Ragnarök Festival
Der große Festivalbericht 2012 mit Moonsorrow, Agalloch, Einherjer
Konzertbericht
Freitag
Galerie mit 22 Bildern: Impressionen - Ragnarök 2012
15:00-15:30: IMPERIOUS
Recht kurzfristig haben die Schweizer Folkmetaller ABINCHOVA ihren Gig absagen müssen, weswegen die Pforten zum Innenraum erst einmal verschlossen bleiben. Sicherlich keine glückliche Fügung, dass gerade der Opener ausfällt, denn die Fans wollen rocken, egal wie früh es am Tag noch ist. Andererseits ist so die Stimmung bei den nun eröffnenden IMPERIOUS aus Bayreuth gar nicht mal schlecht, auch wenn die Reihen vor der Bühne licht gefüllt sind. Die halbe Stunde ihres Gigs stellt das Quartett unter das Banner der Varusschlacht im Teutoburger Wald, wie Bassist und Sänger Sertorius in einer Ansage klarmacht. Die Musiker, heute alle in sandfarbene Hemden gekleidet, spielen einen Mix aus Death Metal und epischem Black Metal, wobei die flotten, deathmetallischen Passagen zwingender rüberkommen. Nichts gegen Epik, aber während der vier Stücke gibt es noch die eine oder andere Länge. Die Gitarrenleads klingen zudem nicht ganz sauber, wie der Sound insgesamt noch nicht ganz feinjustiert ist, aber das macht das Quartett durch eine engagierte Bühnenperformance wieder wett. Vor allem Fronter Sertorius hat neben seinem Bassspiel Zeit für große Gesten – ganz der Varusschlacht angemessen. Höflicher Applaus, Lust auf mehr. (Eckart)
Galerie mit 8 Bildern: Imperious - Ragnarök 2012Setlist:
- Intro: Prologue
- The Battle Of The Teutoburg Forest
- Segestes‘ Charge
- Three Legions March
- Quinctilli Vare, Legiones Redde
15:40-16:10 VELNIAS
Vor zwei nicht zu unterschätzenden Problemen stehen VELNIAS an diesem Tag: Zum einen ist ihr Black/Doom fürs Tageslicht reichlich ungeeignet, und zum anderen haben auch die US-Amerikaner zunächst mit ordentlichen Soundproblemen zu kämpfen. Letzteres legt sich zum Glück schnell, dass die Sonne trotz Vorhängen an den Türen seinen Weg ins Innere findet und die Stimmung etwas vermiest, bleibt aber leider nicht aus. Egal, VELNIAS machen trotzdem das beste draus und bezaubern mit ruhigen Zwischenspielen und umso heftigeren Ausbrüchen. Folglich wiegt sich das Publikum in Trance oder lässt zu den wuchtigen Passagen leidenschaftlich das Haupthaar kreisen. Ein ähnliches Bild findet sich auf der Bühne, die vier Herren sind engagiert und sonnen sich in verdientem Applaus. Überraschend ist vor allem, dass trotz der frühen Uhrzeit eine recht hohe Anzahl an Schaulustigen den Weg in die Stadthalle gefunden hat. Gefundenes Fressen für eine interessante Band, deren zweites Album hoffentlich bald erscheint. (Jan)
Galerie mit 10 Bildern: Velnias - Ragnarök 2012
16:20-17:00 VOLUSPAA
„VOLUSPAA ist eine kleine Band aus dem kalten, dunklen Norden…“ – so ertönt es im Intro für den Auftritt der nächsten Band, welches speziell für diesen Auftritt auf Deutsch eingesprochen wurde. Und auch sonst geben sich die Norweger um Sänger und Mastermind Freddy Skogstad alle Mühe, auf ihr deutschsprachiges Publikum einzugehen. Freddy brüllt und keift sich durch das knapp vierzigminütige Set, überzeugt aber insbesondere beim Song „Av Sin Klokskap“ mit melancholisch angehauchten Clean Vocals. Die meisten Songs stammen an diesem Abend vom Debütalbum „Åsa“, aber ebenso die neueste Schöpfung „Ferden Går Videre“, die vor ziemlich genau einem Jahr auf der Split mit MYRKGRAV erschien, darf nicht fehlen: Der Song beginnt mit mitreißenden Gitarren, um dann mit Hilfe des angenehm im Hintergrund ertönenden Keyboards in epischere Gefilde auszuschweifen, und umfasst damit die beiden Hauptmerkmale der norwegischen Truppe. Gegen Ende wird dann noch eine angenehm raue Version des SATYRICON-Klassikers „Mother North“ zum besten gegeben, und nach „En Hymne Til Våre Udødelige Forfedre“ ist das erste Highlight an diesem Freitag auch schon vorüber. (Carina)
Galerie mit 8 Bildern: Voluspaa - Ragnarök 2012Setlist:
- Hennes Røst
- Hvorfor…
- Av Sin Klokskap
- Ferden Går Videre
- Mother North
- En Hymne Til Våre Udødelige Forfedre
17:10-17:50 KING OF ASGARD
Schnell geht es zur Bühne nebenan, wo sich die Schweden KING OF ASGARD auf ihren Gig vorbereiten – der Vorhang ist schon zur Seite gezogen, das Quartett fängt an zu spielen, hört auf – nein, das war erst noch der finale Soundcheck. Derweil feuern zwei Fans abwechselnd die Band an, was Fronter Karl Beckman grinsend mit einer Wrestlerpose quittiert. Beste Voraussetzung also für einen launigen Auftritt, und so kommt es auch: Die vier Musiker sind ja nicht nur seit fast 20 Jahren in verschiedenen Bands aktiv, sondern haben mit ihrem Debütalbum „Fi’mbulvintr“ bereits einige Viking-Metal-Hymnen vorgelegt, die auch live sofort zünden: Von „Vamöds Tale“ bis zum abschließenden „Einhärjar“. Im Mittelpunkt steht natürlich Karl Beckman, der mit Leadgitarre und seinem rauhen Gesang die Marschrichtung vorgibt, flankiert von Spargeltarzan Jonas Albrektsson am Bass und dem eher statisch agierenden Lars Tängmark an der zweiten Gitarre (der sich mit Baseballkappe und Brille eh nicht aufs Rotorbangen eingerichtet hat). Am Drumkit sitzt zudem ein superagiler Karsten Larsson, der den straighten Rhythmen die nötige Finesse verleiht. Mit „The Nine Worlds Burn“ gibt es dann noch einen neuen Song zu hören, sowie das ISENGARD-Cover „Vinterskugge“ (mit Klargesang) – kurzum ein kurzer, starker Auftritt, der allen Beteiligten sichtbar Spaß gemacht hat und in der Folge erstmal schwer zu toppen sein würde. (Eckart)
Galerie mit 12 Bildern: King Of Asgard - Ragnarök 2012Setlist:
- Vämods Tale
- The Last Journey
- Never Will You See Of Flesh Again
- Snake Tongue
- The Nine Worlds Burn
- Strike Of The Hammer
- Vinterskugge (Isengard cover)
- Einhärjar
18:00-18:45 HEOL TELWEN
Kurze Zeit später entern dann die Franzosen HEOL TELWEN die Bühne. Zunächst vor einem eher kleinen, aber dann langsam größer werdenden Publikum zocken sie ihre melodischen Songs, wobei sie gut aufeinander eingespielt wirken – was umso mehr überrascht, wenn man bedenkt, dass die Band eigentlich eher selten live spielt. Punkten können sie immerhin mit ihrem netten Konzept – im Grunde wird relativ rumpeliger Black Metal mit einer Flöte gepaart, die die Leads übernimmt – und mit einem Sound, der zwar alles andere als wuchtig ist, aber am heutigen Tage bis hierhin der beste. Besonderer Höhepunkt sind die hier und dort auftauchenden und wirklich gut gemachten Duelle zwischen Flöte und Sologitarre. Kleinere Kritikpunkte gibt es allerdings auch: So sitzt der mehrstimmige Gesang nicht immer und Flötist/Backgroundsänger Hades wirkt immer ein bisschen verloren, wenn er gerade nicht spielt oder singt.
Insgesamt aber ein solider Auftritt. Wer nichts mit Flöten und Tröten im Metal anfangen kann, wird mit HEOL TELWEN sicherlich auch nicht glücklich, aber Freunde von folkig bzw. keltisch eingefärbtem Black Metal sollten auf ihre Kosten kommen. Kein Höhe-, aber auch kein Tiefpunkt. (Stephan)
Setlist:
- An Deiz Ruz
- Dahud
- Ar Korrigan Du
- (Neuer Song)
- Kan Ar Kern
- Genidezh
- Enez Glaz
18:55-19:40 WALDGEFLÜSTER
Auf WALDGEFLÜSTER war ich im Vorfeld schon sehr gespannt, da mir gerade ihr aktuelles Album „Femundsmarka“ sehr zugesagt hat und ich gespannt war, wie sie ihren emotionalen Black Metal auf die Bühne transportieren. Dann mal schnell ganz nach vorne. Leider zeigt sich die Band am Anfang ihres Auftritts etwas reserviert mit recht statischem Stageacting, und auch das Publikum reagiert erst einmal recht zurückhaltend. An der Musik liegt das auf gar keinen Fall, denn WALDGEFLÜSTER gelingt es wirklich gut, ihren melancholischen Black Metal mit der richtigen Atmosphäre darzubieten. Besonders hervorzuheben ist die starke epische Melodieführung, die dynamische Spielweise sowie der authentische Gesang, welcher sich an die jeweilige Stimmung immer anpasst. Glücklicherweise ist der Sound auch mal recht angenehm transparent, so dass die feinen Details auch gut wahrnehmbar sind. Davon profitieren starke Stücke, wie „Wotan sang“ und „Kapitel III: Fichtenhain“. Im Laufe des Auftritts gelingt es WALDGEFLÜSTER, immer mehr Leute in ihren Bann zu ziehen, und auch die Band selbst wirkt von Stück zu Stück selbstsicherer und geht mehr aus sich raus. Davon lässt sich auch das Publikum anstecken, und sicherlich haben die Bayern nun einige neue Fans dazugewonnen. (Endres)
Galerie mit 8 Bildern: Waldgeflüster - Ragnarök 2012Setlist:
- Intro
- Kapitel I: Seenland
- Herbst befiel das Land
- Wotan sang
- Interludium II: Nacht
- Kapitel III: Fichtenhain
19:50-20:35 MISTUR
Für zwei der Norweger von MISTUR ist es bereits der zweite Auftritt an diesem Tag: Kenneth Mellum und André Raunehaug standen bereits einige Stunden zuvor mit VOLUSPAA auf der Bühne. Doch Müdigkeit ist der WINDIR-Nachfolgeband aus Sogndal keineswegs anzumerken. Energisch und mit einer gebührenden Portion Aggressivität spielen sich die Jungs durch ihren stark eingeschwärzten Viking Metal, lassen aber auch immer wieder Raum für ruhigere, von atmosphärischen Keyboardtönen getragene Momente. Und auch Oliver Øien, der neue Mann am Mikro, scheint sich nach sechs Monaten Eingewöhnungszeit bestens in die Band eingefunden zu haben und stellt sein Können gleich beim ersten Song „Skoddefjellet“ unter Beweis. Von Angespanntheit keine Spur – immerhin ist dies sein erster Auftritt mit MISTUR überhaupt. Das Highlight des Sets folgt bald darauf in Form des neuen Songs „The Sight“, der hier zum ersten Mal live der Öffentlichkeit präsentiert wird und den das Publikum mit sichtlicher Begeisterung feiert. Den Abschluss stellt dann das knapp 13-minütige Monstrum „Attende“ dar, in dem MISTUR noch einmal deutlich machen, dass es durchaus möglich ist, Black Metal mit Keyboardmelodien und Wikingerthematik in Einklang zu bringen, ohne dabei im Kitsch zu versumpfen. Großartig! (Carina)
Galerie mit 8 Bildern: Mistur - Ragnarök 2012Setlist:
- Skoddefjellet
- Slaget
- Skuld
- The Sight
- Attende
20:45-21:35 RABENSCHREY
RABENSCHREY sind die selbst ernannten Vertreter der „wahren neuen deutschen Heiden Härte“ – was auch immer das sein mag. Mit ein wenig Hintergrundinfos im Kopf wage ich den Weg vor die Bühne in eher geringschätziger Erwartung, und diese soll sich auch zumindest für mich persönlich bewahrheiten. Musikalisch irgendwo zwischen Punk, Hard Rock, Folk und Mittelalter, trifft die Band leider überhaupt nicht meinen Geschmack. Das geht wohl mehreren Leuten so, zumindest stehen nun weniger Menschen vor der Bühne als beispielsweise noch bei WALDGEFLÜSTER. Trotzdem lassen es sich RABENSCHREY nicht nehmen, beim Publikum für ordentlich Stimmung zu sorgen, allen voran Bandleader Donar weiß, wie man seine Fans zur Interaktion animiert. Beim Stück „Der Kreis“ gibt es sogar einen großen Circle Pit, und das bei ansonsten ausgelassener Stimmung, wofür Songs wie „Heiden tanzen“ eben auch zweifelsohne stehen. (Endres)
Galerie mit 8 Bildern: Rabenschrey - Ragnarök 2012Setlist:
- Kraftvoll
- Dreckstück
- Königreich des Schmerzes
- Heiden tanzen
- Der Kreis
- Brennen
- Bilder auf der Haut
- Templerschlaf
- Walhalla
- Hey wir sind Heiden
- Ich will euch tanzen
21:45-22:45 AGALLOCH
Pünktlich steigen dann AGALLOCH auf die Bühne und fangen umhüllt von Rauch und Nebel mit ihrem einstündigen Set an. Dieses zieht sich durch fast den gesamten Backkatalog und hat den Vorteil eines einigermaßen guten Sounds (immerhin hört man im Gegensatz zu vielen anderen Bands des heutigen Tages die Gitarren), allerdings zeigt sich deutlich, dass die Musik von AGALLOCH nicht so richtig für Festivals taugt: Zwar werden die lauten Passagen ordentlich abgefeiert, sodass sich einige kreisende Mähnen finden lassen, aber dafür herrscht während der essentiellen, ruhigen, sphärischen Phasen viel zu viel Unruhe in der Halle, als dass man wirklich in der Musik versinken könnte. Schade.
Ansonsten spielen AGALLOCH aber einen weitestgehend fehlerfreien, jedoch auch routinierten Gig, der in seinen guten Momenten mitreißend wirkt – nur eben nicht „magisch“. Mein persönlicher Höhepunkt ist dabei „Falling Snow“ vom 2006er-Album „Ashes Against The Grain“, weil dieser Song am ehesten das schafft, was ich mir von dieser Band erwarte – das nächste Mal aber lieber wieder auf einer Tour. (Stephan)
Setlist:
- Limbs
- Ghosts Of The Midwinter Fires
- Falling Snow
- Into The Painted Grey
- Our Fortress Is Burning… II – Bloodbirds
- In The Shadow Of Our Pale Companion
- —
- Kneel To The Cross
00:10-01:00 A FOREST OF STARS
Ich bin mir sicher, es wären noch einige Herrschaften mehr bei A FOREST OF STARS anwesend, wären sie nicht der Rausschmeißer des heutigen Abends. Wobei, perfekter Ausklang trifft es an dieser Stelle besser. Und für mich – nicht gerade überraschend – Highlight des Abends, wohl am besten. Klar ist aber auch, die üblichen Festival-Anstrengungen des Tages (wahlweise Biertrinken, in meinem Falle aber mit den Kollegen den Stand betreuen, Bands gucken, Bands zu unserem Stand geleiten etc.) haben ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur ich kann bei den Briten wunderbar abschalten und vor mich hin träumen. A FOREST OF STARS bieten das perfekte Ambiente dazu, und spätestens mit einem meiner Favoriten „Summertide’s Apporach“ ist es um mich geschehen. Zunächst zwar etwas nervös, aber mit zunehmender Spieldauer umso packender, spielt sich der Trupp aus Leeds in einen sphärischen Rausch. Benebelnd trifft es am besten und musikalisch nicht so richtig zu verorten. Sanfte Klänge, unterstützt von Keyboard und Geige, sowie wundervoller weiblicher Gesangt treffen plötzlich auf einen gewaltigen Black Metal-Kosmos. Trotz der harten Passagen lassen einen A FOREST OF STARS in ihrer Musik versinken, fesseln, berauschen und bringen einen dazu, die Lasten des Alltags zu vergessen. Was ihnen auf ihren beiden Alben „The Corpse Of Rebirth“ und „Opportunistic Thieves Of Spring“ schon auf Platte gelingt, wirkt live noch beeindruckender. Die sympathischen Herren und die Dame aus Leeds, die ihr Gentleman-Konzept voll auskosten, präsentieren sich nicht nur adrett gekleidet, sondern auch musikalisch auf voller Höhe. Einzig als der Gig endet, wird es schwer, in die Realität zurück zu finden. (Jan)
Galerie mit 16 Bildern: A Forest Of Stars - Ragnarök 2012Setlist:
- Male
- Summertide’s Appproach
- Delay’s Progression
- God
- —
- Female
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