Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2010
Konzertbericht
Freitag, 13.08.2010
ONHEIL (13:00-13:45)
Die Holländer von ONHEIL eröffnen pünktlich 13 Uhr den zweiten Festival-Tag. Und mit ihrem aktuellen Longplayer “Razor” im Gepäck, von dem die Band heute fast alle Stücke präsentiert, können die Fünf aus Zwijndrecht den paar Händen voll Zuschauern, die bereits den Weg vor die Bühne gefunden haben, mit ihrem sehr melodischem, eingängigem Black Thrash Metal, der besonders durch den zweistimmigen Gesang in Erinnerung bleibt, kräftig einheizen. ONHEIL legen großen Wert auf den Kontakt zum Publikum, animieren die Menschen in einer Tour zum Mitmachen, sodass es während der folgenden 45 Minuten in keinem Moment langweilig wird, im Gegenteil, der Auftritt der Band macht richtig Spaß. So ist es auch kein Wunder, dass immer mehr Festival-Besucher vor die Bühne strömen, um der Show der Holländer beizuwohnen. Insgesamt ein optimaler Auftakt für den heutigen Tag, der die Laune trotz des schlechten Wetters ordentlich heben konnte! (Katharina.Beck)
MILKING THE GOATMACHINE (14:00-14:45)
Weiter geht’s mit den Grind-Ziegen MILKING THE GOATMACHINE, die sich nun der schweren Aufgabe stellen müssen, die gute Stimmung, die ONHEIL aufbauen konnten, aufrecht zu erhalten. Dies gelingt den vier Musikern allerdings problemlos, denn nicht nur mit ihrem interessantes musikalischen Konzept des Goatgrinds, der stilechten Verkleidung mit Ziegen-Masken, sondern auch dem wahnsinnigen Spaß, den MILKING THE GOATMACHINE offensichtlich auf der Bühne haben, können sie das Publikum sofort fesseln und lassen es über die komplette Länge ihrer Show einfach nicht mehr vom Haken. Das Set der heutigen Show besteht natürlich vor allem aus Songs des aktuellen Debüt-Albums “Back From The Goats”, doch auch einige Stücke der kommenden Scheibe werden zum Besten gegeben, die von den Zuschauern richtig gut angenommen werden. Das Publikum, das in großer Zahl erschienen ist, feiert die Band nach allen Regeln der Kunst ab und MILKING THE GOATMACHINE lassen ohne Pausen eine Grind-Attacke nach der anderen in die Menge hageln und sparen dabei weder an geballter Aggressivität noch an fettem Groove. Wiedermal ein sehr gelungener Gig der Ziegen! (Katharina.Beck)
SUICIDAL ANGELS (16:00-16:45)
Als nächstes auf dem Plan steht die griechische Thrash-Granate SUICIDAL ANGELS und die vier Musiker gehen von Anfang an so richtig in die Vollen. Halsbrecherisches Tempo und knallharte Brutalität sind elementare Merkmale der Kompositionen der Griechen, denen es zugleich aber nicht an der nötigen Eingängigkeit fehlt, und diese eignen sich natürlich bestens dazu, das Haupthaar kräftig fliegen zu lassen. Und diesem Reiz kann das PartySan-Publikum natürlich kaum widerstehen, sodass man schon nach den ersten Takten der Show unzählige Köpfe kreisen sieht, die während der folgenden 45 Minuten auch nicht mehr zur Ruhe kommen. SUICIDAL ANGELS geben sich die größte Mühe, zocken sich voller Elan und Spielfreude durch ihr Set, agieren auf der Bühne energisch, kraftvoll und vor allem ausdrucksstark und suchen stets den Kontakt zum Publikum, animieren die Zuschauer und feuern sie kräftig an, um die Stimmung zu einem weiteren Höhepunkt zu bringen, was ihnen erstaunlich leicht gelingt. Die Griechen werden bereits seit Längerem als eine der Thrash Metal-Koriphäen der kommenden Metal-Generation schlechthin gehandelt und wenn sie weiter so machen, kann ich das bedenkenlos unterschreiben, denn an der heutigen Show der Griechen gibt es schlichtweg nichts auszusetzen. (Katharina.Beck)
DEMONICAL (18:00-18:45)
Ich hasse unangekündigte Veränderungen der Running Order. Ehrlich. Vor allem, wenn sie mich dazu zwingen, in Rekordzeit von meinem gemütlichen Campingstuhl aufzuspringen und mich über das aufgrund der desaströsen Wetterlage nicht gerade einfach zu passierenden Zelt- und Festivalgelände vor die Bühne zu bewegen. Statt OFERMOD, die eine Kollegin mal als „der größte Kindergarten, den die Welt jemals gesehen hat“ (wie Recht sie hatte!) bezeichnet hat, stehen DEMONICAL auf den Brettern und haben ihr halbes Set schon beendet, bevor ich es überhaupt schaffe, mir es vor der Bühne gemütlich zu machen.
Die verbleibende Show ist, zu meiner Enttäuschung, durch das fehlende Publikum, das beschissene Wetter und den verpassten Beginn überhaupt nicht die Death-Metal-Offenbarung, die ich mir vorfreudig versprochen hatte. Das kann man der Band aber nicht unbedingt zuschieben, denn sie spielen tight, schütteln ihr Haar und machen sowieso ausreichend klar, dass sie Bock auf die ganze Sache haben. Leider machen das unglaublich lichte Publikum und der höchstens mäßige Sound dem ganzen zusätzlich einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem sind es gerade die „Hellsworn“-Songs „Death Metal Darkness“ und „Götter Des Nordens“, die schmerzlich darauf hinweisen, was aus diesem Konzert ohne die widrigen Umstände hätte werden können. Schade! (Timm)
OFERMOD (20:00-20:45)
Auf OFERMOD, die nun endlich am Zuge sind, freue ich mich ganz besonders, denn schließlich sind die Schweden für ihre atmosphärischen, ungewöhnlichen Gigs bekannt und leider konnte ich sie bisher noch nicht live erleben. Zu Beginn der Show betritt eine Art Priester die Bühne und eröffnet den Auftritt OFERMODs, indem er, unterlegt mit atmosphärischen Klängen, mit geraunter Stimme eine Beschwörung oder ein Gebet vorträgt. An sich eine gute Idee, die ihre Wirkung heute allerdings gänzlich verfehlt, denn nach fast zehn Minuten sind die Zuschauer von diesem Schauspiel einfach gelangweilt und genervt. Doch als der Rest der Band endlich die Bühne betritt und den ersten Song anstimmt, können die Schweden das Publikum zumindest langsam wieder auf ihre Seite ziehen. Die abwechslungsreichen und stimmungsvollen Kompositionen, die vorrangig vom aktuellen Album “Tiamtü” stammen und die die Band technisch auf den Punkt darbietet, kommen gut an und auch wenn man sich darum streiten kann, ob Auftreten und Bühnenshow der Band, besonders die Aktionen besagten Priesters, der noch mehrfach zum Einsatz kommt, einfach übertrieben und schon einen Hauch lächerlich sind, so passt das Gesamtbild doch irgendwie zusammen und vermag, zumindest etwas zu gefallen. Die Zuschauer reagieren größtenteils aber dennoch eher verhalten, auch wenn es über die komplette Länge der Show relativ voll vor der Bühne bleibt. Insgesamt eine interessante, aber nicht überwältigende Show. (Katharina.Beck)
ASPHYX (21:00-21:45)
ASPHYX und das Party.San sind ein unzertrennliches Paar geworden. War es doch das Headliner-Konzert auf der 2007er Ausgabe des thüringischen Festivals, das zur Reunion der niederländischen Death-Legende führte und der Metalwelt „Death… The Brutal Way“ bescherte. Außerdem ist Martin Van Drunen nicht nur der wohl sympathischste Frontmann der kompletten Metalwelt, sondern dank ASPHYX und HAIL OF BULLETS Dauergast.
Die enge Verbindung zwischen den Umständen und der Band wirkt sich merklich auf den Auftritt aus. Trotz neuem Bassisten Alwin Zuur – Wannes Gubbels hat die Gruppe vor kurzem verlassen – wirken ASPHYX ungemein zuhause. Diese Atmosphäre strahlt auch auf das Publikum ab und man ist versucht zu sagen, dass das Festival nie so familiär ist, wie wenn die Holländer aufspielen. Über die Musik braucht man da ja an sich schon gar nicht mehr viele Worte verlieren. Wer die holländische Dampfwalze seit ihrer Wiedervereinigung bereits gesehen hat, weiß von einer traumhaften Songauswahl, Spielfreude bis zum Umfallen und den legendär komischen Ansagen Van Drunens zu berichten. Death Metal erfuhr in diesen Abendstunden ein Fanal der Begeisterung, von Freunden für Freunde. (Timm)
DYING FETUS (22:00-22:45)
Nach den Obersympathen ASPHYX und ihrer Groovemaschine ist es nun an DYING FETUS das Stimmungsbarometer auf dem Toplevel zu halten. Das dies nicht zu 100% gelingt, liegt sicher nicht an musikalischen Abrissbirnen wie „One Shot, One Kill“, „Epidemic Of Hate“, „Your Treachery Will Die With You“ oder dem unvermeidlichen „Kill Your Mother, Rape Your Dog“. Vielmehr liegt es am nun wieder verstärkt einsetzenden Pisswetter, sowie der, da Trio, zwangsläufig etwas fehlenden Bühnenpräsenz, dass es wieder etwas ruhiger wird vor der Bühne. Der Sound ist super, Riesenbackdrop am Start, coole Setlist, etc. wenn man der Band etwas vorwerfen kann, dann die etwas sparsame Kommunikation mit dem Publikum, nur runterholzen (wenn auch musikalisch perfekt) ist immer etwas fad… Trotzdem: Daumen hoch!
Leider regnet es auch hier wieder wie aus Eimern und bei allem „Sonne kann ja jeder“-Gelaber: Es nervt, es nervt wie Sau und drückt auf Dauer auch wirklich die Stimmung. Der Donnerstag hatte noch den Vorteil, dass man nur mit dem Matsch klar kommen musste und der Abend regenfrei war, am Freitag hingegen schüttet es nun den ganzen Abend über und so will auch einfach keine dauerhaft euphorische Stimmung aufkommen, auch bei DYING FETUS nicht. (Haslauer)
SARKE (23:00-23:45)
Auch wenn wohl die meisten Festival-Besucher an diesem Tag den Auftritt der kalifornischen Death Metal-Veteranen AUTOPSY herbei sehnen, ist es geknackte voll vor der Bühne, als SARKE, die noch recht junge Kombo um DARKTHRONE-Fronter Nocturno Culto und Namensgeber und Mastermind der Band Sarke, die Bühne entert. Von Beginn an präsentieren sich SARKE ausdrucksstark, engagiert und voller Spielfreude, Nocturno Culto nutzt jede Gelegenheit, um zu Posen und auf das Publikum einzugehen und zeigt sich einmal von einer ganz anderen Seite als bei DARKTHRONE, bei der er regelrecht aufblüht. Im Mittelpunkt allerdings stehen natürlich die zwischen Black und Thrash Metal angesiedelten, schnellen, eingängigen Kompositionen der Norweger, die druckvoll und auf den Punkt gezockt aus den Boxen dröhnen und von den Zuschauern abgefeiert werden, als gäbe es kein Morgen mehr. Dabei präsentieren SARKE sowohl Stücke ihres aktuellen Albums “Vorunah”, als auch neue Songs, die sehr gespannt auf das kommende Werk der Norweger machen. Sympathische Ansagen und Scherze Nocturno Cultos zwischen den Songs runden diesen alles in allem sehr stimmigen, unterhaltsamen und zugleich musikalisch einwandfreien Auftritt optimal ab, sodass SARKE auf jeden Fall zu meinen persönlichen Highlights des Festivals zählen. (Katharina.Beck)
AUTOPSY (00:00-01:00)
Wie jedes Jahr brauchte das Festival auch Anno 2010 eine Sensation. Wahrscheinlich schon fürs Ego. Wenn diese Sensation allerdings ausgerechnet AUTOPSY heißt, platzten im Vorfeld vermutlich nicht nur das Selbstbewusstsein der Veranstalter aus allen Nähten, sondern ebenfalls die Hosennähte der meisten Metalfans über dreißig. Chris Reifert ist nämlich neben der besten Death-Metal-Platte aller Zeiten („Scream Bloody Gore“), auch für die zwei äußerst veritablen Alben „Severed Survival“ und „Mental Funeral“ verantwortlich. Guter Mann. Zusammen mit einem recht zusammengewürfelten Lineup aus alten ABCESS-Mitstreitern und, zu meiner Freude, BRUTAL TRUTHs Dan Lilker am Bass, waren AUTOPSY also heuer dafür verantwortlich, den Freitagabend zu beenden. Das ist insofern eine Besonderheit, als dass die Truppe sich seit 20 Jahren nicht mehr Live hat Blicken lassen, und in Europa sowieso noch nie. Dementsprechend sind die Reihen vor der Bühne rappelvoll und saugen jede Note insbesondere der beiden Klassikeralben begierig auf.
Reiferts Performance ist dabei besonders bemerkenswert. Denn während er Schlagzeugspiel und Gesang parallel übernimmt, gelingt es ihm in beidem, zwar nicht besonders tight, aber ungemein energisch und überzeugt zu wirken. Dieser Typ will es wirklich wissen, er brennt und weiß um die Besonderheit dieses Augenblicks. Auch wenn der Rest der Band sein Ding locker und routiniert durchzieht, ruhen alle Augen auf dem Schlagzeuger und seinem hingebungsvollem Spiel. Auch wenn AUTOPSYs Material nicht gerade vielseitig ist und die späteren Platten allgemein nicht so der Hammer, wird die Band den Erwartungen gerecht. Urwüchsiger, dreckiger Sound jagt anderthalb Stunden über das Festivalgelände und lässt nicht nur alteingesessene vor Freude schreien, sondern bringt sicherlich auch den ein oder anderen jüngeren dazu, ein wenig musikalische Ursachenforschung zu betreiben. Ein würdiger Abschluss des Freitags. (Timm)
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