Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2009

Konzertbericht

Billing: Postmortem, Unleashed, Thyrfing, Swallow The Sun, Sólstafir, Six Feet Under, Shining, Satyricon, Sadus, Rotten Sound, Dark Funeral, Paganizer, Moonsorrow, Marduk, Inhume, Hate Eternal, Evocation, Eluveitie, Destroyer 666 und Den Saakaldte
Konzert vom 2009-08-06 | , Bad Berka

Samstag

Party.San Open Air

PAGANIZER

Alter Schwede! Mit ihrem allerersten Auftritt in Deutschland walzten die…, ratet mal, richtig, Schweden ganz schön alles vor sich nieder, was sich den Mannen um Hansdampf in allen Gassen Rogga Johansson (u. a. DEMIURG, Ex-DERANGED, RIBSPREADER uvm.) in den Weg stellte. In diesem Fall waren es zwar nur wenige hundert Fans, ein Tribut an die letzten beiden heißen als auch feuchtfröhlichen Festivaltage, aber diesen wurde ein wunderbar herrliches Old School Death Metal Getrümmer serviert. Direkt, schnörkellos, wie ein Faustschlag in die Fresse, musikalisch irgendwo in der Schnittmenge aus GRAVE, DISMEMBER, ENTOMBED, alte EDGE OF SANITY sowie VOMITORY. Die Fans nahmen Granaten wie „Scandinavian Warmachine“, „Gasmask Obsession“, das zerstörerische „Even In Hell“ oder das famose SEPULTURA-Cover „Troops Of Doom“ dankbar entgegen, es bildeten sich dabei sogar vereinzelte Moshpits. PAGANIZER selbst hatten sichtlich viel Spaß an dem Auftritt, welcher leider viel zu schnell zu Ende ging. (Endres)

Party.San Open Air

SHINING

Nachdem sich Sänger Kvarforth bei seinem gestrigen Auftritt mit DEN SAAKALDTE schon nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert hatte, aber immerhin die Erwartungen aller selbst verletzenden Teenies zu bestätigen wusste, stand ich dem heutigen Gig von SHINING sehr zwiespältig gegenüber. Die musikalisch wirklich brillanten Schweden leiden ja wie bereits erwähnt stark unter der Präsenz ihres Bandchefs, und so sah ich auch dieses Konzert schon ex ante den Bach ‚runtergehen.

Doch weit gefehlt! Offenbar saß dem jungen Ausnahmemusiker die Überdosis Whisky vom Vortag noch deutlich in den Knochen, und so verschonte er das Publikum (zum Leidwesen seiner Fangemeinde) weitestgehend mit peinlichen Aktionen. Wie bereits erwähnt ist der Rest der Truppe technisch definitiv über jeden Zweifel erhaben. Die Gitarristen Graby und Huss glänzen insbesondere bei den Stücken des neuen Albums „VI – Klagopsalmer“ mit frickeligen kleinen Soli, während auch die beiden Neuzugänge, Bassist Larsson und Schlagzeuger Schill, die Messlatte für musikalische Fähigkeiten im Black Metal reichlich hoch hängen. Leider ist der Sound an diesem Spätnachmittag alles andere als günstig, und so sind die vielen kleinen Details im Sound der Band kaum zu vernehmen.

Die Setlist bietet einen guten Überblick über das Schaffen der Gruppe, legt zwar den Schwerpunkt auf die letzten beiden Alben, ohne jedoch das kongeniale „III – The Eerie Cold“ zu vernachlässigen. Im Gegenteil, zu meiner innigen Freude wird das getriebene „Eradication Of The Condition“ zu meinem persönlichen Highlight. Mit „Lat Oss Ta Allt Fran Varandra“ beenden sie unter großem Jubel ihren Auftritt, und trotz dem allgemein sehr zufrieden wirkenden Publikum bleibe ich eher enttäuscht zurück, da ich mir bei derartiger Musik ein bisschen mehr Seele erhofft hätte. (Timm)

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BRUTAL TRUTH

Auf BRUTAL TRUTH hatte ich mich die ganze Zeit über gefreut, coole Band. Und so stand ich dann auch schon vorne, als die Band die Bühne betrat. Sahen aus wie immer, doch dann Dan Lilker… puuuuuh. Ich mein, Metal ist alt! Ist bekannt und wird jedem klar, der mal in letzter Zeit auf einer MAIDEN-, PRIEST- oder METALLICA-Show war… aber jetzt wird auch schon der Grindcore alt. Meine Herren, da hat die Zeit aber einige Spuren hinterlassen, aber klar, der Mann geht mittlerweile auch stramm auf die 50 zu!

Party.San Open Air

Trotzdem coole Show. Kevin Sharp gab den Vollspacken, kam Barfuss mit Cowboyhut, Shorts und Texas-Batikshirt auf die Bühne und vollzog laufend irgendwelche Schießübungen. Sang aber natürlich trotzdem wie ein junger Gott und spulte sein Gruntprogramm scheinbar mühelos herunter. Wahnsinnsstimme!

Richtig gute Stimmung gab es seitens des Publikums immer bei älteren Stücken aus der „Extreme Conditions Demand Extreme Responses“-Ära wie etwa „Birth of Ignorance“, „Walking Corpse“ oder (mit Abstrichen) „Godplayer“ vom „Need To Control“-Album. Nach 30 Minuten war es dann langsam doch etwas zäh mit dem ganzen Geballer, aber nichtsdestotrotz: unterhaltsame Show. (Haslauer)

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SADUS

Die nächste Stunde gab es dann Thrash Metal, alte Schule und zwar in Form von SADUS. Und das Trio legte dann auch gleich los wie die Feuerwehr und spielt einige alte Hits, aber irgendwie wurde schnell klar, es fehlte doch etwas… das alte SADUS-Problem: immer gut und immer Mittelmaß. Fein Flying-V am Start und auch die stattliche Matte von Sänger Darren demonstrierte 20-jährige Szenezugehörigkeit, aber für die erste Thrash-Liga, zum Original reichte es leider nie.

Und so waren die Reaktionen im Publikum auch eher bedingt euphorisch, höflicher Applaus, ein paar Leute bangten, da war eine Menge Nostalgie im Spiel, aber mehr auch nicht. Wobei, wenn man Steve DiGiorgio (auch schon graue Haare…) so sah, wurde man fast schon wehmütig, wenn man bedenkt, mit wem der schon alles Platten gemacht hatte… DEATH, AUTOPSY, TESTAMENT und gefühlte hundert andere Bands… (Haslauer)

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MOONSORROW

Als MOONSORROW die Bühne betraten, sorgen Wind und Regen für die richtige Einstimmung auf die folgenden 45 Minuten. Die Finnen scheinen sich wie zu Hause zu fühlen und ihre Energie griff auch auf das Publikum über. Die Spielfreude mit der die Band Songs wie „Raunioilla“ , „Tulimyrski“ oder „Kivenkantaja“ zum Besten gibt, sorgt zusammen mit dem Stageacting der Finnen für ein begeistertes Publikum und so mancher wird erst nach dem Auftritt festgestellt habe, dass er vom Regen ganz durchnässt war – aber es ist ja schließlich kein Kindergeburtstag. Ganz im Gegenteil: Die von THYRFING vergebene Chance auf eine Lehrstunde in Sachen Viking-Metal, wurde von MOONSORROW aufgegriffen. Und auch mancher dem Genre ferner Metaller musste einsehen, dass Viking nicht automatisch wie FINNTROLL klingen muss. (Kiki)

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BRUJERIA

Bei BRUJERIA war ich mir vorher sicher: entweder Totalreinfall oder Festivalhighlight. Das Zeug ist ja auf Platte super und ich bin auch seit jeher ein großer Fan, aber ob das Ganze auch vor 7.000 Leuten auf einem Festival funktioniert, steht auf einem anderen Blatt.

Und so stand ich zweifelnd voller Vorfreude in Bühnennähe als Shane Embury (alias Hongo) als Erster mit um Mund und Nase gebundenem Tuch die Bühne betrat. Die Menge johlte (sich seiner Verdienste wohl bewusst) und als der so Gefeierte gönnerhaft, wohlwollend in die Menge zurückwinkte und sich nickend seine Gitarre umschnallte wurde schnell klar, dass hier nichts schief gehen würde und die Party des Festivals anstand.

CARCASS-Jeff Walker (aka El Cynico), AT THE GATES/CRADLE OF FILTH/PARADISE LOST/etc.-Adrian Erlandsson (alias Podrido alias El Bateria) und die BRUJERIA-Recken Juan Brujo & Pinche Peach folgten.

Party.San Open Air

Es folgte die beste Stunde Party.San seit langem. Hit reihte sich an Hit, und als ich vom Fotograben zurückkam und mir meinen Weg durch die Menge bahnte, erblickte ich ausschließlich grinsende Gesichter und nickende Köpfe.

Songmäßig gab es eigentlich alle Hits: „Matando Gueros“ war auf jeden Fall dabei, „Raza Odiada“ auch, „Consejos Narcos“ sowieso… ansonsten (ohne Gewähr): „Hechando Chingasos“, „Revolución“, „Almas De Venta“, „El Patron“, „La Migra“ und noch einige andere. Ganz groß! (Haslauer)

Party.San Open Air

ELUVEITIE

Um 22 Uhr war es trotz Regens vor der Bühne mehr als voll. Jedoch fingen die Schweizer von ELUVEITIE nach über 25 Minuten Verspätung mit ihrer Show an. Wer die Band kennt, versteht, dass die Mitglieder ihre zum Teil sehr exotischen Instrumente, wie die Drehleier, selbst stimmen müssen. Leider hatte sich die Verzögerung durch das Stimmen der Instrumente nicht wirklich gelohnt: Die klassischeren Instrumente gingen, trotz mehrerer Korrekturen am Sound, meist unter. Dem Publikum war es, wie auch der Regen, egal. Sie feierten ihre acht Helvetier, die sie dafür mit großer Spielfreude und Songs wie „Gray Sublime Archon“ belohnten und die Verspätung nachholten. (Kiki)

Party.San Open Air

DARK FUNERAL

Das letzte Mal sah ich DARK FUNERAL 2006 auf dem Hellraiser Open Air, und die damalige Vorstellung hat mich gelinde gesagt nicht wirklich überzeugt. Totaler Soundmatsch, uninspiriertes, dauerhaftes Geknüppel, nicht gerade perfektes instrumentales Zusammenspiel, keine ideale Setlist, recht langweilige Performance.

Party.San Open Air

So war ich nicht gerade wirklich auf die schwedischen Bösewichter gespannt, und musste mich doch sehr schnell eines Besseren belehren lassen. Ich hätte mir niemals vorher denken können, dass sich DARK FUNERAL sogar zu einem meiner persönlichen Festival-Highlights entwickeln würden. Die Band bewies, dass sie einiges auf dem Kasten hat, ja, dass sie eine wirklich großartige Live-Band sein kann. Absolut tight, präzises Zusammenspiel, souveräne instrumentale Darbietung, super Stageacting, starker Sound, von Anfang an standen die Zeichen auf Sturm! Obendrein überzeugte mich auch noch die gelungene Setlist, welche die gesamte Bandhistorie beinhaltete. Auf Ansagen wurde fast komplett verzichtet, doch wer braucht schon viel Geschwafel, das können andere Bands besser, während DARK FUNERAL einfach den Knüppel aus dem Sack lassen. Und die Feuerspuk-Einlage nach „Vobiscum Satanas“ hatte auch was. Mit den beiden Zugaben „Atrum Regina“ und „An Apprentice Of Satan“ endete die klasse Show. (Endres)

Setlist:

1. King Antichrist
2. The Secrets Of The Black Arts
3. The Arrival Of Satan’s Empire
4. Goddess Of Sodomy
5. Vobiscum Satanas
6. Open The Gates
7. Hail Murder
8. Atrum Regina
9. An Apprentice Of Satan

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SIX FEET UNDER

Nach diesem Höllenritt von einem Auftritt haben es die Amis um Oberkiffer Chris Barnes natürlich relativ schwer, mit ihrem eher auf Groove betonten Death Metal richtig zu punkten. Wurde vorher mehr als nur ordentlich Gas gegeben, regierte nun der eingängige Midtempo-Stampfer, was zwar grundsätzlich massenkompatibler ist, doch wer von DARK FUNERAL so wie ich richtig angestachelt wurde, wollte nun einfach MEHR!

Party.San Open Air

Nichtsdestotrotz lieferten SIX FEET UNDER einen routinierten, guten und in jeglicher Hinsicht professionellen Auftritt und bildeten somit ein gebührendes Ende für das 15. Party.San Open Air. Stücke wie „No Warning Shot“, „Silent Violence“, „Feasting On The Blood Of The Insane“, „The Day The Dead Walked“ und das flotte „Suffering In Extacy“ wurden präzise und druckvoll, bei glasklarem Sound, dargebracht. Hingucker war selbstredend Goldkehlchen Chris Barnes mit den wohl längsten Dreadlocks der gesamten Metalwelt, welche er vehement während der Stücke durch die Luft schleuderte und peitschte. Die herrlich tiefen Growls hatte ich von Chris zwar schon eine Spur deftiger vernommen, dafür klangen seine Schreie aber noch immer herrlich nach abgestochenem Schwein. Den Abschluss bildete wie immer das AC/DC-Cover „TNT“, eine Nummer, welche ich eigentlich nur langweilig finde. Da hätte ich mir doch lieber einen weiteren alten Klassiker aus der Feder der nicht mehr ganz so jungen Herren aus Florida gewünscht. Trotzdem, wirklich schöner Ausklang eines wie immer fantastischen Party.San Open Airs. (Endres)

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01.09.2009

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