Rock am Härtsfeldsee 2022
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Samstag, 25. Juni 2022
Bei Sonnenschein und Hitze entern wir das Gelände am zweiten Festivaltag. Ganz klar, dass heute viel mehr Leute draußen abhängen, Bierchen trinken, essen oder an den Merch-Ständen schauen, wie sie ihr sauer verdientes Geld am besten anlegen können. Auf dem Zeltplatz wird noch gegrillt und auch am See ist noch Badebetrieb. Uns treibt es aber ins Zelt zur ersten Band des Tages und wo uns das Zelt gestern vor Regen schützte, schützt es heute vor der Sonne.
SPITFIRE
Auf der Bühne steht nicht die gleichnamige Thrashband, sondern „SpitFire“ – Rock’n’Roll aus München, die sehr sparsam besetzt ist: Drei Jungs, Gitarre, Bass, Drums, drei Mikrofone, denn auch der Drummer singt Backing Vocals. Gar nicht sparsam, schon gar nicht spärlich, ist der punkige Rock`n`Roll, den sie so fabrizieren. Satt und straight mit solidem Unterbau und einem fetten, dominanten Bass (Yeah!) rollt das aus den Boxen, Deutschrock trifft Americana. Gitarre und Bass dürfen ausgiebig miteinander flirten, fast schon wie in alten Zeiten, nur mit einem modernen Touch. SPITFIRE machen richtig Spaß, mit ihrem Song vom Debutalbum sind sie heute die „Kings of Rock’n’Roll“. Das Zelt füllt sich stetig, wenn auch langsamer als gestern, denn viele hängen immer noch am See ab und wissen nicht, dass sie gerade große Sprünge und den Soundtrack für ihren nächsten Roadtrip verpassen.
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LACRIMAS PROFUNDERE
Die bayrischen Darkrocker bieten die große Überraschung des Festivals. Sie haben seit 2019 einen neuen Sänger, Julian Larre, und der transportiert das Wort „Publikumsnähe“ in ganz neue Sphären: einen Teil des Gigs verbringt er am oder gleich im Publikum. Er turnt, springt, singt und growlt und schafft es, die düstere Stimmung und Verzweiflung der Songs hautnah ins Publikum zu transportieren. Die Band legt das Fundament für seine Eskapaden und ist immer auf den Punkt. Wow, das ist eine düstere, mitreißende Darbietung. Einen gruseligen Unterton bekommt sie durch Julian Larres weiße Kontaktlinsen, Augen ohne Iris – creepy. Auf einem großen Festival würden das nicht viele sehen, auch Publikumsbesuch ist da nicht möglich, aber hier am Härtsfeldsee haben wir ein charismatisches, hautnahes LACRIMAS PROFUNDERE Erlebnis. Im Publikum sind mir kaum Gothik-Shirts aufgefallen. Umso beachtlicher ist es, dass die Band so viele genrefremde Fans mitreißen kann. Das ist Charisma!
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EQUILIBRIUM
Die Pagan Metaller EQUILIBRIUM haben ein wunderbar stimmiges Bühnenbild und nebeln immer wieder kurz und effektvoll. Visuell ist das Konzert ein Augenschmaus, aber unsere armen Ohren! Robses Stimme ist so übersteuert, dass sie scheppert, die schönen Folk-Melodien gehen oft unter. Vom Melo Death bleibt Rumpel-Death. Das ist schade, wir hatten uns so auf EQUILIBRIUM gefreut, aber Genuss hört sich anders an und im Grunde bleibt nur eines: kräftig bangen, da ist Sound nicht so wichtig. Die Jungs spielen dann noch eine Metal-Version von „Johnny B“ (THE HOOTERS) und das Publikum singt so laut, dass Robses übersteuerte Stimme nicht mehr ins Gewicht fällt.
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BETONTOD
Die Punkrocker von Betontod kommen wie immer mit viel Gesellschaftskritik, viel Drive und kernigen Ansagen, vor allem gegen Rechts. Die Schubsereien im Publikum werden wilder, die Surfer zahlreicher. Wir werden zum Mitsingen aufgefordert („Ho Ho!) und alle singen mit, denn BETONTOD sind ansteckend, integer und volksnah. Sie haben hohe moralische Ansprüche und bringen sogar einen Bibelspruch unters angetrunkene Volk: „Oh Alkohol, oh Alkohol, Du bist mein Feind, das weiß ich wohl, doch in der Bibel steht geschrieben, Du sollst deine Feinde lieben“ („Glück Auf“). Das kommt natürlich gut im Publikum an, Mitsingspielchen werden kräftig genutzt und die Pogotruppe im vorderen Drittel geht so steil, dass die Surfer gefährliche Ritte meistern müssen. Ja, Betontod werden tatsächlich nicht älter, die werden Retro und das funktioniert immer.
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ACCEPT
Die Metal-Urgesteine ACCEPT haben natürlich den besten Sound und inzwischen drei Gitarristen, damit bringen sie noch mehr Power und mehr Finesse auf die Bühne (Interview mit Wolf Hoffmann). Da ist so viel Wucht dahinter, die Band spielt so tight, dass einem die Bässe durch den Brustkorb bummern, auch wenn man in der letzten Reihe steht. Bestimmt haut es einem dabei die letzten Corona-Reste aus der Lunge und was die Bässe nicht schaffen, das schafft sicher das exzessive Mitgrölen bei Hymnen wie „Princess Of The Dawn“ oder – Heidi Heido Heida – „Fast As A Shark“. Auch bei ACCEPT machen die schnellsten Songs die beste Stimmung, da dreht der Mob am Rad, Surfer reisen ohne Pausen übers Publikum. Die netten Jungs von der Franken Security mobilisieren ihre letzten Kräfte um sie alle sicher runterzuholen – vor allem die ganz Jungen, die so verdächtig nach Jugend Dischingen aussehen. ACCEPT sind ein würdiger Headliner, sie feuern gutgelaunt eine Granate nach der anderen ab, bevor sie das erschöpfte Publikum mit „Balls To The Wall“ in die laue Nacht entlassen.
Galerie mit 20 Bildern: Rock am Härtsfeldsee 2022 - AcceptDie einen trollen sich mit einem letzten Bierchen auf den Zeltplatz um dort weiter zu feiern. Andere halten am Parkplatz noch ein Pläuschchen. Da wird diskutiert und bewertet und das Ergebnis ist: Metal-Glück gibt es auch daheim vor der Anlage, keine Frage. Aber die volle Endorphin-Dröhnung gibt es nur Live, verweichlicht ist auch keiner nach der langen Pause. Hunger ist tatsächlich der beste Koch: Bands, Fans und auch die Crew hatten so viel Bock auf Mucke und Party wie lange nicht mehr, wir können das noch!
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