Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2011

Konzertbericht

Billing: 1349, At The Gates, Ensiferum, Hail Of Bullets, Morbid Angel, Morgoth und Urgehal
Konzert vom 2011-08-11 | Flughafen Obermehler, Schlotheim

Party.San Open Air

 

Samstag

Am Samstag eröffneten die Osnabrücker DAWN OF DISEASE den bunten Reigen. Obwohl es die Jungs seit nunmehr 8 Jahren gibt, waren sie mir bislang kein Begriff. Insofern hatte ich auch keinerlei Erwartungen. Und, oh wunder: Spitzencombo! Wirklich ursympathisch, grundsolider Uptempo-Schwedentod. Besonders hervorzuheben waren die wirklich prachtvollen Grindparts von Schlagzeuger Mathias, die einfach extrem schnell, dynamisch und ultrabrutal rüberkamen. Da konnten sich einige der Anwesenden ach-so-schnellen Black Metal-Schlagzeuger mal eine Scheibe abschneiden. Da wird das Kit ja meist nur touchiert, hier wackelten die Becken noch! Also: abchecken! Feinstes Oldschoolgeballer!

Direkt im Anschluss die Niederländer CLITEATER. Ich hatte die Jungs noch nie live gesehen, aber irgendwie war klar, dass ich die sehen musste. Ähnlich sahen das interessanterweise auch die meisten der 6/7.000 Party.San-Besucher und so wurde es, auch dank des mittlerweile guten Wetters, überraschenderweise sehr, sehr voll vor der Bühne. Die Band ließ sich auch nicht lumpen und zog ein Porn-/Goregrindkonzert der Extraklasse ab, Sänger Joost Silvrants, Extremvokalist und Obersympath vorm Herrn, war jederzeit Herr der Lage und beherrschte die einige tausend Mann zählende Fanschar nach belieben und Hits wie „Daryl Rhea“, „Eat Clit Or Die“, „Milf Hunter“ und „Cock & Love“ (Nachbar: „Oh, ein Liebeslied.“) taten ihr übriges. Eine Bombenshow, die sogar noch von einer lautstark verlangten Zugabe gekrönt wurde! Klare Kiste: CLITEATER standen eindeutig viel zu weit unten im Billing. (Haslauer)

Die 2002 gegründeten Niederlänger HEIDEVOLK sorgten am Samstagnachmittag mit dem Folk Metal ihrer drei Alben „De Strijdlust Is Geboren“, „Walhalla Wacht“ und dem letztjährigen „Uit Oude Grond“ für ein bisschen Entspannung zwischen dem ganzen Geknüppel und Gepolter. Das größtenteils von zwei klaren Männerstimmen geprägte Material ist jedoch sicherlich keine Offenbarung. Ganz nett, um nebenher die Merchandise-Stände entlang zu schlendern, aber zu blutarm, um dauerhaft die Aufmerksamkeit des Hörers zu gewinnen. (Meul)

 

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Es folgte von Veranstalterseite aus die Ansage, dass nun TAAKE vorgezogen werden (solider Gig, u.a. mit GG ALLIN Cover „Die When You Die“ – sehr gut!), da die Jungs von EXHUMED gerade in Bad Berka vor dem leeren Acker stünden und verwundert eine Bühne suchten… fantastisch! Eine Stunde später hatten die vier Amis die weiteren 80km dann hinter sich gebracht und stürmten unverzüglich die Bühne. Tja, was gibt es zu den alten Recken zu sagen… sympathisch wie eh und je halt. So sehen Metaller aus!!! Lange Haare, Bauch und Kutte. Die stehen auf ihre eigene Mucke! Credibility bis zum Abwinken. Klar, nicht wahnsinnig originell, klar, hören die Jungs gerne alte CARCASS (warum spielen die hier eigentlich nicht mal!?), aber was soll’s!? Goregrindgeballer allererster Kajüte wurde hier geboten. Runde Sache! (Haslauer)

 

Party.San Open Air

 

Schon der Einstieg mit dem relativ alten „A Seed For Suffering“ ließ erahnen, dass NACHTMYSTIUM, die sich mit ihren letzten Alben vom reinen Black Metal der Anfangstage zunehmend entfernt und psychedelischen Klängen geöffnet haben, auch den Traditionalisten unter den Anwesenden das ein oder andere Leckerli um die Ohren blasen wollten. Das sollte sich bewahrheiten, als die Chicagoer um Frontmann Blake Judd mit „Ashes To Ashes“ ein wahrhaft altes Lied vom „Demise“-Zweitwerk von 2004 ausgruben, das es schon seit langer Zeit nicht mehr in das Set geschafft hatte und mit seinem nordisch-kalten Black Metal doch einen recht deutlichen Kontrast zum drogengeschwängerten „Assassins“- und „Addicts“-Material bot. Bei „Hellish Overdose“ war es aufgrund von Problemen am Schlagzeug, das zuvor herrlich drückend geböllert hatte, zu einer Unterbrechung von einigen wenigen Minuten gekommen. Diese sorgte nach dem großartigen Ohrwurm „Ghosts Of Grace“ leider dafür, dass man auf das letzte geplante Stück verzichten musste – was wäre es wohl gewesen?

Aber auch ohne dieses lässt sich der unverwechselbaren Formation eine wahrlich starke Setlist, die bis auf die ganz frühen Tage alle Phasen der Bandhistorie berücksichtigte, und eine große Portion Spielfreude bescheinigen. Leider zeigte die Mehrheit des Publikums eher verhaltene Reaktionen. Offenbar war man mit dem Material der US-Amerikaner nicht so gut vertraut.

Setlist NACHTMYSTIUM:

  1. A Seed For Suffering
  2. Your True Enemy
  3. Addicts
  4. One Of These Nights
  5. Assassins
  6. Hellish Overdose (Technische Probleme, Unterbrechung, Neubeginn)
  7. Ashes To Ashes
  8. Ghosts Of Grace

 

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Trotz der ernsten Thematik ihrer Stücke schafften es die Niederländer HAIL OF BULLETS um Death-Metal-Sangesgott Martin Van Drunen wie immer, die Meute zum Bangen zu bewegen und mit ihrem schnörkellosen Todesblei der alten Schule gute Laune zu verbreiten. Vielleicht lag das auch daran, dass der Frontmann bei seinen wie gewohnt ulkigen Ansagen nicht mehr den nüchternsten Eindruck machte („Ostfriesland – Westpolen, ne?“). Die ausgewogene Setlist bediente sich wie üblich der beiden Alben „Of Frost And War…“ und „On Divine Winds“ zu gleichen Teilen.

Setlist HAIL OF BULLETS:

  1. Operation Z
  2. Red Wolves Of Stalin
  3. Full Scale War
  4. General Winter
  5. Berlin
  6. Kamikaze
  7. Tokyo Napalm Holocaust
  8. Ordered Eastward

 

Obwohl nicht als Special Show angekündigt, boten WATAIN genau das. Sie, die schon beim Party.San 2010 gespielt hatten, verzichteten vielleicht gerade deshalb komplett auf Material ihrer letzten beiden Alben. Stattdessen gab es bei der gewohnt okkult-verkommenen Live-Performance samt ausgiebiger Bühnendekoration plus viel Feuer fünf schwarze Hymnen von den ersten beiden Alben „Rabid Death’s Curse“ von 2000 und „Casus Luciferi“ von 2003. Den Höhepunkt hatten sich die Schweden aber bis zum Schluß aufgehoben, als sie mit „A Fine Day To Die“ von „Blood, Fire, Death“ einen der größten BATHORY-Klassiker, dessen sich beispielsweise auch EMPEROR in der Vergangenheit gerne angenommen hatten, erstaunlich mächtig coverten. (Meul)

Setlist WATAIN:

  1. The Limb Crucifix
  2. Black Salvation
  3. Rabid Death’s Curse
  4. I Am The Earth
  5. From the Pulpits Of Abomination
  6. A Fine Day to Die

 

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So, dann die Stunde der Wahrheit. Unumstritten waren sie ja nie, vom Mainstream teils vergöttert, vom Underground häufig verständnislos gehasst: MORGOTH. Damit wir uns richtig verstehen, ich war immer MORGOTH-Fan, hab die Jungs immer verteidigt und, wie gesagt, unumstritten waren die Sauerländer ja weiß Gott nie. Zudem gehören gerade die ersten beiden EPs für mich nach wie vor mit zum Besten, was der deutsche Death Metal so zu Stande gebracht hat.

Trotzdem hatte ich etwas Sorge, ob das alles auch im Jahre 2011 noch funktioniert und bereits nach gut 5 Minuten erhielt ich von einem ebenfalls anwesenden Kollegen eine SMS: „Boah, ist das peinlich!“ Nun, ganz so weit würde ich nicht gehen, der Sound war okay, die Songauswahl ordentlich. Aber was sich da vor einem auf der Bühne abspielte, war ganz sicher kein Death Metal-Feuerwerk. MORGOTH hatten ja eh immer so ein gewisses Streberimage und genau das wurde den Jungs am Festivalsamstag irgendwie zum Verhängnis, man nahm den Leuten da auf der Bühne den Sound einfach nicht mehr ab. Was man bei Bands wie EXHUMED noch Pfundweise geliefert bekam, nämlich Credibility, fehlte hier ganz einfach.

Woran es genau lag, man weiß es nicht… vielleicht war es die Kurzhaar-/James Hetfield-Optik oder das Alter, vielleicht waren es die zum Teil wirklich grausamen Ansagen („Wir sind MORGOTH! Wer seid ihr?“ Ääääh, Entschuldigung?!?!?!), an der Songauswahl lag es sicher nicht, von „Pits Of Utumno“, über „Body Count“, „Resistance“, „Unreal Imagination“, „Isolated“ bis hin zu „“Burnt Identity“ (heimlich hoffte ich ja noch auf „Travel“, leider vergebens. Die ersten zwei EPs blieben leider stark unrepräsentiert), zu meckern gab es da wenig, aber es funkte einfach nicht und dabei haben Bands wie MORBID ANGEL gestern oder viele, viele andere Combos in den letzten Jahren, gerade auf dieser Bühne, bewiesen, wie man auch mit 40 noch würdevoll die alten Songs schmettern kann. Auch wenn es Jammern auf hohem Niveau ist: Nee Jungs, sorry, das war nix… (Haslauer)

 

Party.San Open Air

 

Der eigentlich für kurz nach 23 Uhr angesetzte Auftritt der mittlerweile schon zwei Dekaden existierenden Norweger ENSLAVED verschob sich aufgrund von in die Länge gezogenem Um- und Aufbau sowie Vorgeplänkel um eine ganze halbe Stunde nach hinten. Dafür konnte man jedoch, als von den neueren Veröffentlichungen nicht gerade begeisterter Anhänger der ersten drei Scheiben der Nordmänner, schon erstaunt sein, dass das überwiegend neue Material in dieser Nacht so energisch klang. Grutle Kjellsons Kreischgesang wirkte so kraftvoll wie vor 15 Jahren und mit in der Dunkelheit endlich einmal voll zur Geltung kommenden Nebel- und Lichteffekten muss man ENSLAVED eine starke Darbietung zugestehen. Leider gab es neben Liedern jüngeren Datums wie „Fusion Of Sense And Earth“, „Ethica Odini“ oder „Isa“ mit dem Demo-Stück „Allfadr Odinn“ nur eine wirklich alte Nummer, kein „Slaget I Skogen Bortenfor“ und auch nichts von „Frost“ und „Eld“. (Meul)

 

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Spät war es geworden, doch dann endlich: AT THE GATES waren im Anmarsch. Lange hatte ich darauf warten müssen. Dann ging es los und es war verdammt gut. Tompa Lindberg (mit viiiel Stirn) und Konsorten legten los wie die Feuerwehr: gutes Licht, super Sound und noch bessere Songs. Die Setlist konnte nicht besser sein: „Blinded By Fear“ als Opener, „Nausea“, „The Burning Darkness“, „Terminal Spirit Disease“, „Suicide Nation“, und und und… was will man mehr?!

Leider spielte (wie bei fast jeder guten Band an diesem Wochenende) das Wetter wieder mal nicht mit. Gerade zu Beginn der Show fing es wieder an zu schütten und man merkte den Anwesenden mit der Zeit doch an, dass ihnen drei anstregende Tage, wenig Schlaf, 32 Bands, zig Liter Regen und vermutlich noch mehr Liter Bier in den Knochen steckten. Die Luft war ein wenig raus. Ich schätze mal 2.500 Leute standen noch tapfer vor der Bühne, während ich bei der obligatorischen „Kingdom fuckin‘?“-Zugabenansage zum Setende hin das Gelände verließ und sorgten für einen bemühten, aber absolut gelungenen Ausklang des Party.San 2011. (Haslauer)

 

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29.08.2011

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