Paganfest
Paganfest Tour 2008: Eluveitie, Ensiferum, Equilibrium, Korpiklaani, Moonsorrow, Tyr live in Stuttgart und München

Konzertbericht

Billing: Eluveitie, Ensiferum, Equilibrium, Korpiklaani, Kromlek, Moonsorrow und Týr
Konzert vom 2008-04-19 | Backstage München, Rockfabrik Ludwigsburg

Paganfest

Mit MOONSORROW ging es ab 21:45 Uhr wieder deutlich härter und schneller weiter, so dass TÝR ein wenig wie eine Ruhepause zwischen zwei Blöcken wirkten. Das Publikum hatte die Möglichkeit offenkundig genutzt um neue Kraft zu schöpfen und im Becken wogte die Menge wieder vor sich hin, allerdings schien es dort zwischenzeitlich etwas enger geworden zu sein. Auch auf der Bühne gab es wieder unglaublich viel Bewegung, denn still stehen scheint nicht in das Programm von MOONSORROW zu gehören. Würde man den Bandmitgliedern Kilometergeld für die auf der Bühne zurückgelegten Strecken zahlen, würden sich MOONSORROW innerhalb kürzester Zeit reich laufen. Ihre Stimmen erhoben die drei Herren an Gitarren und Bass an dem Mikrofon, das sie gerade vor der Nase hatten und es wurde ausgiebig gepost und gebangt.
Wie eigentlich alle Bands an diesem Abend hatten auch MOONSORROW das heidnische Volk von Anfang bis Ende in der Hand und es erklangen mehrmals MOONSORROW-Sprechchöre während des Konzertes. Die von Sänger Ville als einmalige Chance angekündigte Möglichkeit, dem Keyboarder zum 30. Geburtstag ein Ständchen zu singen, wurde vom Publikum begeistert aufgenommen und es erklang ein über tausendköpfiger Happy-Birthday-Chor, bei dem einem schon fast warm ums Herz werden konnte.
Diese Beschaulichkeit wurde jedoch nicht lange aufrecht-erhalten, da die 45 Minuten Spielzeit sowieso viel zu schnell vergingen und so ging es sofort weiter im Programm. Beim letzten Song holten sich MOONSORROW Sänger Janne von KORPIKLAANI als Verstärkung auf die Bühne und ließen die Menge vor der Bühne noch mal ordentlich das Tanzbein schwingen und lauthals mitgrölen.

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Eigentlich hätte Janne gleich auf der Bühne bleiben können, aber natürlich musste erst die obligatorische Umbau-Erholungs-Pause, die diesmal ein wenig länger dauerte, erfolgen. Schon weil für KORPIKLAANI die bis dahin allgegenwärtige Paganfest-Flagge gegen eine KORPIKLAANI-Flagge ausgetauscht wurde. Bereits während der Umbaupause erklangen KORPIKLAANI Gesänge, die sich in einen beeindruckenden Sprechchor verwandelten, als die Bandmitglieder kurz vor 23 Uhr nach und nach die Bühne betraten.
Ich muss zugeben, dass ich die Begeisterung für diese Band nicht im Geringsten nachvollziehen kann, denn sie wirkten auf mich wie eine platte Spaß-Sauf-Kapelle, bestehend aus in die Jahre gekommenen Herren, die noch mal richtig die Sau raus lassen wollen. Das haben sie dafür wirklich erfolgreich getan, denn im Becken vor der Bühne ging es richtig heiß zu. Der gesamte untere Bereich war in Bewegung und es wurde nicht nur ausgiebig getanzt sondern auch ordentlich mitgegrölt. Die während des Konzertes immer wieder erschallenden Beer-Beer-Sprechchöre verdeutlichten zudem, dass es hier wirklich in erster Linie um Spaß geht, den anscheinend nicht nur das Publikum sondern auch die Band hatte.
KORPIKLAANI war der Reaktion des Publikums nach der eigentliche Hauptact des Abends, der von Anfang bis Ende gefeiert wurde, bei dem es kein Stillstehen gab und nach dessen Auftritt der ein oder andere das Paganfest für beendet ansah und das Werk verließ.
Auf das ersehnte „Beer Beer“ musste die durstige Menge aber bis zur Zugabe warten und auch da wurde nur die erste Reihe mit Bier von der Bühne beglückt, wobei man sich über diese Wortwahl streiten kann. Zum einen empfinden es sicher nur hart gesottene Fans als angenehm, mit Bier bespuckt zu werden, ganz zu Schweigen davon, dass man dieses Vorgehen als Alkoholverschwendung ansehen könnte. Zum anderen handelte es sich bei den von Sänger Jonne ins Publikum gereichten Flaschen um Becks, welches in Bayern nur von einer Minderheit als Bier angesehen wird. Aber an diesem Abend störte sich sowieso niemand an irgendwas und so wurde die Band während der Zugabe „Beer Beer“ noch mal ausgiebig gefeiert bis KORPIKLAANI gegen 23:45 Uhr die Bühne räumten.

Paganfest

Nach ELUVEITIE gestaltet sich die Bandabfolge exakt so, wie am Samstag darauf in München.

MOONSORROW brauchen im Pagan Genre auch schon lange keine Einleitungsrede mehr, immerhin sind die Alben der letzten Jahre sind international regelmäßig für Höchstwertungen gut gewesen. Mich persönlich konnte diese Begeisterung aber bisher nicht anstecken. Klar, das was MOONSORROW musikalisch auf die Platte zaubern, ist zutiefst durchdacht und immer äußerst episch aufgebaut, einen wirklichen Zugang konnte ich aber nie finden. Und auch live war ich bis zu diesem Zeitpunkt immer nur mäßig überzeugt gewesen, zu sehr krankte es mir an der Umsetzung der teils überlangen Werke.

Vielleicht war es deshalb ganz gut, dass ich mit recht geringen Erwartungen dem Auftritt entgegen sah, denn während der gut dreiviertel stündigen Show wurde auch ich erstmals von der Energie der Finenn gepackt. Klar, Ville Sorvali steht absolut im Mittelpunkt der Bühnenpräsenz des stets Blut bepinselten Fünfers. Ein bischen niedlich sieht der etwas füllige Sänger zwar aus, dieser Eindruck verschwindet aber spätestens bei den ersten Headbang-Attacken und Schreien ins Mikrofon. Auch der Rest der Musiker versteckt sich keinesfalls still hinter ihren Mikrofonen: Insbesondere Live-Gitarrist Janne Perttilä scheint sich geradezu in einem Wettkampf mit sich selbst um die schrägste Grimasse zu befinden und geifert immer wieder aufpeitschend in Richtung Publikum, ebenso wie Kollege Mitja Harvilahti, der oft den Weg in die Mitte der Bühne sucht.

Musikalisch wird ein sehr knackiges Set aufgeboten, das sogar von einer kompletten Version von „Jotunheim“ abgerundet wird. Dass das ankommt, merkt man spätestens an der lautstarken Unterstützung aus dem Publikum, alle Flötenhasser scheinen ebenfalls wieder nach vorne zurück gekehrt zu sein.

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Danach dann erstmal wieder Umbaupause. Die werden aber im Großen und Ganzen relativ kurz gehalten, man merkt, dass insbesondere die Roadie-Truppe mittlerweile äußerst gut aufeinander eingespielt ist und Instrumente sowie kleinere Bühnendekorationsstücke absolut flüssig austauscht. Das Elchgeweih am Mikro zeigt es schon, jetzt ist KORPIKLAANI-Zeit. Der „Klan des Waldes“ hat absolut keine Schwierigkeiten, trotz der unterschiedlichen musikalischen Stimmung, an die hervorragende Stimmung von MOONSORROW anzuknüpfen, ganz im Gegenteil: Von der erste Minute an geht es im Zuschauerbereich wild her, die Menschen pfeffern sich nur so tanzend durch die Gegend, unterstützt von den treibenden Folk-Rhythmen der zweiten, finnischen Band des Abends.

Die Discography wird munter rauf und runter gespielt, mehr als „Wooden Pints“, „Cottages and Saunas“ oder ein „Journey Man“ braucht es nicht, um die Rockfabrik in ein kochendes Waldfest zu verwandeln. Bis auf den Fidler, der immer wieder etwas geblendet zum Scheinwerferlicht aufschaut und erst zum Ende hin etwas auftaut, zeigt sich die gesamte Band angetan von der sehr positiven Reaktion des Publikums und legt ebenfalls ordentlich los. Ein pures Feuerwerk an guter Laune, bei dem der ein oder andere auf der Bühne auch das deutsche Rauchverbot vergisst. Eine gute Stunde versinkt die Rockfabrik in diesem fast schon tranceartigen Zustand, bevor „Happy Boozer“ und „Beer, Beer“ der Sache den Abschluss geben. Mal sehen, ob aus dem Versprechen „nun jedes Jahr zu kommen“ auch etwas wird, freuen würde ich mich.

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01.05.2008

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