Party.San Open Air
Der große Festivalbericht 2008

Konzertbericht

Billing: Behemoth, Bloodbath, Bolt Thrower, Dismember, Endstille, Farsot, General Surgery, Hail Of Bullets, Legion Of The Damned, Obituary, Skyforger, Týr und Unanimated
Konzert vom 2008-08-07 | Open Air, Bad Berka

SAMSTAG

Party.San Open Air

IMPERIOUS MALEVOLENCE

Den Samstag eröffnet um kurz vor Zwei die vielleicht exotischste Truppe des Festivals, die Brasilianer IMPERIOUS MALEVOLENCE. Auf allzu viel Publikumsunterstützung können sich die Südamerikaner leider nicht verlassen. Trotz der relativ humanen Anfangszeit ist die Menge vor der Bühne überschaubar, vielen steckt wohl noch eine ausgedehnte Runde Brutz & Brakel in den Knochen. Schade eigentlich, denn ihr brasilianischer Brutal Death weiß wirklich zu überzeugen. Schnelle Double Bass, dazu groovende Gitarrenarbeit und etwas gekrächztes Grunzen, fertig ist der musikalische Lunch. Die hätten von mir aus gerne etwas später spielen dürfen. (Andreas)

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INSISION

Meine erste Band des Tages: INSISION. Und man muss acht geben, dass es nicht auch gleich die letzte wird, denn die Schweden haben einen derart brutalen Sound dabei, dass selbst LIVIDITY vom Vortag klingen wie Kasperletheater. Daniel Ekeroths literarische Nebenbeschäftigung hat INSISION sicher einigen wieder ins Gedächtnis gerufen. Die breite Aufmerksamkeit wurde den Schweden bislang ja nicht unbedingt zuteil. Drum hat man auch das Gefühl, dass man jetzt, da man auf einer so großen Bühne steht, die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen will, um sich den Leuten ins Gedächtnis zu nisten. Und das tut man mit unglaublicher Lautstärke. Die Mucke macht das leider nicht interessanter. Denn wirklich spannend ist es nicht, was einem die Stockholmer da auftischen. Recht statisch und wenig abwechslungsreich sind sowohl Show als auch Kompositionen, die sich in dem Lärm noch mehr gleichen als ohnehin. Somit nutzen sich INSISION für mich bereits nach knapp 20 Minuten ab. (Thomas)

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FACEBREAKER

FACEBREAKER sind mir bis zu diesem Auftritt nicht wirklich in Begriff gewesen. Asche auf mein Haupt. Die Schweden mit ihrem muskulösen Frontmann Roberth Karlsson kommen richtig geil mit groovigem Death Metal der, wer hätte es erwartet, schwedischen Schule daher. Die geilen Rhythmen sind gespickt mit interessanten Soli und werden von einem nicht nur wegen seiner Statur präsenten Frontmann mit gut ausgeprägtem Stimmorgan getragen. Für die Truppe ist es übrigens der erste Auftritt in Deutschland, weshalb man die Gelegenheit gleich noch für einen zweitägigen Urlaub in der Hauptstadt nutzt. Meinetwegen dürfte man die Band gerne öfters hier begrüßen. (Andreas)

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GENERAL SURGERY

Am frühen Abend lockt der Gore-Krawall der schwedischen Pathologen GENERAL SURGERY reichlich Publikum auf das Gelände, kann live aber leider nicht halten, was er auf Platte verspricht. Der Fokus ihrer Setlist liegt auf dem aktuellen Tonträger, obgleich dessen Vorgänger keineswegs stiefmütterlich behandelt werden: Nahezu alles von „Left Hand Pathology“ und selbst vermeintlich olle Kammellen wie „Severe Catatonia In Pathology“ und „Slithering Maceration Of Mortified Flesh“ von der nunmehr fünfzehn Jahre zurückliegenden Debüt-EP werden gespielt.

Während die Exzentrik der blutverschmierten Trendsetter vom Longplayer mit ordentlich treibenden Blasts und vielen hervorragenden Riffs glänzt, stützt sich der Fünfer on stage lediglich auf sein Image und seine Optik, musikalisch bleibt er leider dünn und schwach. Nichtsdestotrotz sind die Fans – die meisten ganz genregerecht mit Mundschutz und Pathologen-Kittel – enthusiastisch und ständig in Bewegung. Da werden Arme gereckt, Fäuste geballt, guttural gegrölt und es wird wie bekloppt im Kreis gerannt. Ich hatte mir dagegen mehr erhofft. (Conni)

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VREID

Sind GENERAL SURGERY schon bedauerlich beliebig, schicken sich auch VREID nicht an, mehr Profil zu zeigen. Netter Black’n’Roll kommt bei rum. Aber wie sagt die Binsenweisheit, „nett“ ist eben nicht mehr als der kleine Bruder von „scheiße“. Ganz so hart will ich VREID zwar nicht beurteilen, zu größerer Euphorie sehe ich mich angesichts der doch recht austauschbaren Mucke aber auch nicht veranlasst. Spätestens mit „Pitch Black Brigade“ hatte ich damals schon genug vom Quasi-WINDIR-Nachfolger gehört, bereits der Erstling litt unter einer begrenzten Halbwertszeit. Und auch der aktuelle Longplayer, von dem offenbar ein Großteil der Songs stammt, scheint da keine große Ausnahme zu machen, wenn ich meinen Ohren trauen kann. Verzichtbar, I’m afraid. (Thomas)

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MAROON

Ein Festival, auf dem dieser Tage eine Metalcore-Band die Ausnahme darstellt, muss man sich ja schon rot im Kalender anmarkern. Erfrischend traditionell und erfreulich wenig anbiedernd präsentiert sich das Party.San 2008 und hat mit MAROON nur eine Band im Programm, die die Schnittmenge zu massenkompatiblen Sounds repräsentiert. Wobei: so wirklich massenkompatibel klingen MAROON gar nicht, sondern teilen ordentlich aus. Zwar wird die Band von vielen mit Nichtbeachtung bedacht, den Fans, die sich vor der Bühne versammeln, bieten die Nordhausener aber, was sie erwarten. Ordentlich rumms. Persönlich kann ich mit einer Metalcore-Band in drei Tagen leben und die Leistung dann auch ohne zu murren würdigen, die die Band trotz gelegentlicher Wurfgeschosse aus dem Publikum abliefert. Die Frage nach Nachschlag würde ich aber ebenfalls dankend ablehnen. Unter erschwerten Umständen liefern MAROON also einen respektablen Gig ab. (Thomas)

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LEGION OF THE DAMNED

Große Aufregung vor dem LEGION-OF-THE-DAMNED-Gig: Der heutige Auftritt wird für eine DVD mitgeschnitten werden. Da muss natürlich alles sitzen, jede Pyroexplosion, jedes Backdrop, und zwar millimetergenau. Und LOTD funktionieren natürlich wie eine gut geölte Maschine: Präzise, druckvoll und aufgeräumt wie eine ästhetisch einwandfreie Matheformel mit Blutklecks auf dem Karopapier. Der Sound ist zum ersten Mal laut und schön transparent zugleich, er ist überall und er ist reine Aggression, in jeder Sekunde, beängstigend effizient. Überambitionierte Doublebasstreter wie „Infernal Wrath“ und „Bleed For Me“, thrashige Daumenschrauben wie „Son Of The Jackal“, „Into The Eye Of The Storm“ oder „Legion Of The Damned“ zünden unmittelbar. LOTD schreiben bekanntlich keine Songs, die viel Engagement seitens des Hörers abfordern, sie überfordern nicht, gehen nach vorne und gut ist. Auf Platte wird das schnell langweilig, live muss ich den Slayerettes eine zweckmäßige Konsequenz zugestehen.

Doch so gut die Band auch zusammen spielt – die vier Holländer zocken ihre Stücke runter und sind ein wenig unherzlich, sie sind nicht unbedingt inspirierend, spielfreudig. Die Interaktion mit dem Publikum klappt auch nicht sonderlich gut, nur wenige Ansagen sind dem Sänger zu entlocken. Links und rechts steht je ein langhaariger Typ mit Gitarre bzw. Bass, in der Mitte der Bühne ein riesiges Schlagzeug: Immer dieselbe Pose zu wiederholen, wie angewurzelt seinen bangenden Mann stehen, wirkt irgendwann unglaubwürdig, man kommt zu routiniert rüber. Das ist schade, scheint aber das dicht gedrängte Publikum nur in geringem Maße zu stören, der Pit vor der Bühne kocht, Stagediver und Crowdsurfer werden durchgereicht, als würden sie von Fluglotsen koordiniert. (Conni)

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BEHEMOTH

Beeindruckend brillant oder beängstigend blass? Es hätte an diesem Party.San-Wochenende ein Triumphzug der drei großen Bs werden können, nein, sogar müssen – bekannt sind doch alle drei für ihre hervorragenden Live-Qualitäten. Begeisterungsstürme können allerdings nur BOLT THROWER tags zuvor entfachen. Denn nachdem bereits BLOODBATH als Co-Headliner am Freitag eher blutarm als blutrünstig daherkommen und dem britischen Brechstangenkommando bereitwillig den Weg ebnen, vermögen auch BEHEMOTH einen Tag später nicht die volle Breitseite zu servieren. Beim Bechern am Brutz & Brakel-Stand darf man nun zunächst kritisch beäugen, wie die zweitletzte Band des Festivals bedenklich lange auf sich warten lässt – eine bedauerlich lange Umbaupause von 15 Extraminuten beschneidet die kostbare Spielzeit. Auf der mit Eisenengeln beschmückten und doch recht bedrohlich wirkenden Bühne angekommen, bollern die Polen zur Begrüßung mit „Slaves Shall Serve“ dann zwar zunächst gewohnt brachial los. Den Banner der Brutalität können sie aber nicht wie gewohnt im Sturme wehen lassen. Der breiige Sound und eine allzu auf täglich Brot bauende Performance behindern eine neuerliche Machtdemonstration der polnischen Todesblei-Berserker. Erschwerend kommt die während der letzten Tour zum Brauch beförderte Beknacktheit, nach jedem Song hinter der Bühne verschwinden zu müssen – bei bereits bedenklich kurzer Bühnenzeit beileibe eine nur bedingt brauchbare Idee. Bestenfalls auf gutem und ihnen nicht zur Ehre reichenden Niveau braten BEHEMOTH „At The Left Hand Ov God“, „Prometherion“, „Conquer All“, „As Above So Below“ und als Abschluss das unvermeidliche „Chant For Eschaton“ raus. Zum Bauklötze staunen barbarisch bösartig soll es erst eine Woche später auf dem Summer Breeze werden. Basst doch… (Imperium)

Party.San Open Air

OBITUARY

Jetzt ist die Zeit gekommen, die Band zu bejubeln, auf die wohl ein Großteil der Fans gewartet haben dürfte. Das lässt sich zumindest an den Massen festmachen, die an diesem lauen Abend die Party.San-Stage belagern. Keine Frage, auf OBITUARY ist immer Verlass. Dereinst hat der Florida-Fünfer mit „Slowly We Rot“ Metal-Geschichte geschrieben, denn kaum eine andere Band hat einen derart kranken, abgefuckten Death-Metal-Sound, ohne sich dabei musikalisch zum Affen zu machen.

John Tardys feuchte Röchelstimme und die Tatsache, dass seine Vocals anfangs als Instrument fungierten und er es insgesamt maximal auf eine Text-Zeile pro Song brachte, war bahnbrechend und ist es auch heute noch. Insbesondere live: Rosshaar-Tardy schlurft und stolpert etwas unbeholfen über die Bretter, foltert und malträtiert seine Stimmbänder, was sich mit ordentlich Hall unten noch viel unmenschlicher anhört, und man wundert sich, wie sie das über all die Jahre ohne größeren Schaden überstanden haben. Sie klingen glücklicherweise immer noch nach „Cause Of Death“ und „The End Complete“; eigentlich müsste Tardy dauernd heiser sein. Ist er aber nicht. Zwischen den Songs palavert er freundlich, eher schüchtern verhalten, mit seinen Fans.

Trevor Peres und Noch-Neuzugang Ralph Santolla schmettern ihre Marathongitarrenbetten und -läufe, die so klasseweich und massierend auf uns einwirken, in ihrer Eindringlichkeit aber auch nach wie vor bedrohlich schneiden. Ihre Magenschwinger verfehlten nicht ihre Wirkung, helfen noch einmal alle Kraftreserven zu mobilisieren, aber irgendwie hat sich auch bei OBITUARY die Routine eingeschlichen. Dennoch: OBITUARY sind live immer wieder eine absolute Bank, ganz ohne Ausnahme. Sie sind eben nicht irgendeine große Metalband, die nach einer großen Show verlangt. Ein druckvoller Sound und eine erstklassige Setlist regeln hier wie immer das Programm, und mit beidem sind sie auch heute Abend wieder ausgestattet: „Insane“, „Lasting Presence“, „On The Floor“, „Turned Inside Out“ etc., im Zugabenteil dann die längst zur Obligation verkommenen „Slow Death“ (mit Tribal-Einlagen von Tardy), „‚Til Death“ und der unsterbliche Klassiker „Slowly We Rot“. Wie immer eben. Unterm Strich tragen BOLT THROWER und OBITUARY Punktsiege in der Kategorie „Bester Act“ nach Hause, zumindest wenn man nach den Reaktionen der BesucherInnen und dem „Hast-Du-gesehen“-Klatsch-und-Tratsch auf dem Festivalgelände geht. Und das war auch prinzipiell abzusehen. (Conni)

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02.10.2008

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