Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2012

Konzertbericht

Billing: Blind Guardian, Caliban, Children Of Bodom, Dust Bolt, Freedom Call, Misanthropia, Rage, Sodom und Stahlmann
Konzert vom 2012-06-29 | Härtsfeldsee, Dischingen

STAHLMANN

(19:00 – 19:55)

Zugegeben, beim Anchecken ihrer Alben haben mich STAHLMANN überhaupt nicht überzeugen können. Und die silberfarbene Bemalung, die alle Bandmitglieder (inklusive des Front-Of-House-Mischers) angelegt haben, finde ich auch reichlich albern. Was die Göttinger dann aber showtechnisch abliefern, überrascht mich im positiven Sinne. Natürlich wird hier mit vielen Einspielungen aus der Tonkonserve gearbeitet, dennoch erscheint diese Electro- und EBM-lastige Neue-Deutsche-Härte-Variante alles andere als steril und langweilig. Man kommt kaum umhin, die groovigen Rhythmen auf sich wirken zu lassen und anerkennend mitzuwippen, selbst wenn man mit derartiger Musik für gewöhnlich nicht allzu viel anfangen kann.

Galerie mit 16 Bildern: Stahlmann - Rock am Härtsfeldsee 2012

Dies ist in erster Linie auch der Verdienst von Frontmann Mart, dessen Gesang recht solide, seine Bühnen-Performance aber extrem eindringlich wirkt. Der Mann hat ein dermaßen gewaltiges Charisma, dass es auch auf seine Mitstreiter an Bass, Gitarre und Schlagzeug übergreift. Da scheint der silberne Ganzkörperlack durchaus teambildende Wirkung zu entfalten, mich würde mal interessieren, ob es genauso viel Spaß machen würde, sich eine STAHLMANN-Show anzugucken, wenn sich die Herrschaften ausnahmsweise vorher geduscht hätten. Aber im Grunde interessiert das den Zuschauer natürlich genauso wenig wie bei KISS und allen Black-Metal-Pandabärchen dieser Welt.

 

 

FREEDOM CALL

(20:15 – 21:20)

Auch FREEDOM CALL zählen zu den Bands, deren Alben mich bislang nicht vollends überzeugen konnten. Zuviel aufgesetzte Fröhlichkeot, zuviel Kitsch, zuviel Trallala findet man in ihrem typisch deutschen Power-Metal-Sound. Aber live stört mich das alles weniger, denn wenn Gute-Laune-Garant Chris Bay über die Bühne rennt und die ganz große Theatralik in seine Gesten legt, dann muss man unweigerlich Grinsen und hat seinen Spaß an den simplen, aber mitreißend dargebotenen Songs der Franken. Und auch die Mitstreiter Lars Rettkowitz (Gitarre), Samy Saemann (Bass) und Klaus Sperling (Drums) haben sichtlich Spaß an der Show und posen um die Wette.

Galerie mit 15 Bildern: Freedom Call - Rock am Härtsfeldsee 2012

Obwohl man mit „We Are One“ einen absoluten Klassiker als Einstieg in den Set gewählt hat, wird die Setlist heute vornehmlich von Stücken neueren Datums dominiert. Gerade das aktuelle Studiowerk „Land Of The Crimson Dawn“ wird nach Kräften gefeaturet, im Kern sind sich FREDDOM CALL aber ohrenscheinlich stets treu geblieben, so dass man kaum einen stilistischen Unterschied zwischen alten und neuen Songs feststellen kann. Irgendwie finde ich das ja schade, denn wenn FREEDOM CALL den Hang zum Kitsch endlich einmal ablegen würden, bin ich mir sicher, dass ich auch an ihren Alben meine Freude haben könnte.

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08.07.2012

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2 Kommentare zu Rock am Härtsfeldsee - Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2012

  1. Benjamin sagt:

    Sorry, aber wer den Auftritt von Children of Bodom am RAH 2012 gut fand, sollte nicht für ein Metal-Magazin schreiben. Der Sound war unterirdisch und Alexi spielte so schlecht wie seit Jahren nicht mehr. Nicht nur die Solos waren daneben, teilweise liefen Gitarrist/Gesang und Band komplett auseinander. Mir persönlich ist es schwer gefallen, manche der Hits überhaupt auf anhieb zu erkennen. Ein bißchen schauen auf YouTube (RAH 2012, Children of Bodom) und man sieht was ich meine. Ich bin langjähriger COB-Fan und habe mich extrem auf das Konzert gefreut. Aber nach 4 Liedern haben die Leute mit denen ich das Konzert angeschaut habe, geschlossen das Zelt verlassen, weil es einfach nur fürchterlich war… vor allem im Vergleich zum Headliner vom Vortag (Blind Guardian) war der Auftritt ein Witz und eigentlich eine Frechheit, wenn man bedenkt was für eine Gage die bekommen.

  2. Florian Schörg sagt:

    Naja, Meinungen sind subjektiv. Ich zumindest hatte eben meinen Spaß an der Show, vielleicht auch gerade weil ich keinen Vergleich zu COB-Shows in den letzten Jahren habe. Es ist natürlich trotzdem gut möglich, dass sie bei früheren Shows wesentlich besser waren, das kann ich halt wie gesagt nicht beurteilen. Das letzte Mal live erleben durfte ich die Bodom-Kinder vor acht Jahren auf dem Summer-Breeze, damals noch in Abtsgmünd.

    Was den Sound angeht, so hatte ich vor allem den Eindruck, dass der bei allen Bands – wie ich im Prinzip ja auch beim Blind-Guardian-Abschnitt schrieb – sehr davon abhängig war, wo im Zelt man stand. Ich hab mir einen Großteil des Children-Of-Bodom-Auftritts mit einem Kumpel von ziemlich weit hinten aus angesehen, wo der Sound zwar nicht überragend, aber immerhin in Ordnung war. Und wir waren beide – eben als nicht-Die-Hard-COB-Fans – unter dem Strich recht positiv überrascht von den Jungs.