Party.San Metal Open Air 2022
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Samstag, 13. August 2022
MOTOROWL – Saftig orgelt die E-Orgel
Galerie mit 13 Bildern: Motorowl - Party.San Metal Open Air 2022Metal-Frühschoppen der besonderen Art auf dem Party.San: Nachdem die Groove-Thrasher CAROOZER den Festivaltag bereits um 10 Uhr im Zelt beginnen durften – sogar noch vor dem obligatorischen Eröffnungsschuss – legen MOTOROWL nach. Der psychedelische Doom-Stoner-Rock der Band aus Thüringen stellt stilistisch durchaus einen Ausreißer auf dem Party.San dar, aber diese Abwechslung kommt ziemlich gut an. Das Zelt gleicht zwar zu Beginn des Auftritts bei noch geschlossenen Seitenteilen eher einer finnischen Sauna, aber der Auftritt von MOTOROWL bringt gleich ein bisschen frischen Wind in die Location – die Stimmung ist trotz der frühen Stunde auf allen Seiten richtig gut.
MOTOROWL jedenfalls betonten heute ihre etwas härte Seite, rocken richtig nach vorne und stellen auch zwischendurch mal die womöglich rhetorisch gemeinte Frage in den Raum, ob denn jemand „einen Metal-Song“ hören möchte. Wollen natürlich alle. Klaro.
Die Songauswahl macht einen Rundumschlag durch die beiden MOTOROWL-Langspieler, macht dort aber nicht halt: So ist in der heutigen Setlist neben dem Albumtitel-Track „Om Generator“ vom Debütalbum auch neues Material in Form von „Shapeshift Hooligans“ vertreten. Besonderen Stellenwert bekommt der Titeltrack des aktuellen Albums „Atlas“, mit dem das Set angemessen beschlossen wird.
Sänger Max Hemmann erläutert im Verlauf des Auftritts, dass das Party.San vor elf Jahren sein erstes Festival gewesen sei und er sich freue, nun hier auf der Bühne stehen zu können. Und das geben wir gern zurück: Schön, dass MOTOROWL Anno 2022 beim Party.San auf der Bühne stehen konnten.
SLAUGHTERDAY – Old-School-Bärte des Todes
Galerie mit 12 Bildern: Slaughterday - Party.San Metal Open Air 2022Raus aus dem Zelt, rein in die Sonne. SLAUGHTERDAY dürfen den letzten Party.San-Tag auf der Hauptbühne bei bratender Mittagshitze eröffnen. Dabei gewinnen die Niedersachsen schonmal den Titel für den besten Backdrop des Festivals: Das in Anlehnung an das Köstritzer-Logo designte Motiv passt zum Party.San ja wie die berühmte Faust auf’s Auge – und dürfte für so manchen Schmunzler gesorgt haben, auch und gerade wegen der Anspielung auf das passende Reifert-Gebot.
Das um Live-Musiker verstärkte Duo ist jedenfalls eine gute Wahl, um die ersten müden Zuschauer aus den Zelten heraus und auf das Infield zu locken, ist der Old-School-Death-Metal mit doomigem Einschlag von SLAUGHTERDAY doch so gradlinig wie live-tauglich. Bei dreißig Minuten Spielzeit reicht es dann auch für einen guten Abriss über das bisherige Schaffen der Band von „Cult Of The Dreaming Dead“ vom Debütalbum „Nightmare Vortex“ bis „Expulsed From Decay“ vom derzeit aktuellen Werk „Ancient Death Triumph“.
Dass mit norddeutscher Höflichkeit das Party.San abschließend zum besten Festival ausgerufen wird und mit Schlagzeuger Tom Hoffmann ein neues Mitglied bei seinem ersten SLAUGHTERDAY-Live-Gig (und dann gleich auf einem großen Festival) begrüßt wird, macht die Band gleich nochmal sympathischer. Freuen wir uns also auf das anstehende Album „Tyrants Of Doom“ und weitere Auftritte auf dem Party.San.
PURGATORY – Sächsische Todes-Routiniers
Galerie mit 13 Bildern: Purgatory - Party.San Metal Open Air 2022Die sächsischen Death-Metal-Urgesteine PURGATORY steigen mit ihrem diesjährigen Gig quasi in den Olymp der Party.San-Bands auf, denn mit fünf Auftritten ziehen sie mal eben mit Größen wie DYING FETUS gleich. 1993 gegründet ist die Band um Gitarrist und Sänger Dreier eine der dienstältesten Death-Metal-Kombos Ostdeutschlands und macht, wie bereits SLAUGHTERDAY unmittelbar davor, keinen Hehl aus der Liebe zum US-Death. Im Gegensatz zu den Ostfriesen gehen die Sachsen aber etwas brachialer zu Werke, setzen aber auch deutlich stärker auf düster-morbide Atmosphäre.
Auf eine treue Fan-Base in Schlotheim dürfen sie bei ihrem Quasi-Heimspiel eh bauen, schließlich veröffentlicht man seit Jahren auf dem hauseigenen Label War Anthem. Deshalb gibt’s wohl auch zu so früher Stunde eine Gratis-Feuer-Einlage, die zumindest anfangs ob des noch vollen Fotograbens einige überrascht haben dürfte. Ein Schelm wer dabei denkt, dass das vielleicht keine Absicht gewesen sein könnte. PURGATORY haben dazu ein klare Meinung: „Deny! Deny!! Deny!!!“
PANZERFAUST – Schwitzen bei Sonnenschein und Flammeninferno
Galerie mit 19 Bildern: Panzerfaust - Party.San Metal Open Air 2022Üblicherweise zur Ankündigung des berühmten Böllerschusses von „Esmiralda“ eingesetzt geht die Party.San-Warnsirene ein zweites Mal an diesem Tage, diesmal kündigt sie allerdings die Kanadier von PANZERFAUST an. Das Quartett macht zum Abschluss seiner Tour mit UADA noch einen Zwischen-Stopp in Schlotheim, muss aber ungleich früher am Tage ran als die Tourkollegen am Vortag.
War damit anfänglich zu befürchten, die harte Sonneneinstrahlung könnte die Atmosphäre des Auftritts einer Black-Metal-Band gefährden, so belehren PANZERFAUST das Publikum schnell eines Besseren. Theatralisch baut sich Sänger Goliath hinter einer Kanzel oberhalb des Schlagzeugs auf, von der er knochenbehangen heruntergrowlt. Gleichzeitig posiert Gitarrist Kaizer am vorderen Bühnenrand und liefert sich Growl-Kreisch-Duette mit dem hünenhaften Goliath im Hintergrund, der dann auch zeitweise seinen angestammten Platz für ausladendes Armausbreiten und maßvolles Schreiten über die Mainstage verlässt.
Ausgiebig werden ansonsten die Flammen-Pyros zu Titeln wie „Promethean Fire“ und „Tabula Rasa“ eingesetzt, was vor der Bühne (und sicherlich auf der Bühne auch) die Temperatur nochmal einen satten Schlag nach oben treibt. Den Auftritt mit seiner kriegerischen Grund-Thematik und das abgeranzt-militaristische Bühnenoutfit der Protagonisten mit stilechter Schmutz-Schminke untermalt dieser Feuer-Effekt ziemlich passend – und dafür schwitzen dann ja alle gern noch ein bisschen mehr. Und so beendet PANZERFAUST den Auftritt mit vom Schweiß verlaufener Gesichtsbemalung und mit einem kurzen Kniefall vor dem Publikum, eingerahmt von Goliaths Armen.
NUNSLAUGHTER – Blasphemie mit Spaß
Galerie mit 12 Bildern: Nunslaughter - Party.San Metal Open Air 2022NUNSLAUGHTER sind eine dieser Bands, die für den frühen Nachmittag wie geschaffen sind, denn das wüste Gerumpel der Kult-Asis hat ohne Zweifel Party-Potenzial. Dafür, dass bei so einer Band eigentlich relativ genau zu erwarten ist, was passieren wird, muss man Don Of The Dead und seinen Mitstreitern attestieren, dass sie gewillt sind, alles abzureißen und damit auch einigen Erfolg haben.
Die Band ist bestens zu garstigen Gemeinheiten à la “This Is Fucking War” aufgelegt und spielt trotzdem bemerkenswert präzise. So macht politisch inkorrekte Blasphemie Spaß!
SAOR – Nachmittagssonne hat Pause
Galerie mit 16 Bildern: Saor - Party.San Metal Open Air 2022Ja, am liebsten würde man wohl gerne fast alle Bands des Party.San auf Slots im Dunkeln buchen, geht aber halt nicht. Auch SAOR sind so ein Fall und außerdem der Beweis, dass folkige Töne auf dem PSOA eben doch funktionieren können, wenn sie denn so stark im (Atmospheric) Black Metal fußen, wie in diesem Fall. Hier ist auch keine Party angesagt, sondern Augen zu machen und epische Melodiebögen genießen – passenderweise macht die Nachmittagssonne gerade Pause. Dabei stand der Gig der Schotten kurz auf der Kippe, da Live-Gitarrist Rene seine Gitarre kaputt gegangen ist. Erfreulicherweise konnte der Ibanez-Stand hier schnell aushelfen.
Die Party.Sanen freut’s, schließlich spielen SAOR nicht gerade an jeder Steckdose. Außerdem kommen die Songs durch den im Vergleich zu den Alben kraftvolleren, weniger verhallten und in den Hintergrund gemischten Gesang von Andy Marshall deutlich direkter rüber, was die Live-Kompatibilität extrem steigert. Spätestens mit dem Titelsong des hervorragenden zweiten Albums „Aura“ gehen wirklich alle Arme vor der Main Stage nach oben. Traumhaft!
LUNAR SHADOW spielen ihren letzten Gig …
Galerie mit 11 Bildern: Lunar Shadow - Party.San Metal Open Air 2022… lösen sich aber nicht auf! Trotzdem ist heute ein trauriger Tag. Gleichzeitig kann man sich aber freuen, ein letztes Mal die Gelegenheit zu haben, zu den schwarzmetallisch bis postpunkig eingefärbten Epic-Metal-Hymnen die Fäuste zu recken und mitzugrölen. Bei 35 Minuten Spielzeit eine Quasi-Abschiedsshow durchzuziehen, ist ein hartes Pflaster, aber Mastermind Max Birbaum und seine Jungs bestehen diese Herausforderung mit Bravour!
Die Setlist besteht aus Highlights aller bisherigen drei Alben und der “Triumphator”-EP, welche mit dem Titelstück und “When The Last Grave Has Opened” bedacht wird. Besonders gefallen das in der Live-Darbietung ungleich kantigere “Delomelanicon” vom aktuellen Album “Wish To Leave” und die melancholische Stadion-Hymne “Roses”, die laute Publikumschöre im Refrain evoziert.
Apropos: die anfänglich etwa 150 loyalen Underground-Nerds vor der Bühne vermehren sich anscheinend im Lauf des Gigs, sodass das Zelt am Ende um knapp das Dreifache gefüllt sein dürfte. Beim epischen Intro des Schlusssongs “Triumphator”, bei dem LUNAR SHADOW und vor allem ihr sehr souverän wirkender Sänger Robert Röttig noch mal alles geben, muss man sich schon ein kleines Tränchen verdrücken, weil es so schade ist, diese talentierte und originelle Band nicht mehr auf der Bühne sehen zu können – aber das spricht ja letztlich für einen absolut gelungenen Auftritt.
FLESHCRAWL – Emotionaler Tribut an verstorbenen Sänger
Galerie mit 12 Bildern: Fleshcrawl - Party.San Metal Open Air 2022Emotional wird es auch bei FLESHCRAWL, wenn auch in gänzlich anderer Weise. Mit großen Bannern gedenken sie ihres 2021 verstorbenen Sängers Sven Gross, dessen Position von Borisz Sarafatugyinov mehr als würdig vertreten bzw. ausgefüllt wird. Ein schöner Tribut, der dem Sympathieträger bestimmt gefallen hätte.
Die süddeutschen Schweden-Death-Fans arbeiten sich durch einen Querschnitt ihres Schaffens und haben einen minimal verbesserungswürdigen Sound. Das ändert nichts an der respektablen Performance, aber leider auch nichts an der mal wieder ziemlich fies drückenden Hitze, die den charmant-altmodischen Death Metal von FLESHCRAWL gleich noch böser klingen lässt.
MÅNEGARM – Schweden können Schunkeln
Galerie mit 11 Bildern: Månegarm - Party.San Metal Open Air 2022Schon wieder Folk? Wie schon SAOR kurz zuvor haben MÅNEGARM ihre Wurzeln ebenfalls im Black Metal, haben dessen Pfade aber weiter hinter sich gelassen und auch keine Post-Irgendwas-Klänge eingebaut. Zwar verschwindet die Sonne aktuell wieder hinter einigen Wolken und ein erfrischender Wind weht über den Flugplatz Obermehler-Schlotheim, aber trotz der guten Voraussetzungen trübt der überraschend fiedelige Beginn den Eindruck ein wenig. Klar, die Schweden konnten schon immer Schunkeln, aber auf dem Party.San hätten viele wohl ein härteres Set erwartet. Sei es drum, eingehakt tanzende Menschen sieht man hier ja auch nicht so häufig. MÅNEGARM sind dann wohl eher das große Luftholen vor dem, was heute noch kommt.
Immerhin, mit „Odin Owns Ye All“ wird es auch mal etwas schneller und es kommt zumindest in den vorderen Reihen Bewegung auf. „One more song, then we will drink“ – gesagt, getan und nach „Hemfärd“ ist Schluss. Am Ende stellen MÅNEGARM vermutlich ihre Fans zufrieden, agieren aber nicht unbedingt mit dem glücklichsten Händchen in Sachen Songauswahl.
Aluhüte raus mit BLOOD INCANTATION!
Galerie mit 12 Bildern: Blood Incantation - Party.San Metal Open Air 2022BLOOD INCANTATION demonstrieren im Anschluss, wie sich eine aufstrebende Band den Arsch abspielt. Der komplexe und break-lastige Aluhut-Alien-Death-Metal der Band aus Denver zieht viele Menschen vor die Bühne und dürfte bei der nächsten Festival-Saison auch zwei Slots später funktionieren. Die Band ist in bester Verfassung, wobei vor allem Drummer Isaac Faulk für Staunen sorgt.
Bei aller technischen und kompositorischen Brillanz muss man aber festhalten: Das ist gut, das ist nicht neu. NILE, MORBID ANGEL, PESTILENCE und einige weitere finden sich schon als offensichtliche Referenz im Sound der Amis. Natürlich ist das nichts wirklich schlimmes, dennoch müssen Olli und ich die amüsante Frage, ob BLOOD INCANTATION nicht eines Tages die TOOL des Death Metal werden könnten, ausdiskutieren.
EIS
Galerie mit 10 Bildern: Eïs - Party.San Metal Open Air 2022IMPALED NAZARENE – Stumpf ist Trumpf
Galerie mit 13 Bildern: Impaled Nazarene - Party.San Metal Open Air 2022Was hab ich mir nur dabei gedacht, mir ausgerechnet IMPALED NAZARENE zu schnappen? Nun ja, was soll’s, schließlich ist der Entertainment-Faktor der finnischen Enfant Terribles des Black Metal immer recht hoch. So auch heute, als der ikonische Schlachtruf „Suomi Finland Perkele“ über dem Party.San ertönt. Immerhin, Mika Luttinen aka Slutti666 zeigt schon mal, dass er heute richtig Bock hat. Natürlich, das klingt irgendwie richtig kacke, aber eben auch räudig und angepisst oder kurz: Das muss schon so. Stumpf ist eben Trumpf bei IMPALED NAZARENE und wo andere Bands versuchen, besonders tight zu zocken, scheißen die Finnen einfach auf alles.
Auch wenn man laut Erzählungen der Kollegen im Camp nur noch Gewummer hören konnte, vor der Bühne hat der Sound druck und sowohl Songs des Allzeit-Klassikers „Suomi Finland Perkele“ als auch der Titeltrack der aktuellen Scheibe „Eight Headed Serpent“ ziehen die Leute in Scharen in die beachtliche Pit. Sind das eventuell sogar die allerersten Crowdsurfer des Festivals? Egal, IMPALED NAZARENE haben alles kurz und klein gehauen und damit abgeliefert. Kiitos!
DARK FUNERAL – Gott ist nicht hier …
Galerie mit 18 Bildern: Dark Funeral - Party.San Metal Open Air 2022Zur besten Pandabären-Zeit ertönt das wenig freundliche Intro mit den Worten „God is not here“, woraufhin in die Jahre gekommene Herren in Spike-Rüstungen gehüllt und mit Corpsepaint bemalten Gesicherten die Szenerie betreten. Der Rest ist Geschichte.
DARK FUNERAL reißen ihr Set mit den geliebten Klassikern und einigen neuen Stücken souverän ab und man fühlt sich dabei unwillkürlich bestätigt in der Vermutung, dass die Schweden keine Überraschungen bieten, eine schlechte Show allerdings auch niemals. Natürlich ist die Sandwichposition zwischen den heute unsäglich schlechten IMPALED NAZARENE und den Death-Metal-Altvorderen von BENEDICTION diesbezüglich recht dankbar und es passt auch zum eigentlich nicht so bösartigen Image der Band. Auf DARK FUNERAL kann sich jeder einigen.
SHAPE OF DESPAIR – Wohlig-wabernde Trauer
Galerie mit 11 Bildern: Shape Of Despair - Party.San Metal Open Air 2022Da ist er endlich, der leider auf dem diesjährigen Party.San doch etwas zu kurz gekommene Doom. Und dem Teufel sei Dank, spielt die finnische Funeral-Doom-Institution SHAPE OF DESPAIR nicht nur auf der Tent Stage sondern auch bereits komplett im Dunkeln. So kommt garantiert keine Freude auf und das gut gefüllte Zelt ergibt sich in einen wohlig-wabernden Sog aus Trauer. Dabei schafft es Natalie Koskinen trotz ihres teilweise recht hohen Gesangs nie kitschig zu wirken oder den Songs eine unnatürliche Gothic-Schlagseite zu verpassen.
Leider ist die Spielzeit mit gerade einmal 40 Minuten etwas knapp bemessen, für viele der genretypisch überlangen Songs reicht es also nicht. Egal, alle Anwesenden sind froh über die glasklare Wall Of Sound, verlieren sich einfach im Nebel des Zelts und nach dem vergleichsweise knackig-kurzen „The Distant Dream Of Life“ ist der Ausflug Richtung Doom auch schon wieder beendet. Schön war’s. Schön traurig.
BENEDICTION – Das höfliche Abrisskommando aus Birmingham
Galerie mit 13 Bildern: Benediction - Party.San Metal Open Air 2022Headlinerzeit auf dem Party.San: Bevor die mächtigen DISMEMBER den Abend beschließen dürfen, laufen die Death-Metal-Urgesteine BENEDICTION aufs Spielfeld und übernehmen die Abendgestaltung. Angetrieben vom neuen-alten (oder alten-neuen) Frontmann Dave Ingram, der zwischenzeitlich ja auch BOLT THROWER seine reizende Stimme leihen durfte, liefern die Engländer eine starke Werkschau ab, die beinahe die gesamte, über dreißigjährige Bandhistorie umfasst. Insbesondere das wirklich starke (manche mögen sagen: überraschend starke) 2020er-Album „Scriptures“ hat es bislang Pandemie-bedingt ja kaum angemessen auf die Konzertbühnen geschafft und bekommt einen besonderen Platz in der Setlist. So wird heute Abend einiges nachgeholt, hat es den Eindruck.
BENEDICTION jedenfalls machen erwartungsgemäß richtig Druck – und egal, ob altes „The Grand Leveller“-Material wie „Jumping At Shadows“ oder neuere Titel, die Todesblei-Veteranen liefern eine stimmige und konsistente Vorstellung ab. In bester englischer Death-Metal-Manier wird zwar ziemlich gewalzt, live kommt dem Material aber auch der angenehm punkige Unterton zugute, um die ganze Angelegenheit auch ja nicht zu steril rüberkommen zu lassen.
Das Publikum ist zwar nach Ansprache auch gut dabei, aber irgendwie scheint die ganz große Energie schon ein wenig verflogen. Ziemlich am Ende des dritten Festivalstages mit beinahe durchgehend 30 Grad tagsüber ist das vielleicht auch gar kein Wunder – aber Dave Ingram als erfahrener Fahrensmann kann auch hiermit umgehen, ruft einfach wiederholt zur Reaktion der Zuschauenden auf und lässt dabei auch nicht locker. Und wer so sympathische Ansagen wie „I Like Beer“ bringt, der weiß schon, wie er das Publikum kriegt.
Apropos sympathisch: Als Sänger Ingram abschließend auch noch den Securities für die gute und stets freundliche Arbeit dankt, da brandet lauter Applaus auf – auch die weitere Arbeit im Hintergrund des Festivals wird mit lobenden Worten bedacht. Sind halt freundliche Charaktere, die Kerle von BENEDICTION. Was sich dann auch darin zeigt, dass der ehemalige Fronter Dave Hunt explizit mit dem Titel „They Must Die Screaming“ und auch „Suffering Feeds Me“ gewürdigt wird.
Beschlossen wird das Set mit der aktuellen Single „Stormcrow“ von „Scriptures“, bevor sich der imaginäre Vorhang dann für das große Finale senkt.
DISMEMBER – Würdiger Headliner
Galerie mit 14 Bildern: Dismember - Party.San Metal Open Air 2022DISMEMBER sind die Band, auf die alle gewartet haben. Es wird noch einmal rappelvoll vor der Bühne und die Schweden um ihren sympathischen Frontmann Matti Kärki (der ganz schön alt geworden ist), die viel zu lange inaktiv waren, beginnen mit dem Überklassiker “Override Of The Overture” vom Debüt “Like An Everflowing Stream” ein traumhaftes Konzert, das mit “Dismembered”, “Skinfather”, “Of Fire”, “Collection By Blood” und “On Frozen Fields” ausschließlich Klassiker der ersten vier Alben präsentiert, die im Original-Line-up dargeboten werden.
Die Band ist klasse eingespielt und hochmotiviert und bedient auch noch den letzten Rest Death-Metal-Hunger auf diesem Festival. Nachdem DISMEMBER mit dem epischen Übersong “Dreaming In Red” ihren Gig beenden, gibt es wenn überhaupt nur den minimalen Kritikpunkt, dass die Pausen zwischen den Songs störend lang waren. Allerdings ist nach gut 15 Songs auch wirklich alles erlebt und gesagt und man kann das Party.San in vollster Zufriedenheit bei der ABBA-Disco ausklingen lassen.
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Solide Berichterstattung. Etwas Schade finde ich dass allgemein die Aussagen des 1914 Sängers in keiner Weise kritisch beleuchtet werden. Da stellt sich jemand hin und fordert auf Menschen aufgrund ihrer Nationalität zu töten. Das geht gar nicht, insbesondere weil sie ja auch noch „kulturelle Botschafter“ der Ukraine sind. Da wäre ein Anti-Kriegs-Statement definitiv angebrachter gewesen. Wenn man dann mal etwas deren Social Media durchforstet sieht man schnell, das diese Band nur tote Russen für gute Russen befindet und sich über deren Tot auch noch lustig macht. Da gibt es deutlich bessere Bands, Organisationen, Menschen aus der Ukraine die man unterstützen kann als 1914.
Vorab: Ich kenne die Aussagen von 1914 auf ihren Social Media Seiten nicht. Auf dem Party.San sagte der Frontmann in recht schwachem Englisch, dass die Ukrainer jeden Russischen Soldaten töten werden, der ihr Land angreift. Ich habe nicht vernommen, dass sich dies auf alle Russen bezog, daher halte ich deine Aussage für falsch. Leider haben auf Facebook viele Leute in das gleiche Horn geblasen wie du (manche kamen sogar mit „keine Politik im Metal!“) Bzgl. der Aussagen des Sängers auf dem PSOA gegenüber halte ich die Kritik für unberechtigt. Meine Wahrnehmung entspricht der, die von hier auf der letzten Seite des Artikels formuliert wurde.
Klar, kann man alles unschöne ignorieren, sh. Social Media Posts, oder diverse Aussagen auf Festivals (nicht nur PSOA) wo er zur Tötung von Russen auffordert, oder den Boykott alles Russischen. Diese Selektivität gibt einen dann natürlich die Überlegenheit Aussagen wie meine als „falsch“ zu deklarieren ohne sich mit dem Problem das „kulturelle Botschafter der Ukraine“ zum Mord aufrufen und diesen auch noch verherrlichen auseinandersetzen zu müssen.
Richtig, falsch.. nobody cares. Was du dagegen tun kannst? Richtig: NICHTS!
Eigentlich könnte man alle Diskussionen überall zu jedem Thema sofort einstellen, aber es ist halt ein guter Zeitkiller, wenn man sonst nichts zu tun hat, oder Spaß daran hat Leute zu beleidigen und es hält den Pöbel beschäftigt, aus Sicht der Leute, die wirklich was zu sagen haben..
Ein Feindbild zu haben, jemanden zu hassen und das ausleben zu können, ist wichtiger als die Frage, ob das gerechtfertigt ist. Seid doch nicht so naiv..
Habe 1914 jüngst auf dem Summer Breeze gesehen und da sprach er auch nur davon, dass man jeden russischen Invasoren töten werde – nicht mehr, nicht weniger. Wüsste nicht, was daran kritisch zu kommentieren wäre, zumal Metal.de als Musikseite dazu auch gar nicht verpflichtet ist und solche Aussagen durchaus unkommentiert lassen kann, wodurch sich jeder sein eigenes Bild von den Aussagen machen kann.
Okey, diese Abgrenzung machen sie auf Fb nicht.
Hin und wieder wird von den Invaders gesprochen..
Von den Videos, Fotos etc. mal abgesehen…
Wobei es sich aus dem heimischen deutschen Sessel oder Computerstuhl auch sehr leicht urteilt. Auf dem Summer Breeze meinte er kurz vor Abschluss auch sinngemäß, dass die Ukrainer nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Europa und dessen Freiheitswerte kämpfen und für mich persönlich ist das „differenziert“ genug für einen Menschen bzw. eine Band, deren Mitglieder im März 2022 komplett aus ihrem Alltag gerissen wurden, weil ein Psychopath meint, er müsse Krieg in ihrem Land spielen.
Übrigens: 1914 wurden vor wenigen Sekunden, was ich zufällig mitbekommen habe, von Facebook gesperrt. Der aktuelle Post, kurz zuvor erschienen, handelte vom ukrainischen „Independence Day“.
Was sagen Drudkh eigentlich dazu, oder NM?
Von Drudkh wird man dazu nicht viel erfahren, weil die noch nie so richtig in die Öffentlichkeit getreten sind, und mit NM habe ich aufgrund NSBM nichts am Hut.
„Wobei es sich aus dem heimischen deutschen Sessel oder Computerstuhl auch sehr leicht urteilt.“ Das ist so. Deswegen soll/kann sich jeder sein eigenes Bild machen..
Konnte deren Fb Page grade eben noch aufrufen..
„Independence, the right to life, the right to exist and our children’s future is what we’re fighting for.
And We will Win! Ukraine will Win and the evil empire will fall!
Happy Independence Day, Ukraine!“
Das hatten sie gepostet, mit historischen Wappen/Motiven von der Ukraine darunter.
Das ist ja wirklich kaum erträgliche Propaganda! Oh wait… ne, doch nicht.
Emotional gesehen, hätte ich sogar Verständnis dafür, wenn man als Bürger eines angegriffenen Landes rhetorisch etwas über’s Ziel hinaus schießt (was der FB-Eintrag nicht impliziert!). IMO sollte man da nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen, auch wenn das heutzutage sehr populär ist. 1914 sind ja bisher nicht durch terroristische Aktivitäten aufgefallen..
Wie gesagt, soll/kann sich jeder sein Bild machen.. müssen sie selbst wissen, wenn sie Videos von beschossen/explodieren Tanks etc. mit lustiger Musik und herben Sprüchen untermalen.. oder Fotos von toten russischen Soldaten mit entsprechenden Textzeilen dazu versehen oder sagen, das das ganze russische Volk an dem Krieg beteiligt sei, allein deshalb, da die Mehrheit des Volkes schweigt. Will das gar nicht bewerten.. Mittlerweile posten sie ja wieder mehr Fotos von Konzerten und Festivals..
Dafür, dass du’s nicht bewerten willst, gibst du aber zumindest erstaunlich viel Senf dazu. Du, ganz ehrlich: Das mit den Videos kann man kritisch sehen, tue ich übrigens auch. Trotzdem: Ich möchte mich nicht in deren Lage versetzen. Und ja, in dieser Situation zu schweigen, wegzuschauen oder womöglich gar zu relativieren, billigt diesen Krieg ebenfalls, auch wenn dir das eventuell nicht schmeckt. Die Geschichte hat oft genug gezeigt, dass Wegschauen, Schweigen und Relativierung das Unheil noch verstärken.
Die Menge meines Senfs steht in keinem Zusammenhang mit einer Bewertung deren Posts. Peace
White Ward haben nen donation link gepostet, für ne Charity Foundation, auch ne gute Möglichkeit die Ukraine zu supporten.
Ich donate ungern, da ich niemandem traue. Alle Menschen schlecht und so.. ihr wisst schon. „Thoughts and prayers“ müssen reichen..
Genau. Hauptsache das Wohnzimmer bleibt warm..
Ach, scheiss auf’s Gas. Ich kaufe mir einfach ’n paar dicke Pullis, Wollsocken und lange Unterhosen. Solche krassen Minus-Temperaturen gibt’s doch in Deutschland gar nicht.
Vielleicht bin ich auch zu skeptisch, dass die Kohle da hin geht, wo sie soll. Um’s Geld an sich geht es mir dabei nicht. Naja, muss ich mich noch mal näher mit beschäftigen..
Außerdem muss der Lüfter im Laptop/PC weniger arbeiten bei Kälte. Das spart ja auch wieder Energie/Geld.. 😀
Das ist natürlich ein Argument. 😉