Queens Of The Stone Age
The End Is Nero Tour 2023

Konzertbericht

Billing: deep tan, The Chats und Queens Of The Stone Age
Konzert vom 09.11.2023 | Max-Schmeling-Halle, Berlin

Ganze sechs Jahre hat es gedauert, bis Anhänger der Alternative-Rock-Helden QUEENS OF THE STONE AGE neues Material hören konnten – „In Times New Roman“ ist nämlich ihr erstes Album seit 2017. Fast ebenso lange haben QOTSA auch für neue Live-Auftritte gebraucht. Kein Wunder also, dass die Fans hungrig auf die Herren aus Seattle sind. Die Berliner Max-Schmeling-Halle ist an diesem Abend also vollkommen zu Recht ausverkauft. Die QUEENS OF THE STONE AGE kommen aber nicht alleine. Zum Aufwärmen haben sie die beiden Bands DEEP TAN und THE CHATS mitgebracht. Erstere konnte aber aus logistischen Gründen nicht von uns gesehen werden.

Punk-Lehrstunde mit THE CHATS

Um 19:45 Uhr ist die Halle schon sehr gut gefüllt, obwohl einige Fans noch in den Schlangen vor dem Einlass ausharren. Das Infield zumindest war schon fast voll, als die aus Australien stammenden THE CHATS die Bühne betreten. Das Trio geht optisch zwar auf der großen Bühne unter – doch das macht es mit Lautstärke wieder wett. Die 2016 gegründete Band hat sich dem klassischen Punk Rock im Sinne der DEAD KENNEDYS verschrieben.

Da Punk kein Ausflug auf den Ponyhof ist, gehen THE CHATS auch ohne Umschweife und mit voller Härte in ihren Auftritt hinein. Und sind dabei so laut, dass selbst in den hinteren Reihen der Halle die Ohren schmerzen. Typisch für das Genre haben die einzelnen Songs von THE CHATS keinen großen Wiedererkennungswert und sind grob nach dem gleichen Muster geschrieben.

So spaßig und angenehm hart die Musik der Truppe auch ist – über die Dauer der Spielzeit hinweg kommt doch schnell Langeweile bzw. Überdruss auf. Nach dreißig Minuten ist dann auch endlich Schluss und die Bühne kann an die Techniker übergeben werden.

Galerie mit 13 Bildern: The Chats - The End is Nero Tour 2023 in Berlin

QUEENS OF THE STONE AGE – Imposante Wüstenrocker

Was dort aufgebaut wird, macht deutlich, dass wir es nicht mit irgendeiner x-beliebigen Rockband zu tun haben. Statt einfacher Bühnenbeleuchtung, werden mehrere Träger installiert, die die Bühne einrahmende Dreiecke nachbilden. An den einzelnen Trägern befinden sich mehrere individuell steuerbare Strahler. Das sieht schon beim Aufbau imposant aus. Als dann die QUEENS OF THE STONE AGE die Bühne betreten, sind die Leuchten waagerecht aufeinander ausgerichtet. Es wirkt, als würde die Band in einem gigantischen Käfig aus Licht gehalten.

Sänger Josh Homme ist ein alter Hase im Rockbusiness und so weiß er natürlich ganz genau, wie man sein Publikum von Anfang an im Griff hält. Und wenn man so abgebrüht ist wie er, dann kann man das Konzert auch einfach mal mit zwei der größten Klassiker ihrer Bandgeschichte beginnen. Mit „Regular John“ ihres Debütalbums von 1998 starten die QUEENS OF THE STONE AGE locker aus der Hüfte und die Fans sind gleich vom ersten Takt an auf ihrer Seite. Ohne viele Worte zu verlieren, geht es auch lässig weiter. Mit „No One Knows“ folgt direkt der größte Hit – und das Publikum dankt es ihnen, indem es das unverkennbare Gitarrenriff nachsingt.

Mehr als nur Hits

Mit „Smooth Sailing“ wird es für einen Augenblick entspannter, bevor QOTSA das verspielte „My God Is The Sun“ auf die Berliner loslassen. Nach vier älteren Stücken folgt mit „Emotion Sickness“ der erste Titel ihres aktuellen Albums. Dieser fügt sich überraschend gut in den Kanon ein und wirkt, als gäbe es ihn schon seit 20 Jahren. „Misfit Love“ von der 2007er „Era Vulgaris“ hingegen dümpelt vor sich hin und hätte durch einen stimmungsvolleren Song ersetzt werden können. Ähnlich behäbig wird es auch auf „Carnavoyeur“, das erst mit seiner zweiten Hälfte überzeugen kann.

Doch die QUEENS OF THE STONE AGE vergessen nicht, dass sie auf einem Rock-Konzert sind und drehen mit dem bluesigen „The Way It Used To Do“ wieder voll auf, um dann bei „Better Living Through Chemistry“ wieder ruhigere Töne anzuschlagen. Dennoch entfaltet das Stück in Kombination mit der Lichtshow eine hypnotische Wirkung.

Mit „Sick, Sick, Sick“ rütteln sie alle Zuschauer wieder wach und die vorderen Reihen beginnen erneut zu beben. Um in Stimmung zu bleiben, folgt direkt darauf der nächste Klassiker „Make It With Chu“, den der ganze Saal mitsingt. Mit „Little Sister“ könnten die QUEENS OF THE STONE AGE ihr abwechslungsreiches Set nicht besser beenden.

Galerie mit 27 Bildern: Queens Of The Stone Age - The End is Nero Tour 2023 in Berlin

QUEENS OF THE STONE AGE mit einer Zugabe aus der Steinzeit

Vorerst natürlich – denn nach einer schier endlos wirkenden Pause kommen die Herren noch einmal auf die Bühne zurück. Homme entschuldigt sich aufrichtig für die Verzögerung. Er fühle sich eigentlich unwohl und habe deswegen länger gebraucht. Aber echte Rockstars ziehen durch – und nach einem kleinen Intro zum Warmwerden entfesseln QOTSA das grandiose „Go With The Flow“. Damit bringen sie den Kessel endgültig zum Brodeln.

Josh Homme erwähnte schon früher am Abend, dass Jon Theodore für ihn einer der besten Schlagzeuger der Welt sei. Und das darf er jetzt auch unter Beweis stellen. Er entfesselt ein fast monströses Schlagzeugsolo, das Kinnladen runterklappen lässt – und nahtlos zu „God Is In The Radio“ überleitet.

Bevor die QUEENS OF THE STONE AGE endgültig den Abend beschließen, lassen sie es noch einmal richtig krachen. Als Finale feuern sie das rockige „Song For The Dead“ ab und reißen damit fast die Halle ein. Obwohl Homme angeschlagen ist, gibt er noch ein letztes Mal 100 Prozent und zeigt, was für ein Monster er nach all den Jahren im Geschäft noch ist. Beim Verlassen der Halle blickt man in rundum zufriedene Gesichter, die bezeugen, dass sich das viel zu lange Warten auf die QUEENS OF THE STONE AGE gelohnt hat. Sie sind nicht nur wieder zurück – sie zementieren auch deutlich ihren Gigantenstatus.

16.11.2023

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