Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2012
Konzertbericht
SODOM
(21:45 – 23:00)
Im vergangenen Jahr war der ehemalige Bergmann Thomas Such, besser bekannt unter seinem Pseudonym Tom Angelripper, bereits mit seinem Metal-Schlager-Spaß-Projekt ONKEL TOM an den Härtsfeldsee gereist. Und offensichtlich hat es ihm so gut gefallen, dass er nun mit seiner Stammband SODOM hierher zurückkehrt. Ich persönlich kann den humoristischen ONKEL-TOM-Plattitüden ohnehin wenig abgewinnen und finde folgerichtig die diesjährige Show der deutschen Thrash-Ikone wesentlich bekömmlicher. Manch anderer scheint dagegen eher enttäuscht zu sein, heuer keine alkoholgeschwängerten Schlager-Cover präsentiert zu bekommen.
Galerie mit 13 Bildern: Sodom - Rock am Härtsfeldsee 2012Launig sind die martialischen Kompositionen aus 30 Jahren Bandgeschichte dennoch. Vom Opener „In War And Pieces“ über „M-16“ und „Ausgebombt“ bis hin zum unvermeidlichen Rausschmeißer „Bombenhagel“ steckt aber stets auch jene gesunde Prise gesellschaftlich und politisch motivierter Kritik in den Songs, die schon immer ein wichtiger Bestandteil der Thrash-Bewegung war. Keine intellektuell-theoretischen Abhandlungen zwar, dafür aber ehrliche und unverhohlene Wut, die im Jahr 2012 genauso angebracht und zeitgemäß ist wie anno 1982.
Sänger/Bassist Tom Angelripper und sein langjähriger Gitarren-Sidekick Bernemann haben die vergangenen dreißig Jahre zumindest optisch weniger locker weggesteckt. Man sieht ihnen nunmal an, dass sie hart auf die Fünfzig zugehen, alt und müde sind sie dabei aber noch lange nicht. So liefern sie einen sehr unterhaltsamen und hochenergetischen Gig ab, bei dem auch das etwas statische Stageacting nicht wirklich stört. Für das Show-Programm sorgt die Old-School-Thrash-Gemeinde ohnehin selbst in Form von zahlreichen Crowdsurfern, die die Security-Leute im Bühnengraben ordentlich auf Trab halten. Diese lassen sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen, verrichten ihren Job – wie das gesamte Wochenende über – freundlich und professionell und haben die Situation stets im Griff.
BLIND GUARDIAN
(23:30 – 01:15)
Schluss mit dem ganzen Vorgeplänkel, es wird Zeit für den unstrittigen Höhepunkt des Abends. Dass ich die Krefelder Metal-Barden einmal auf der kleinen Bühne meines Lieblingsfestivals erleben darf, hätte ich mir bis vor kurzem auch nicht träumen lassen. Doch nun sind BLIND GUARDIAN tatsächlich hier und starten mit „Sacred Worlds“ in einen brillianten Set. Sänger Hansi Kürsch hat die Fans mit seiner bodenständigen und sympathischen Art rasch für sich eingenommen. Kein Wunder also, dass die Menge ihm gerne einen Teil seiner Arbeit abnehmen möchte und die Refrains von einem bemerkenswert textsicheren Publikum lautstark mitgesungen werden.
Dem bandeigenen Perfektionismus zum Trotz hat die Band in den letzten Jahren offensichtlich die Liebe zur Spontanität wiederentdeckt und auch heute wieder einige Überraschungen in die Setlist eingebaut. So war mit dem Titelstück des meist ziemlich unterschätzten „Somewhere Far Beyond“-Albums genauso wenig zu rechnen wie mit „Wizard’s Crown“, jenem Klassiker der ersten Stunde, der schon zu Zeiten der BLIND-GUARDIAN-Vorläufergruppe LUCIFER’S HERITAGE entstanden ist. Hier trennt sich aber die Spreu vom Weizen und die Zahl jener, die das Lied überhaupt kennen, geschweige denn mitsingen können, schrumpft rapide.
Galerie mit 26 Bildern: Blind Guardian - Rock am Härtsfeldsee 2012Am meisten beeindruckt mich heute Drummer Frederik Ehmke, dessen Spiel gleichermaßen präzise wie energiegeladen und lebendig ist. Dabei ist es letztlich die großartige Teamleistung, die diese Show auszeichnet. Auf einer Bühne, bei der man vom Publikum aus nicht einmal das Backdrop wirklich erkennen kann, bleibt kein Raum für die sonst so häufig eingesetzten Beamer-Projektionen und andere technische Spielereien. Dafür beweisen BLIND GUARDIAN heute eindrucksvoll, dass sie auch ohne solche Show-Elemente ein Garant für beste Unterhaltung sind und alleine mit ihrer Musik voll und ganz überzeugen können.
Die beiden Mitsing-Klassiker „The Last Candle“ und „Valhalla“ hat man clevererweise direkt hintereinander auf die Setlist gepackt, so dass die Stimmung während der nicht enden wollenden Publikums-Chöre ihren absoluten Höhepunkt erreicht. Danach wird es mit „A Past And Future Secret“ vorübergehend etwas besinnlicher, bevor der „Imaginations From The Other Side“-Doppelpack „Bright Eyes“ und „And The Story Ends“ den regulären Set beschließt. Doch natürlich lässt sich die Band, die sichtlich Spaß an der heutigen Show hat, noch einmal für satte vier Zugaben auf die Bühne zurück bitten.
Gerade das hochkomplexe „Wheel Of Time“ funktioniert live nur bei guten Sound-Bedingungen. Und diese findet man leider heute – wie auch am gesamten Wochenende – nicht überall im Festzelt. Während der Klang am Front-Of-House-Pult extrem gut wirkt, gehen einige Schritte weiter Gesang und Gitarren-Leads in einem schwer zu differenzierenden Brei unter. Da merkt man auch als Laie, wie schwierig die gleichmäßige Beschallung einer Location dieser Größe sein kann. Doch das ist nur ein kleiner Wermutstropfen, über den die Zuschauer gerne hinwegsehen, als sie im großen Finale erst den unvermeidlichen „Bard’s Song“ und direkt im Anschluss den nicht minder unvermeidlichen Rausschmeißer „Mirror Mirror“ voller Inbrunst mitsingen.
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Sorry, aber wer den Auftritt von Children of Bodom am RAH 2012 gut fand, sollte nicht für ein Metal-Magazin schreiben. Der Sound war unterirdisch und Alexi spielte so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Nicht nur die Solos waren daneben, teilweise liefen Gitarrist/Gesang und Band komplett auseinander. Mir persönlich ist es schwer gefallen, manche der Hits überhaupt auf anhieb zu erkennen. Ein bißchen schauen auf YouTube (RAH 2012, Children of Bodom) und man sieht was ich meine. Ich bin langjähriger COB-Fan und habe mich extrem auf das Konzert gefreut. Aber nach 4 Liedern haben die Leute mit denen ich das Konzert angeschaut habe, geschlossen das Zelt verlassen, weil es einfach nur fürchterlich war… vor allem im Vergleich zum Headliner vom Vortag (Blind Guardian) war der Auftritt ein Witz und eigentlich eine Frechheit, wenn man bedenkt was für eine Gage die bekommen.
Naja, Meinungen sind subjektiv. Ich zumindest hatte eben meinen Spaß an der Show, vielleicht auch gerade weil ich keinen Vergleich zu COB-Shows in den letzten Jahren habe. Es ist natürlich trotzdem gut möglich, dass sie bei früheren Shows wesentlich besser waren, das kann ich halt wie gesagt nicht beurteilen. Das letzte Mal live erleben durfte ich die Bodom-Kinder vor acht Jahren auf dem Summer-Breeze, damals noch in Abtsgmünd.
Was den Sound angeht, so hatte ich vor allem den Eindruck, dass der bei allen Bands – wie ich im Prinzip ja auch beim Blind-Guardian-Abschnitt schrieb – sehr davon abhängig war, wo im Zelt man stand. Ich hab mir einen Großteil des Children-Of-Bodom-Auftritts mit einem Kumpel von ziemlich weit hinten aus angesehen, wo der Sound zwar nicht überragend, aber immerhin in Ordnung war. Und wir waren beide – eben als nicht-Die-Hard-COB-Fans – unter dem Strich recht positiv überrascht von den Jungs.