R-Evolution Of Steel - Rise From The Dead 2022
Der Underground lebt!

Im Februar 2020 sorgte der Veranstalter Pierre Bade mit seiner R-Evolution Of Steel-Konzertreihe für fliegende Haare mit Bands wie EXISTANCE, BACKSLASH oder REBELLION. Gefühlt ist es gestern gewesen, die 30 Monate Covid-Pause blenden Menschen, welche einen intensiven Hang zur Live-Musik haben, gerne aus. Was passt besser als die zusätzliche Bezeichnung für den heutigen Underground-Abend mit Rise From The Dead 2022. Die Hamburger Metal-Szene trifft sich gegen 19 Uhr vor dem Bambi Galore. Bereits um 19.25 Uhr steht die erste von fünf Bands auf der Bühne des beliebten Underground-Clubs.

R-Evolution Of Steel – Rise From The Dead 2022 startet mit LIQUID FIRE

Galerie mit 14 Bildern: Liquid Fire - R-Evolution Of Steel – Rise From The Dead 2022

Für Hamburger Verhältnisse ist 19.30 Uhr fast noch Frühstückszeit. Die Reihen im Club sind dünn besetzt, als LIQUID FIRE aus Berlin mit ihrem circa 30-minütigen Set loslegen. Auffällig bezüglich Outfit ist Guido Schade, der Seebär an den Drums. Musikalisch geht es eher rund, aber nicht kitschig mit Power Metal zur Sache und genre-typischen Themen, wie zum Beispiel beim Einsteiger „Legend Of The Brave“.

Sechs Tracks performen das Quartett, wobei offiziell erst zwei Songs („Gone Too Far“, „Fire In The Sky“) veröffentlicht worden sind. Neues Material scheint in der Pipeline zu sein. Die Truppe ist als Opener für einen langen Konzertabend vollkommen okay. Eine Hobbyband, welche vor allem Spaß an der Sache hat, ohne größere Ambitionen.

IRON HORSES erhöhen die Schlagzahl

Galerie mit 12 Bildern: Iron Horses - R-Evolution Of Steel – Rise From The Dead 2022

Aus Kröpelin in Mecklenburg-Vorpommern kommen IRON HORSES, welche seit mehr als 20 Jahren aktiv sind. Insgesamt veröffentlichte die Band drei Longplayer. „Black Leather“ ist das aktuelle Werk der Herren, welches allerdings aus dem Jahr 2013 stammt. Wie bei vielen Underground-Bands stehen andere Dinge zwischenzeitlich im Fokus, als das Hobby mit Songwriting und Studioarbeit.

Der Opener „Bay Boy“ passt zum bisherigen Repertoire der Band, leicht klischeebehafteter Heavy Rock mit dunkler Attitüde kommt aus den Lautsprechern. Gegenüber LIQUID FIRE wird das Tempo etwas angezogen, galoppierende Rhythmen unterhalten die sich langsam aber stetig füllende Lokation.

Mit „The Boneshaker“ vom 2007er Release Titan ‚N‘ Bones wühlen die Herren tief in ihrer Diskografie, „Stage On Fire“, „Black Leather“ oder „Punisher“ haben ebenfalls fast 10 Jahre auf dem Buckel. Vom 20 Jahre alten Erstling „Ride For Rock’n’Roll“ wird kein Song berücksichtigt. Die Scheibe enthält unter anderem diverse Cover-Versionen von AC/DC, welche nur bedingt in das heutige Programm passen würden. IRON HORSES liefern einen kurzweiligen und unterhaltsamen Auftritt in ihrer circa 40-minütigen Spielzeit. Um 21 Uhr steht die nächste Umbaupause an.

Der Gast aus Schweden heißt MINDLESS SINNER

Galerie mit 15 Bildern: Mindless Sinner - R-Evolution Of Steel – Rise From The Dead 2022

Aus Linköping in Östergötland, Schweden, kommen MINDLESS SINNER und sind die weit gereisten Gäste des heutigen Tages – wird vermutlich jeder Mensch denken. Das stimmt allerdings nur zum Teil, STALLION aus Weingarten am Bodensee haben fast die gleiche Strecke zu bewältigen. Circa 800 km haben beide Bands von Hamburg zu ihren Heimatorten. MINDLESS SINNER nutzen dafür den Nachtzug, was mehr als nur ein Ausrufezeichen ist. Die Herren sind seit den frühen 80ern aktiv und im gesetzten Alter. Nachtzug mit dem dazugehörigen Equipment bedeutet eine Ochsentour.

Dieser Sachverhalt zeigt das Herzblut der Bands für die Sache. Es geht nicht um große Shows, im Laufe des Abends verschmelzen Musiker und Club immer mehr. Den intensiven Auftakt dafür liefern die fünf Herren aus Schweden. MINDLESS SINNER veröffentlichten 1983 ihre erste EP mit Namen „Master Of Evil“. Okkulten Heavy Metal in den 80ern konnten nicht nur BLACK SABBATH. „We Go Together”, der heutige Opener, ist drei Jahre jünger und auf der Debüt-LP „Turn On The Power“ zu finden. Mittlerweile ist das Bambi Galore gut gefüllt und die Fäuste werden beim Refrain in Richtung Decke gestreckt. Vor der Bühne ist es eng geworden und Sänger Christer Göransson sucht den Kontakt zu den ersten Reihen. „I’m Gonna (Have Some Fun)“, „Live And Die“ und „Turn On Rhe Power“, das Quartett spielt fast die komplette A-Seite ihrer ersten LP am heutigen Abend.

Der Titeltrack des 2020er Releases „Poltergeist“ gehört genauso zum Set wie „Master Of Evil“ aus dem Jahr 1983 oder „Men Of Steel“ aus dem Jahr 2015. Klassischer, okkulter Heavy Metal sorgt für beste Stimmung und fliegende Haare beim heutigen R-Evolution Of Steel-Konzert. MINDLESS SINNER geben ein Bewerbungsschreiben für das kommende Headbangers Open Air am heutigen Abend ab.

STALLION sind der gefühlte Headliner des Abends

Galerie mit 22 Bildern: Stallion - R-Evolution Of Steel – Rise From The Dead 2022

Schon fast Stammgäste sind STALLION im Bambi Galore. Im Frühjahr gemeinsam mit SANHEDRIN on Tour, machten STALLION auch Station in Hamburg. Die Tour konnte die Herren vollauf zufriedenstellen, ebenso der Festivalsommer. Der Herbst wird mit kleineren Live-Gigs ausgestattet, parallel geht es mit Songwriting und Heimarbeit in Richtung kommendes Album, welches für 2023 geplant ist.

Warum die Menschen heute im Club sind, zeigt sich bereits weit vor dem Konzert. STALLION-T-Shirts sind einige zu sehen und die Band erfreut sich in Hamburg großer Beliebtheit. Mit leichter Verspätung starten die Herren und vor der Bühne wird es eng und heiß. „Waking The Demon“, „Down And Out“ und „Killing Time“ – der Moshpit ist schnell gebildet und Sänger Paul “Pauly“ Ehrenhardt zischt wie ein Irrwisch über die kleine Bühne. Überhaupt sind die Herren viel in Bewegung und die Saitenarbeiter verändern ständig ihre Position.

Zeit für klare Worte wird auch beim heutigen Gig gefunden: „Kill Fascists“ dauert nur circa 30 Sekunden, sagt aber mehr als 1000 Worte. STALLION können auch Balladen, „Die With Me“ lässt die Feuerzeuge im Publikum erstrahlen, eine ganz besondere Konzertatmosphäre wabert durch das Bambi Galore.

„Kill The Beast“, „Underground Society“ oder „All In“, das Quintett weiß wie das Publikum in Wallung zu bringen ist und Ehrenhardt scheint mit den vorderen Reihen zu verschmelzen. Leider ist die Zeit etwas knapp, da mit TERRA ATLANTICA noch eine weitere Band mit den Hufen schart. Der eigentliche Must-Play-Song „Rise And Ride“ entfällt und mit „Canadian Steele“ geht der circa 75-minitüge Auftritt zu Ende. STALLION sind live eine sichere Bank und zeigen einmal mehr, warum die Herren einen Ruf als exzellenter Live-Act genießen. Wer aus Hamburg und Umgebung kommt, den heutigen Abend aber verpasst hat, wird im März 2023 bereits eine neue Chance erhalten. STALLION sind im Billing beim Hell Over Hammaburg in der Markthalle.

Die Releaseparty von TERRA ATLANTICA beenden den R-Evolution Of Steel Abend

Galerie mit 16 Bildern: Terra Atlantica - R-Evolution Of Steel – Rise From The Dead 2022

Nach Speed, Geballer und Moshpit gibt es zum Ausklang des Abends Songs zum Mitsingen und Schunkeln. Die melodischen Power-Metaller und Lokalmatadoren TERRA ATLANTICA feiern die Veröffentlichung von „Beyond The Borders“. Das Publikum vor der Bühne wird durchgemischt und der Club ist deutlich leerer als bei STALLION. Gegen Mitternacht geht die Releaseparty los mit „The Scarlet Banners“, natürlich vom aktuellen Werk. Auffällig ist die Deko des Drumkit, ein Fischernetz schmückt den vorderen Bereich.

Wer erwartet, dass TERRA ATLANTICA das aktuelle Album zockt, wird mit „The Avenging Narwhal“, „Forces Of The Oceans, Unite!“ und „The Treachery Of Mortheon“ früh überrascht. Fünf von insgesamt vierzehn dargebotenen Tracks stammen von „Beyond The Border“, sodass die heutige Show ein Querschnitt der bisherigen drei Veröffentlichungen bietet. Das Quartett holt sich Kathi Stahl als Gastvocals auf die Bühne, welche unter anderem ein Duett mit Frontman Tristan Harders zur Ballade „Just One Look“ liefert.

Piratenthemen haben die Herren ebenfalls dabei, dazu gibt es einen weiteren Gastsänger im entsprechenden Outfit, welcher als Captain Rotbart angekündigt wird und „Pirate Bay“ unterstützt. Gegen Ende des Sets gibt es nochmals einige Nummern zum Mitmachen wie „Age Of Steam“, „Across The Sea Of Time“ oder „Atlantica“. Nach circa 70 Minuten endet das Set mit „Take Us Home“, ein mehr als passender Song, denn es ist bereits weit nach 1 Uhr am frühen Sonntagmorgen.

Pro Band circa fünf Euro, mehr als fünf Stunden Live-Musik, der Underground lebt und hat nach wie vor seine Anziehungskraft. Der Dank geht an die teilnehmenden Bands und den Veranstalter, welche allen Widerständen zum Trotz den Mut hatten, diesen Abend zu realisieren.