Pallbearer Tour 2018
Doom Metal zwischen Vergangenheit und Gegenwart

RUBY THE HATCHET

Genrekenner haben das Quintett aus New Jersey spätestens nach ihrem letzten Album „Planetary Space Child“ auf dem Schirm, denn auf der Platte wird ein sagenhafter Ritt auf der Welle in die Vergangenheit des Metals gefeiert, der sich dabei aber nicht in irgendwelchen Klischees verliert und abgedroschene Pfade bewusst meidet.

Als die Amerikaner um Sängerin Jillian Taylor das ordentlich gefüllte Kesselhaus dann nach einer kurzen Wartezeit betreten, merkt man sofort: da hat jemand Bock! Direkt ab Minute eins räkelt und windet sich Jillian um den Mikrofonständer und weiß dabei nicht nur optisch, sondern vor allem auch stimmlich zu überzeugen. Unterdessen funktioniert Keyboarder Sean Hur (insofern man davon bei einer Hammond-Orgel sprechen kann) sein Instrument zum Turngerät um und spielt scheinbar blind während er sich unter, über oder neben seinem Instrument befindet. Krass!

Thematisch passend scheint sich die Band immer mehr in Ekstase zu spielen, was man nach einer Zeit auch den Gesichtern ansieht. Denn wie schon den ganzen Sommer über im Kesselhaus, die Temperaturen sind wieder einem Fiebertraum ähnelnd hoch. Jillian kommentiert das nur mit „Is it hot in here or is it just you guys?“, die Menge lacht. Hypnotisierende Rhythmen werden von originellen Schlagzeugvariationen begleitet und man fühlt sich selbst als Mittzwanziger in die Anfangstage des Metals zurückversetzt, in denen Bassdrops noch das Herunterfallen von Instrumenten beschrieben. Obwohl das Publikum recht statisch bleibt, erntet die Band zwischen den Songs kräftigen Applaus, vor allem von einigen Oldtimern vor der Bühne, die den Old School Spirit wahrscheinlich noch selbst miterlebt haben. Ein klasse Auftritt des Fünfers, der das Publikum nach knapp unter einer Stunde in die frische Sommerabendluft entlässt.