Ragnarök Festival
Der große Festivalbericht 2010
Konzertbericht
HEATHEN FORAY
Den zweiten Tag des Festivals eröffnen die jungen Österreicher von HEATHEN FORAY. Bereits mehrfach konnte ich mich davon überzeugen, dass die Fünf eine sehr gute Live-Band sind und das obwohl sie noch nicht wirklich viel Live-Erfahrung sammeln konnten. Auch das Debüt-Album der Grazer Formation, für das sie sogar einen Deal mit Black Bards Entertainment ergattern konnten, ist in der Pagan Metal-Szene eingeschlagen wie eine Bombe und binnen kürzester Zeit konnten sich HEATHEN FORAY einen Namen erspielen.
Dennoch ist das Publikum noch recht überschaubar, als die Fünf ihre Show um 13:40 Uhr mit dem Song “Dragon’s Eyes” beginnen. Dies liegt jedoch sicher nicht an der Qualität der Show, denn HEATHEN FORAY sind gewohnt gut drauf, heizen die Zuschauer an, animieren zum Mitmachen und strotzen geradezu vor Spielfreude, was sogleich auf das Publikum übergeht. Besonders Lead-Gitarrist Bernd Zahn begeistert die Menge mit flinken Soli, Einlagen mit der Doppelgitarre oder seinem immer wieder eindrucksvollen Geigenspiel auf der Gitarre. Im Laufe der Show präsentieren HEATHEN FORAY weitere Tracks ihres aktuellen Albums, wie “Fading Tree”, “Winterkrieg”, “Fortress Of Faith”, “Chants” und “Northstar”, bis sie mit “Wolkenbruch” nach 40 Minuten die Bühne verlassen.
INGRIMM
Dass INGRIMM aus Regensburg bereits zu so früher Stunde auf die Bühne müssen, überrascht mich ehrlich gesagt, denn die erste Mittelalter Metal-Kombo des Festivals hat bereits so einige Jahre auf dem Buckel, schon drei Alben veröffentlicht und eine eingeschworene Fangemeinde. Deshalb ist es kaum wunderlich, dass sich trotz der Tageszeit bereits einige Zuschauer vor der Bühne eingefunden haben.
Die Band selbst ist bester Laune, als sie mit dem Titel “Sündig Fleisch” ihren Auftritt beginnen und diese springt sofort auf das Publikum über, das die fünf Bayern von Beginn an abfeiert und sämtliche Lyrics lauthals mitgrölt. Bei den folgenden Songs “Der Rabe” vom neuen Album “Böses Blut”, von dem während der nächsten 40 Minuten noch “Die Pest” und “Wasser Zu Wein” präsentiert werden, “Ingrimm”, “Skudrinka” und “Diaboli” steigt die Stimmung stetig und immer mehr Gäste finden sich in der Ostbayernhalle ein. Mit “Sag Mir Nicht” und “Spielmann” komplettieren INGRIMM schließlich ihre wirklich gute Show und räumen die Bühne für die nächste Kombo dieses Genres:
NACHTGESCHREI
NACHTGESCHREI aus Frankfurt am Main. Die noch recht junge Band kann bereits auf große Erfolge in den letzten Jahren zurück blicken, so die zwei erfolgreichen Alben “Hoffnungsschimmer” und “Am Rande Der Welt” und einen Deal mit Massacre Records, den sie schon für ihr Debüt an Land ziehen konnten. Das Publikum von INGRIMM bleibt für die Show der Hessen nahezu vollständig in der Halle und zeigt sich ähnlich begeistert wie bei der vorherigen Band, als NACHTGESCHREI die Bühne betreten. Mit ihrem Set, bestehend aus den Highlights der beiden Alben, so z.B. “Räuber Der Nacht”, “Windstill” und “Der Meister” vom Debüt und “Herz aus Stein” und “Glut In Euren Augen” von der zweiten Scheibe, schaffen es NACHGESCHREI problemlos, die Anwesenden für sich zu gewinnen, zum Mitmachen und Mitsingen zu animieren und so die Stimmung, die INGRIMM aufgebaut haben, zu halten.
Persönlich kann ich der Musik der Frankfurter zwar ehrlich gesagt wenig abgewinnen, aber das Publikum am heutigen Festival-Freitag sieht das zum Glück anders – insgesamt eine sehr anständige Leistung.
RAGNARÖEK
Und mittelalterlich geht es weiter, denn nun steht der Auftritt von RAGNARÖEK bevor. Zwar ist mir die Musik der norddeutschen Formation eher wenig bekannt, doch mit ihrem Debüt-Album “Rache”, das im letzten Jahr erschienen ist und von dem sie die Songs “Meister Röckle”, “Rache”, “Knochenschiff”, “Totentanz” und “Ragnaröek” präsentieren, konnten sie sich schnell zu einer kleinen Größe in diesem Genre mausern und so einige Fans gewinnen.
Dies wird besonders dadurch deutlich, dass sich im Vergleich zu den vorherigen Kombos des gleichen Genres die meisten Zuschauer vor die Bühne locken können. Mit “Lanze”, “Wahnsinn”, “Eis(kalt)” und “Neid” haben RAGNARÖEK sogar noch einige neue Songs mit im Gepäck, die beim Publikum, das die Band durchgängig abfeiert, sogleich richtig gut ankommen. Gekrönt wird die ausdrucksstarke und stimmungsvolle Show RAGNARÖEKs durch eine eindrucksvolle Bühnenshow mit u.a. Feuerspucken.
Leider schon nach 40 Minuten, die viel zu schnell vergingen, ist der Auftritt RAGNARÖEKs zu Ende und selbst mich, die ich sonst wenig mit mittelalterlicher Musik anfangen kann, konnten die Norddeutschen überzeugen und ich werde bestimmt auch daheim mal ein Ohr riskieren und mir ihre Musik näher zu Gemüte führen.
SKYFORGER (Bild Mitte oben)
Ein besonderes Highlight des diesjährigen Festivals stellt der Auftritt SKYFORGERs dar oder besser die beiden Auftritte der Band, denn die Letten sind in diesem Jahre zwei Mal auf der Ragnarök-Bühne zu Gast. Zum einen spielen sie eine Release-Show zu ihrem neu erschienenen Album “Kurbads” und zum anderen eine extra einstudierte Folk Show, größtenteils bestehend aus Titeln ihres Akustik-Albums “Zobena Dziesma (Swordsong)” von 2005. Letzterer steht nun an.
SKYFORGER sind mit ihrem normalen Set ohne Frage eine sehr gute Live-Band, doch sie nun einmal ganz anders zu sehen, hat auch seinen Reiz und ist vor allem eine willkommene Abwechslung zwischen den anderen Metal-Bands. Wie bereits erwähnt, besteht der größte Teil des Sets aus Tracks ihres Akustik-Albums “Zobena Dziesma (Swordsong)”, so z.B. “Sen dzirdçju, nu ieraugu (Long I Heard, Now I see)”, “Zobena dziesma (Sword Song)”, “Pârkiuns vede vedekïeòu (Perkons Brought The Bride)”, “Gatavs biju karavîrs (Ready to be a Warrior)”, “Apkârt kalnu gâju (Around the Hill I Went)”, “Prûðu meita karâ jâja (Prussian Maid Rides to War)”, “Zirgi zviedza (The Horses Neighed)”, “Kur Tu jâsi bâleliòi? (Where Will You Ride, Brother?)” und “O kai saulute tekejo (When The Sun Was Rising)”. Zudem präsentieren sie den Song “Daugava Has Black Eyes” und “Liftilugu”, einen Track von Drummer Kaspars Barbals‘ zweiter Band AULI.
Die zuhauf erscheinenen Zuschauer würdigen den Auftritt der Letten enorm, überschütten sie mit Applaus und bitten um Zugabe. Nach der 40-minütigen Spielzeit kann die Band diese Bitte aus Zeitgründen jedoch leider nicht mehr erfüllen.
VAN CANTO (Bild rechts oben)
Mit VAN CANTO folgt sogleich eine weitere eher ungewöhnliche Band im diesjährigen Ragnarök-Billing: die A Cappella Metal-Formation VAN CANTO. Zwar ist Metal ohne E-Gitarren recht gewöhnungsbedürftig und absolute Geschmackssache, aber der Party-Faktor VAN CANTOs mit ihrer Mischung aus eigenen Songs und Covern von Metal-Klassikern lässt sich nicht bestreiten.
Zwar haben die Sechs zu Beginn mit einigen Soundschwierigkeiten zu kämpfen, diese sind aber schnell gelöst und es kann mit “Lost Forever” vom aktuellen Album “Tribe Of Force” und “The Mission” vom 2006er Debüt-Album “A Storm To Come” los gehen, in das VAN CANTO auch einen Part von METALLICAs “Master Of Puppets” einbasteln. Mit “To Sing A Metal Song” folgt ein weiterer eigener Track, bis VAN CANTO mit “Rebellion” von GRAVE DIGGER den ersten Metal-Gassenhauer vom Stapel lassen, bei dem sofort das komplette Publikum lauthals mitsingt. Die Band misst die komplette Bühne aus, feuert die Zuschauer an und strahlt dabei eine unglaubliche Spielfreude aus. Bei NIGHTWISHs “Wishmaster” sinkt die Stimmung zwar kurzzeitig wieder ein wenig, obwohl Fronterin Inga Scharf dem Original mit ihrer Wahnsinns-Stimme durchaus gerecht werden kann, aber der letzte Song “Fear Of The Dark” von IRON MAIDEN reißt die Menschen sofort wieder mit und nur die wenigsten wollen glauben, dass die 45 Minuten schon wieder vorüber sind.
VAN CANTO sind ohne Zweifel eine beeindruckende Live-Band, wenn man etwas mit der Musik anfangen kann und das haben sie auch heute mal wieder gezeigt und konnten selbst dem Ragnarök-Publikum, das wohl nur wenige Fans der Band zählt, ordentlich einheizen.
SOLSTAFIR (Bild rechts unten)
Die nächsten im Programm sind die Isländer von SOLSTAFIR, die mit ihrer interessanten Mischung aus Black Metal und Psychedelic Rock wohl zu den exotischeren Bands des Festivals zählen. Besonders in den letzten Jahren konnten die Vier sich einer ständig wachsenden Fanbase erfreuen und so haben sich auch heute Viele vor der Bühne und auf den Rängen eingefunden, um die stimmungsvolle Show der Isländer zu genießen.
Bereits mit ihrem instrumentalem Intro “Náttfari”, das eigentlich Outro des letzten Albums “Masterpiece Of Bitterness” ist, und dem ersten Stück “Köld”, dem Titelsong ihres aktuellen Albums, kreieren SOLSTAFIR problemlos eine unglaublich dichte und ergreifende Atmosphäre, von der sich die Zuschauer sogleich einnehmen und in ihrem Bann ziehen lassen. Das folgende “Pale Rider”, ebenfalls vom aktuellen Album hält die Spannung auf dem bereits sehr hohen Level und als SOLSTAFIR mit “Ritual Of Fire” bereits ihren letzten Song anstimmen, will das niemand so recht glauben, denn die vergangene halbe Stunde verging rasend schnell.
Nach diesem letzten 15-minütigen Stück verlassen SOLSTAFIR schließlich die Bühne, unter tosendem Applaus des Publikums. Rufen nach Zugabe kann die Band jedoch leider nicht nach kommen. Die 45 Minuten waren auf jeden Fall zu eng kalkuliert und dass die Band nur drei Stücke spielen konnte, ist unglaublich schade, denn einen wirklichen Kritikpunkt gibt es bei ihrem Auftritt einfach nicht (abgesehen von den fortwährenden Soundproblemen, mit denen auch SOLSTAFIR zu kämpfen hatten).
THE VISION BLEAK (Bild links unten)
Mit THE VISION BLEAK folgt nun eine weitere für ein Pagan Metal Festival eher exotische Band. Insgesamt erscheint mir die Zahl der Bands, die vom Genre her leicht aus dem Rahmen des Ragnaröks fallen, höher als in den letzten Jahren, dies garantiert jedoch ein optimales Maß an Abwechslung im Billing und ist für mich ein absoluter Pluspunkt des diesjährigen Festivals. Und gerade mit THE VISION BLEAK kann man sowieso nichts falsch machen, denn die Fangemeinde der “Horror Metal”-Koriphäen ist enorm und so ist die Ostbayernhalle erstmalig an diesem Tag richtig gut gefüllt, als die Band nach einem kurzen Intro mit “Descend Into Maelstrom”, dem ersten Track ihres frisch erschienenen Albums “Set Sail To Mystery”, beginnt, von dem im Laufe der Show noch “A Romance With The Grave” und “I Dined With The Swans” gespielt werden.
Das Publikum ist sofort Feuer und Flamme und lässt sich von der ersten Minute an mitreißen, die Stimmung erreicht schnell ein hohes Level und sinkt in den folgenden 45 Minuten in keinem Moment. THE VISION BLEAK selbst zeigen sich voller Spielfreude und Energie und performen unglaublich ausdrucksstark und überzeugend. Präsentiert wird ein guter Querschnitt der bisherigen Diskographie der Band, so geht es nach dem ersten Song mit “Night Of The Living Dead” vom Debüt-Album “The Deathship Has A New Captain” und “Carpathia” und “Kutulu!” von “Carpathia – A Dramatic Poem” weiter. Besonders bei “Kutulu!” rasten die Zuschauer völlig aus und grölen den Refrain wie aus einem Munde mit. Mit dem finalen “By Our Brotherhood With Seth” wird schließlich noch das 2007er Album “The Wolves Go Hunt Their Pray” abgedeckt und schon ist auch der Wahnsinns-Gig THE VISION BLEAKs schon wieder vorbei und wie bei so manch anderer Band einfach viel zu schnell.
VREID (Bild Mitte unten)
Laut offiziellem Spielplan sollen nun HAGGARD spielen. Überraschenderweise ertönt gerade das Intro von “Das Boot”, als ich die Halle betrete, was natürlich nicht zu der Münchner Orchestra Metal Band gehört, sondern zu VREID, die offensichtlich mit HAGGARD getauscht haben. Leider hat sich dieser Wechsel in der Spielfolge nicht rumgesprochen, denn man sieht unzählige Zuschauer während der Show völlig überrascht in die Halle stürmen. Nur gut, dass ich mir vorgenommen hatte, mit heute mal einige Songs von HAGGARD anzuschauen, ansonsten trifft die Musik der Band nämlich so gar nicht meinen Nerv. VREID hingegen zu verpassen, wäre für mich einer Katastrophe gleichgekommen, besonders da die Norweger heute eine Special Show spielen mit einem Gastauftritt von Vegard Bakken, dem Bruder von WINDIR-Fronter Terje “Valfar” Bakken, der einige Songs von WINDIR zum Besten geben wird.
Aber zu Beginn geht es natürlich erst einmal um VREID. Mit “Disciplined” starten die Norweger mit einem Song ihres aktuellen Albums “Milorg”, legen mit “Left To Hate” einen “Pitch Black Brigade”-Klassiker nach, bevor einem weiteren Song vom neuen Album “Speak Goddammit” der Titeltrack vom “I Krig”-Album folgt. VREID haben die Zuschauer völlig im Griff und fahren eine gigantische Bühnenshow auf mit Pyro-Effekten und Leinwand. Mit “Eldast – Utan Å Gro” gibt es schließlich einen Song vom Debüt “Kraft”, “Alarm” und “Milorg” stammen schließlich wieder von der aktuellen Scheibe und nach “Dei Daude Steig Ov Grav” ist es endlich soweit: Vegard betritt die Bühne und schmettert dem Publikum sogleich “Blodssvik” von der absoluten Kult-Scheibe “Likferd” entgegen. Wer bisher noch nicht restlos von dem Auftritt VREIDs begeistert ist, sollte spätestens jetzt überzeugt sein und die emotionalen und ekstatischen Reaktionen des Publikums zeigen, dass das ohne Zweifel DER Auftritt des Abends ist. Es folgen “Svartesmeden Og Lyndamirstrollet” (von “Arntor”) und “Journey To The End” (von “1184”), die Menge tobt und als VREID mit “Pitch Black Brigade” die Bühne verlassen, können sie sich vor Applaus und leider vergeblichen Zugabe-Rufen kaum retten. Unglaublich!
ENSIFERUM (Bild links oben)
Da HAGGARD wohl noch immer nicht in Rieden angekommen sind, sind ENSIFERUM nun am Zuge. Die Halle, bei VREID bis zum Bersten gefüllt, leert sich zwar leicht, doch die Finnen sehen sich immer noch vor einem zahlenmäßig sehr großen Publikum, als sie mir “From Afar”, dem Titeltrack ihres aktuellen Albums, starten.
Persönlich habe ich die Band einfach einige Male zu häufig gesehen, als dass ich mich für die Show noch erwärmen könnte, aber den anderen Zuschauern geht es zum Glück nicht so, sie feiern die Band von Beginn an ab, unzählige Köpfe kreisen, die Hörner werden gehoben und begeistert jeder Song mitgesungen. Kein Wunder, denn eine grandiose Live-Band sind ENSIFERUM auf jeden Fall und brauchen gar nicht erst um die Gunst des Publikums zu werben, sie haben es vom ersten Moment an voll im Griff. Die Finnen zeigen ein abwechslungsreiches Set mit Songs von allen ihren Alben, so “Token Of Time” und “Hero In A Dream” vom selbstbetitelten Debüt-Album, “Tale Of Revenge” von “Iron”, “Deathbringer From The Sky”, “Ahti” und “Victory Song” vom letzten Album “Victory Songs” und schließlich noch “Stone Cold Metal” und “Twilight Tavern” von “From Afar”. Abschließens darf natürlich “Iron” nicht fehlen und auch ENSIFERUM gehen nach einer Stunde von den Fans bejubelt von der Bühne. Viel mehr gibt es zu ihrer Show nicht zu sagen, ENSIFERUM wie man sie kennt – absolut gut drauf, routniert und professionell, aber eher eintönig, wenn man die Band bereits live gesehen hat, denn Variabilität zählt nicht zu den Live-Stärken der Finnen.
HAGGARD
Dass HAGGARD das Stimmungs-Level von VREID und ENSIFERUM nicht mal ansatzweise halten können, ist mir schon bewusst, als sie die Bühne noch nicht einmal betreten haben. Von normalerweise 17 Musikern sind heute gerade einmal neun vor Ort und trotzdem zieht sich die Umbau-Pause derart in die Länge, sodass viele der Zuschauer noch vor der Show genervt die Halle verlassen. Als HAGGARD dann endlich anfangen, wird schnell klar, dass sie auch mit dem Auftritt nichts mehr raus holen können. Die männlichen Clean Vocals haben einfach gefehlt und Fronter Asis Nasseris verzweifelte Versuche, diese zu übernehmen, kamen einfach nicht gut rüber. Insgesamt hat durch die kleine Besetzung einfach der Bombast gefehlt, der HAGGARD sonst ausmacht. Hinzu kamen die anhaltenden technischen Probleme auf dieser Bühne, sodass es schließlich kein Wunder ist, dass das Publikum immer weiter abnimmt, die Reaktionen der Übrigen auch eher verhalten sind und die Band schließlich ohne Murren von der Bühne gelassen wird.
HOLLENTHON
Die Österreicher von HOLLENTHON hingegen können die Stimmung im Anschluss wieder enorm in die Höhe schnellen lassen. Zwar war die Technik auch nicht auf ihrer Seite, besonders die orchestralen Samples müssen darunter arg leiden, so gleich beim ersten Song “Ars Moriendi”, doch mit ihrem energiegeladenen und vor Spielfreude strotzenden Auftritt können sie die Zuschauer sofort auf ihre Seite ziehen und das trotz der späten Stunde. Auch Max Reif, neuer Basser HOLLENTHONs, der auf dem Ragnarök Festival seinen ersten Auftritt mit der Band absolviert, passt sich optimal in Band ein.
Mit “On The Wings Of A Dove”, “Son Of Perdition” und “Once We Were Kings” folgen weitere Songs des aktuellen Albums “Opus Magnum”, “Woe To The Defeated” und “Conspirator” gibts von “With Vilest Of Worms To Dwell”. “Deathly Dirges” und “Tyrants And Wraiths” von der aktuellen, gleichnamigen EP runden schließlich das Set ab, nur auf Stücke des sehr guten Debüts “Domus Mundi” wartet man leider umsonst, aber angesichts der sehr guten Show, die HOLLENTHON heute spielen, kann man ihnen das ohne weiteres verzeihen. Die Zuschauer zollen den vier Österreichern schließlich durch jede Menge Applaus Tribut für diese Show, als HOLLENTHON die Bretter der Ostbayernhalle nach 45 Minuten verlassen.
OBSCURITY
Dass bei der letzten Band dieses Abends um sage und schreibe ein Uhr nachts überhaupt noch Zuschauer in der Halle sind, sollte eigetlich überraschen, aber in Anbetracht dessen, dass es OBSCURITY sind, die die Ehre haben, den Festival-Freitag abzuschließen, kann ich tatsächlich nachvollziehen, dass sowohl der Raum vor der Bühne als auch die Ränge noch erstaunlich gut gefüllt für diese Tagsezeit sind. Doch wer sich zu solch später Stunde an diesem Abend noch aufgerafft hat, wird es auf jeden Fall nicht bereut haben, denn völlig unbeeindruckt von der Uhrzeit legen OBSCURITY einen Wahnsinns-Auftritt hin und bringen das anfangs etwas träge und müde Publikum dazu, noch einmal alles zu geben. Nur das Set der Bergischen Löwen enttäuscht mich an diesem Abend etwas, denn sie spielen fast ausschließlich Songs des aktuellen Albums “Varar”, so “Nach Asgard Wir Reiten”, “Varusschlacht”, “Worringen”, “Blut Und Feuer”, den Titeltrack, “Im Herzen Des Eises” und “Schutt Und Asche”. Lediglich ein neues Stück vom kommenden noch unbetitelten Album lockert das Set etwas auf, etwas mehr Abwechslung hätte hier wirklich nicht geschadet, denn auch wenn das neue Album das mit Abstand beste der Band bisher ist, haben die anderen Scheiben auch das ein oder andere Highlight zu bieten. Davon aber einmal ganz abgesehen, haben OBSCURITY dem Festival-Freitag einen sehr würdigen Abschluss gegeben, auch wenn die Fünf eine bessere Spielzeit zweifelsohne verdient hätten.
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