Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2010
Konzertbericht
Donnerstag, 12.08.2010
KETZER (19:00-19:45)
Die deutschen Black Thrasher von KETZER haben die Ehre, das diesjährige PartySan Festival zu eröffnen. Zwar können sich die jungen Musiker aus Bergisch Gladbach noch keinem all zu großen Publikum gegenüber sehen, zeigen sich davon jedoch absolut unbeeindruckt, gehen ohne Umschweife in die Vollen und können die anwesenden Festival-Besucher mit ihren schnellen, eingängigen Kompositionen und ihrer agilen und energischen Performance auf der Bühne schnell für sich gewinnen. Offensichtlich hat Fronter Infernal Destroyer in diesem Punkt auch ordentlich dazu gelernt, wuselt nicht mehr unruhig und unkoordiniert über die Bühne, sondern geht zielgerichtet auf das Publikum zu und wirkt sogleich viel routinierter und sicherer. Schon bald sieht man die ersten Mähnen fliegen und stetig strömen weitere Zuschauer nach vorne, bis KETZER nach die Bühne 45 Minuten unter anerkennendem Applaus räumen müssen. Insgesamt ein sehr würdiger Festival-Opener. (Katharina.Beck)
MERRIMACK (20:00-20:45)
Im Anschluss stürmt die französische Black Metal-Kombo MERRIMACK die Bühne. Zwar ist es immer noch alles andere als voll auf dem Gelände, aber über einige Zuschauer mehr als ihre Vorgänger KETZER können sich die Pariser zumindest freuen, auch wenn diese sich zu Beginn des Konzertes eher verhalten zeigen und die Band weniger abfeiern, als sie distanziert anzuschauen und sich lediglich zu rhythmischem Kopfnicken mitreißen zu lassen. Während der folgenden 45 Minuten tauen die Zuschauer jedoch immer mehr auf und gehen sogar ab und an auf die schüchternen Animationsversuche von Neu-Fronter Vestal, der sich optimal in das Bandgefüge einpasst, ein. Leider kann mich persönlich der recht durchschnittliche und wenig aufregende Black Metal der Franzosen kaum beeindrucken, auch wenn die Band sich auf ihr Handwerk versteht und eine solide, aber eben nicht überragende Leistung abliefert. Offensichtlich geht es nicht nur mir so, denn MERRIMACK ernten nach Abschluss ihres Gigs zwar honorierenden, aber keinen überschwänglichen Applaus und müssen die Bühne ohne Bitten um Zugabe verlassen. (Katharina.Beck)
MONSTROSITY (22:00-22:45)
Der Donnerstagabend ist nach guter alter Party.San-Tradition immer von Soundproblemen durchzogen. Für eine Band wie MONSTROSITY, die einerseits wuchtig ohne Ende, andererseits aber auch technisch brillant zu Werke geht, kann das schon mal böse aussehen. Glücklicherweise tritt das Worst Case Scenario dann doch nicht ein und die erwähnten Technikschwierigkeiten erschöpften sich in einer zu lauten Leadgitarre.
Das Set der stets unterbewerteten Kultband umfasst nicht nur einen vernünftigen Eindruck des Materials ihres aktuellen Albums „Spiritual Apocalypse“, sondern zur großen Freude des Publikums auch das ein oder andere Stück vom Erstling „Imperial Doom“ und dem „Millenium“-Klassiker. Die Band selbst präsentiert sich dabei technisch sauber, energiegeladen und professionell. Bei einer Band, bei der schon Musiker ungefähr jeder namhaften amerikanischen Death-Metal-Band zu Gast waren, sollte man aber auch nichts Geringeres erwarten können. (Timm)
THE DEVIL’S BLOOD (23:00-23:45)
Viel ist über die Holländer bereits geschrieben worden. Sofern es um ihre Konzerte geht, ist es in der Regel positives, wenn es um ihre Platten geht, neigt der Trend mit wachsender Diskographie langsam in die entgegengesetzte Richtung. Selbstverständlich spielten sie an diesem Abend in der Dunkelheit des späten Abends, alles andere wäre angesichts des üppigen Bühnenbilds undenkbar gewesen. Rezensenten betonen gerne den Ritualcharakter ihrer Show, aber verglichen mit dem, was ihre Freunde WATAIN danach an Dekokitsch auffahren sollten, wirkte der Aufbau in ihren Rücken beinahe bescheiden.
Erfreulich am Stelldichein mit THE DEVIL’S BLOOD war, dass sie es fertiggebracht haben, die ungeheuren Längen ihres letzten Albums live weitgehend zu vermeiden. Stattdessen wird jedem wichtigen Teil der Musik (lassen wir diesen Schlagzeuger mal außen vor) ausreichend Raum gelassen. Die Gitarren bekamen mehr als genug Spiel, ihre psychedelischen Klanglandschaften zu entfalten und Sängerin Farida Lemouchis kraftvolle, wenn auch nicht unbedingt variable Stimme, hatte Zeit, unter die Haut der anwesenden zu kriechen.
Wenngleich der Anfang ihrer Show augenscheinlich eher von Skepsis als von Begeisterung begleitet wurde, steigerte sich die Band in ihrer Wirkung mit verstreichender Zeit enorm, sodass zum epischen Ende der Tracklist mitunter frenetische Begeisterung in den vorderen Reihen auszumachen war. Inzwischen ist die Metalszene ganz klar in die altbekannten Liebe/Hass-Lager gespalten, in die jede Herausragende Band ihr Publikum teilt. Dieses Konzert diente da sicher nicht der Versöhnung: Dem einen okkult-kitschiger Zirkus, dem anderen Ritual, gar Offenbarung. Fest steht, dass THE DEVIL’S BLOOD auf der Bühne musikalisch Solide sind und sogar einigermaßen „Party machen“ (wie unangemessen!), allerdings mit Sicherheit auch nicht die Propheten des Lichtbringers, für die sie selbst und ein ganzer Schwung leicht zu begeisternder Metalheads sie halten. (Timm)
WATAIN (00:00-01:00)
Donnerstags-Headliner beim diesjährigen PartySan Festival sind die Kult-Black Metaller WATAIN, doch ihre Show startet erst mit erheblicher Verspätung, weshalb die Schweden sich einem ziemlich entnervten Publikum gegenüber sehen, als sie endlich den ersten Song “Malfeitor” anstimmen. Dementsprechend ist die Stimmung während des ersten Drittels der Show eher gedrückt und verhalten, viele Zuschauer sind sogar schon gegangen, doch Stück für Stück können sich WATAIN mit ihrem Auftritt wieder die Aufmerksamkeit und Begeisterung des Publikum erspielen. Kein Wunder, denn abseits solcher Rockstar-Allüren bieten die Schweden jedes Mal aufs neue eine rundum fantastische Show dar, so wie auch heute. Mit ihren atmosphärischen, düsteren, abwechslungsreichen Kompositionen WATAINs, emotional, ausdrucksstark und technisch einwandfrei von der Band, besonders von Fronter Erik Danielsson präsentiert und umrahmt von einer stimmungsgeladenen, finsteren Bühnenshow, können die Schweden problemlos eine pechschwarze, dichte Atmosphäre kreieren, von der sich die Zuschauer sogleich umfangen lassen. Einzig das DISSECTION-Cover “The Somberlain”, das die Schweden als vorletzten Song präsentieren, hätten WATAIN sich meiner Meinung nach wirklich sparen können, denn Eriks Stimme passt sich einfach so gar nicht in die Musik DISSECTIONs ein. Dennoch findet auch dieses Stück beim Publikum großen Anklang, bevor WATAIN mit “Waters Of Ain” vom aktuellen Album “Lawless Darkness” noch einen letzten eigenen Song in die Menge feuern und die Bühne anschließend unter tosendem Applaus verlassen. (Katharina.Beck)
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