB-Shows in den letzten Jahren habe. Es ist natürlich trotzdem gut möglich, dass sie bei früheren Shows wesentlich besser waren, das kann ich halt wie gesagt nicht beurteilen. Das letzte Mal live erleben durfte ich die Bodom-Kinder vor acht Jahren auf dem Summer-Breeze, damals noch in Abtsgmünd.
Was den Sound angeht, so hatte ich vor allem den Eindruck, dass der bei allen Bands – wie ich im Prinzip ja auch beim Blind-Guardian-Abschnitt schrieb – sehr davon abhängig war, wo im Zelt man stand. Ich hab mir einen Großteil des Children-Of-Bodom-Auftritts mit einem Kumpel von ziemlich weit hinten aus angesehen, wo der Sound zwar nicht überragend, aber immerhin in Ordnung war. Und wir waren beide – eben als nicht-Die-Hard-COB-Fans – unter dem Strich recht positiv überrascht von den Jungs.