Paradise Lost
"The Plague Within" live in Hamburg
Konzertbericht
Paradise Lost
Die ohnehin flotte Umbaupause gestaltet sich aufgrund John Carpenter-Soundtracks stilsicher und kurzweilig. Wie auch schon auf den diesjährigen Festival-Shows und dem exklusiven Konzert in Bielefeld im August, wo das gesamte neue Album „The Plague Within“ vorgetragen wurde, wird Stammschlagzeuger Adrian Erlandsson (u.a. AT THE GATES) auch an diesem Abend von dem jungen Waltteri Väyrynen (ebenfalls Live-Mitglied bei Mackintoshs Zweitband VALLENFYRE) vertreten. Kein allzu großes Problem, denn wie sich schon im Laufe des Jahres gezeigt hat, erleben PARADISE LOST auch live mittlerweile wieder einen, zumindest so nicht zu erwartenden, Höhenflug – was insbesondere auch für die Gesangsleistung von Nick Holmes gilt.
Allen Kritiker wird bereits zu Beginn mit „No Hope In Sight“ ein Maulkorb verpasst; die zusätzliche Beschäftigung als Sänger bei BLOODBATH scheint Früchte zu tragen. Mit einem massiven Sound, der sich insbesondere bei druckvollen Nummern wie „Praise Lamented Shade“ bemerkbar macht, gesegnet, präsentieren PARADISE LOST auf dieser Tour vor allem härtere Nummern und lassen nicht minder großartige, aber synthie-lastigere Stücke wie „One Second“ oder „So Much Is Lost“ im Proberaum zurück. Klare Verhältnisse also, wie auch Nick Holmes nach den ersten neuen Songs mit gewohnt britischem Humor untermauert: „If you don’t like the album you’re in for a very shitty evening“. Aber auch das Publikum begegnet dem Quintett mit unterkühltem Humor: Auf die Aussage „We have a new album out“ zuckt Hamburg nicht einmal mit Wimper, sondern verharrt regungslos vor der Bühne, was selbst dem Frontmann ein Lachen abverlangt. Dass sie aber auch anders können, beweisen die Anwesenden bei „Enchantment“, indem sie stimmkräftig unterstützen und Nick Holmes dankend die hohen Töne auslassen kann. Obwohl die Band schon seit geraumer Zeit auf Tour ist und jeden Abend eine neue Bühne ruft, wirkt es, als ob die Herren noch wirklich Spaß an ihrem Schaffen haben. So feuert der sympathische Fünfer wie eine gute geölte Maschine ein Potpourri aus Klassikern und neuem Material ab, wobei sich gerade die neuen Stücke nahezu perfekt neben Unerlässlichem wie „As I Die“ einfügen, insgesamt allerdings auch ein wenig Überhand nehmen: Neben dem schnellsten Stück der Karriere („From Flesh To Bone“) präsentieren PARADISE LOST mit „Beneath Broken Earth“ auch das langsamste – beide vom jüngsten Album, vom dem satte sieben Titel gespielt werden. Zudem schade, aber auch nachvollziehbar, dass die Orchestrierung und der weibliche Gesang bei beispielsweise „Victim Of The Past“ bzw. „Gothic“ lediglich aus der Konserve stammen. Zum Jubiläum von „Gothic“ (1991) und der damit verbundenen Show auf dem Roadburn-Festival im kommenden Jahr darf hier gerne aufgestockt werden. Passend untermalt werden die Songs dagegen von einer stimmungsvollen Lichtshow, die zudem von dem wahrlich prächtigen, gotisch-anmutenden Ambiente des Grünspans getragen wird. In dieser Verfassung konnte man die Band seit einigen Jahren nicht sehen, so dass Hamburg nach eineinhalb Stunden und satten vier Zugaben sichtlich zufrieden ist – und auch sein darf. Amtliche Leistung!
Setlist
- No Hope in Sight
- Widow
- Gothic
- Terminal
- Erased
- Praise Lamented Shade
- Victim of the Past
- Enchantment
- Flesh from Bone
- Beneath Broken Earth
- As I Die
- Requiem
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- Return to the Sun
- Faith Divides Us – Death Unites Us
- An Eternity of Lies
- Say Just Words
Text & Fotos: Richard Mertens
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