Perturbator & Carpenter Brut
Leather Sacraments Tour 2023
Konzertbericht
Köln – Essigfabrik – 16.11.2023
Während MADONNA den zweiten Abend in Folge in der ausverkauften Kölner Arena aufspielt, findet in der nahegelegenen, ebenfalls ausverkauften Essigfabrik das Synthwave-Highlight des Jahres statt. Mit PERTURBATOR und CARPENTER BRUT drücken sich die Genrekönige für eine gemeinsame Tour die Klinke in die Hand. Dementsprechend schweißtreibend gestaltet sich die Party – trotz Donnerstagabend.
Bei HO99O9 läuft es nicht rund
Den Anfang macht das US-Duo HO99O9. In extravaganten Outfits geben sie sich alle Mühe, das Publikum mitzureißen. Doch der katastrophale Sound macht es für die Combo verdammt schwierig. Außer lautem Brummen und gelegentlich hörbaren Passagen der Vocals kommt nicht viel rüber.
Dementsprechend verhalten fallen die Reaktionen des Publikums aus. Ein bisschen Applaus in den vorderen Reihen lässt sich vernehmen. Doch die meisten Fans checken zu beginn des Abends lieber den üppig bestückten Merchstand aus, anstatt dem Treiben von HO99O9 Aufmerksamkeit zu schenken.
Im Anschluss läuft die Sache anders. Noch bevor CARPENTER BRUT und seine Mitmusiker die Bühne betreten, steigt die Stimmung in der Halle, während die BACKSTREET BOYS mit „Everybody (Backstreet’s Back)“. Solche Kontraste zwischen Pausenmusik und Bühnenact funktionieren wohl nur auf Synthwave-Shows. Schließlich kommen hier spürbar verschiedene Fangruppen unterschiedlicher Genres zusammen.
CARPENTER BRUT entfacht ein Inferno
Der Auftritt von CARPENTER BRUT gleicht derweil einem flammenden Inferno. Mit „Straight Outta Hell“ und „The Widow Maker“ gibt es zum Einstieg zwei Tracks aus der aktuellen Platte, „Leather Terror“, auf die Ohren. Danach folgt ein mit Hits gespicktes Best-Of-Programm, wobei das Trio immer wieder neue Songs einschiebt.
Die funktionieren beim Publikum genauso gut wie älteres Material. Ein „Imaginary Fire“ singen die Fans ebenso lauthals mit wie „Beware The Beast“ vom ersten Album „Leather Teeth“. Die Bühnenshow begeistert derweil mit einem stimmungsvollen Lichtspiel. Schade ist nur, dass CARPENTER BRUT heuer auf die Videoleinwände verzichtet, die zu „Leather Teeth“-Zeiten noch regulärer Bestandteil der Bühnenshow waren.
Doch das ändert nichts an der fulminanten Party, die CARPENTER BRUT und seine Mitstreiter für eine Stunde am Laufen halten. Es dauert nicht lange, bis der schweiß gefühlt von der Decke tropft, während überall Menschen wie in Trance ekstatisch tanzen. Wie immer beschließt die Combo das Set mit dem MICHAEL SEMBELLO-Cover „Maniac“, was nochmal alles aus dem Publikum rausholt.
Leichter Schwund bei PERTURBATOR
Nach einer längeren Umbaupause, die den umfangreichen Bühnenaufbauten inklusive riesigem Pentagramm geschuldet ist, betritt PERTURBATOR samt seines Livedrummers die Bühne. In der Essigfabrik ist immer noch eine ganze Menge los. Allerdings lässt sich nicht übersehen, dass manche Fans nach CARPENTER BRUT den Weg nach Hause antreten.
Davon lässt sich PERTURBATOR nicht beeindruckend und bringt die gewohnt selbstbewusste Show auf die Bühne, die Fans von ihm kennen. Der Party-Faktor ist spürbar geringer als bei CARPENTER BRUT. PERTURBATOR setzt lieber auf eine dichte, düstere Atmosphäre.
Mit „She Is Young, She Is Beautiful, She Is Next” und “Future Club” legt PERTURBATOR zwei seiner größten Hits früh im Set vor. Damit holt er die Meute schnell ab, was die Stimmung in die Höhe treibt. Der Meister selbst beeindruckt wie immer mit Headbang-Fähigkeiten, die denen des Corpsegrinders in Nichts nachstehen. Wie dieser Nacken noch funktionstüchtig sein kann, ist wahrlich ein Rätsel.
Knapp über eine Stunde geht das düster-wilde Treiben. Mit „Tainted Empire“ setzt PERTURBATOR den heutigen Schlusspunkt. Die „We want more“-Rufe einiger Fans bleiben in der einsetzenden Musik aus der Konserve ungehört.
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