Rock am Härtsfeldsee
Der große Bericht - Rock am Härtsfeldsee 2008
Konzertbericht
BRAINSTORM (21:30 – 22:30)
Das Zelt platzt mittlerweile aus allen Nähten – und das aus gutem Grund! BRAINSTORM feiern heute quasi ein Heimspiel, befindet sich der Probenraum der Band doch keine zwanzig Kilometer Luftlinie vom Härtsfeldsee entfernt. Vor zwei Jahren zeigten die fünf Schwaben bereits, dass sie live eine absolute Macht sind. In der Zwischenzeit hat man mit „Downburst“ ein bärenstarkes neues Album abgeliefert und präsentiert, mit dessen Songmaterial sich Band und Fans auf der letzten Tour genauso ausgiebig vertraut machen konnten wie mit Neu-Bassist und Ex-FARMER-BOY Antonio Ieva. Kein Wunder also, dass BRAINSTORM heute keine Gefangenen machen und praktisch jeden im gut gefüllten Festzelt begeistern können.
Frontmann Andy B. Franck zeigt sich gewohnt spontan und sympathisch, während im Hintergrund Milan Loncaric und Todde Ihlenfeld eine fette Gitarrenwand abfeuern und mit Antonio Ieva um die Wette posen. Offensichtlich ist der Neue mittlerweile in der Band angekommen und fühlt sich hier aus sauwohl. Hinter den Kesseln sorgt Dieter Bernert für den nötigen Druck, um das süddeutsche Power-Metal-Flaggschiff auf Kurs zu halten. Auf dem Programm stehen heute natürlich bewährte Klassiker wie „Hollow Hideaway“, „Highs Without Lows oder „Worlds Are Comin‘ Through“. Die Fan-Gesänge bei „All Those Words“ können sogar bedenkenlos mit den Stadiongesängen bei der Fussball-EM in den alpinen Nachbarländern mithalten.
Interessanter ist aber natürlich, wie das neuere Material beim Publikum ankommt – vorzüglich, wie man spätestens bei „Falling Spiral Down“ feststellen kann. Die Single-Auskopplung „Fire Walk With Me“ kann mich allerdings auch live nicht überzeugen. Jedoch scheine ich mit dieser Meinung ziemlich alleine auf weiter Flur zu stehen. Etwa 1000 andere anwesende Fans singen und klatschen hier begeistert mit, während ich mir eine kurze Verschnaufpause gönne. Genialerweise setzt man mit dem ungewohnt ruhigen „End In Sorrow“ Akzente, das die Band und ihren springwütigen Frontmann von einer ganz anderen Seite zeigt. Ein geiler Auftritt, der die Messlatte für den Headliner mächtig hoch legt.
WITHIN TEMPTATION (23:00 – 00:30)
Und wie befürchtet schaffen WITHIN TEMPTATION es nicht, die vorgelegte Höhe zu überspringen. Zugegeben, die Holländer sind eine routinierte und überzeugende Live-Formation, die genügend erstklassiges Songmaterial im Rücken haben, um der Pole-Position auf jedem Festival gerecht zu werden. Dennoch vermisst man hier den entscheidenden Funken Frische und musikalischer Unbekümmertheit, die den Unterschied zwischen einem starken Auftritt und einem einzigartigen musikalischen Erlebnis machen können. Die Bühne ist aufwändig mit Greifenstatuen, Ornamenten und anderem gotischen Schickschnack dekoriert. Das Backdrop zeigt einen in Pastelltönen gehaltenen Blick über die Dächer einer alten Stadt, ein überdimensionierter Beamer zaubert verschiedenste visuelle Effekte an den virtuellen Himmel.
Alles in allem also eine schicke Kulisse, durch die Sharon den Adel in ihrem aufreizenden Röckchen wandelt, während im Hintergrund Lebensgefährte und kreativer Bandkopf Robert Westerholt mit den anderen Jungs um die Wette post. Seit innerhalb der Instrumentalfraktion eine gepflegte Gesichtsbehaarung verstärkt in Mode gekommen ist, wirken WITHIN TEMPTATION ungleich erwachsener und haben ihr Milchbubi-Image ablegen können. Doch zugleich ist auch ein Teil des jugendlichen Charmes auf der Strecke geblieben und routiniertes Standard-Programm dominiert das Geschehen. Der Fokus liegt auf „The Heart Of Everything“, dem jüngsten Album des Sextetts. Viel zu spät bringt man die alten Kracher vom „Mother Earth“-Album.
Nicht dass Lieder wie „Stand My Ground“, „See Who I Am“, „What Have You Done“ oder „Hand Of Sorrow“ schlecht wären, so richtig grenzenlos wird die Begeisterung aber tatsächlich erst bei „Mother Earth“ oder „Ice Queen“. Kein Wunder, dass hier über weite Strecken der hinweg eher andächtiges Lauschen regiert als wildes Hüpfen und Mitsingen wie zuvor bei BRAINSTORM. Sympathisch sind hingegen die Ansagen, die Sharon mit Kleinmädchen-Charme und viel verbalem Augenaufschlag unters Volk bringt.
MAMBO KURT (01:00 – 02:00)
Der Kult um Heimorgel-Vergewaltiger MAMBO KURT zeigt den von Zeit zu Zeit etwas eigensinnigen Humor der Metal-Szene. Und natürlich findet sich wieder eine recht ansehnliche Menge vor der Bühne ein, als der Alleinunterhalter nach kurzer Umbaupause in die Tasten greift. Hier werden alle Register gezogen – ohne Rücksicht auf Verluste. Während das bei der Verballhornung von VAN HALENs „Jump“ noch ganz lustig ist, lassen sich beim „Final Countdown“ die gesanglichen Defizite nicht wegdiskutieren. Dann doch lieber das EUROPE-Original aus der Konserve. Als schließlich auch noch METALLICAs „Enter Sandman“ in einen völlig unpassenden Walzertakt gezwungen wird, ist Schluss bei mir und ich ergreife die Flucht. Das Bett ruft immer lauter und irgendwo hört der Spaß tatsächlich auch mal auf!
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