Port Of Power Festival 2023
Eine Power-Metal-Vollbedienung
Konzertbericht
Ein Indoor-Power-Metal-Festival kurz nach der Open Air Saison nahe Hamburg zum kleinen Preis mit jungen, aufstrebenden Bands? Damit scheint offenbar der Zahn der Zeit getroffen worden zu sein, denn kurz vor Festivalbeginn melden die Organisatoren (welche übrigens aus TERRA ATLANTICA höchstpersönlich bestehen) den Ausverkauf im Vorverkauf und dementsprechend voll gestaltet sich das Juki 42 an diesem Abend in Ahrensburg. Der Beginn erfolgt bereits um 18 Uhr und schon da haben sich vom Gefühl her fast alle Besucher und Besucherinnen in der Venue eingefunden, um möglichst viel Value for Money mitzunehmen. Bei einem fairen Vorverkaufspreis von 17 Euro für fünf Bands ist dies auch nicht weiter verwunderlich.
METALMIND aus Bielefeld eröffnen den Abend
Galerie mit 8 Bildern: Metalmind - Port Of Power Festival 2023METALMIND sind kurzfristig für die ausgefallenen AIRBORN ins Billing gerutscht und dürfen als Opener mit 30 Minuten Spielzeit die anwesenden Gäste von ihrem Heavy Metal überzeugen. Dafür sind sie extra aus Bielefeld angereist, was ein anwesender Gast prompt mit dem altbekannten „Das gibt’s doch nicht!“-Witz als Zwischenruf quittiert. Sänger und Gitarrist André Siekmann kontert den Spruch lässig damit, dass sie dann wohl der endgültige Beweis für die Existenz der Stadt seien.
Musikalisch kommen METALMIND an diesem Abend wenig überraschend gut an und heizen dem bereits zahlreich erschienenen Publikum ordentlich ein. Für die Fülle der Location wird sich artig bedankt, das sei für einen Opener nicht selbstverständlich und das stimmt auch. Die Songtitel heißen „Nevermore“ oder „Steh auf“ und laden zum rhythmischen Kopfnicken ein. Ein eingestreutes Anspielen von „Eye Of The Tiger“ wird dankbar entgegengenommen. Der letzte Song „Rock The Show“ sorgt dann noch für ein paar fliegende Haare und dann verabschiedet sich die Band unter Applaus von der Bühne.
WARLOCK A.D. sind eher B-Movie-Helden
Galerie mit 13 Bildern: Warlock A.D. – Port Of Power Festival 2023Wie aus einer Rollenspielrunde entsprungen stehen die Briten WARLOCK A.D. auf der Bühne. Sie begleiten VICTORIUS gerade auf ihrer Tour im Vorprogramm und sind demzufolge auch heute Abend mit dabei. Ihr Drummer scheint verhindert zu sein, denn der Platz hinter den Kesseln bleibt leer. Das ist manchmal nicht zu verhindern, man kann sich Krankheit und manche Termine nicht aussuchen, aber der Sound leidet durch die Konservendrums doch stark.
Witzig hingegen ist das Auswürfeln des nächsten zu spielenden Songs durch eine Besucherin aus der ersten Reihe, die Band hat extra einen großen Würfel mitgebracht. Ob die gewürfelte Zahl tatsächlich Einfluss auf die Setlist hat oder es nur Show ist, das Lassen wir mal offen. Die Songs sind musikalisch wie textlich an Rollenspiele wie „The Elder Scrolls V: Skyrim“ oder „The Witcher“ angelehnt, erreichen aber nicht die Klasse dieser Werke. Wenn man WARLOCK A.D. mit einem Videospiel vergleichen müsste, dann wären sie wohl eher ein Durchschnittsgame als Triple-A-Titel. Trotzdem kommt die Sause bei den Anwesenden gut an und die Band kann den Gig wohl als Erfolg verbuchen.
TERRA ATLANTICA nehmen uns mit auf See
Galerie mit 13 Bildern: Terra Atlantica – Port Of Power Festival 2023Dass die ausverkaufte Venue noch nicht komplett gefüllt war, sondern nur sehr gut gefüllt, das zeigt sich beim Start des Gigs von TERRA ATLANTICA, wo die Menschendichte noch einmal deutlich höher ist und wohl kaum einer mehr draußen vor der Tür steht. Die Band agiert heute zu fünft, Tristan Harders hat seine Gitarre abgegeben, um auf der Bühne etwas flexibler zu sein und mehr Show machen zu können.
Die Band hat noch Geheimtipp-Status, kann sich aber zusammen mit dem Headliner über die größte anwesende Fanbasis des heutigen Abends freuen. Alle Songs, die sie aufspielen, werden frenetisch gefeiert, mitgesungen und getanzt. Dabei setzen sie nicht nur auf Standard-Repertoire wie „Age Of Steam“ oder die großartigen Songs ihres neuesten Wurfes „Beyond The Borders“ wie „The Scarlet Banners“, „Far From Alive“, „Pirate Bay“ und „Hellfire“, sondern präsentieren auch eher selten gespieltes Material wie „To The Bottom Of The Sea“ vom Debütalbum und den Longtrack „Until The Morning Sun Appears“.
Die Band ist sichtlich gut aufgelegt, aber sie haben auch allen Grund dazu, denn als Veranstalter des Festivals ist es mit Sicherheit sehr befriedigend, eine große Masse an Menschen vor der Bühne zu finden. Nachdem TERRA ATLANTICA sich das kleine Zugabe-Spielchen nicht nehmen lassen, kehren sie natürlich für ihre Bandhymne „Atlantica“ noch einmal auf die Bühne zurück und verlassen diese anschließend unter tosendem Applaus. Hätten sie sich heute als Headliner auf dem Festival präsentiert wäre auch keiner sauer gewesen.
INDUCTION präsentieren sich als junge, aufstrebende Band
Galerie mit 15 Bildern: Induction - Port Of Power Festival 2023Mit „Born From Fire“ ging die Reise von INDUCTION im vergangenen Jahr so richtig los. Zwar erschien 2019 bereits das selbstbetitelte Debütalbum, aber mit dem Zweitwerk reformierte sich die Band noch einmal komplett neu, sodass nun nur noch Tim Hansen von der alten Besetzung übrig ist. Zudem gelang ihnen ein Labeldeal mit Atomic Fire Records, das Label auf dem auch Papa Kai Hansen mit HELLOWEEN aktiv ist.
Dass INDUCTION im Allgemeinen und Tim Hansen im Speziellen aber nicht auf die Verwandtschaft reduzieren lassen müssen, das Beweisen sie am heutigen Abend. Den Löwenanteil der Setlist stellt natürlich „Born From Fire“, doch auch vom Debütalbum dürfen wir mit „Pay The Price“ einen gern gesehenen Titel aufs Ohr bekommen. Zudem hat die Band in diesem Jahr eine neue EP digital veröffentlicht, welche auf den für das Festival sehr passenden Namen „The Power Of Power“ hört und neben dem neuen Song „Set You Free“, welcher natürlich auch gespielt wird, fünf der Power-Metal-lastigsten Songs der bisherigen Bandkarriere zusammenfasst.
Vor „Go To Hell“ bekommen wir ein kleines Drumsolo zu hören, welches wohl auch zum Instrumentenwechsel der Band dient und nach einer guten Stunde ohne große Allüren oder ausschweifende Ansagen geht der Gig von INDUCTION zu Ende. Wenn die altgedienten Herrschaften irgendwann in Rente gehen ist es gut zu wissen, dass eine neue Generation von Musikern bereits in den Startlöchern steht.
VICTORIUS erzählen uns von Dinos, Drachen und Ninjas (aus der Hölle)
Galerie mit 21 Bildern: Victorius – Port Of Power Festival 2023VICTORIUS haben ihr Debütalbum bereits 2012 veröffentlicht, aber feiern größere Erfolge erst seit ihrer komplett abgedrehten „Dinosaur Warfare“-EP und den beiden darauffolgenden Napalm-Records-Veröffentlichungen „Space Ninjas From Hell“ und „Dinosaur Warfare Pt. 2 – The Great Ninja War“. Demzufolge dreht sich die Setlist des heutigen Abends und ihrer derzeit laufenden Headlinertour auch ganz um diese drei Veröffentlichungen.
In glänzenden Rüstungen und im Fall von Sänger David Baßin auch schmucker Cyberpunk-Brille betritt die Band die Bühne und zockt ihren Hochgeschwindigkeits-Power-Metal direkt los, sodass kein Zweifel besteht, dass sie auf einem Festival, das Port Of Power heißt, goldrichtig sind. Die Songtitel, die wir heute Abend zu hören bekommen, haben klangvolle Namen wie „Mighty Magic Mammoth“, „Shuriken Showdown“, „Katana Kingdom Rising“ (einer der wenigen Stampfer im Set), „Night Of The Nuclear Ninja“ oder „Supersonic Samurai“.
Die Anzahl der VICTORIUS-Shirts im Publikum lässt darauf schließen, dass nicht wenige Fans wegen dem heutigen Headliner nach Ahrensburg gepilgert sind und zudem wird auch eine große Textsicherheit bei den Refrains vernommen. Die Band ist sichtlich gut drauf, der Sound ist sehr gut abgemischt und es lässt sich zu den fröhlich-bekloppten Songs wunderbar feiern. Die Texte sind so over the top, dass sie einem einfach nur Spaß bringen – der GLORYHAMMER-Effekt eben. Als VICTORIUS nach knapp 75 Minuten die Bühne verlassen ist klar, dass sie in Zukunft vermutlich die gleiche Schiene weiterfahren werden, die ihnen ihren derzeitigen Auftrieb beschert. Wir sagen: gerne doch!
Gelungene erste Ausgabe des Port Of Power Festivals
Damit endet gegen 23:40 Uhr die erste Ausgabe des Port Of Power Festivals, die wohl ohne Zweifel als voller Erfolg verbucht werden kann. Wir sind gespannt, ob es im kommenden Jahr eine Neuauflage geben wird, verdient wäre es und genug Bands dieses Kalibers finden sich ja auch. Bei dem Zuspruch, den es dieses Jahr gab, könnte man ja schon fast über eine Vergrößerung der Feier nachdenken.
Bericht: Jannik Kleemann
Fotos: Jürgen Fenske
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