Reverend Bizarre
Doom Over Nürnberg
Konzertbericht
Mainz, Mittwoch, der 1.11.2006. 15 Uhr. Der Student Philip K. liegt, wie es sich für einen angehenden Magister gehört, mit Shorts und Shirt im Bett, als plötzlich das Telefon klingelt. Es ist Christian G., ein sympathischer Altenpfleger, der zufällig einer meiner besten Kumpel und zudem auch noch mein Nachbar ist: „Ey I. (meinen Spitznamen behalte ich mal für mich -Philip), haste nich doch Bock mit uff das lecker Doom Konzi zu kommen?“ fragt er mich. Hm, Lust hatte ich schon, aber leider ist das Geld knapp. „Keen Ding, kriejen wir hin“ schallt seine Stimme aus dem Hörer. Doch da ist noch ein weiteres Problem, dass ich ihm eröffnen muss: „Heute war bei mir Waschtag, ich habe keine trockene Hose.“. „Aber ich ein Bügeleisen.“, antwortet der eloquente und offensichtlich recht smarte Mittzwanziger. Und so steht er bereits fünf Minuten später in meiner Wohnung und bügelt meine Jeans trocken, während ich mich noch schnell auf die anstehende Reise zum Doom Over Nürnberg II vorbereite, sprich ich mache mir eine Flasche Korea für die Fahrt zurecht.
15.30 Uhr – Autobahn A3, Abschnitt Frankfurt – Nürnberg, die Hose ist leider nicht so richtig trocken, aber das spielt keine Rolle, wozu hat das Auto eine Heizung? Und so sitze ich in den verschiedensten Positionen vor dem kleinen Lüfter und lasse geduldig die Hose trocken blasen – wie gelenkig man doch noch ist. Nicht minder unterhaltend und vor allem erfreulich für den (na ja, den von Christian, hehe) Geldbeutel war unsere Dummheit! Hatten wir doch angenommen, die Länge der Strecke von Mainz in den Norden Bayerns würde so ungefähr 400 Kilometer oder, wie Christian G. achmännisch informiert, „eineinhalb Atlasseiten“ betragen, so belehrt uns das Schild der Autobahn eines Besseren: 223 km. Und wieder einmal stellt man sich die Frage, wie man damals eigentlich das Abitur geschafft hat! Dennoch natürlich eine fantastische Sache, bleibt dann doch noch was für Burger King übrig. So führt unser Weg durch die malerische Welt des schönen Bayernlandes: grüne Hügel, bunte Blätter und die Rehlein im Walde – phänomenal! Doch bereits beim ersten Boxenstop wird diese Freude getrübt, verlangt der dreiste Tankstellenbesitzer doch tatsächlich 7.99 Euro für ein Six-Pack. Das ist hoffentlich das beste Bier, dass ich je getrunken habe! War aber leider nur Becks wie immer, verdammt!
18.15 Uhr, wir haben es geschafft. Guten Abend Nürnberg! Lediglich ein kurzer Stopp auf offener Straße (die Stadt Nürnberg sollte dringend für eine höhere Zahl an öffentlichen Toiletten sorgen!) hindert uns auf dem Weg in den Z-Bau, so der Name des Klubs in dem uns heute REVEREND BIZARRE, THE GATES OF SLUMBER, DOOMRAISER, BIBLE OF THE DEVIL und CENTURIONS GHOST akustisch verwöhnen sollen. Selbst die betrunkenen Kinder auf der Straße weisen uns den richtigen Weg, als wir drohen, uns zu verfahren! Ja, in Bayern ist die Welt noch in Ordnung. Und so gelangen wir nun endlich zu dem Klub in der Nürnberger Südstadt, ein altes Gebäude, welches angeblich bereits zu Adis Zeiten gebaut wurde. Drinnen ist es warm und der Konzertsaal zeigt sich bereits sehr gut gefüllt. Ich tippe mal, es waren so zwischen 100 bis 150 Gäste da, es wurde also kuschelig!
Und just in diesem Moment begann auch schon die erste Band, namentlich die Herren von DOOMRAISER, die die Menge gleich mit einem höflichen JESUS SAVES begrüßte. Na dann kann der Abend ja nur super werden. Doch weit gefehlt! Der erste Schock direkt an der Bar: das Pils ist alle! ARGH, verdammt. Was nun? Auf die Frage, welches der anderen Biere denn am Pils-ähnlichsten schmecken würde, bekommen wir ein Bier kredenzt, bei dem die Mundwinkel bereits nach dem ersten Schluck weeeiiiit nach unten gehen. Naja egal, wir sind ja auch wegen der Musik hier. Und die war bei DOOMRAISER wirklich nicht von schlechten Eltern, boten sie doch fetten Old-School-Doom vom Feinsten, wie man mir versicherte. Ach, habe ich das noch nicht erwähnt?
Ich höre eigentlich gar nicht so wirklich Doom und auch dieses Konzert war, zumindest was Doom angeht, meine Entjungferung. Aber keine Sorge, mit meinem Fahrer hatte ich ja einen Doomfanatiker erster Klasse bei mir, der mir bei den Bands mit Rat und Tat zur Seite stand. Auf jeden Fall hervorhebenswert war, dass die Italiener auf der Bühne richtig Dampf machten. Sowohl der Sänger, ein richtiger Bulle mit dicken Rastas als auch der Rest der Band waren ständig unterwegs und nutzten wirklich den gesamten Platz der kleinen Bühne aus. Auch das Publikum war bereits von Anfang recht gut mit dabei und schon nach den ersten Liedern flogen die Matten. Zum positiven Gesamteindruck trug auch der Sound mit bei, der den Ausdruck fett und laut wirklich verdient hat! Hätte ich nicht bereits einen Tinnitus und wären sie nicht rosa, ich hätte mir glatt Ohrenstöpsel in die Ohren gesteckt. Aber wie gesagt, der italienische Opener machte wirklich eine gute Figur und bereitete das Publikum exzellent auf den folgenden Abend vor! Da es aber, wie bereits erwähnt, kein Pils gab, viel die folgende Band BIBLE OF THE DEVIL leider einem Gang (naja, einer Fahrt) zur Tankstelle zum Opfer. Glücklicherweise gab es dort Pils, kostete auch nur 6 Euro, fast geschenkt also. Und wenn man einmal da ist, kann man ja auch dem Fahrer mal ein Geschenk machen, schließlich muss er ja nüchtern bleiben. So wurde ihm das Auto von unserer attraktiven Begleitung und mir gleich mal gewaschen, sieht ja auch viel besser aus.
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