Rock am Härtsfeldsee 2022
Der große Festivalbericht

MISSION IN BLACK

Mission In Black auf dem Rock am Härtsfeldsee 2022

MISSION IN BLACK werden als Opener des Festivals von außergewöhnlich vielen Fans empfangen. Das Publikum ist nach der Zwangspause tatsächlich extrem hungrig und die Band auch. Vielleicht haben die Ulmer hier auch Heimvorteil, auf jeden Fall steppt von Anfang an der Bär und die Stimmung ist großartig.  Sängerin Stefanie Stuber verbüfft immer wieder mit dem schnellen Wechsel von Clean Vocals in tiefe, satte Growls, die schon fast nicht mehr menschlich klingen. Steffi war 2019 bei Voice Of Germany und hat dort mit „Ghost Walking“ von LAMB OF GOD viel Aufmerksamkeit erregt und auch hier kann sie punkten. Vor allem sind hier Thrash und Death Metal Fans, die die Songs von MISSION IN BLACK würdigen können und es auch tun. Beeindruckend, wieviel Begeisterung der ersten Band des Festivals entgegenschlägt.

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GARAGEDAYS

Garagedays auf dem Rock am Härtsfeldsee 2022

Die vier Jungs sind aus Österreich angereist. Auch wenn sie GARAGEDAYS heißen, sind sie keine Garagenband, denn ihr Rock’n’Roll ist nicht rumpelig, sondern gekonnt, satt und strotzt vor fetten Riffs. Sänger Marco Kern hört sich streckenweise an wie Udo Dirkschneider, der auf dem Rock am Härtsfeldsee gerne gesehener Gast ist. Die Reibeisenstimme kann er aber auch ablegen und hardrockig clean singen, die Österreicher haben ein breites Repertoire zwischen Thrash und Hardrock. Die üblichen Verdächtigen vor der Bühne bilden schon wieder einen kleinen aber feinen Rempel-Pit und freuen sich über Thrash-Granaten, während andere lieber bei hardrockigen Gitarrenläufen die Matte kreisen lassen. GARAGEDAYS sind vielseitig und im Publikum tummeln sich Bandshirts aus den unterschiedlichsten Genres.

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SONATA ARCTICA

Sonata Arctica auf dem Rock am Härtsfeldsee 2022

Die Fans feiern die SONATA ARCTICA von Anfang an und werfen immer wieder dreckige Wasserbälle auf die Bühne. Die Finnen kamen heute ganz knapp vor ihrem Auftritt an und konnten deshalb keine Autogrammstunde geben. Dass sie überhaupt hier sind, sei eine Gnade, erklärt Vocalist Tony Kakko. Das Rock am Härtsfeldsee sei nämlich das am schwierigsten zu erreichende Festival! Beim letzten Mal hatten sie Probleme mit dem Flieger und haben es gar nicht zum Auftritt geschafft. Auch heute gab es Komplikationen – aber nun sind SONATA ARCTICA hier und das sei eine wunderbare Gnade, „an Amazing Grace“ und damit leitet er über zu „The Last Amazing Grays“ vom 2009er Album. Richtig wild im Publikum wird es aber erst bei den Songs aus alten Höher-Schneller-Weiter-Zeiten und bei „Don’t Say A Word“ und „The Cage“ steigert sich der Pit in begeisterte Raserei. Wie konnten wir nur zwei Jahre überleben ohne Live Action? Wo haben wir in Corona-Zeiten Glückshormone getankt? Wir haben im Lockdown natürlich Metal von der Konserve gehört, aber der Glückshormon-Cocktail fiel vergleichsweise mager aus. Nach der Hungerphase schnackelt es heute richtig und als sich SONATA ARCTICA verabschieden, haben alle ein fettes, fettes Grinsen im Gesicht, Band und Fans.

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FEUERSCHWANZ

Feuerschwanz auf dem Rock am Härtsfeldsee 2022

Das Publikum ist ja schon warmgeschubst und empfängt die Mittelalter-Rocker mit lauten „Feuerschwanz! Feuerschwanz!“ Chören. Sowohl Fans als auch die Band laufen schnell zu voller Form auf. FEUERSCHWANZ sind bekannt für derben Witz und die besten Partys und enttäuschen auch heute nicht. Draußen regnet es in Strömen, das Zelt ist zum Bersten voll, die Besucher wollen schubsen und so steht dem Party-Genuss nichts mehr im Wege. Band und Publikum singen „Das Elfte Gebot“ und von Met und äh, Katzen. Außerdem singen sie von Rittersport, was nämlich keine Süßigkeit ist, sondern der Lieblingssport der Ritter: „Der Schubsetanz“. Das ist auch zufällig der Lieblingstanz der Rocker vom Härtsfeldsee und entwickelt sich zum Highlight des Abends. Umfallen kann keiner mehr, so eng ist das hier vorne und damit ist bewiesen: After-Corona-Berührungsängste gibt es hier nicht. FEUERSCHWANZ gönnen uns auch noch eine frenetisch bejubelte Coverversion von „Warriors Of The World“ von MANOWAR, sogar mit passablen Eric-Screams. Da sind wirklich alle Hände oben bis in die hinterste Reihe und am Schluss auch ein paar spärliche Hörner, denn FEUERSCHWANZ verabschieden sich mit „Die Hörner hoch“ und lassen ihre Fans nass im Zelt zurück. Nein, das Zelt war nicht undicht, „Der Schubsetanz“ war einfach so schweißtreibend.

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Umbaupause

Ich habe mich schon oft gefragt, wer bestimmt, welche Songs in den Umbaupausen gespielt werden. Die Band, die als nächstes spielen soll? Die Headliner des Abends? Die Veranstalter? Die Sound Crew? Wer auch immer für die heutige Playlist vor SALTATIO MORTIS zuständig ist, hat jedenfalls ein gutes Händchen und lässt eine Mainstream-Hitparade der härteren Gangart auf die Fans los. „Sternhagelvoll“ (IN EXTREMO), „Bonnie & Clyde“ (DIE TOTEN HOSEN), „Chop Suey!“ (SYSTEM OF A DOWN), das sind Songs, die gefühlt jeder mitsingt. Je lauter die Fans singen, desto lauter kommt auch die Musik vom Band. Das schaukelt sich richtig schön hoch und bei „Schrei nach Liebe“ (Die Ärzte) ist die Stimmung auf dem Siedepunkt. Den Schluss „Oh, oh, oh, Arschloch – Arschloch – Arschloch!“ schreien alle gemeinsam und akzentuiert mit und dann ist nur eine kurze, aber bedeutungsschwangere Pause und das Intro für Saltatio MORTIS läuft vom Band. Toller Effekt! Diese besondere Umbaupause war wie ein eigener Programmpunkt. Planbar ist so etwas nicht, da kamen mehrere Gründe zusammen: die ideale Playlist, der Regen, der die Fans ins Zelt trieb und nicht zuletzt die lange Coronapause: Das Publikum ist extrem hungrig, dankbar und gesangsfreudig. Das Rock Am Härtsfeldsee 2022 hat bewiesen, dass sogar eine Umbaupause großes Kino sein kann.

SALTATIO MORTIS

Saltatio Mortis auf dem Rock am Härtsfeldsee 2022

Die Karlsruher SALTATIO MORTIS können nun das bestens vorgeglühte Publikum begrüßen, bei „Wo sind die Clowns“ sind alle Hände oben und überall Crowdsurfer zu sehen. Sänger Alea ist fleißig auf der Bühne unterwegs und animiert die Meute zum Schunkeln. Aber auf mittelalterlich, „Wir sind hier nicht im Schlagerparadies!“ ruft er. Das bedeutet: Hände auf die Schultern, Hüpfen auf der Stelle, 1 – 2 – 3 – 4 und bitteschön auch noch Mitsingen:  „Genug geweint, jetzt wird gelacht! Wir tanzen bis der Tag erwacht“. Ein Motto der Band ist nämlich „Wer tanzt, stirbt nicht.“ SALTATIO MORTIS haben ihr Publikum im Griff, das auch bei gesellschaftskritischen Songs textsicher mitmischt und bis zum Schluss Kondition beweist. Da braucht Alea für das Abschiedsbild noch ein Bandfoto mit Publikum im Rücken und dafür unbedingt – UNBEDINGT! – ein paar Mädels, die blankziehen. Nach einigen fordernden Ansagen scheint das auch zu klappen, denn das Bild wird geschossen und damit ist der erste Tag vom Rock am Härtsfeldsee 2022 zu Ende.

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Die Feiernden strömen durch die matschige Wiese zum Ausgang. Der Schlamm hat keine Wacken-Ausmaße, denn alles ist viel kleiner hier. Zum Härtsfeldsee kommen die Leute, weil es ein gechilltes Festival mit buntgemischtem Billing und tollen, großen Headlinern ist. Es gibt keine langen Warteschlangen, das Zelt schützt vor Sonne und Regen, Zeltplatz und Badesee sind nur Minuten entfernt und die Stimmung ist immer gut. Über die Preise will ich auch nicht meckern, angesichts der allgemeinen Teuerungsrate sind die nämlich human.

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