Ragnarök Festival
Der große Festivalbericht 2010
Konzertbericht
MIDNATTSOL
Und der letzte Tag des Festivals bricht an und die Gothic/Folk Metal Kombo MIDNATTSOL hat die Ehre, ihn zu eröffnen. Zwar ist das Publikum, das sich bereits zum Opener aufraffen konnte, in die Halle zu kommen, auch heute eher überschaubar, aber MIDNATTSOL geben sich alle Mühe, den bereits erschienenen Zuschauern einzuheizen. Als absoluter Nicht-Fan von female-fronted Metal kann ich mit der Musik der deutsch-norwegischen Formation um Sängerin Carmen Elise Espenæs zwar nur wenig anfangen, damit stehe ich an diesem Morgen aber relativ allein, denn das Publikum zeigt sich schnell begeistert von der Show MIDNATTSOLs, obwohl dennoch nur wenig Stimmung aufkommen kann. Die Sechs spielen vor allem Songs ihres aktuellen Albums “Nordlys”, wie “En Natt I Nord”, “Northern Light”, “Konkylie”, “Open Your Eyes” und “Skogens Lengsel”, aber auch die zwei Stücke “Haunted” und “Laments” des Debüts “Where Twilight Dwells”. Schade nur, dass MIDNATTSOL noch kein neues Material beim Ragnarök präsentierten, denn wie man hört, sind die Sechs derzeit im Studio und zimmern an ihrem neuen und dritten Full Length.
HELFAHRT
Als zweite Band des Tages sind HELFAHRT aus Bayern am Zuge. Zwar ist die Halle noch immer alles andere als gefüllt, aber schon deutlich mehr Zuschauer als bei der ersten Band haben den Weg in vor die Bühne gefunden.
Gleich von Beginn an können die Fünf aus dem Münchener Umland die Menschen problemlos mit ihrem atmosphärischen Pagan Metal mitreißen und präsentieren dabei sowohl Tracks ihrer zwei ersten Alben “Sturmgewalt” (“Luznacht”) und “Wiedergang” (“Auf Nagelfars Deck”), als auch Stücke ihrer frisch erschienenen Scheibe “Drifa”, so z.B. “Drudnhax”, “Drifa”, “Der Zeit Entstellt” und “Zu Asche”. Natürlich lässt auch am letzten Tage des Festivals das lichtdurchlässige Hallendach keine wirkliche Stimmung aufkommen, davon völlig unbeeindruckt jedoch geben HELFAHRT alles und liefern eine absolut souveräne und starke Leistung ab. Besonders Fronter Max Marquardt sticht dabei durch seine ausdrucksstarke Performance hervor und hält ständigen Kontakt zum Publikum. Nach 40 Minuten beenden HELFAHRT schließlich ihren Auftritt mit dem Titeltrack ihres Debüt-Albums “Sturmgewalt”.
AKREA
Die nun folgenden Landsmannen HELFAHRTs AKREA haben größere Probleme, das Publikum für sich zu gewinnen. Zwar ist es vor der Bühne ähnlich gut gefüllt wie bei ihren Vorgängern und schnell nachdem die Bayern nach einem kurzen Intro mit dem Stück “Aufbruch” ihres letztes Jahr erscheinenen Debüt-Albums “Lebenslinie” ihren Auftritt geinnen, kreisen bereits die ersten Köpfe, doch mit ihrer Mischung aus melodischem Black und Death Metal können sie die Zuschauer leider nicht auf Dauer fesseln. So sinkt bei den folgenden Tracks “Schwarzer Kern”, “Dieser Klang” und “Trugbild” die Stimmung langsam aber deutlich und die Reihen vor der Bühne lichten sich etwas. Dennoch zeigen AKREA keinen Moment der Schwäche und strotzem auch bei den nächsten Stücken “Bis Zum Ende Der Welt” und “Ein Leben Lang” vor Spielfreude, bemühen sich, die Leute bei Laune zu halten und zeigen sich trotz der noch recht wenigen Live-Erfahrung, dass sie sich auf der Bühne pudelwohl fühlen.
Nach 40 Minuten verlassen die fünf Erbendorfer mit dem Stück “Tribock” schließlich die Ragnarök-Bretter und konnten mit ihrer Show bestimmt den ein oder anderen neuen Fan gewinnen, auch wenn ihnen das Publikum meiner Meinung nach leider nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die sie verdient hätten.
FJOERGYN
FJOERGYN aus Thüringen konnten das Ragnarök-Publikum bereits in den Jahren 2007 und 2009 beglücken und sind seither ein gern gesehener Act auf dem Festival. Kein Wunder, dass sich erstmalig auch einige Zuschauer mehr als bei den bisherigen Shows in der Ostbayernhalle einfinden. Als die Vier mit “Katharsis” (vom 2007er Album “Sade ET Masoch”) ihren Auftitt sogleich mit einem ihrer bekanntesten Tracks beginnen, kreisen sogleich viele Köpfe und in den ersten Reihen wird kräftig mitgegrölt. Auch bei den folgenden Stücken “Wie Jahr Um Jahr” von ihrer aktuellen Scheibe “Jahreszeiten” und “Narziss(t)” von “Sade Et Masoch” ist die Stimmung bestens und FJOERGYN liefern eine gewohnt starke Show für die noch frühe Tageszeit ab. Es folgen weitere Stücke des neuen Albums, so “Am Ende Der Welt”, “Auf Bald…” und “Verklärte Welt” bis die Vier nach 40 Minuten die Bühne unter Jubel und Zugaberufen der Fans verlassen. Insgesamt ein sehr guter, routinierter Auftritt, der seitens der Fans wohl kaum Wünsche offen gelassen hat.
AGATHODAIMON
Beim nun folgenden Act wird es für mich das erste Mal richtig interessant an diesem Samstag, denn AGATHODAIMON gehören zu den wenigen Bands an diesem Wochenende, von deren Live-Qualitäten ich mich noch nicht überzeugen konnte. Dabei haben es mir besonders die frühen Scheiben der Mainzer Formation ziemlich angetan.
Das erste, was auffällt, als die Sechs die Bühne betreten, ist, dass Fronter Chris “Ashtrael” Bonner sich von seiner Haarpracht getrennt hat und von seiner Erscheinung, besonders Frisur und Make-Up betreffend, stark an SATYRICON-Fronter Satyr erinnert. Davon einmal ganz abgesehen, strahlen AGATHODAIMON von Beginn an aus, dass sie richtig Bock auf die bevorstehende Show haben und die gute Stimmung springt sofort auf die Zuschauer über, die die Band binnen kürzester Zeit für dich gewinnen kann.
Auch die Setlist lässt keine Wünsche offen und bietet einen gekonnten Querschnitt durch die Diskographie der Band. So z.B. Wird vom Debüt-Album “Blacken The Angel” der Song “Banner Of Blasphemy” gezockt, einer meine persönlichen Favoriten, “Tongue Of Thorns” von “Higher Art Of Rebellion”, von “Chapter III” gibts “An Angel’s Funeral” auf die Ohren, der Titeltrack, sowie “Cellos For The Insatiable” von “Serpent’s Embrace” dürfen natürlich nicht fehlen, sowie Songs des aktuellen Albums “Phoenix” wie “Heliopolis” und “Ghost Of A Soul”. Nach viel zu kurzen 40 Minuten verlassen die Dark Metaller schließlich zu Bühne. Schade, wenn es nach mir ginge, hätten AGATHODAIMON ruhig noch einige Stücke zum Besten geben können.
RIGER
Persönlich bin ich kein großer Fan von RIGER, jedoch zählen sie zweifelsohne zu den ältesten und bekanntesten Vertretern der deutschen Heidenmetall-Fraktion und können bereits auf fast 15 Jahre Bandgeschichte und fünf Full Length-Alben zurück blicken. Zudem sind die Shows der Frankfurter stets absolut sehenswert. Kein Wunder, dass sich die Ostbayernhalle vor dem Auftritt RIGERs merklich füllt und die Zuschauer gespannt auf die Show warten.
Als die fünf Brandenburger ihren Auftritt schließlich mit zwei Titeln des aktuellen Albums “Streyf” (“Wenn Das Licht Uns Nimmt” und “Streyf”) beginnen, ist die Stimmung sogleich auf einem hohen Level. Im Laufe der Show präsentieren RIGER noch weitere Songs des Albums, so z.B. “Metall” und “Hinter Mauern Aus Stein”, doch auch Songs ihrere älteren Alben finden ihren Platz in der Songauswahl, wie “Auf Die Ahnen” und “Wjerewulf” von “Des Blutes Stimme” (allerdings vermisse ich den Titeltrack dieses Albums) und “Brandschiff” und “Schöpfer Der Hetze” von “Gjallar”. Schade nur, dass RIGER keine Stücke ihrer ersten zwei Alben gezeigt haben, “Hamingja” ist die einzige Scheibe der Band, die hin und wieder den Weg in meinen Player findet.
Bereits nach 40 Minuten ist der Gig der Brandenburger vorrüber, für mich eher unverständlich, denn so wie RIGER das Publikum jedes Mal aufs Neue mitreißen und begeistern, stünde ihnen gnz offensichtlich ein besserer Platz in der Spielfolge zu.
HELRUNAR (Bild links oben)
Und es folgt eine weitere Größe des deutschen Schwarz- und Heidenmetall-Fraktion: HELRUNAR. Ähnlich wie bei RIGER bin ich kein großer Fan der Band und höre mir ihre Musik eigentlich nie daheim an, live sind HELRUNAR-Shows jedoch immer wieder ein kleines Erlebnis, besonders weil die Münsteraner zu den wenigen Bands gehören, die es ohne großartige Bühnenshow und Schnörkel schaffen, die Menschen am Ball zu halten und zu begeistern.
So auch heute. Das Gedränge vor der Bühne ist groß, als HELRUNAR schließlich die Bühne entern und mit “Frostnacht” der angeregten Meute gleich einen Klassiker entgegen schmettern. Mit “Ich Bin Die Leere” geben die Münsteraner im Anschluss einen Track ihrer Demo “Gratr” zum Besten und überraschen das Publikum dann mit dem selten live gezockten Stück “…Bis Die Seele Gefriert”. Als Fronter Skald Draugir nun ankündigt, dass sich HELRUNAR noch in diesem Jahre endlich wieder ins Studio begeben werden, um ein neues Album aufzunehmen, ist die Stimmung perfekt. Als kleinen Vorgeschmack haben sie sogar den Song “Nebelspinne” mit dabei, der beim Publikum sogleich bestens ankommt. Zum krönenden Abschluss erfüllen HELRUNAR noch den Wunsch der Zuschauer und spielen “Älter Als Das Kreuz” und als Zugabe “Til Jardar”, müssen dann aber leider die Bühne verlassen, bereits nach viel zu kurzen 45 Minuten. Auch den Münsteranern hätte meiner Meinung nach eine etwas längere Spielzeit durchaus zugestanden.
SUIDAKRA
Auf SUIDAKRA freue ich mich am heutigen Festival-Samstag mit am meisten, denn all zu oft konnte ich mir die Jungs noch nicht live ansehen. Zudem ist ihre Mischung aus Melodic Death Metal und Celtic Folk eine willkommene Abwechslung nach den bisherigen Bands.
Bereits bevor die Jungs ihren Auftritt beginnen, ist es gerammelt voll vor der Bühne und auch auf den Rängen haben sich unzählige Besucher eingefunden. Als die Düsseldorfer mit “Pendragon’s Fall” vom “Command To Charge”-Album auf die Bühne kommen, ist das Publikum vom ersten Moment an bester Stimmung und lässt sich von der Musik und der Show SUIDAKRAs mitreißen. Als wäre die Feierlaune der Zuschauer noch nicht gut genug, legen die Nordrhein-Westfalen immer wieder nach, heizen die Menschen immer wieder an und steigern die Stimmung immer weiter, bis ein jeder in der Halle geradezu gezwungen ist, mitzumachen. Zwar verzichten SUIDAKRA mittlerweile auf den Einsatz eines Dudelsackes auf der Bühne und haben dadurch meiner Meinung nach ein wenig ihres Charmes verloren, aber das tut der heuteigen Show so gar keinen Abbruch. In der nächsten dreiviertel Stunde präsentieren die Vier vor allem Songs ihrere letzten Scheiben, so z.B. Noch “Darkane Times”, “Dead Man’s Reel” von “Command To Charge”, “Isle Of Skype” und “Shattering Swords” von der letzten Scheibe “Crógacht”, “Wartunes” und “Dragonbreed” von “The Arcanum” und zum krönenden Abschluss der Show “The IXth Legion” von “Caledonia”. Super Auftritt, mit dem die Jungs ihre Fans mit Sicherheit nicht enttäuscht haben und bestimmt auch einige neue Fans gewinnen konnten.
RAGNAROK
Doch so sehr mir die letzten Acts auch gefallen haben, mit RAGNAROK steht nun die erste Band des Festival-Samstags an, die mit ihrem rohen, simplem Black Metal norwegischer Gangart so richtig meinen Geschmack trifft. Dazu kommt, dass ich die Band noch nie live gesehen habe, man darf also gespannt sein.
Der Auftritt der Norweger ist dann allerdings eher unspektakulär. Zwar kann man die Show als Fan absolut genießen, zu viel erwarten darf man aber nicht, denn RAGNAROK kommen auf die Bühne, spielen ihr Set, dominiert von Tracks ihres neuen Albums “Collectors Of The King”, runter, verzichten auf großartige Bühnenshow oder irgendwelche Extras, legen keinerlei Wert darauf, den Kontakt zum Publikum zu suchen oder Stimmung aufzubauen, sondern stellen einfach ihre Musik in den Raum, bei der Interessierte zugreifen und sich mitreißen lassen können und wenn nicht, dann eben nicht. Nach den letzten Shows ist das eine ganz willkommene Abwechslung und man kann sich einfach mal zurück lehnen, ein Bier schlürfen, gelegentlich ein wenig das Haar schütteln und sich berieseln lassen. Für Kenner der Band ein gelungener Auftritt, für Außenstehende bestimmt eher langweilig. Das erklärt auch, warum die Halle zwar ganz gut, aber nicht übermäßig gefüllt ist.
WOLVES IN THE THRONE ROOM (Bild Mitte)
Persönlich erwartet mich nun mein absolutes Highlight des Festivals. Schon ewig habe ich darauf gewartet, einmal WOLVES IN THE THRONE ROOM live zu sehen, doch scheinbar sollte es einfach nicht sein. Heute allerdings steht dem endlich einmal nichts im Wege und absolut gespannt und geradezu aufgeregt warte ich auf die Show dieser amerikanischen Ausnahme-Band, auch wenn ich sie mir vorher nur schwerlich auf einem Festival vorstellen konnte.
Und das Warten hat sich gelohnt. Bereits nach wenigen Momenten des ersten Songs “Wanderer Above The Sea Of Fog” hat mich die Band völlig in ihren Bann gezogen. Als wären die Zuschauer überhaupt nicht da, ziehen sich WOLVES IN THE THRONE ROOM auf der Bühne ganz in ihre eigene Welt zurück, verfallen fast in eine Art Trance und zelebrieren zeitweise so ekstatisch ihre Musik, besonders Gitarrist Nathan scheint gar seine Umwelt überhaupt nicht mehr wahrzunehmen. Die Zuschauer sind bei dem Auftritt der Band jedoch völig gespalten, einige sind absolut gefesselt von der unglaublich intensiven Atmosphäre, die die drei Musiker kreieren, andere wiederum finden dazu einfach keinen Zugang, was ich allerdings fast verstehen kann, wenn man die Musik vorher nicht kennt, und stören mit unpassendem Geklatsche oder Zwischenrufen, weshalb sich Musik und Stimmung leider nicht so entfalten können, wie es sonst der Fall wäre. Hinzu kommen die anhaltenden technischen Probleme und das andauernde Blitzlichtgewitter aus dem Fotograben (trotz des Blitzlichtverbotes bei WITTR), was die Band auf Dauer ziemlich zu nerven scheint. Nach den zwei weiteren Songs “Queen Of The Borrowed Light” und “Crystal Ammunition” ist der Auftritt nach 45 Minuten auch leider schon wieder vorbei.
Für mich sind WOLVES IN THE THRONE ROOM trotz der vielen Schwierigkeiten die Offenbarung des Festivals gewesen, obwohl sie eigentlich nicht wirklich aufs Ragnarök gepasst haben und bei einer Club-Show wohl noch wesentlich atmosphärischer und intensiver wären. Ich hoffe, dass ich sie auch möglichs bald bei einer solchen noch einmal sehen kann.
SKYFORGER
Nun ist es an SKYFORGER, die Bühne ein zweites Mal an diesem Wochenende zu rocken. Und ein zweites Mal werden sie eine Special Show spielen und zwar die Release-Show zu ihrem neuen Album Kurbads, das erste Metal-Full Length der Band seit sieben Jahren, in denen sich SKYFORGER jedoch einen Namen als sehr gute Live-Band erspielt haben.
Mit “Curse Of The Witch” und “Son Of The Mare” starten die Letten auch sogleich mit zwei Tracks der neuen Scheibe, die bei dem in großer Zahl erschienenen Publikum sofort gut ankommen und abgefeiert werden. Zahllose Köpfe kreisen, die Band ist bester Laune und bei den wenigen Songs, die nicht vom neuen Album stammen, so “Battle Of Plakani, Battle Of Veisi” und “Six Days Of Madness” von “Latvian Riflemen”, “When jsiFš Rides” und “Oh Fog, oh Dew” von “Thunderforge”, wird eifrig mitgegrölt. “The Devilslayer” und “In The Underworld”, beide vom neuen Album, komplettieren schließlich das Set der Letten, bis sie nach einer dreiviertel Stunde die Bühne verlassen. Insgesamt solider und routinierter Auftritt ohne besondere Vorkommnisse, mit dem die Letten ihr Publikum fest im Griff haben – so, wie man SKYFORGER eben kennt.
EQUILIBRIUM (Bild links unten)
Die Band, die beim Ragnarök Festival eindeutig am meisten abgeräumt hat, ist ohne Zweifel EQUILIBRIUM. Persönlich kann ich schon seit geraumer Zeit, seit dem Debüt “Turis Fratyr”, um genauer zu sein, so gar nichts mehr mit der Musik der Münchner Pagan Metal-Kombo anfangen, doch seitdem ist ihre Karriere steil bergauf gegangen. Dennoch war es ein Schock für alle Fans der Band, dass EQUILIBRIUM sich kürzlich von Fronter Helge Stang getrennt haben. Somit ist die Show auf dem Festival zugleich eine Zerreißprobe für den neuen Sänger Robse, der bereits das neue Album der Band “Rekreatur” eingesungen hat, von dem EQUILIBRIUM heute sogar den Song “Der Ewige Sieg” zum Probehören mit dabei haben.
Neugierig scheinen die Leute auf jeden Fall zu sein, denn die Ostbayernhalle ist so voll, wie bei keiner anderen Band an diesem Wochenende. Der Raum vor der Bühne ist bis auf den letzten Platz besetzt, die Ränge sind gefüllt und als EQUILIBRIUM nach einem Intro mit “Snüffel” beginnen, tobt das Publikum regelrecht und die Stimmung kocht. Robse zeigt keinerlei Nervosität, animiert die Menge mit Erfolg weiter zum Mitgrölen und Feiern und fügt sich zumindest die Show betreffend optimal in die Band ein. Stimmlich allerdings hat Helge meiner Meinung nach entschieden besser zu EQUILIBRIUM gepasst, vielleicht ist das aber auch Gewöhnungssache. Der Rest der Band zeigt sich gewohnt routiniert und geübt, was die Show zwar solide, aber meiner Meinung nach wenig spektakulär macht. Den Zuschauern zumindest hat der Auftritt allerdings ohne Zweifel trotzdem gefallen, das lag aber bestimmt auch daran, dass im Set der Band an diesem Abend kein Klassiker gefehlt hat und Songs wie “Blut Im Auge”, “Unter Der Eiche”, “Wingthors Hammer”, “Met” oder “Unbesiegt” einfach immer voll auf die Zwöfl treffen.
SARKE (Bild rechts oben)
Und es wird noch einmal richtig interessant für mich, denn SARKE, das noch recht junge Projekt von Namensgeber und Mastermind der Band Sarke (TULUS, KHOLD) und DARKTHRONE-Fronter Nocturno Culto, sehe ich heute erstmalig live (oder besser bewusst live, denn leider sind meine Erinnerungen an den Auftritt in Wacken 2009 eher schwach). Außerdem hat mich das Debüt SARKEs “Vorunah” derart umgehauen, dass ich es nicht erwarten kann, die Songs live zu sehen.
Zunächst fällt auf, dass Nocturnal Culto im Vergleich zu DARKTHRONE wie ausgewechselt ist. Grimmiges Gepose und finsterer Blick sind diesmal nicht angesagt, stattdessen wirkt der Herr unglaublich locker, scherzt in den Songpausen und scheint sich köstlich zu amüsieren. Nun ja, der erste, der irgendwann die Nase voll vom Black Metal hat, wäre er auf jeden Fall nicht und den Fans scheint es zu gefallen, denn der Auftritt kommt super an, endlich sind auch die Soundprobleme vollends behoben und dass die Musik live genauso genial ist wie auf dem Album, braucht man dabei fast gar nicht zu erwähnen, schließlich sind die zwei gestandene Musiker mit jeder Menge Live-Erfahrung. Dass dabei fast das komplette Album gespielt wird, erfreut mich natürlich umso mehr, aber auch das CELTIC FROST-Cover “Dethroned Emperor” darf natürlich nicht fehlen. Außerdem gibt es sogar zwei neue Stücke auf die Ohren, die mich wahnsinnig vorfreudig auf das neue Album stimmen und auch ansonsten vom Publikum super aufgenommen werden. Super Auftritt, der keine Wünsche offen lässt. Bitte schnellstmöglich wieder!
GORGOROTH (Bild rechts unten)
Und es bleibt schwarzmetallisch, denn mit GORGOROTH steht der zweite Headliner des diesjährigen Festivals bevor und persönlich bin ich äußerst gespannt darauf, wie die Band sich wohl schlagen wird, jetzt, nachdem Infernus nach dem Split der Band neue Mitglieder um sich geschart und das neue Album “Quantos Possunt Ad Satanitatem Trahunt” veröffentlicht hat. Nun soll auch live wieder zu alter Größe gefunden werden und nach einer Mini-Tour im April liegt für die norwegische Kult-Black Metal-Formation auf dem Ragnarök die erste Festival-Show im neuen Line-Up an.
Vom ersten Anschein her hat sich im Hause GORGOROTH gar nicht so viel getan. Die Bühne ist in blutrotes Licht getaucht und komplett vernebelt, wie man es von den Bergenern eben kennt, ansonsten wird auf großartige Bühnenshow verzichtet. Ein kleiner Blickfang, zumindest für mich, ist ohne Frage Frank Watkins am Bass mit Corpsepaint, daran muss sich das Auge wirklich erst gewöhnen, wenn man ihn nur von OBITUARY kennt.
Die Musik spricht größtenteils für sich, nur selten gibt es kurze Ansagen. Neu-Fronter Pest (OBTAINED ENSLAVEMENT) braucht zwar erst einige Songs, um sich wirklich einzukrächzen, kann das Publikum mit seiner aktiven, energischen und emotionalen Performance dann jedoch relativ schnell für sich gewinnen, auch wenn nach dem Auftritt viele Stimme laut werden, GORGOROTH seien ohne Gaahl einfach nicht dasselbe. Dem kann ich zustimmen, aber die Norweger sind nicht die erste Band, die einen Sängerwechsel gut verkraftet, wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat und Pest steht Gaahl qualitativ keineswegs nach (allerdings bin ich als OBTAINED ENSLAVEMENT-Fan durchaus vorbelastet). Die übrigen Bandmitglieder halten sich meist im Hintergrund der Bühne. Im Set der Schwarzmetaller reicht über Songs von allen Alben der Bergener, wird aber dominiert von Stücken des 1997er Albums “Under The Sign Of Hell”, so “Revelation Of Doom”, “The Rite Of Infernal Invocation”, “Ødeleggelse og Undergang”, “Blood Stains The Circle” und “Profetens Åpenbaring”. Natürlich werden auch Tracks des aktuellen Albums zum Besten gegeben, z.B. “Aneuthanasia”, “Prayer” und “Satan – Prometheus”.
Der Auftritt GORGOROTHs wird vom Publikum gespalten aufgenommen. Einige sehen ihn als eines der Highlights des Wochenendes, andere haben noch ihre Schwierigkeiten, mit dem neuen Line-Up warm zu werden. Schade nur, dass sich die Halle während der Show der Bergener tatsächlich immer weiter leert, denn meiner Meinung nach können GORGOTOTH auch in neuer Besetzung an ihren bisherigen Erfolg anknüpfen.
KROMLEK
Ehrlich gesagt ist spätestens jetzt, nach dem Auftritt von GORGOROTH, endgültig die Luft raus und viele der Zuschauer reisen bereits ab oder verlassen zumindest schon die Halle. Zwi Bands allerdings stehen mir nun noch bevor, die ersten sind KROMLEK aus Schweinfurt, die ein letztes Mal die Heidenmetall-Fraktion auf den Plan rufen.
Sie präsentieren sich bestens gelaunt und geben alles, um den wenigen Zuschauern noch einmal einzuheizen, schaffen das aber nur mit wechselndem Erfolg, aber dies liegt wirklich nicht an der Band, denn nach drei Tagen Festival ist einfach nicht mehr drin. Songmaterial gibts von den beiden bisherigen Alben “Kveldridhur” (“PilzPrinzPolka” und “Kromlek”) und “Strange Rumours… Distant Tremors” (“Herjan” und “Folkthing”, hier habe ich “Grim Omens” vermisst) und die Schweinfurter haben zudem einiges neues Material am Start. Das heißt wohl, Fans kommen demnächst doch noch in den Genuss eines neuen Albums, aber ich will mal nicht zu viel versprechen.
CTULU
Die letzte Band des Festivals zu sein, ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Meistens sind viele schon abgereist, haben sich bereits schlafen gelegt, weil man am nächsten Tag fahren muss oder nutzen die letzten Stunden des Festivals einfach anders, als sich die “Rausschmeißer”-Band anzuschauen. In diesem Jahr fiel dieses schwere Los CTULU aus Niedersachsen zu. Und wie nicht anders zu erwarten, sind kaum noch Leute da, um sich den Auftritt anzusehen, man kann sogar problemlos in die erste Reihe gehen. Und von den wenigen, die da sind, habe die meisten bereits ein zwei Bier zu viel intus, um die Show der Black Metal-Kombo noch schätzen zu können. Ein paar wenige allerdings verfolgen tatsächlich noch interessiert, was auf der Bühne vor sich geht.
Und das hätten wohl auch einige mehr tun sollen, bereut hätte es sicher niemand, denn CTULU können mich zu solch später Stunde tatsächlich noch überraschen. Sie ziehen ihren Auftritt absolut solide durch, performen gekonnt und ausdrucksstark sowohl Songs ihres Albums “Freie Geister” (z.B. Den Titeltrack und “Nemesis”), als auch neues Material (“Sarkomand”, “Nachtwind”, “Traumturm”, “Blindes Chaos”) und versuchen, wenn auch ohne großen Erfolg, auf die Zuschauer einzugehen. Zudem ist auch ihre Musik alles andere als schlecht und ich werde mir bei Gelegenheit bestimmt mal das ein oder andere auch daheim zu Gemüte führen. Gelungener Abschluss!
Und so endet das diesjährige Ragnarök Festival. Gelohnt hat es sich mit Sicherheit, wie auch in den letzten Jahren und mit Sicherheit bin ich auch im nächsen Jahr, wenn das Festival wieder in Lichtenfels stattfindet, wieder am Start.
(Fotos by www.thomas-lotze.de)
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