Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2008
Konzertbericht
LACRIMAS PROFUNDERE (20:20 – 21:00)
Das rosafarbene Licht, in das die Bühne nun gehüllt wird, sollte wohl eine eindeutige Warnung sein. Testosteron sucht man bei LACRIMAS PROFUNDERE vergeblich. Stattdessen pflegen sie ein reichlich androgynes Image, das im Gothic-Bereich wohl nie aus der Mode kommen wird. Erstaunlich, dass diese Band ausgerechnet im als spießbürgerlich verschrienen Oberbayern ihre Wurzeln hat. Der gesamte Habitus vermittelt, dass man gerne noch so jung wäre, wie es HACKNEYED und KISSIN‘ DYNAMITE vermutlich gar nicht mehr sein wollen, während man sich eventuell vorhandene Sackhaare wohl auf die ein oder andere Weise zu entledigen trachtet. Dementsprechend ist auch die Musik wenig berauschend. Man würde wohl gerne nach den SISTERS OF MERCY klingen, ist von deren Klasse jedoch Lichtjahre entfernt und ruft somit nicht viel mehr als gepflegte Langeweile hervor. Das kaum vorhandene und viel zu introvertiert-egozentrische Stageacting der Musiker trägt ein Übriges zu einem vollkommen überflüssigen Auftritt bei.
APOCALYPTICA (21:45 – 23:15)
Alles andere als überflüssig sind dagegen diese Herrschaften. APOCALYPTICA gehören nach wie vor zu den Exoten der Metal-Szene. Alles fing mit ein paar METALLICA-Songs an, die vier klassisch ausgebildete Cellisten auf ihren Instrumenten nachspielen wollten. Doch obwohl Stücke wie „Nothing Else Matters“, „Seek And Destroy“ oder „Enter Sandman“ auf Konzerten noch immer die lautesten Fan-Reaktionen ernten, stinken sie objektiv betrachtet doch deutlich gegen das ab, was seitdem der Feder von APOCALYPTICA selbst entsprang.
Live hinterlassen die Finnen heute einen vorzüglichen Eindruck. Trotz eher unhandlicher Instrumente bleiben die drei Streicher nicht auf ihren hohen Stühlen im Totenkopf-Design sitzen, sondern hüpfen ausgelassen über die Bühne und animieren das Publikum zu Höchstleistungen. Und auch wenn man schon viele Gitarristen hinter dem Kopf spielen sehen hat, macht ein Cello bei dieser Showeinlage natürlich noch einiges mehr her. Im Hintergrund gibt Drummer Mikko Sirén den Takt an und da man 2002 vom Quartett zum Trio geschrumpft ist, sitzt auch heute ein Gastcellist auf dem vierten Stuhl, der jedoch tunlichst darauf bedacht ist, den Protagonisten nicht die Show zu stehlen.
Der Fokus liegt auf dem jüngsten Album „Worlds Collide“, dazu noch die obligatorischen Cover-Stücke – kein Wunder, dass man mit dem brillianten „Hope“ auch auf einen absoluten Überklassiker verzichten muss. Wenigstens wird „Path“ hingebungsvoll zelebriert und als zum Abschluss das RAMMSTEIN-Cover „Seemann“ aus den Boxen tönt, kann man doch zufrieden sein. Angesichts des Ausfalls von ELUVEITIE hätte man den Set problemlos noch verlängern können, es bleibt aber bei den geplanten anderthalb Stunden Spielzeit. Schade eigentlich, doch angesichts der Intensität dieser Show gönnt man den Musikern, die wirklich alles gegeben haben, ihren wohlverdienten Feierabend.
SALTATIO MORTIS (23:50 – 01:05)
Natürlich darf beim „Rock am Härtsfeldsee“ auch 2008 die obligatorische Mittelalter-Band nicht fehlen. Mit IN EXTREMO, SCHANDMAUL und SUBWAY TO SALLY haben die drei wichtigsten Genre-Vertreter hier in den letzten Jahren bereits mehrfach Spuren hinterlassen. Nun sind es also SALTATIO MORTIS, die das Festivalzelt mit Drehleier- und Dudelsack-Klängen füllen. Leider übertreibt man es jedoch als einzige Band des Festivals ein wenig mit der Lautstärke, so dass nicht wenige die Flucht ergreifen und das Spektakel aus sicherer Entfernung durch den offenen Zelteingang verfolgen. Schade eigentlich, denn musikalisch ist hier einiges geboten und auch die Kommunikation mit dem Publikum ist hervorragend. Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein feiert heute seinen 40sten Geburtstag, wofür er von den wesentlich jüngeren Bandmitgliedern einigen freundschaftlichen Spott ertragen muss. Doch langsam macht sich auch bei mir Müdigkeit breit und während die Band eine Handvoll rein akustischer Stücke präsentiert, wanke ich nach draußen, um dem Rest der Show von einem gemütlichen Sitzplatz aus zu lauschen. So lasse ich das Festival gemütlich ausklingen und erfreue mich schließlich vor allem am genialen „Falsche Freunde“, auf das ich mich schon den ganzen Abend gefreut hatte.
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