Ragnarök Festival
Der große Festivalbericht - Ragnarök Festival 2008
Konzertbericht
Zurück zur Ausgangsfrage, wie schlägt sich denn das Festival nun schlussendlich ?
Ein einfaches „Gut“ würde zwar ungefähr meiner Stimmungslage entsprechen, etwas differenzierter will ich dich Sache aber doch ausführen.
Musikalisch konnte das Ragnarök auch in diesem Jahr wieder auf ein sehr einzigartiges und hervorragend aufgestelltes Bandsammelsurium zurück greifen. Auch wenn man sich grundsätzlich dem Pagan Metal verschreibt, und dort mit Geschützen wie MENHIR, WOLFCHANT oder XIV DARK CENTURIES, die sonst eher auf Clubtouren zu sehen sind, aufführt, bleibt immer noch genug Raum für Exoten wie HAGGARD oder Death Metal Granaten wie UNLEASHED. Der Sound könnte allerdings, wie schon mehrfach angesprochen, eine deutliche Schippe mehr Konstanz vertragen. Klar, Konzerte sind keine CD Listening Sessions und das sollen sie auch nicht sein, warum aber so gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Bands auftreten können ist mir absolut unverständlich und lässt sich auch nicht mit der eher schlechten Akustik der Stadthalle begründen.
Das ist aber auch der tatsächlich einzige musikalische Kritikpunkt, den ich am Ragnarök dieses Jahr aufbringen kann.
Hm, hört sich bis hierhin ja eigentlich fast fehlerfrei an, wieso also nur gut ? Das liegt vorallem an den organisatorischen Mängeln. In meinen Augen ist es schlicht ungenügend, das Personenkontingent um gut 70% zu steigern, ohne ausreichend sinnvolle Parkgelegenheiten zur Verfügung zu stellen. Die Campingmöglichkeit ist schön und gut (auch wenn ich nicht wissen möchte, wer auf diesem von Glasscherben übersähten Platz in absehbarer Zeit Fussball spielen soll), aber die Parkerei entlang der kleinen Straße kann doch keine wirkliche Lösung sein. Ein ordentliches Glasscherbenmassaker reicht, um den Rückweg für zig Autos zur Plattenlotterie zu machen. Hier hätte ich eine deutlich bessere Alternative erwartet, zumal der Andrang anhand der Vorverkaufszahlen wohl absehbar gewesen sein muss. Zudem schneidet man sich hier letztlich ins eigene Fleisch: ohne Security keine Platzkontrollen, mehr Vandalismus und damit noch größere Hürden für ein kommendes Ragnarök VI. Auch den Anwohner wird die wachsende Zahl an Metalheads nicht verborgen geblieben sein, die Polizei musste – offiziellen Angaben zufolge – zu mehr als 70 Einsätzen ausrücken, ein ebenfalls deutlicher Anstieg. Ärgerlich für die Fans natürlich auch das Agalloch-Debakel, das ebenfalls vermeidbar gewesen wäre. Dabei darf man aber auch die positiven Seiten wie die sehr moderaten Essenpreise (1,50€ für ne Pommes, 3€ für nen Schnitzelwecken, wenn ich es richtig in Erinnerung behalten habe), die wieder vorhandenen Schlafhallen oder die bereits erwähnte Campingmöglichkeit, nicht vergessen. An dieser Stelle der Vollständigkeit halber auch noch der Hinweis auf das vorhandene, kleine Wikingercamp vor der Halle, der etwas an das letztjährige Summer Breeze erinnerte. Eine ebenso nette Idee wie die gut besuchten Autogrammstunden am Legacy-Stand.
Und dann wäre da natürlich noch die rechte Problematik: Ich persönlich habe, bis auf die ein oder andere Kutte mit zwangsabgeklebten Patches, nicht übermäßig viel zweifelsfrei Rechtes zu sehen bekommen, bin aber auch absolut kein Experte dafür. Andere hatten wohl weniger Glück, so berichtet man unter anderem von gezielten Übergriffen auf Einzelpersonen, Beschallung mit rechter Musik auf dem Parkplatz und einschlägigen Parolen während einigen Konzerten. Natürlich kann und darf man über diese unbestätigten Einzelberichte kein Gesamtfazit über ein Publikum brechen, oder gar eine geschätzte Prozentzahl daraus drehen. Der Löwenanteil des Festivalpublikums trinkt wohl höchstens mal einen über den Durst und krakelt laut durch die Gegend, die richtigen Stressmacher sind eher in der Unterzahl. Dennoch sind die Dimensionen und die Gewaltbereitschaft gefühlt größer als auf anderen Festivals. Auch hier muss man dem Veranstalter aber unbedingt zu Gute halten, dass eine absolute „Null Toleranz“ Politik verfolgt und durchgezogen wird. So wurde konsequent ein Stand, der trotz deutlichem Verbot fragliches Material anbot, ohne weiteres des Merchandise-Zeltes verwiesen.
Es bleibt also ein zwiespältiges Bild eines allem in allem dennoch zufrieden stellenden Festivals. Ob das Ragnarök, bei anhaltendem Wachstum und dem Ergebnis diesen Jahres, in dieser Form auch im nächsten Jahr wieder in der Stadthalle Lichtenfels stattfinden wird, das bleibt abzuwarten. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass auch Potential für einen Wechsel zum Open Air ein oder zwei Monate später besteht. Sicher ein einschneidender Wandel, aber vielleicht die Lösung für einige Probleme der zentralen Lage.
Quo vadis, Ragnarök ?
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