Ragnarök Festival
Der große Festivalbericht 2010
Konzertbericht
RAVENLORE
RAVENLORE aus dem von Kreuth nicht weit entfernten Bayreuth eröffnen um Punkt 17 Uhr den ersten Tag des diesjährigen Ragnarök Festivals. Mit seiner Mischung aus melodischem Black und Death Metal kann das Quartett zwar noch nicht allzu viele Besucher vor die Bühne locken, davon lassen sich die Vier jedoch so gar nicht beeindrucken und spielen einen recht anständigen Auftritt, man merkt ihnen aber auch an, dass sie noch nicht so viel Bühnenerfahrung haben. Dabei zocken RAVENLORE drei von ihrer 2008er EP “Though The Raven’s Eye” stammende Tracks “Forests Of Time”, “And From Silence I Was Born” und “The Rebirth Of The Sun”, sowie zwei neue Songs “Burning Creatures Of Flaming Death” und “Silent Killer”. Nach 45 Minuten verlassen die Vier schließlich die Bühne, mehr als Anstandsapplaus können sie dabei jedoch leider nicht einheimsen. Schade, denn für die erste Band haben sich RAVENLORE ganz ordentlich geschlagen.
THORMESIS
Die nächste Band des Abend sind THORMESIS aus Rothenburg ob der Tauber, die das Publikum mit ihrem Black Metal-beeinflussten Pagan/Viking-Mix begeistern wollen. Auch jetzt bleibt der Raum der Bühne noch verhältnismäßig leer, doch so langsam finden sich zumindest auf den Rängen einige Gäste ein. Während ihrer 45-minütigen Show spielen die Vier ausschließlich Songs ihres aktuellen Albums “Vergangene Asche”, so “Nordmond”, “Geschenk Des Vaters”, “Die Jagd”, “Rotheburg”, “Mein Toter Weg”, den Titeltrack “Vergangene Asche” und schließlich “Geladen Zum Fest”. Auf Stücke ihres 2008 erschienenen Debüt-Albums “Gehet Und Kämpfet” wartet man leider umsonst.
Auch THORMESIS zeigen trotz der frühen Stunde insgesamt eine ganz gute Show, jedoch abgesehen von der Optik: Der ach so böse Corpsepaint wirkt nämlich relativ unpassend zu der dargebotenen Musik fast schon einen kleinen Hauch lächerlich.
IMPERIUM DEKADENZ (Bild links unten)
Nun wird es für mich persönlich erstmalig richtig interessant, denn waren mir die bisherigen Bands noch kein wirklicher Begriff, konnten mich IMPERIUM DEKADENZ aus dem Schwarzwald, die nun die Bretter des Ragnarök Festivals betreten, bereits mit ihren drei Full Length-Scheiben mehr als begeistern und kassierten von der Fachpresse durchweg sehr gute Kritiken. Auch live konnten mich die Fünf bisher immer überzeugen und so ist es auch heute.
Die Songauswahl lässt keine Wünsche offen, so beginnen IMPERIUM DEKADENZ mit meinem Lieblingsstück “Der Dolch im Gewande” von ihrem zweiten Album “Dämmerung der Szenarien”, von dem im Laufe der Show noch “Reich Der Fahlen Seelen”, “ Staub Und Erinnerungen” und “The Nights Whispers To The Wise” präsentiert werden. Es folgt der (leider) einzige Song ihrer ersten Scheibe “…Und die Welt Ward Kahl Und Leer”: “Schwarze Wälder”, sowie “An Autumn Serenade”, “Ego Universalis” von der aktuellen Platte “Procella Vadens”. IMPERIUM DEKADENZ zeigen sich souverän und ausdrucksstark wie eh und je, besonders Fronter Horaz zieht das erstmalig in großer Zahl erschienene Publikum sofort in seinen Bann. Als einziges Problem des heutigen Gigs stellt sich jedoch das lichtdurchlässige Dach der Ostbayernhalle heraus, denn aufgrund der immer noch recht frühen Tageszeit, ist es darin taghell und so sehr sich die Fünf auch bemühen, kommt nicht wirklich die richtige Stimmung für die melancholischen und düsteren Kompositionen der Schwarzwälder auf. Sehr schade!
CARACH ANGREN (Bild rechts oben)
Und es geht düster und melancholisch weiter mit CARACH ANGREN aus den Niederlanden. Schon mit ihrem ersten Album “Lammendam” 2008 konnten sich die Holländer einen Namen in der Black Metal-Szene erspielen, setzten mit ihrem neuen Werk “Death Came Through A Phantom Ship” aber noch einmal gut einen drauf. Auch live hat mich das Trio bereits auf ihrer Tour im Frühjahr gemeinsam mit DARK FUNERAL, ZONARIA und NEFARIUM mitreißen können, deshalb freue ich mich sehr auf die heutige Show. Beginnend mit dem Intro ihres aktuellen Albums “Electronic Voice Phenomena”, dem der erste Song “The Sighting Is A Portent Of Doom” folgt, können CARACH ANGREN Das Publikum sofort auf ihre Seite ziehen. Sänger und Gitarrist Seregor performt unglaublich emotional und inszeniert die Stücke regelrecht auf der Bühne. Weiter Tracks des aktuellen Albums folgen, wie “And The Consequence Macabre” und “Bloodstains On The Captains Log”, doch auch Songs der ersten Scheibe finden ihren Weg in die Setlist so z.B. “Phobic Shadows And Moonlit Meadows”, “The Carriage Wheel Murder” oder das Zwischenstück “Hexed Melting Flesh”. Mit “The Ghost Of Raynham Hall” präsentieren CARACH ANGREN sogar einen Song ihrer ersten EP “Ethereal Veiled Existance”. Inzwischen ist es draußen auch dunkel genug, sodass CARACH ANGREN zumindest nicht unter der fehlenden Stimmung zu leiden haben. Im Gegenteil, die Holländer kreieren mit ihrer Show eine unglaublich dichte und packende Atmosphäre und ziehen damit während der folgenden dreiviertel Stunde stetig mehr Gäste vor die Bühne.
Die 45 Minuten Spielzeit gehen viel zu schnell vorbei bis die drei Niederländer mit “Haunting Echoes From the Seventeenth Century” schließlich die Bühne und tosendem Applaus der Zuschauer räumen müssen.
GRAILKNIGHTS
Ganz im Gegensatz zu den vorherigen Acts ist es nun an den GRAILKNIGHTS, die düstere Atmosphäre in der Ostbayernhalle zu vertreiben und das inzwischen leicht angetrunkene Publikum zu bespaßen. Dies scheitert jedoch zunächst daran, dass das Quartett aus Hannover im Stau steht und erst kurz vor offiziellem Auftrittsbeginn in Rieden/Kreuth ankommt. Mit einer vollen Stunde Verspätung betreten die Vier aber doch noch die Bühne und können die schlechte Stimmung, die sich durch das ewige Warten ausgebreitet hat, binnen kürzester Zeit vertreiben.
Mit ihren ersten Songs “When Good Turns Evil”, “The White Raven” und “Nameless Grave” vom aktuellen Album “Alliance” reißen die vier, natürlich wie immer als Superhelden verkleidet, die Menge sofort mit, bringen sie zum Mitgrölen und Tanzen, nutzen jede Gelegenheit zum Posen und Scherzen und überbrücken so auch kleinere technische Probleme. Natürlich umrahmen die GRAILKNIGHTS ihr Set mit der Inszenierung der Jagd nach dem heiligen Gral. Mit “Sea Song” präsentieren die Ritter des Grals schließlich sogar einen neuen Song und zeigen mit “Holding Out For A Hero” zudem eine eigene Interpretation des Bonny Tyler Songs “I Need A Hero”, bevor die Vier die Stimmbänder der jolenden Meute, ihres “Grainknight Battlechoirs”, mit “Grailquest Gladiators” ein letztes Mal strapazieren und schon nach viel zu kurzen 45 Minuten die Bühne verlassen.
ARKONA (Bild links oben)
ARKONA aus Russland mussten ihren Gig beim Ragnarök Festival 2009 leider absagen, da Fronterin Masha “Scream” Archipova schwanger war. Allerdings kündigten die Fünf bereits damals an, ihren Auftritt in diesem Jahr nachzuholen. Da die Russen ihren Soundcheck schon in der Wartepause vor den Gralrittern absolvieren konnten, beginnen sie ihre Show auch gleich, als die GRAILKNIGHTS fertig sind.
Nach ihrem viel gefeierten Auftritt beim Festival 2008 sind die Erwartungen natürlich sehr hoch und die Halle ist ziemlich gut gefüllt. Ebenso wie ihre Vorgänger schaffen es die Fünf auch sofort, das Publikum mitzureißen und von sich zu überzeugen. Dies liegt natürlich besonders an Sängerin Masha, die lebhaft über die Bühne springt, die Menschen anfeuert und mal allein, mal mit den anderen Bandmitgliedern das Tanzbein schwingt. Locker und scheinbar problemlos überzeugt sie die Zuschauer nebenbei auch noch mit ihrem außergewöhnlichen Organ. Die Stimmung ist ausgelassen, auch das Publikum tanzt, feiert und jubelt, während ARKONA einen Querschnitt ihrer bisherigen Diskographie, also Songs von vielen ihrer bisher erschienenen Alben, präsentieren, unter anderem natürlich auch Stücke ihrer aktuellen Scheibe “Goi, Rode, Goi!”, die Ende des letzten Jahres erschien.
Insgesamt spielen ARKONA in den 50 Minuten Spielzeit einen absolut routinierten und lockeren Auftritt und können damit ohne weiteres an ihren Auftritt 2008 anknüpfen.
BELPHEGOR (Bild rechts unten)
BELPHEGOR stellen am diesjährigen Ragnarök-Donnerstag eine gelungene Abwechslung zwischen den andern Acts dar und diese kommt mir jetzt ehrlich gesagt ziemlich recht, denn besonders nach dem lustigen Auftritt der GRAILKNIGHTS und der sehr melodischen, von Flöten und Keyboards begleiteten Musik ARKONAs schlägt die österreichische Black/Death Metal-Walze nun genau in die richtige Kerbe, um für die nötige Abwechslung zu sorgen. Mit dieser Meinung scheine ich aber nicht in großer Gesellschaft zu sein, denn nach ARKONA leert sich die Halle überraschenderweise ziemlich und füllt sich auch nicht wieder bis die Österreicher beginnen.
Davon jedoch völlig unbeeindruckt starten BELPHEGOR blutverschmiert mit “Bleeding Salvation” vom “Goatreich – Fleshcult”-Album, von dem im Laufe der Show noch “Swarm Of Rats” präsentiert wird. Die Zuschauer feiern die Österreicher von der ersten Minute, unzählige Köpfe kreisen, die Stimmung ist fantastisch. Bei den folgenden “Seyn Todt In Schwartz”, “Belphegor – Hell’s Ambassador”, sowie “Reichswehr In Blood”, “Veneratio Diablo – I Am Sin” und “Walpurgis Rites” vom aktuellen Album “Walpurgis Rites – Hexenwahn” beginnt die Stimmung sogar regelrecht zu kochen, die Halle hat sich inzwischen doch wieder ziemlich gefüllt und BELPHEGOR liefern eine gewohnt großartige Show ab, hatten aber leider mit einigen Soundaussetzern, besonders am Mikro, zu kämpfen. “Lucifer Incestus” vom gleichnamigen Album und “Justine: Soaked In Blood” von der Kult-Scheibe “Bondage Gout Zombie”, sowie natürlich dessen Titeltrack komplettieren schließlich das Set und die Österreicher verlassen als einzige Band des Tages mit einstündiger Spielzeit unter tosendem Applaus und Gejole die Bretter des Ragnarök Festivals.
HELLSAW (Bild Mitte)
Nach BELPHEGOR zu spielen, stellt sich für deren Landsmänner von HELLSAW als echtes Problem heraus. Denn die gute Stimmung zu halten, ist den Österreichern kaum möglich. Schnell kommt das Gefühl auf, die meisten Zuschauer haben nur auf die Show von BELPHEGOR gewartet, um anschließend auf den Zeltplatz oder zum Bierstand zu pilgern. Vor der Bühne bleibt zwar ein Rest Feierwütiger und eingefleischter Fans der Band, aber irgendwie ist einfach die Luft raus, egal wie sehr sich HELLSAW auch bemühen. Das tut die Formation aus Graz während der 45-minütigen Spielzeit jedoch ohne Frage und bläst dem Publikum eine geballte Ladung ihres rohen Black Metals um die Ohren.
Zweifelsohne hätten HELLSAW es verdient, mehr Aufmerksamkeit des Ragnarök-Publikums zu bekommen und vor allem auch, einfach vor ein paar mehr Leuten zu spielen. Das war den Österreichern dieses Mal leider nicht vergönnt, meiner Meinung nach zu Unrecht, denn sowohl ihre bisherigen Alben “Spiritual Twilight”, “Phantasm” und “Cold” routieren häufig in meinem Player und auch mit den Live Shows, die ich in den letzten Jahren von der Band gesehen habe, konnten sie mich stets begeistern und mitreißen.
SLARTIBARTFASS
Als die fünf Baden Württemberger von SLARTIBARTFASS nun die Bühne betreten, um den ersten Tag des Festivals abzuschließen, hat sich die Ostbayernhalle bereits ziemlich geleert und nur noch wenige Zuschauer haben sich vor der Bühne eingefunden. Als die junge Kombo aus Ulm die Show nach einem kurzen Intro mit dem Song “Der Letzte Winter” von ihrem aktuellen Album “Funkenfeuer” beginnen, ist die Stimmung jedoch verhältnismäßig gut, die wenigen Übrigen feiern und sogar noch einige Köpfe beginnen zu kreisen. Es folgen weitere Tracks des neuen Werkes wie “Schwabenkinder”, “Die Mär Von Schöner Lau”, “Schleier Der Vergangenheit” und “Stimme Des Windes”. Mit “Keltenschanze” und “St. Cuthbert” folgen noch Tracks des letzten Albums “Nebelheim”, nur Stücke des Debüts “Nordwind” finden nicht ihren Weg in das Set.
Persönlich kann ich mich für die Musik von SLARTIBARTFASS eher weniger begeistern, dennoch haben sie sich in Anbetracht der späten Stunde ganz gut gemacht und sich immerhin ordentlich Mühe gegeben.
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