Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2011

DORO (20:15 – 21:30)

Für die Grande Dame des deutschen Heavy Metal ist der Härtsfeldsee altbekanntes Terrain. Und natürlich finden sich auch anno 2011 genügend traditionsbewusste Metalheads, um der Metal-Queen Doro Pesch einen würdigen Empfang im Festzelt zu bereiten. Diese dankt es der Menge mit einem bunten reigen neuer und alter Hits. Spätestens bei „I Rule The Ruins“ frisst der charismatischen 47-jährigen die Menge aus der Hand, klatscht und singt eifrig mit und erntet dafür mehrfach dickes Lob von der Bühne.

Abzüge gibt es hier nur in der B-Note. Das viel zu lange Drum-Solo von Trommelbube Johnny Dee wäre an sich schon völlig unnötig gewesen, erweist sich dann aber auch noch als völlig unspektakulär und schlichtweg langweilig. Und bei „Für Immer“ ist die Melodieführung an sich bereits so ungewöhnlich, dass die Strophen in der heutigen Live-Situation ziemlich windschief klingen. Das ist aber alles vergessen, als zum Abschluss der überragende Mitgröhl-Hit „All We Are“ tausendstimmig durchs Festzelt hallt und dem gesamten Härtsfeld klar macht, wer die einzig wahre deutsche Metal-Queen ist.

FREIWILD (22:00 – 23:30)

Polarisierende Bands bringen einige entscheidende Vorteile mit sich. Während der eine Teil des Publikums das Festzelt füllt und dort gleichermaßen be- wie freudetrunken steil geht, ergreifen andere fast schon panikartig die Flucht und ziehen sich auf den Campingplatz zurück. Das sorgt für ungewohnt viel Freiraum zwischen den Ständen des Außengeländes, wo zu Beginn des Auftritts noch die letzten Überbleibsel der beiden optisch deutlich voneinander abgegrenzten Gruppierungen in entgegengesetzte Himmelsrichtungen davonhasten. Die beste Zeit also, um sich mit Pizza, Bier und CDs zu versorgen.

Zwischendurch riskiere ich einen kurzen Blick ins Zelt, der sämtliche durch den Auftritt im Vorjahr aufgebaute Erwartungen voll und ganz bestätigt. FREIWILD legen auf der Bühne einen engagierten Auftritt hin und wer schon die ONKELZ toll fand, der kommt bei der südtiroler quasi-Nachfolgeband in jeglicher Hinsicht auf seine Kosten. Ich hingegen fand die ONKELZ schon immer ziemlich scheiße und finde, dass sich für den anderthalbstündigen Headliner-Slot auch deutlich hörenswertere Bands hätten finden lassen.

ONKEL TOM (00:00 – 01:30)

Dass die letzte Band am Freitagabend nur mit einem Augenzwinkern und/oder einem stark erhöhten Alkoholpegel genossen werden sollte, hat am Härtsfeldsee Tradition. Hier fanden sich in der Vergangenheit schon recht zweifelhafte Gestalten wie MAMBO KURT oder FEUERSCHWANZ wieder, um als klassischer Rausschmeißer die letzten Reste der versammelten Fanmeute zusammenzukehren. Auch in diesem Jahr wird man nicht enttäuscht, wenngleich ONKEL TOM sich im Vergleich zu den Genannten noch auf einem recht hohen musikalischen Niveau bewegt. Allzu lange halte ich die bunte Mischung aus alten Schlagern und Saufliedern, die hier ganz lässig durch den metallischen Fleischwolf gejagt werden, aber auch nicht aus. Während also alle, die den geeigneten Promille-Pegel bereits erreicht haben, begeistert mitgröhlen und sich bis zum morgendlichen Kater in den siebten Himmel jagen lassen, trete ich dezent den Rückzug an. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.