Ragnarök Festival
Der große Festivalbericht - Ragnarök Festival 2008
Konzertbericht
Bis zur ersten Band vergehen dann doch nochmal etwas mehr als anderthalb Stunden. Dass SVARTSOT mit einer halben Stunde Verspätung starten, interessiert zu diesem Zeitpunkt aber letztlich keinen mehr. Im Sturm bevölkern sich die ersten Reihen und die Galerie der Haupthalle, auch die Bierstände finden sehr schnell regen Andrang. SVARTSOT machen ihren Job als Opener derweil richtig gut. Das Publikum scheint wirklich froh um die Möglichkeit zur Bewegung und geht bei den Songs des Erstlingswerkes der Dänen, „Ravenes Saga“, fleißig mit. Warum genau Fronter Gnudtzmann eine Axt mit auf die Bühne schleppt entzieht sich zwar meiner Kenntnis, die Songs gehen aber ebenso gut in Fleisch und Blut über wie schon auf Platte. Ein sehr gelungener Einstand.
NORTHER dürften eher im Schlepptau von TURISAS, mit denen man derzeit auf Europa Tour unterwegs ist, aufs Ragnarök gekommen sein, dementsprechend auch die frühe Uhrzeit. Das Publikum hingegen ist auch hier überraschend gut dabei, was entweder am sehr lustigen Wikingerplastikhelm auf Petri Lindroos Haupt oder vielleicht auch an seinem Engagement bei den Kollegen von ENSIFERUM liegen könnte. Mit dem neusten Material der Scheibe „N“ bin ich zwar nicht sonderlich gut vertraut, der Power Metal ist aber auch so recht eingängig und nicht Wenige singen am Ende bei „Frozen Angel“ kräftig mit.
Im Folgenden überschlagen sich die Ereignisse etwas und sorgen, gemessen an den Besucherreaktionen nach dem Festival, für einen mittelschweren Eklat. Die eigentlich nun folgenden Black Metaller von SWORN sind keineswegs mein Fall, weswegen ich mich ans Auto für ein Bier zurück ziehe. Indes müssen diese, nachdem das komplette musikalische Equipment vom Flughafenpersonal in den falschen Flieger gesetzt wurde, mit Einverständnis von AGALLOCH den Platz in der Running Order tauschen, um danach mit dem geliehenen Equipment von SKYFORGER musizieren zu können. Eigentlich weniger problematisch, wäre da nicht das Versäumnis des Veranstalters gewesen, diesen Tausch auch Kund zu tun. Während also zahlreiche, teils extra wegen AGALLOCH angereiste Fans das Merch-Zelt plündern oder ebenfalls den körpereigenen Biervorrat am Auto auffüllen, geht deren Auftritt vor ein paar wenigen, glücklichen AGALLOCH-Fans über die Bühne. Der Rest hingegen erfährt erst später bei einer Ansage nach dem eigentlichen Auftritt vom Tausch in der Running Order und ist – verständlicherweise – enttäuscht. Für mich zwar kein Weltuntergang, eine Durchsage über Megafon vor der Halle und auf dem Campingplatz hätte jedoch absolut drin sein müssen.
Weiter geht es mit den bereits erwähnten SKYFORGER. Die knüpfen stimmungsmäßig ohne weiteres an ihren sehr erfolgreichen Auftritt von 2006 an und hatten keine Probleme mit ihrem, na wer erräts, zünftigen Pagan Metal ein ordentliches Publikum vor der Bühne zu versammeln. Wie auch SVARSOT zu Beginn sind die fünf Letten zünftig und stilecht gekleidet, Dudelsack inklusive. Erstaunlich eigentlich, dass die Kombo seit gut fünf Jahren kein neues Album mehr auf den Markt gebracht hat. Umso mehr Zeit für die vielen Fans, die Nummern fleißig auswendig zu lernen, die Einsätze zum Haare kreisen verpassen die wenigsten dicht vor der Bühne.
Dann also doch SWORN. Immerhin optisch macht die noch recht junge Band um den glatzköpfigen „Schreier“ Max Wilson einiges her. Er selbst hat mit seinem imposanten und zu Beginn von rotem Licht umspülten Auftritt sicher den Löwenanteil am „true“ wirkenden Auftreten der Truppe. Der Black Metal ist zwar recht melodisch, kann mich aber live so garnicht vom Hocker reissen. Deshalb zieht es mich, nach dem kurzen Besuch im Fotograben, letztlich auch zu vielen Anderen hoch auf die gemütliche Galerie. Einem großen Teil des Publikums scheint die Sache, am Applaus gemessen, dennoch voll zu gefallen.
Zu TURISAS hingegen war ich dann deutlich gespannter. Deren Auftritt auf dem Ragnarök 2006 brachte ihnen hinterher den Ruf einer arroganten Truppe ein, da ihr Überziehen die spät angesetzte Bühnenshow von Black Messiah Sperrstunden bedingt unmöglich machte.
Das Publikum scheint dies aber größtenteils verziehen zu haben: Sah man schon zuvor einige Fans in rot-schwarzer Schminke auflaufen, so offenbarte sich spätestens jetzt das volle Ausmaß von gut 5000 Besuchern in der proppevollen Halle. Mit mittlerweile einer runden dreiviertel Stunde Verspätung stürmt die Gruppe um Warlord Nygård und Fidler Olli Vänskä dann, die von Fotografen umlagerte Ragnarök-Bühne. Anderst als noch vor zwei Jahren gibt es diesesmal jedoch keine Disco-Klassiker, mit Ausnahme „Rasputin“, oder „musical masturbation“ Experimente auf die Ohren, sondern eine gute Mischung der beiden Veröffentlichungen „Battle Metal“ und „The Varangian Way“. Trotz des etwas geringeren Partyfaktors des neuen Werkes, werden auch Songs wie „To Holmgard And Beyond“ vom Publikum frenetisch abgefeiert, vom ans Ende gesetzten „Battle Metal“ mal ganz zu schweigen. Hübsch anzusehen ist auch der weibliche Ersatz am Akkordeon, Netta Skogg. Insgesamt ein absolut würdiger Headliner.
Bei PRIMORDIAL hingegen begehe ich den selben Fehler, der mich auch 2006 schon geritten hat: Ich setze mich auf die Galerie. Nicht, weil man dort nicht mehr hätte herumspringen und bangen können – PRIMORDIAL sind für mich ohnehin eher eine Band zum genießen – sondern weil die sich dort sammelnde, stickige Luft, zusammen mit den ersten Ermüdungserscheinungen durch Kamera schleppen, einen absolut bösen Cocktail voll Einschlafgefahr ergibt. So zieht der sehr gute und wirklich atmosphärische Auftritt der Iren in leicht schlaftrunkenem Nebel an mir vorbei, aus dem mich nur das obligatorische „Coffin Ships“ kurz aufweckt. Wer sich hingegen unten noch wach halten kann, der bangt oder „schunkelt“ rhythmisch im Takt zum melodiösen Black Metal.
Mit PRIMORDIAL endet dann auch der Freitag für mich, eine etwas unbequeme Nacht im Auto steht an, die zuvor noch mit etwas Bier gemütlich getrunken wird. Bei dem Weg über den mittlerweile vom Regen leicht aufgeweichten „Sportcampingplatz“, mit den prasselnden Lagerfeuern (ich will garnicht wissen, was dort verheizt wurde) der campenden Meute, kommt doch wieder etwas Open Air Stimmung auf, auch wenn das Gesamtambiente nicht ganz so einladend auf mich wirkt, wie bei vergleichbaren Festivals im Sommer. Mag man durchaus aber auch dem Wetter zuschreiben, der kalte Wind lässt auch im Regen kaum nach.
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