Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2012
Konzertbericht
DARK FORTRESS
Für DARK FORTRESS ist es eindeutig nicht die richtige Uhrzeit. Zwar liefern die Bayern eine astreine Show ab, die in einem kleinen düsteren Club wahrscheinlich genial angekommen wäre, doch ihre frostigen, schneidenden Kompositionen wollen sich bei strahlendem Sonnenschein einfach nicht so recht entfalten. Kein Wunder, dass die Reaktionen der Zuschauer alles andere als euphorisch sind und sich größtenteils auf Anstandsapplaus und zurückhaltendes Mitnicken beschränken. Lediglich beim finalen “Baphomet” können DARK FORTRESS ihr Publikum zum Mitmachen bewegen. Schade, ein Slot am Abend wäre den Landshutern auf jeden Fall eher zu Gute gekommen. (Katharina.Beck)
IMMOLATION
Dann geben sich IMMOLATION die Ehre. Für mich so in etwa das freitagliche Pendant zu INCANTATION, die am Samstag in etwa zur selben Zeit auf der Bühne stehen werden. „Everlasting Fire“ vom Debüt darf gleich mal als Opener herhalten, was eine sehr gute Sache ist, denn: Das Teil ist ein Spitzentrack. Sänger/Bassist Ross Dolan mit 1,5m Matte wieder als Fels in der Brandung und cool as fuck, der Typ hat in den 26 Jahren Bandhistorie schon alles gesehen. Etliche Die Hard-Fans versammeln sich in der erste Reihe und der komplette Auftritt wird durchgemosht, die Fäuste werden gereckt und inbrünstig mitgebrüllt. Echt eine sehr unterhaltsame, gute Show. „Under The Supreme“ vom zweiten Album gibt’s noch, ansonsten bin ich blank, was Songtitel angeht, aber das stört kaum, denn es ist eh bemerkenswert, dass es IMMOLATION trotz dieses extremen Geballers stets schaffen, die Songs klar und transparent zu spielen, so dass es überhaupt nicht stört, wenn man einzelne Tracks nicht kennt, der Fuß wippt dennoch. Das schaffen wenige. Ach so, und ein neues Album ist angeblich bereits in der Leitung. (Haslauer)
NILE
Ich war den gesamten Tag über in einem Zustand gefangen, den ein Kumpel von mir mal zutreffend mit ‚beunruhigend nüchtern‘ bezeichnet hatte. Irgendwann ergab ich mich jedoch meinem Schicksal und bereitete mich auf eine beunruhigend nüchterne Nacht im Zelt vor. Und jeder weiß: Nachts nüchtern auf einem Open Air im Zelt zu übernachten, ist in etwa so erstrebenswert wie sich mit einer rostigen Sense ganz langsam die Zehennägel abzuziehen. Das Gute daran allerdings war, dass ich endlich mal wieder einen Festival-(Co)Headliner in voller Länge und vor allem bei einigermaßen vollem Bewusstsein erleben konnte. Und NILE bedankten sich wirklich mehr als artig. Super Sound, sehr transparent und voll in Richtung Magengrube. Wir saßen beim Soundcheck noch in einem Wohnwagen, bereits dort sorgten die mächtigen Bassdrums dafür, dass die umherstehenden Bierflaschen sich zärtlich einander annäherten und anschließend in eine lang anhaltende Engtanzphase übergingen. Die Band spielte Material aus allen Phasen ihrer Geschichte und haute der begeisterten Masse die Songs mit einer Energie und Geschwindigkeit um die Ohren, als trieze eine aufgebrachte Heuschreckenplage Mohammed Zidan, während dieser im Stakkato Wembleytore unter die Latte nagelt. Genau die richtige Band zum genau richtigen Zeitpunkt – perfekt! (Herder)
TORMENTED
Dann ab ins Zelt zu einer für mich besten Bands der letzten Jahre: die alten Death-Metal-Oldschool-Haudegen TORMENTED geben sich die Ehre, mit ihrem höchsteigenen Gemisch aus AUTOPSY/REPULSION/GRAVE und Konsorten. Auf der Bühne stehen dabei newcomeruntypisch auch keine Unbekannten, ein Blick in die Bandbio belegt ehemalige Mitgliedschaften bei Combos wie MARDUK und EDGE OF SANITY(!!) und beweisen Credibility.
Wirklich voll ist es nicht, aber die Leute, die vor Ort sind, machen dafür gut was los und erweisen sich als Die-Hard-Fans. Es geht auch gleich gut los: „Graveyard Lust“ vom gleichnamigen aktuellen Mini-Album sowie „Reversed Funeral“ und „Burning Torment“ vom Debüt zeigen, was eine Oldschoolharke ist. Edel.
Na ja, und so poltern sich TORMENTED absolut solide durch ihr 9 Song-Set. Keine Schwächen erkennbar. Fantastische Ansagen („Das nächste Lied handelt davon, Leichen auszugraben“, „Im nächsten Stück geht es darum, Menschen zu töten“, usw.), bisschen Nebel, Stretchjeans, Patronengurt, eifrige gereckte Fäuste und geschütteltes, schütteres Haupthaar. Die ziehen den Shit durch. Absolut Daumen hoch – eines der Festivalhighlights! (Haslauer)
Graveyard Lust
Reversed Funeral
Burning Torment
To Spill Her Blood
Vengeance From Beyond The Grave
In The Presence Of Death
Blood Of The Undead
Repulsion Fix
Rotten Death
IMMORTAL
Die letzte Band des Abends gönnte sich direkt den Luxus, die eh schon königlich bemessene Umbaupause noch ein bisschen auszudehnen und so den Spannungsbogen etwas nach oben und die Horden an die Bierstände zu treiben. Denke ich an IMMORTAL, so denke ich mittlerweile vor allem an zwei Dinge: eine astreine LP-Trilogie zu Beginn der Karriere, gefolgt von der Band der Neuzeit, in der diese immer mehr zum Gimmick für die Internetgeneration wurde. Schaut man bei Youtube mal nach IMMORTAL, so ergeben sich wahre Abgründe der belämmerten Schadenfreude, denn vor allem die frühen Clips der Band werden dort ja derbe durch den Kakao gezogen. Ich finde sie für die damalige Zeit völlig ok und dem Zeitgeist entsprechend. Umso peinlicher, dass die Band quasi mit dem „All Shall Fall“-Clip kapitulierte, diesen als „Blashyrkh“ Rip-Off inszenierte und sich Abbath als Rolemodell für besonders blöde Black Metaller anbot.
Wie auch immer – die Umbaupause endete mit einem lauten Knall, den ersten Tönen von „Withstand The Fall Of Time“ und einem auf die Bühne stürmenden Abbath. Soweit, so gut. Doch Abbath’s komischer Wackelgang a la John Wayne meets Mr. Krabs auf Crystal Meth, wäre Frank Drebin’s alter Klassiker „1-2-die Hex ist tot“ defintiv die bessere Wahl in Sachen Einmarschmusik gewesen. Nach dem Konzert sah man übrigens viele Leute, die anschließend seinen Wackelgang imitierten und spätestens dort wünschte ich mir, Abbath hätte sich beim Einlaufen einfach mehrmals so richtig schön auf die Fresse gehauen.
Die Setlist beinhaltete einige Tracks neueren Datums a la „Tyrants“, während „Call Of The Wintermoon“ so richtig versemmelt wurde. Der Sound war dauerhaft unter aller Kanone und spätestens, als Abbath sich auch noch erblödete, den Publikumsanimator zu geben, um sich zu präsentieren, als hätte Ottfried Preußler’s Kleine Hexe gerade die Mini Playback Show gewonnen, war die Band bei mir vollkommen unten durch.
So richtig zur Ruhe kam ich erst zuhause wieder, nach der schnellen Fertigung einiger Pferdekopfbuchstützen und dem Genuss einiger IMMORTAL-Clips von „Live in Cologne“. Natürlich auf Youtube. (Herder)
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