Purified In Blood
Killfest Tour 2012
Konzertbericht
Welcome to the gutter! Mit ihrem aktuellen Album „The Electric Age“ konnten OVERKILL überall gute Kritiken einheimsen, zudem sind und waren sie schon immer ein Garant für mitreißende, explosive Live-Shows. Kein Wunder, dass das Karlsruher Substage, an diesem Abend der Stopp der European Killfest Tour, gut gefüllt ist.
DEGRADEAD
Um 19.30 Uhr betreten DEGRADEAD die Bühne, eine junge Band aus Schweden. Mit ihrem Metalcore / Modern Metal mit wuchtigen Rhythmen und Gitarren-Melodien a la neuere IN FLAMES, treffen die Herren nicht wirklich den Nerv des Publikums, welches doch sehr großen Abstand hält und sich sehr reserviert zeigt. Davon, als auch vom schlechten Sound sowie der nicht vorhandenen Lightshow, sie spielen quasi zu Standlicht, lassen sich DEGRADEAD allerdings nicht entmutigen und zeigen sich trotz der widrigen Umstände sehr engagiert und motiviert. Stilistisch passen die Schweden Null in dieses Tourpackage, aber man muss festhalten, dass sie mutig ihr Ding durchziehen, saubere Soli zocken und coole Moshparts haben. Und zum Schluss gibt es dann doch noch wohlverdienten Applaus. Ja, als noch recht unbekannter Opener hat man es nicht immer einfach, aber man kann doch was draus machen, gute Vorstellung!
PURIFIED IN BLOOD
Die nun folgenden PURIFIED IN BLOOD passen zwar stilistisch auch nicht gerade perfekt zu den beiden Hauptbands, haben es aber mit ihrer Mischung aus brutalem Metalcore und charmant schmissig groovigem Death’n’Roll mit dezentem Thrash-Einschlag doch gleich einfacher, beim Publikum Punkte zu sammeln. Positiv dazu wirkt sich nun auch die eingeschaltete Lightshow sowie der nun deutlich druckvollere Sound aus. Warum hat man beides DEGRADEAD vorenthalten, das ist wirklich unfair! Hier zeigt sich nun auch erste Bewegung im Publikum, vom starken Auftreten mit viel Spielfreude von PURIFIED IN BLOOD lassen sich die ersten Fans mitreißen, es wird gebangt, und Sänger Hallgeir Skretting Enokssen divt ins Publikum, um dort weiterzusingen. Überhaupt ist er der Mittelpunkt der Show, von ihm geht die meiste Energie der Band aus, mit seinem ultra aggressivem Brüllorgan schreit er sich buchstäblich die Seele aus dem Leib. Ein heftiger, roher Auftritt der krawalligen Norweger.
3 INCHES OF BLOOD
Endlich wird es klassischer im frohen Nackenbrecher-Reigen. Die Kanadier 3 INCHES OF BLOOD sind eben nunmal eine Band, die mit ihrem puren 80er-Jahre Heavy Metal wirklich zu OVERKILL und deren Fans auch passt, und so wundert es auch nicht weiter, dass diese Truppe nun auch wirklich mal abgefeiert wird. Und es ist auch einfach fantastisch, was die Band heute abliefert. Melodischer Metal, tolle Klischeebehaftete Texte, klassisches Metal-Posing, Falsett-Gesang a la Rob Halford, Metaller-Herz, was willst du mehr? Der Spaß der wie eine eingespielte Einheit wirkenden Band überträgt sich schnell aufs nun dicht vor der Bühne gedrängte Publikum, welches nun vollends auftaut. 3 INCHES OF BLOOD spielen Stücke vom aktuellen Album „Long Live Heavy Metal“ wie „Leather Lord“ und „Metal Women“, als auch altbekannte Hits wie „Fire Up The Blades“ und das frenetisch mitgesungene „Deadly Sinners“. Alle Publikumsregler stehen auf Sieg, und so ist es eigentlich sehr schade, dass nach einer Dreiviertelstunde schon wieder Schicht im Schacht ist.
Setlist:
Leather Lord
Deadly Sinners
Metal Woman
Night Marauders
Revenge Is A Vulture
My Sword Will Not Sleep
Trial Of Champions
Destroy The Orcs
Battles And Brotherhood
The Goatrider’s Horde
OVERKILL
32 Jahre bereits existiert die New Yorker Thrah-Legende, und hat zumindest Live niemals enttäuscht, wenngleich sich in den Neunzigern auch einige durchwachsene, aber keineswegs schlechte, Alben eingeschlichen haben. Nun wird das die ganze Zeit verdeckt auf der Bühne verweilende riesige Drumkit freigelegt, und erste OVERKILL-Rufe werden laut, die letzten Lücken im Publikum schließen sich. Mit „Come And Get It“ vom guten aktuellen Album „The Electric Age“ legen die alten Haudegen auch gleich furios los und zeigen von Anfang an, warum sie zu Recht als erstklassiger Live-Act zählen. D.D. Verni und Co. geben gleich Vollgas und sorgen für ordentlich Feuer unter Dach, und spätestens mit dem schon sehr früh gespielten Klassiker „Rotten To The Core“ steht das Substage komplett Kopf! Aber der Triumphzug der nimmermüden Ostküstler geht weiter und weiter. Obwohl die Herren nicht mehr zu den Jüngsten zählen, präsentieren sich OVERKILL topfit, nicht nur musikalisch perfekt aufeinander eingespielt, sondern auch in Sachen Bewegung, und irgendwie hat doch jeder einen Hang zum Bühnenentertainer. Allen voran selbstredend Bobby „Blitz“ Ellsworth, nicht nur sehr gut bei Stimme, der seinem Spitznamen wieder alle Ehre machte und wie ein Derwisch über die Bretter wirbelt. Zusammen sprühen Overkill ununterbrochen nur so vor purer Spielfreude und Energie, und diese Energie entlädt sich auch über den Fans, vor der Bühne herrscht ein Hexenkessel von fliegenden Haaren und mitsingenden Anhängern im Pit. Leider kann das Stimmungslevel nicht über den ganzen Auftritt gehalten werden, gerade Stücke wie „The Wait – New High In Lows“ vom nicht gerade überdurchschnittlichen „W.F.O.“-Album werden eher hingenommen denn abgefeiert. Wie anders würde da das schmerzlich vermisste „Wrecking Crew“ ankommen. Was immer wieder auffällt: Optisch scheint Bobby nur noch aus Muskeln und Sehnen zu bestehen, das Alter merkt man ihm kaum an. Und letztendlich zeigt sich wieder einmal, dass OVERKILL mit ihrer ansteckend guten Laune und ihrer perfekten musikalischen Darbietung Live immer eine Macht sind und noch lange nicht zum alten Eisen zählen. Leicht verweisen sie die Jungspunde auf ihre Plätze. Einfach nur stark!
Setlist:
Come And Get It
Bring Me The Night
Rotten To The Core
It Lives
Electric Rattlesnake
Hello From The Gutter
Ironbound
Save Yourself
The Wait – New High In Lows
Thunderhead
Old School
Who Tends The Fire
In Union We Stand
Elimination
Coma
Fuck You / Powersurge
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