Reload Festival 2022
Drei Tage Abriss

Freitag, der 19. August – EXODUS zum Frühstück, TESTAMENT zum Abendessen

Es ist ja allseits bekannt, dass die meisten Festivals auch den Frühaufsteher-Moshern etwas bieten wollen und so startet das Reload Festival am Freitag auf der Plaza Stage schon um 10:15 mit TEARS FOR BEERS und das Infield legt um 11 Uhr mit CYPECORE und anschließend OUR HOLLOW OUR HOME los. Zu DARKEST HOUR finden sich dann unsere beiden Fotografinnen im Infield ein, während unser leicht verkaterter Redakteur noch versucht, seinen Brand mit Monster Energy Rehab und Reiswaffeln zu bekämpfen.

Galerie mit 15 Bildern: Darkest Hour - Reload Festival 2022

Doch Festivals sind halt kein Ponyhof und da sich der Campground dankenswerterweise aufgehört hat zu drehen, geht es dann nach dem Frühstück in kompletter Besetzung zu EXODUS. Diese liefern für ihren unfair früh gesetzten Slot stark ab und präsentieren zu Beginn ihres Sets ordentlich Material ihres aktuellen Outputs „Persona Non Grata“, das sich ebenso stark anhört wie es auf Platte ist. Irgendwann geht es dann zum Klassikerteil des Sets über, wobei auch schon die ersten Reunion-Alben „Tempo Of The Damned“ und „Shovel Headed Kill Machine“ hierbei zu Recht unter die Kategorie fallen. Aber auch das obligatorische „Bonded By Blood“ darf natürlich nicht fehlen. Alle Thrasher, die noch später aus dem Bett gekrochen sind und den Gig deswegen verpasst haben, dürfen sich an dieser Stelle gerne schwarz ärgern. Während die textende Hälfte des Teams danach die Pause zum weiteren Entkatern nutzt, spielen noch LIFE OF AGONY auf.

Galerie mit 19 Bildern: Exodus - Reload Festival 2022

Galerie mit 18 Bildern: Life Of Agony - Reload Festival 2022

Irgendwann muss etwas mit dem Soundcheck nicht geklappt haben, denn das ganze Programm des heutigen Festivaltages hat circa eine halbe Stunde Verspätung, wodurch auch CALIBAN später starten müssen. Diese stört das aber nun gar nicht und spielen neben neuen Stücken von „Dystopia“ auch einige Klassiker vergangener Tage an und geben sogar ihr RAMMSTEIN-Cover von „Sonne“ zum Besten. Dieses passt heute aber auch wie die Faust aufs Auge, eben jene brennt nämlich unerbittlich vom Himmel und verwandelt den Boden des Infields in eine einzige Staubkuhle. Der Vorteil daran: alle, die ihre Sonnencreme vergessen haben, verbrennen sich nicht, da sich die Staubschicht in kürzester Zeit auf den gesamten Körper legt. Nur belegt sie leider eben so doll die Lunge, aber dazu später mehr. CALIBAN zocken jedenfalls einen klasse Gig und zeigen sich sichtlich frustriert darüber, den letzten Song wegen der Verspätung fallen lassen zu müssen.

Galerie mit 20 Bildern: Caliban - Reload Festival 2022

Da es gar nicht so schlimm ist, dass das Bier gerade alle ist und „Blumenkohl am Pillemann“ bei den meisten Besuchern wohl auch eher kein Thema ist, spielen DIE KASSIERER einen ausgesprochen angezogenen, typischen Gig und laden vor allem trinkfestes Publikum zum Mitfeiern ein.

Galerie mit 12 Bildern: Die Kassierer - Reload Festival 2022

DARK TRANQUILLITY hatten auf dem Rockharz in diesem Jahr noch mit starken Soundproblemen zu kämpfen. Auf dem Reload Festival ist der Sound hingegen erste Sahne, die Band gut drauf, Mikael Stanne gibt wie gewohnt einen der sympathischsten Frontmänner der Szene ab, hat sich im Gesicht etwas verbrannt und führt durch 40 viel zu kurze Minuten Set. Dass diese Legende von Band auf den Lineups der Festivals dieser Tage immer noch so weit unten steht, ist mehr als schade, aber kurz und schmerzlos hinterlassen DARK TRANQUILLITY viel verbrannte Erde und strahlende Gesichter.

Galerie mit 20 Bildern: Dark Tranquillity - Reload Festival 2022

Klassischer Death Metal hat auf dem Reload Festival eher einen schweren Stand, denn bei CANNIBAL CORPSE ist nicht so viel los vor der Bühne, wie man es von der Institution erwarten könnte. Die Band um den Front-Teddybären George Fisher reißt jedenfalls das komplette Infield ein, Fisher provoziert mit seinen Ansagen wie gewohnt, am besten darunter die Aufforderung zum Headbangen. „Try to keep up with me but you will all fail – miserably!“. Sehr kultig ist auch das „Respect the Neck“-Shirt des Fronters, das es leider am Merch nicht zu kaufen gibt. Wem nach „Hammer Smashed Face“ der Nacken nicht weh tut, der hat hier etwas falsch gemacht, vor allem weil der Sound quasi perfekt war.

Galerie mit 20 Bildern: Cannibal Corpse - Reload Festival 2022

RAISED FIST und TESTAMENT fallen leider dem Abendbrot zum Opfer, aber nichtsdestotrotz wurden sie von der Kameralinse eingefangen. Und auch ohne dabei gewesen zu sein: Gerade TESTAMENT räumen immer ab, es wäre vermutlich schlauer gewesen, EXODUS direkt davor zu platzieren.

Galerie mit 20 Bildern: Raised Fist - Reload Festival 2022

Galerie mit 19 Bildern: Testament - Reload Festival 2022

Bei AS I LAY DYING wird es richtig voll vor der Bühne. Der Hype über die Reunion der Band mit ihrem umstrittenen Fronter Tim Lambesis ist zwar etwas abgeebbt, aber gerade das alte Material der Band hat doch viele Fans und außerdem wollen einige wissen, wer denn nun den Bass und den Gesang übernimmt jetzt, wo Josh Gilbert kein Teil der Band mehr ist. Ryan Neff von MISS MAY I füllt den Posten zur Zeit aus und macht seine Sache überaus gut, was für Erleichterung sorgt, war Gilberts Gesang doch ein Erkennungsmerkmal der Band.

AS I LAY DYING spielen eine Best-of-Setlist, die sich stark auf „An Ocean Between Us“ fokussiert. Die Entscheidung scheint goldrichtig, Circle- und Moshpits gibt es zahlreich. Doch auch die neueren Songs von „Shaped By Fire“ kommen gut an, Tim Lambesis betont noch einmal wie dankbar er den Fans und der Band für seine zweite Chance ist und nach dem siebzigminütigen Set dauert es einen Moment, bis die Zugaberufe verhallen.

Galerie mit 17 Bildern: As I Lay Dying - Reload Festival 2022

Dass HEAVEN SHALL BURN als Headliner auf dem Reload Festival die goldrichtige Wahl sind, überrascht wohl keinen. Und so startet die Band auch mit ordentlich Feuerwerk und Konfetti. Der Fokus des heutigen Abends liegt auf „Of Truth & Sacrifice“, das die Band seit 2020 noch kaum betouren konnte. Doch auch die Klassiker der früheren Alben wie „Voice Of The Voiceless“, „Behind A Wall Of Silence“, „Endzeit“ und „Counterweight“ dürfen natürlich ebenso wenig fehlen wie das EDGE-OF-SANITY-Cover „Black Tears“.

Der jetzt langhaarige Marcus Bischoff führt souverän mit seinem niedlichen ostdeutschen Akzent durchs Set, bekommt als einziger Musiker beider Geschlechter laute „Ausziehen!“-Rufe zu hören, die er auch umsetzt, obwohl er nach der stattlichen Figur von Tim Lambesis etwas eingeschüchtert war. Neunzig Minuten vergehen wie im Flug und die Band hat sprichwörtlich einiges an Staub aufgewirbelt. Die Gesichter der Menschen, die nach dem Moshpit auf dem Weg zum Zelt wanken, sind ebenso schwarz wie glücklich.

Galerie mit 27 Bildern: Heaven Shall Burn - Reload Festival 2022

Galerie mit 78 Bildern: Impressionen Freitag - Reload Festival 2022