Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2010
Konzertbericht
Freitag, 25.06.2010
Was könnte in dieser herrlich sonnigen Sommerszeit schöner sein als ein gemütlicher Abend am idyllischen Härtsfeldsee mit erstklassiger Livemusik? Eben, nichts. Das sehen etwa 4000 Musikliebhaber genauso. Im Wesentlichen ist auf dem Gelände auch 2010 alles beim Alten geblieben. Die Bands spielen im großen Festzelt zum Tanze auf, das angesichts der Temperaturen und der feierwütigen Menge rasch auf Sauna-Temperaturen aufgeheizt wird. Frische Luft kann man im Außenbereich schnappen, wo an mehreren Buden extrem preiswerte Speisen und Getränke angeboten werden. Ob leckere Pizza für 3,50 Euro, Crêpes mit Zimtzucker für 2,50 Euro oder Bier und alkoholfreie Softdrinks für 2,50 Euro, so günstig kommt man bei vergleichbaren Veranstaltungen nur selten davon. Und auch die Festivalshirts sind bereits für weniger als 15 Euro erhältlich – kein Wunder also, dass die besten Motive nach dem ersten Tag bereits vergriffen sind.
Etwas schwäbisches Lokalkolorit bringt eine Bude mit, an der neben Met auch Most und Schmalzbrot verkauft werden. Die Händlermeile ist im Vergleich zu den Vorjahren merklich angewachsen, auch Branchenriese Nuclear Blast ist in diesem Jahr mit einem eigenen Stand vertreten. Und wer bereits ausreichend mit CDs, DVDs und anderen Merchandising-Artikeln versorgt ist, kann den Service des Mobilden Tattoo- und Piercing-Studios vor Ort nutzen. Auch die bestens aufeinander eingespielte und stets fair und freundlich agierende Security verdient lobende Erwähnung. Beste Rahmenbedingungen also für eine gelungene Metal-Party sind somit gegeben.
GUNS OF MOROPOLIS (18:00 – 18:25)
Als erste Band des Festivals machen die GUNS OF MOROPOLIS vor einer überschaubaren Zuschauermenge eine ziemlich gute Figur. Das grotesk-schräge Konzept, dass der fiktivien Bandhistorie und dem Image der Truppe zugrunde liegt, mag zwar verständnisloses Stirnrunzeln provozieren, es erregt aber definitiv Aufmerksamkeit. Und auch musikalisch meidet man das Gewöhnliche wie der Teufel das Weihwasser. Das Trio mischt geradezu altmodische Blues-, Rock’n’Roll- und County-Sounds mit derben Death-Metal-Attacken und erzeugt so eine unverbrauchte und frische Klangmischung – irgendwie erinnert dieser „Gloom’n’Roll“ ein wenig an VOLBEAT und tönt doch vollkommen anders.
Bereits die Vorgängerband METANOIA galt in der Region als Geheimtipp und darauf bauen die GUNS OF MOROPOLIS erfolgreich auf. Als zentrales Showelement kommt eine Kettensäge zum Einsatz, ansonsten ist das Stageacting solide aber unspektakulär. Kleinere spieltechnische Unsauberkeiten werden gekonnt kaschiert und fallen dadurch nicht negativ ins Gewicht. Alles in allem dürfte es sich jedenfalls lohnen, diese exzentrische Band weiterhin im Auge zu behalten.
UNDERTOW (18:40 – 19:15)
Auch bei den Kollegen vom „Rock Hard“ hat man mittlerweile die musikalische Klasse von UNDERTOW erkannt und ihr jüngstes Studioalbum „Don’t Pray To The Ashes“ vor kurzem zum „Album des Monats“ gekürt. Am Härtsfeldsee zählen die drei Jungs von der Ostalb schon zu den Stammgästen, ohne dass man dabei aber jemals die Lust auf ihre intensiven Live-Shows verlieren würde. So bestätigt sich auch heute der erstklassige Eindruck von einer Band, die mit ihrem absolut einzigartigen Doomcore-Sound wohl nicht massenkompatibel genug für den großen kommerziellen Durchbruch ist, ihre Fans aber jederzeit bedingungslos glücklich macht.
Frontmann, Gitarrist und Sympathieträger Joschi ist der Motor der Band, aber ohne den genialen Groove der Rhythmusfraktion – bestehend aus Rainer Pflanz am Bass und Thomas Jentsch am Schlagzeug – stünde auch er auf verlorenem Posten. So ist es wieder einmal die Bündelung aller Kräfte, die UNDERTOW an diesem Abend zu einem weiteren grandiosen Sieg trägt, wenngleich die Zuschauerreaktionen gerne noch etwas euphorischer hätten ausfallen dürfen.
FREI.WILD (19:35 – 20:30)
In dieser Hinsicht müssen sich die auffällig zahlreichen Fans von FREI.WILD absolut nichts vorwerfen lassen. Obwohl der Abend noch ziemlich jung ist, herrscht beim Auftritt der Südtiroler die vielleicht sogar beste Stimmung des gesamten Wochenendes. Und trotzdem kann ich mit der Musik der als legitime ONKELZ-Nachfolger gehandelten Band nicht sonderlich viel anfangen. Mitgröhl-Deutschrock mit Hang zum Patriotismus neigt eben dazu, zu polarisieren. Und das ist auch gut so, dann dadurch bleibt man im Gespräch. Ihre Sache machen FREI.WILD jedenfalls ziemlich gut, so dass man auch als Nicht-Fan nachvollziehen kann, warum sie von einer kopfstarken Fanschar, die sich zudem äußerst textsicher zeigt, gnadenlos abgefeiert werden.
Dass sich die Südtiroler nicht nur sprachlich deutlich stärker mit der deutschen Kultur verbunden fühlen als mit ihrem italienischen „Vaterland“, dürfte mittlerweile bekannt sein. So wundert es auch nicht, dass das vorzeitige WM-Ausscheiden der italienischen Fussballnationalmannschaft mit spürbarer Schadenfreude kommentiert wird, bevor der bandeigene WM-Song „Dieses Jahr holen wir uns den Pokal“ angestimmt wird. Auch das „Land der Vollidioten“ im gleichnamigen Lied stellt einen Seitenhieb auf die „Heimat“ der Band dar, kann aber ebenso mühelos auf praktisch jedes andere Mitteleuropäische Land umgemünzt werden, ohne dass sich die Band daran stören dürfte. Man muss diese Band und ihre Musik also nicht mögen, an ihrem Auftritt selbst gibt es heute jedenfalls beim besten Willen nichts auszusetzen.
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