Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2010
Konzertbericht
Auch wenn sämtliche Nazi-Vorwürfe gegen eine Band wie FREI.WILD völlig überzogen sind und einer sachlichen Überprüfung nicht standhalten, finden sich unter ihren Fans leider doch einige bedenkliche Gestalten, die versuchen, die Texte für ihre zweifelhaften politischen Anschauungen zu missbrauchen. So wurden verständlicherweise vorab im Online-Forum des Festivals Bedenken laut, dass man in diesem Jahr mit einer erhöhten Anzahl kleingeistiger NPD-Sympathisanten konfrontiert werden könnte. Glücklicherweise gibt es diesbezüglich aber keine nennenswerten Vorfälle, eine erhöhte Anzahl von politisch zweifelhaften Gestalten ksnn nicht verzeichnet werden. Die wenigen potentiellen Störenfriede verhalten sich offensichtlich extrem unauffällig und werden nur von einem kleinen Teil der Besucher auf dem Campingplatz überhaupt wahrgenommen.
Auf dem Gelände selbst fallen in diesem Jahr nicht einmal irgendwelche dubiosen Outfits auf, die man in den letzten Jahren noch vereinzelt erblicken konnte. Selbst wenn es also ohne telepathische Kontrollen am Einlass weiterhin unmöglich bleibt, ein vollkommen nazifreies Festival zu garantieren, haben rechtsextreme Strömungen hier überhaupt nichts zu melden. Aber eigentlich hatte man sich auch denken können, dass all die Panikmache im Vorfeld vollkommen unnötig war. Wenden wir uns also nun wieder erfreulicheren Dingen zu, denn die Party im Festzelt geht derweil – wenn auch mit stetig größer werdender Verspätung – auf höchstem Niveau weiter.
GAMMA RAY (20:55 – 22:00)
Kai Hansen und sein hanseatischer Power-Metal-Traditionsclub GAMMA RAY haben das schwere Los, an die starke Feierstimmung von FREI.WILD anzuknüpfen. Und erwartungsgemäß können sie das hohe Energieniveau im Zelt nicht halten, ein Großteil der Zuschauermenge fällt von ihrem angeregten Zustand zurück auf ein freundlich-bierseliges Grundniveau. Dabei kann man GAMMA RAY wirklich keinen Vorwurf machen, sie tun ihr möglichstes und spielen einen engagierten Gig. Kai Hansen verfügt als alter Hase zweifellos über hervorragende Entertainer-Qualitäten und gibt sich in den Ansagen gutgelaunt und gesprächig. Die ständigen „Schland!“-Rufe fangen aber irgendwann an zu nerven.
Wer heute auf ein paar echte HELLOWEEN-Klassiker gehofft hatte, wird leider enttäuscht. GAMMA RAY sind mittlerweile einfach selbst schon lange genug im Geschäft, um einen einstündigen Gig locker mit eigenen Klassikern füllen zu können. Und außerdem möchte die Band ja auch ihr gutklassiges aktuelles Studiowerk „To The Metal“ mit einigen Liedern vorstellen. Der Gig gerät alles in allem unterhaltsam und kurzweilig, zwischen FREI.WILD und AMON AMARTH wirkt das Ganze aber dann doch eher wie eine Verschnaufpause.
AMON AMARTH (22:30 – 00:00)
Die schwedischen Viking-Metaller zählen schon lange zu den meistgewünschten Bands im „Rock am Härtsfeldsee“-Forum. In diesem Jahr hat es nun endlich geklappt, das Quintett als Headliner zu verpflichten, und logischerweise ist die Stimmung absolut großartig, vielleicht sogar noch eine Spur besser als zuvor bei FREI.WILD. Und als wäre es so noch nicht heiß genug im Zelt, wird die Wikinger-Show natürlich wieder von jeder Menge Flammen- und Pyro-Effekte untermalt.
Musikalisch lässt man hingegen nichts anbrennen. Songs wie „Pursuit Of Vikings“ oder „Cry Of The Black Birds“ sind eine sichere Bank und lassen im Zuschauerraum erwartungsgemäß eine wilde Pogo-Orgie ausbrechen. Natürlich ist der Sound von AMON AMARTH alles andere als neu und hat mittlerweile unzählige Nachahmer gefunden. Live haben die Schweden aber noch immer nichts von ihrem Reiz verloren und überzeugen jedes Mal aufs Neue. Kein Wunder also, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl an Menschen nach dem Auftritt erschöpft aus dem großen Festzelt wanken, das sich vor der Late-Show von POWERWOLF sichtlich leert.
POWERWOLF (00:30 – 01:30)
Dass man POWERWOLF nicht allzu ernst nehmen sollte, wird spätestens angesichts eines Songtitels wie „Resurrection By Erection“ klar. Die theatralische Show, des angeblichen Transsylvaniers Attila Dorn und seiner vier Mitstreiter reitet augenzwinkernd auf Vampir-, Werwolf- und anderen Horrorfilm-Klischees herum und ist als pompöse Heavy-Metal-Messe inmitten einer sakral anmutenden Bühnendeko inszeniert. Dass das ganze aber nicht zum puren Klamauk verkommt, liegt an der stets vorhandenen musikalischen Qualität der dargebotenen Power-Metal-Kompositionen. So darf man gleichzeitig über den aufgesetzten Akzent und den übertriebenen Einsatz von Theaterschminke lachen und sich an überwiegend starkem Songmaterial erfreuen.
Auf der Setlist stehen heute als Highlights „We Take It From The Living“, „Prayer In The Dark“ und natürlich „In Blood We Trust“. Dazwischen gibt Attila Dorn die (vermutlich frei erfundene, deshalb aber nicht weniger unterhaltsame) Anekdote zum Besten, wie er nach einer Bandprobe in voller Vampirschminke in eine Polizeikontrolle geriet und schwenkt einen übergroßen Weinkelch in der Gegend herum. Insgesamt also ein netter Ausklang dieses starken ersten Festival-Abends.
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