Prophecy Fest 2024
Unser Festivalbericht

Konzertbericht

Billing: Triptykon, Paradise Lost, Arthur Brown, DOOL, In The Woods..., Hexvessel, Solstice (U.K.), Arð, Austere, Germ, Fen, Eis, Dymna Lotva, Alcest, Empyrium, Perchta, Fortíð, Blazing Eternity, Thief, Valborg, Wolcensmen, Neun Welten, Thurnin und Vrîmuot
Konzert vom 05.09.2024 | Balver Höhle, Balve

Samstag, 07.09.2024

EMPYRIUM

Den zweiten und auch schon wieder letzten Festivaltag eröffnen EMPYRIUM mit einem emotionalen Akustik-Set. Zwar lautet der Grundtenor vor der Höhle meist, dass man sich doch lieber Geballer zum Frühstück gewünscht hätte, die Jubelstürme zwischen den Songs und am Ende des Gigs sind aber der unerschütterliche Beweis, dass die Veranstalter das richtige Händchen beim Zusammenstellen der Running Order hatten. (OD)

ALCEST & NICOLAS HORVATH

Im Anschluss an die EMPYRIUM-Nummer wird es sogar noch gediegener, als der Monegasse NICOLAS HORVATH nicht in die Tasten des opulenten Flügels haut. Viel mehr streichelt er zart über deren polierte Oberflächen und nutzt die ohnehin überragende Akustik der Balver Höhle gekonnt für sich. Schnell wird uns klar: Die Stimmen von ALCEST braucht es da eigentlich nicht. So ähnlich muss es auch die Tontechnik heute sehen, denn eindeutig im Vordergrund ist der Flügel zu hören, was uns jedenfalls nicht weiter stört.

Es folgt eine Gänsehaut auf die nächste und schon bald müssen wir unseren frohen und gleichzeitig niedergeschlagenen Körpern ein wenig Sonnenlicht gönnen und immer wieder einen Song aussetzen. Es sind wirklich tonnenschwere Gefühle in diesen frühen Festivalstunden im Spiel. (OD)

Konzertfoto von Dymna Lotva - Prophecy Fest 2024

DYMNA LOTVA

Letztes Jahr haben DYMNA LOTVA noch auf der undankbar gelegenen Second Stage gespielt, dieses Jahr haben sie es verdientermaßen auf die Hauptbühne geschafft. Der nur spärlich gefüllten Höhle nach zu urteilen, ist das Duo aus Belarus vielen Besuchern immer noch kein Begriff. Denjenigen, die von der Band gehört oder einfach einmal reinhören wollen, steht aber ein ganz besonderer Auftritt bevor. Theatralisch und mit Ährenkrone, aber ohne dabei kitschig zu sein, schreien DYMNA LOTVA sich ihre Verzweiflung von der Seele und nehmen das Publikum mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. In der Mitte des Sets gibt die Band noch eine emotionale und kraftvolle, wenn auch aufgrund des starken Akzents nur schwer verständliche, Ansage darüber, den Toten zu gedenken. Mit „Пахаваны Жыўцом (Buried Alive)“ beendet die Band aus Belarus ihren Auftritt. (LE)

Galerie mit 33 Bildern: Dymna Lotva - Prophecy Fest 2024

FEN

Mit dieser Performance können FEN heute leider nicht mithalten. Die Engländer haben letztes Jahr ihr starkes Album „Monuments To Absence“ herausgebracht, von dem sie neben Songs des Fan-Favoriten „Nebula“ zwei Songs in der Höhle spielen. Fans der Band müssen heute Abend aber besonders stark sein, denn die Post-Black-Metaller haben mit enormen Soundproblemen zu kämpfen. Der Sound ist von Anfang an viel zu matschig und stumpf, sodass die Energie der Engländer nicht ausreicht, um die Balver Höhle zu füllen. Auch der Gesang ist viel zu leise und die atmosphärische Klargesangparts von „Nebula“, die sonst zuverlässig direkt ins Herz treffen, bleiben heute auf halber Strecke zurück. Das ist umso ärgerlicher, da es nicht an mangelndem Können der Band oder schlechter Materialauswahl liegt und lässt hoffen, dass FEN demnächst noch einmal die Chance bekommen werden, neues und altes Material in Deutschland zu spielen. (LE)

AUSTERE

Nach dem gestrigen Auftritt von GERM und den Soundproblemen der Vorgänger sind die Erwartungen für AUSTERE nicht allzu hoch. Glücklicherweise scheint es nun aber wieder bergauf zu gehen und nicht nur der Sound, sondern auch Tim Yatras hat sich erholt und kann heute voller Energie singen und gleichzeitig trommeln. Dementsprechend wird die Balver Höhle nun auch eher voller als leerer und mit Favoriten wie „This Dreadful Emptiness“ und „Just For A Moment…“ von „To Lay Like Old Ashes“ können Fans endlich in Melancholie und Emotionen schwelgen. (LE)

ARĐ

Und als wäre das nicht genug, sind die Monastic-Doom-Metaller ARĐ rund um Mark Deeks heute in absoluter Bestform und halten die Fahne für die britischen Bands hoch. Die Chöre harmonieren live auf eine ganz besondere Art und Weise und werden von den Wänden der Höhle in ihrer Wirksamkeit noch amplifiziert. Die erste Hälfte des Sets ist dabei dem neuen Album „Untouched By Fire“ gewidmet, bevor ARĐ noch drei Songs von ihrem Debüt-Album „Take Up My Bones“ spielen. Vor allem der Titelsong trifft genau ins Herz und erzeugt genau die Richtige Menge an Wehmut und Ergriffenheit im Publikum. Der einzige offengebliebene Wunsch für ein perfekt abgerundetes visuelles Erlebnis: Nächstes Mal gerne in Mönchsrobe – zumindest in der Höhle. (LE)

Galerie mit 19 Bildern: Arð - Prophecy Fest 2024

HEXVESSEL

HEXVESSEL eröffnen ihren Auftritt mit einem atmosphärischen A-Cappella-Cover von Shirley Collins‘ „Adieu To Old England“. Danach macht Mat „Kvohst“ McNerney aber Ernst mit seiner Ankündigung, dass die Band vorerst nur neues Material spielen wird und spielt bis auf „Crepuscular Creatures“ alle Songs von „Polar Veil“, wenn auch in anderer Reihenfolge. Dabei nimmt er sich vor fast jedem Song die Zeit für eine kurze Zwischenansage, um die Hintergründe oder die Aussage des Songs näher zu erklären, ohne dabei ausschweifend zu werden. Zu den Genreüberschreitungen von HEXVESSEL und als Kontext für „Older Than The Gods“ sagt Kvohst, dass Black Metal für ihn ein Gefühl ist, das tief in der Natur verwurzelt und gegen das Christentum ist und bei „A Cabin In Montana“ wagt die Band sogar ein kleines Mitsing-Spiel mit dem Publikum, das in Anbetracht der Veranstaltung und des Publikums erstaunlich gut funktioniert. (LE)

Galerie mit 20 Bildern: Hexvessel - Prophecy Fest 2024

Konzertfoto von DOOL - Prophecy Fest 2024

DOOL

Auch DOOL lassen sich die Gelegenheit nicht nehmen, so viele Songs wie möglich vom neuen Album zu spielen, ohne die etablierten Fan-Favorites dabei völlig zu vernachlässigen. Außerdem bringen die Niederländer ihr komplettes eigenes Equipment mit, was den Soundcheck und die Vorbereitung zwar verlängert, bei dem sowieso schon seit EMPYRIUM bestehenden Verzug aber nur noch unerheblich ins Gewicht fällt und mit wahnsinnig klarem Sound belohnt wird. Auch was Energie und Bühnenpräsenz angeht, ist Raven van Dorst vom Eröffnungssong vom „Venus In Flames“ bis hin zum abschließenden „Oweynagat“ unschlagbar und bekommt so sogar das sonst eher mit verschränkten Armen in Melancholie schwelgende Publikum zum Tanzen und Mitsingen. Schade nur, dass DOOL ihr Set nicht noch weiter überziehen. Die Niederländer spielen heute trotz starker Konkurrenz den klanglich und energetisch stärksten Auftritt und müssen viel zu schnell wieder die Bühne verlassen. (LE)

Galerie mit 26 Bildern: DOOL - Prophecy Fest 2024

PARADISE LOST

Nach der niederländischen Power-Behandlung haben die diesjährigen Headliner nicht die leichteste Aufgabe. Immerhin zählen PARADISE LOST mit ihrem bleischweren Death Metal der Anfangstage zu einem echten Favoriten in der Balver Höhle. Und das scheinen die Briten auch zu wissen, denn Nick Holmes gibt sich als echter Prachtbursche und ist extrem gut gelaunt. So erlebt man ihn schließlich nicht immer. Unterstützt von einer sehr guten Setlist, avanciert der Abend zu einem wahren Hingucker. Auch wenn der Fokus klar auf „Draconian Times“ liegt, freuen sich nicht nur ältere Semester über „Pity The Sadness“, „As I Die“ und „Embers Fire“ von den Klassikern „Shades Of God“ und „Icon“. Erneut covern PARADISE LOST den BRONSKI-BEAT-Schinken „Smalltown Boy“, machen das aber richtig gut. (OD)

Während EMPYRIUM viele Stunden zuvor den Tag mit einem Paukenschlag begonnen haben, schließen PARADISE LOST ihn mit einem Donnergrollen ab. Wir schwelgen schon beim Verlassen der Höhle in Erinnerungen an zwei großartige Tage mit beinah ausnahmslos tollen Bands. Gut gemacht, PROPHECY!

Galerie mit 22 Bildern: Paradise Lost - Prophecy Fest 2024

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01.10.2024

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4 Kommentare zu Prophecy Fest 2024 - Unser Festivalbericht

  1. Random Dude sagt:

    Es war sehr interessant zu sehen, wie Bands in Bezug auf ihren Sound an unterschiedlichen Enden stehen könnten. Ich hatte Mitleid mit FEN und die Fans, weil sie mehr erwartet hatten. Wenigstens wurden die meisten Probleme bei anderen Bands behoben. Was ARĐ und die Mönchsroben betrifft, bin ich einverstanden!

  2. ultra.silvam sagt:

    Manchmal wünscht man sich als Fan das Metal Journalismus eine klare Kante gegen Rechts zeigt, und einfach mal ein entsprechendes Statement abgibt.
    Bei Auftritten offen Rechter wie VRIMOUT die am Donnerstag gespielt haben, und PROPHECY’s Haltung im allgemeinen, die mit Werbung für eine Neurechte/Schwurbler Webseite (die einen ihrer Neurechten Musiker rezensiert hat), sich ja insbesondere in letzter Zeit, trotz ihrer oft betonten unpolitischen Einstellung, sehr auf dem rechten Auge blind geben, kommt es ein wenig so rüber als würde man mit so einem unscheinbaren Festival-Bericht den ganzen braunen Sumpf mit unterstützen.

  3. Se Wissard sagt:

    Waren Wolcensmen mit Dan Capp, den man beim letzten Winterfylleth-Review noch klar als rechtsradikal bezeichnet hat, nicht auch da?

    Aber seit Prophecy diese sehr seltsame Promotionaktion für den Nachtmystium-Junkie macht, bin ich da sehr skeptisch, was deren aktuelle Lage so betrifft.

  4. ultra.silvam sagt:

    @Se Wissard: Dan Capp, der nachgewiesen Rechtsradikal ist, war als Sänger von Solstice auf dem Prophecy Fest. Solstice treibende Hauptkraft Rich Walker ist ja auch schon mehrfach durch homophobe und rassistische Äußerungen aufgefallen, z.B. Interview bei „Swallowed in Black“ oder Fotos mit Hitlergruß. Aber das scheint ja soweit auch keinen der Fans oder Prophecy zu stören. Dazu kommt dann noch Orplid mit dem Neurechten Nolte. Teilen von Kontrafunk Inhalten. Die ganze Nachtmystium „Promotion“. Das Soloprojekt Vrimuot, der Typ ist rechtsradikal/fölkisch bei u.a. Wölfe Nordland tätig. Und dann gibts halt noch so alte Geschichten wie Silencer, und vorwiegend Sachen mit Neofolk Bands. Ist schon ein feines Label 🙂