Powerwolf
Wolfsnächte Tour 2015 - live in Stuttgart

Konzertbericht

Billing: Civil War, Orden Ogan und Powerwolf
Konzert vom 2015-10-31 | LKA Longhorn, Stuttgart

Powerwolf

Als sich der Vorhang für die knapp zweistündige POWERWOLF-Show öffnet, braucht es nur Sekundenbruchteile, um die Menge komplett zum Ausrasten zu bringen. Das Bühnenbild wirkt aufgeräumt und verzichtet auf Effekthascherei. Kein Wunder, denn mit ihren theatralischen Gesten beanspruchen die Musiker selbst eine Menge Raum. Und während die Gebrüder Greywolf links und rechts mit ihren Gitarren um die Wette posen, flitzt Keyboarder Falk Maria Schlegel immer wieder nach vorne, um die Jubel-Arien des Publikums zu choreografieren. Dabei stehen ihm gleich zwei hinter stilisierten Vogel-Statuen beiderseits des Drum-Podests verborgene Tastentürme zur Verfügung, zwischen denen er immer wieder hin und her wechselt.

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Nach dem Opener „Blessed & Possessed“ gibt es mit „Coleus Sanctus“, „Amen & Attack“ und „Cardinal Sin“ direkt einen Dreierpack vom noch immer aktuellen „Preachers Of The Night“-Album auf die Ohren. Klingt mutig, ist aber aufgrund der stilsicheren Eingängigkeit der Stücke eine sichere Bank. Sänger Attila Dorn unterhält wieder einmal bestens mit seinem pseudo-rumänischen Fake-Akzent, launigen Sprüchen und sogar einem brav auswendig gelernten Sprüchlein auf Schwäbisch. Bei der gewohnt ausführlichen Ankündigung des Evergreens „Resurrection By Errection“ spielen heute ein bedauernswertes Crewmitglied und ein denkbar ungünstig platzierter Wespenstich die Hauptrolle. Am Wahrheitsgehalt der kleinen Anekdote darf man zweifeln, unterhaltsam ist sie jedoch allemal.

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Zum von lautstarken Publikumschören begleiteten „Armata Strigoi“ wird das dreiteilige Backdrop komplett ausgetauscht, so dass sich die Band plötzlich in einer mit Buntglasfenstern verzierten Kathedrale wiederfindet. POWERWOLF ziehen ihre religiöse Symbolik also auch hier konsequent durch und beweisen allem Augenzwinkern zum Trotz ein gutes Auge für die optischen und klanglichen Details. Das sorgt für einen hohen Unterhaltungswert, hinter dem jedoch auch die musikalische Qualität nicht zurückstecken muss. Freilich ist ein Großteil der Songs eher simpel und kompakt arrangiert, umso überzeugender ist aber wieder einmal die spieltechnische Umsetzung. Wer seinen melodischen Power Metal gerne mit einer Extraportion Pathos genießt, kommt derzeit an POWERWOLF einfach nicht vorbei.

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Mit einer ausgedehnten Solo-Einlage verschafft Drummer Roel van Helden seinen Bandkollegen eine kurze Verschnaufpause. Dabei macht der ursprünglich im Prog beheimatete Holländer zwar einen guten Job, dennoch ist auch dieses Drum-Solo unter dem Strich pure Zeitschinderei und bestenfalls eine gute Gelegenheit, an der Bar ein frisches Bier zu holen. Die Musiker indes sind für schnöden Gerstensaft natürlich nicht zu haben und behaupten weiterhin, lieber frisches Blut zu trinken.

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Auf „We Drink Your Blood“ folgt dann mit „Lupus Dei“ der Abschluss des regulären Sets. Doch natürlich lassen sich POWERWOLF nicht lange bitten und kehren für eine Zugabe auf die Bühne zurück. Diese fährt neben den Evergreens „Sanctified With Dynamite“ und „We Drink Your Blood“ auch das deutschsprachige „Kreuzfeuer“ auf und mobilisiert noch einmal alle Reserven bei Band und Publikum. Mit seinem metallischen Segen entlässt Attila Dorn schließlich eine selig grinsende Fanschar in die laue Halloween-Nacht, die heute definitiv eine Menge Süßes und nichts Saures auf die Gehörgänge bekommen hat.

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01.11.2015

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