Ragnarök Festival
Der große Festivalbericht - Ragnarök Festival 2007
Konzertbericht
VREID
Höhepunkt des VREID-Gigs war mit Sicherheit der mehrere Minuten andauernde Stromausfall. Als hätte Valfar höchstpersönlich aus Walhall ein Zeichen gegeben. Jedoch streitet man noch darüber, was genau er damit sagen wollte. Jedenfalls ist im Dunkeln gut munkeln oder wie Omma sagt: Wo man nichts sehen kann, ist fühlen keine Schande. So wird denn auch die willkommene Abwechslung vom Matschsound genutzt, um an irgendwem rumzufummeln, Alkohol zu verschütten oder einfach etwas zu sinnieren. Doch vorm Abtauchen in individuelle Gedankenwelten kommen Licht und Klang auch schon wieder, der Blick auf olivfarbene Armbinden mit Norge- und VREID-Aufnähern ist erneut gewährleistet und das zweifelhafte Spektakel kann weitergehen. Nettes Uniformierungskonzept. Sonst jedoch ein gleichförmiger, nicht sonderlich aufregender Auftritt, aber auch nicht wirklich schlecht. Dennoch haben VREID an dem Abend viele Anhänger in der Halle. (Karminski)
MÅNEGARM
Die sympathischen Schweden haben unsere Breiten ja schon des öfteren betourt, um so interessanter, mal die Wirkung auf eine größere Audienz zu erleben. Zum eigenständigen Sound lassen sich kaum Vergleiche ziehen und die Truppe schafft es auch hier ausgezeichnet, die eingängigen und dennoch scheppernden, ja teils brachialen, Weisen so darzubieten, dass man einfach mitgehen muss! So ist denn auch für jeden etwas dabei: Haupthaarschütteln, mitsingen, tanzen oder dem Bühnengeschehen folgen. Besonders hervorzuheben ist die exzellente Leistung des Schlagwerkers, der nicht nur präzise den Takt vorgibt, sondern auch durch Gesangs- bzw. Kreischeinlagen überzeugt, und so endgültig mit dem Vorurteil aufräumt, dass Männer nicht Multitasking fähig seien! Respekt! Ferner ist es ein wahre Freude, dem Geiger bei seinem lustigen Treiben zuzuschauen. Der passt ja so gar nicht zum Rest der Mannen und macht die Sache dadurch unglaublich interessant und abgefahren! (Wer Lust auf mehr Violinen-Wahnsinn hat, sollte unbedingt dessen Band TVÅ FISK OG EN FLÄSK antesten). Insgesamt eine runde, auch für größere Hallen passende und überzeugende Darbietung, die richtig Spaß macht. (Karminski)
KAMPFAR
Also wer die Band weder an der Fahne im Hintergrund, noch am Intro oder am kaputten Haar des Sängers erkennt, der schaue doch bitte mal auf den Bauch von Frontmann Dolk. Da steht es nämlich schwarz auf Haut, jetzt sind endlich KAMPFAR an der Reihe. Man hält es wirklich nicht für möglich, aber auf das dürre Kerlchen von Sänger passt tatsächlich bäuchlings der ganze Bandname drauf. Hätte man noch den Titel der 97er Scheibe „Mellom Skogledde Aaser“ auf einem Frontmann verewigen wollen, hätte man dafür wohl den guten alten Legion von MARDUK verpflichten müssen. Denn auf Dolk hätte der Albumtitel höchstens noch hochkant drauf gepasst.
Immer wieder erstaunt mich auch, was für eine wahnsinnig extreme Stimme aus dem Typen rauskommt. Außerdem ist er ja enorm hyperaktiv auf der Bühne, was meiner Theorie nach den Spliss (ist ein echtes Markenzeichen von Kampfar) und den Kate-Moss-mäßigen Body Mass Index erklärt. Bei einer gelungenen Songauswahl ist auch schnell das Publikum davon überzeugt, dass es hier mal wirklich lohnt, sich beim Bangen die Haare zu ruinieren. Notiz an mich selbst: Wieder Haarkur kaufen. (Nordavarg)
URGEHAL
Einer mit Maske und Spikes in der Fratze, der Rest angemalt wie entlaufene Pandabären. Das müssen dann wohl URGEHAL sein. Wenn mein von mittlerweile großen Mengen billigem Fussel stark getrübter Blick mich nicht täuscht, wirkt der Sänger auf dem Bild in der jüngst erworbenen CD doch irgendwie schlanker, oder? Aber das Make-up ist auch ziemlich unvorteilhaft.
Jetzt aber mal wieder zurück zu wesentlicheren Dingen, hier präsentiert sich zu früh morgendlicher Stunde roher, brutaler, „true satanic“ Black Metal aus Norwegen. Das ist hasserfüllter Black Metal in Reinkultur. Allein das von Enzifer häufig praktizierte nach oben in die Luft Gespucke (kennt man ja bereits von Kapellen wie IMPENDING DOOM) ist nur was für harte Kerle. Darin manifestiert sich auch auf äußerst subtile Weise der in Black Metal-Kreisen typische Selbsthass insofern, dass auch Enzifer vom eigenen Speichel nicht verschont bleibt (auch diese Fehleinschätzung der Speichelflugbahn kennt man ja schon von den oben erwähnten Thüringern).
Das hier perfektionierte böse-in-die-Menge-gucken finde ich voll korrekt, weil zur Musik passend. Da es mittlerweile auch schon straff auf drei Uhr zugeht, sind nur noch relativ wenige nicht tot zu kriegende Gestalten (ich spreche bewusst nicht mehr von Menschen) vor der Bühne. Eigentlich schade, so schlecht waren URGEHAL dann ja doch nicht. Und so war dann irgendwann der ganze Zauber mal vorbei, denn auch kleine Pandabärchen müssen mal schlafen gehen. (Nordavarg, eigentlich Zwergenkönig, der war aber wieder mal viel zu dicht)
ANGANTYR
There is something rotten in the Stadthalle…
Dank diverser Bummeleien des vergangenen Tages dürfen die Überraschungsgäste aus Dänemark erst in den frühen Morgenstunden ins Horn blasen. Nicht wenige Besucher sind schon in Richtung Bett, Zelt oder Kofferraum verschwunden, doch gibt es erstaunlich viele hartgesottene Steher – zum Beispiel den Typ, der dann zuletzt im Fotograben post und bangt, sowie zwei andere Ausdauersportler, die ungelogen während des ganzen Gigs an der Brüstung der Galerie ihr Haupthaar schütteln. Auch wenn der Auftritt selbst enorm gekürzt werden muss, ist das doch für früh um 3 und schätzungsweise 1,8 auf der Batterie eine wahre Leistung. Ähnlich übermenschliche Leistungen erbringen auch die dänischen Protagonisten, die den ganzen Tag per Fähre und Auto unterwegs waren und dann auf der Bühne noch so großes Kino veranstalten. Die wissen halt noch, was sich gehört, denn solch ein robustes Publikum verdient auch nur den technisch perfektesten und härtesten Black Metal! Aber halt, diese Musik hat durchaus auch ihre melodischen Momente, die ganz besonders im neuen Album „Haevn“ dezent zu Tage treten. Und da der Sound nun endlich mal befriedigend ist, kann ein guter Einblick auf ANGANTYRs bisheriges Schaffen gegeben werden. Wer „Sejr“ kennt und liebt, wird an der neuen Scheibe auf jeden Fall seine Freude haben und alle anderen sowieso! Und so ist dieser Gig nicht nur einer der exklusivsten auf diesem Festival – bisher hatten sich die Jungens livemäßig ja ziemlich rar gemacht – sondern auch ein würdiger Abschluss des ersten Tages. Leider viel zu frühzeitig abgewürgt, aber im nächsten Jahr kann Ivo das ja wieder gutmachen! Denn trotz der Uhrzeit und der Widrigkeiten werden hier noch einige Ärsche getreten. (Karminski)
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