Rock am Härtsfeldsee 2018
Klein aber fein, hier lässt es sich entspannt abrocken
Konzertbericht
Alle Jahre wieder eröffnen wir unsere Festivalsaison mit dem Rock am Härtsfeldsee. Nie mehr als 4000 Besucher, eine einzige Bühne, Chillen am schönen See und ein traditionell schwermetallisches Billing mit modern-metallischen Einsprengseln setzen einen Kontrapunkt zu den Riesenevents. Beides ist schön, zur Einstimmung ist das lauschige Festival im Schwäbischen aber unübertroffen.
Rock am Härtsfeldsee 2018 – Freitag
XPLICT
Die Veranstalter (der Verein Jugend Dischingen e.V.) haben neben klassischem Heavy Metal auch immer moderne Bands für die Jugend im Angebot und laden als Opener gerne junge Bands aus der Umgebung ein. Den Startschuss für das diesjährige Festival geben XPLICT aus dem nahen Schwäbisch Gmünd. Das Zelt ist zu Beginn leer, viele Besucher sind noch draußen und genießen Wetter, Bier und Freunde. Das bleibt aber nicht so, die junge Band lockt mit ihrer Mischung aus Pop, Punk und Modern Metal eine stattliche Anzahl Leute vor die Bühne, hauptsächlich natürlich die jüngeren Semester.
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GRIZZLY
Die nächste junge Band kommt aus Karlsruhe und macht schon beachtlich viel Druck, ohne sich selbst ganz ernst zu nehmen. Was GRIZZLY selbst als „Heavy Pop Punk“ ankündigt, hat aber ordentlich Post Hardcore in sich. Mixed signals auch beim Clean-Sänger: lange Haare versus Baseballkappe, Hotpants versus Tattoo „Immortal“ (nicht der Band-Schriftzug), Pop versus Punk, wenn das mal keine obstruse Mischung ist. Die Gegensätze funktionieren aber durchweg, erste kleine Circlepits bilden sich und immer mehr Neugierige spazieren ins Zelt und mischen mit. Daumen hoch für GRIZZLY!
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LORD OF THE LOST
Die Goth Rocker aus Hamburg haben sich wieder silbrig angemalt und agieren auf einer total eingenebelten Bühne. Eingängige Melodien paaren sich mit düsteren Texten und das singfreudige Publikum erkennt viele Songs schon nach wenigen Takten. Chris „The Lord“ Harms punktet mit tiefem Gesang und theatralischen, bösen Blicken. In den ersten Reihen stehen auffallend viele Leute mit RAMMSTEIN-Shirts, die die Fäuste gen Bühne recken: Die stampfenden Industrial-Parts kommen besonders gut an.
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MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN
„Trau Keinem Piraten“? Unseren Lieblingspiraten aus Osnabrück vertrauen wir aber voll und ganz, die haben hier schon beim ersten Song das Zelt voll: „Tortuga“, wir kommen! Also „Achtung, Fertig, Prost!“: Spaßbands kommen immer gut an auf dem Rock am Härtsfeldsee. Während wir uns noch fragen, welcher der Piraten hier Mr. Hurley heißt und welche die Affen darstellen, bebt schon die Bude und das Publikum ist sich für keinen Blödsinn zu schade. Schunkelmelodien und freche Texte gehen Hand in Hand, launige Ansagen bringen den Kessel noch mehr zum Kochen. MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN stacheln an zum „Plankentanz“, Zuschauer im Piratenkostüm wedeln mit Plastikschwertern und jede Menge Crowdsurfer stranden im Graben. Ein großer Teil der Fans ist vermutlich genauso „Blau Wie Das Meer“. Da hilft nur eines: Mitmachen!
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ICED EARTH
Jetzt wird es ernst für Fans des klassischen Heavy Metal, ICED EARTH sind da! Wir haben uns zur Feier des Tages in unsere Bandshirts geschmissen, ich habe sogar mein uraltes „Days Of Purgatory“-Teil aus dem hintersten Regal gekramt – Totschonen bringt ja auch nichts. Stu Block lässt nichts anbrennen, rennt über die Bühne wie ein Berseker, ist auch in den höchsten Screams noch tonsicher und die Fans vor der Bühne rasten voll aus. Moshen und Circle Pit sind angesagt, vor allem aber Mitgrölen. Der Sound ist fett und ICED EARTH bringen die Songs zum Knallen. Das sprengt den Brustkorb, so muss Heavy Metal klingen! Das Orff-Intro von „Angel’s Holocaust“singen die Fans dann aber so laut mit, dass man die Band kaum noch hört, aus Mangel an Text einfach mit „Tada dada“. Heftig, heftig! Den Abschluss bildet das emotionale „Watching Over Me“ und enttäuscht die Gänsehautfanatiker auch heute nicht, das ist einfach ein Jahrhundert-Song und ein würdiger Abschluss für ein ICED EARTH Konzert.
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TESTAMENT
Weiter geht’s mit der nächsten Metal-Keule, TESTAMENT sind der heutige Headliner. Sie kommen mit ihrem tollen Bühnenaufbau von der „Brotherhood Of The Snake“ Tour, wenn auch die furchterregende Schlange heute nicht dabei ist. Die Bay-Area-Thrasher sind auch nach 35 Jahren kein bisschen müde und heizen vor allem den zahlreichen Kuttenträgern ordentlich ein. Chuck Billy hat beste Laune und fuchtelt mit seinem leuchtenden Mikro in der Gegend rum. Alex Skolnick haut jede Menge Soli raus, die er mit passenden Grimassen unterlegt. Schnelle Riffs gepaart mit schönen Melodien, so will man das von TESTAMENT hören und so hauen sie uns das heute auch um die Ohren – saustark! Old-School-Fans können sich heute sowieso ins Moshpit-Nirvana bangen, TESTAMENT haben vier Songs vom 1988er „The New Order“-Album dabei, was ihnen viel Zustimmung und mitgrölende Chöre auf den billigen Plätzen einbringt. Mit „Disciples Of The Watch“ hauen TESTAMENT noch einen ganz alten Klassiker raus und dann ist der Abend schon wieder rum. Auffallend viele Leute verlassen das Gelände aber mit einem fetten Grinsen im Gesicht.
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